DER GEIST VON LAMB HOUSE - Autoren und Romane
DER GEIST VON LAMB HOUSE
Autoren und Romane
Autoren und Romane
Das Lamb House steht in der beschaulichen kleinen Stadt Rye, in der Grafschaft East Essex, nahe des Kanals Dover/Calais. Rye, und ganz besonders Lamb House, genießen eine nicht unerhebliche Bedeutung in der literarischen Welt. Der berühmteste Bewohner des Hauses war der Schriftsteller Henry James.
Es gab noch weitere Autoren, die sich in diesem Haus, sowie in dessen Umfeld, also in Rye, niederließen. Heute ist Lamb House ein Museum, das hauptsächlich James gewidmet ist. So ist denn auch der wahre Geist des Hauses literarischer Natur.
NUR EIN WENIG GESCHICHTE
Ganz so stimmt es nicht. Im Jahre 1723 ließ James Lamb, der Bürgermeister des Ortes Rye, damals noch eine wichtige Hafenstadt, dieses Haus als seinen Wohnsitz erbauen. Bis heute sind dem Haus nur wenige Änderungen widerfahren, sodass man in den Genuss der originalen Architektur kommt.
Über James Lamb und seine Familie ist wenig zu erkunden, weshalb es leicht fällt, dort etwas hinein zu dichten. Toby Lamb jedoch hat gelebt, war zum Ende des 18. Jahrhunderts ebenfalls Bürgermeister der Stadt. Seine Jugenderlebnisse, die schliesslich zu einer Art Fluch des Hauses im Roman werden, sind jedoch fiktiv (vielleicht).
Lamb House kann sich rühmen, auch einmal den König Englands beherbergt zu haben. George I. (1660-1727) suchte 1726 nach der Landung in England, er war eigentlich Deutscher und war sozusagen nur zu "Besuch", während eines Sturms eine Unterkunft. So wurde Lamb House für drei Tage die Residenz des Königs. Der Besuch muss ein wenig problematisch gewesen sein, denn George konnte kaum Englisch und die Lambs wiederum kein Deutsch. Dennoch wurde der König sogar Taufpate, denn die Frau des Hauses gebar in der ersten Nacht des Aufenthalts ein Kind, einen Jungen, der natürlich auf den Namen George getauft wurde.
Die Lamb Familie "herrschte" rund 150 Jahre über Rye. Um 1860 etwa musste sie das Haus jedoch verkaufen. Zunächst stand es dann für mehrere Jahrzehnte leer, bis 1898 der berühmte Schriftsteller Henry James das Haus kaufte.
EIN HAUS DER LITERATUR
Henry James (1843-1916) war vernarrt in das Haus und besonders in den Garten. Da James sehr häufig Besuch von Kollegen oder Verlegern empfing, wurde Rye und ganz besonders Lamb House recht schnell ein beliebter Aufenthaltsort für wichtige Menschen aus ganz Europa, die mit Literatur zu tun hatten.
Zu jener Zeit, da er in Lamb House einzog, schrieb er sein bekanntestes Werk TURN OF THE SCREW (Drehung der Schraube vielen ist wohl am ehesten die grossartige Verfilmung THE INNOCENTS/SCHLOSS DES SCHRECKENS 1961 mit Deborah Kerr bekannt). James verliess das Haus nur noch für einige Reisen und wohnte bis zu seinem Tode in Lamb House. Zu seinen Gästen, die er im Laufe der Jahre empfing, zählten u.a. H.G. Wells, Rudyard Kipling, Edith Wharton und natürlich sein Bruder, William James.
Als er 1916 starb, blieb das Haus zwar im Besitz der Familie, doch es wurde vermietet an die Schriftsteller Arthur Christopher Benson (1862-1925) und Edward Frederic Benson (1867-1940). Edward war ein bekannter Schreiber von Horror-Romanen. In seiner Drama-Buchreihe MAPP AND LUCIA finden sich Lamb House und dessen Garten wieder, beides faszinierte wie vorher James auch ihn. Der Garten hat es im Übrigen allen Bewohnern besonders angetan.
Zu jener Zeit lebte in Rye auch Conrad Aiken (1889-1973) mit seiner Familie. 1924 wurde Joan Aiken (1924-2004) in Rye geboren. E.F. Benson indes wurde später Bürgermeister des Ortes. Er zog dann in ein anderes Domizil.
Danach wechselten die Mieter häufiger. So wohnte der Verleger und Maler Brian Caldwell Cook Batsford (1919-1991) dort, der Autor John Senior (1923-1999) und auch die Schriftstellerin Margaret Rumer Godden (1907-1998) für 7 Jahre. Sie alle hinterliessen Spuren in dem Haus, die heute von dem Museum, das Lamb House ist, gepflegt werden.
1950 wurde Lamb House an die National Trust verkauft, die nach und nach eben dieses Museum daraus entstehen liess.
THE HAUNTING OF LAMB HOUSE
So kann man kaum ahnen, was Realität und was Fiktion ist, denn wer kann schon wissen, was sie dort gefunden hat. Die Personen haben gelebt und einige Begebenheiten, zumindest was Henry James und E.F. Benson angeht, sind belegt. Joan Aiken geht bei diesen Beiden sogar noch etwas weiter:
Im ersten Kapitel begegnen wir Toby Lamb, der im Jahre 1779 eine Geschichte nieder schreibt, die sich vor mehr als 50 Jahren ereignete. Toby war ein Junge, der mit einer Behinderung zur Welt kam. Er liebte geradezu abgöttisch seine ältere Schwester Alice, die ihn als Einzige so akzeptierte wie er war. Doch dann musste sie Lamb House verlassen, da sie zu einer anderen Familie gegeben wurde, die reicher und gesellschaftlich höher stehend war. Zunächst litt er unter dieser Trennung, doch dann lernte er Hugo kennen, einen kränklichen Jungen, der zur Genesung aus Indien in die Heimat nach Rye zurückgekehrt war. Die Beiden schlossen Blutsbrüderschaft und die innige Freundschaft half ihnen, sich körperlich und seelisch aufzurichten.
Eines Tages sah Toby einen seltsamen Mann im Garten von Lamb House. Jener tauchte aus dem Nichts auf und verschwand auch dorthin wieder. Das Hausmädchen erzählte ihm die Geschichte von einem zurückgewiesenen Liebhaber, der vor langer Zeit hier starb.
Nach vielen Jahren kehrte Alice zurück, doch Toby und sie waren einander fremd geworden. Zudem hatte Alice sich charakterlich verändert. Hugo und Alice verliebten sich ineinander, was einen Knacks in der Freundschaft der Jungen hervor rief. Als Toby einige Geheimnisse Hugos an Alice weiter gab, kam es zum Bruch. Und während Hugo weg zog, wählte Alice den Freitod. All das hat Toby mehr als 50 Jahre später aufgeschrieben. Er versteckt das Manuskript, indem er es einmauert.
Im zweiten Kapitel nun begegnen wir Henry James, der 1898 Lamb House kauft. Als er eines Tages von einer Reise zurückkehrt, berichtet man ihm, dass in einem Zimmer ein Stück Mauer heraus gebrochen sei und man dahinter ein Manuskript gefunden hat. Zunächst liest er es nicht. Dann aber geht er die Aufzeichnungen Tobys durch. Toby hatte es gern veröffentlichen wollen, sich aber nicht getraut. Was soll Henry nun tun?
Sein Bruder William rät ihm, das Manuskript ohne Bearbeitung zur Veröffentlichung frei zu geben. Henry lässt es ruhen. Doch der Gedanke an Tobys Geschichte lässt ihn nicht mehr los. Hin und her gerissen entschliesst er sich dann, diese Story für einen Roman zu dramatisieren. Die Besessenheit, die sich seiner bemächtigt, lässt ihn sogar die Theorie entwickeln, dass er selbst jener Geist gewesen sein könnte, der im Garten dem jungen Toby Lamb erschienen ist. Als er den Roman fertig geschrieben hat, kommen ihm erneut Zweifel. Am Ende vernichtet er sein Manuskript wieder und versteckt jenes von Toby.
In einem kurzen dritten Kapitel berichtet E.F. Benson über seine Begegnung mit dem Geist von Henry James, der noch immer voller Zweifel ist, ob er bezüglich der Geschichte Tobys richtig gehandelt hat. Da James selbst vergessen hat, wo er das Manuskript versteckt hat, ist es müssig darüber nachzudenken. Benson erklärt, dass Toby den Plan einer Veröffentlichung aufgegeben hat, worauf James seine Erlösung findet. Das Manuskript bleibt verschwunden.
Wahrheit und Fiktion sind so glaubhaft verwoben, dass man die Existenz von Tobys Manuskript für bare Münze nehmen kann. Und wenn dieses geschehen ist, dann ergibt die ganze Geschichte auch einen tieferen Sinn. Am Ende erklärt sich nicht, wer der Geist im Garten nun war, fast möchte man den Gedanken von Henry James Glauben schenken. Er fühlt sich irgendwann mit Toby verbunden und könnte tatsächlich dessen Nähe gesucht haben.
Joan Aiken erzählt uns hier nicht die Geschichte eines ruhelosen menschlichen Geistes, der in dem Haus umher geht. Der Verfluchte ist in diesem Fall das Manuskript, welches das Bewusstsein von Henry James verändert und E.F. Benson ein grauenvolles Ereignes beschert.
Der Roman ist ein kleines, leider etwas vergessenes Juwel, mit einem sehr intelligenten Plot und einer sehr subtilen Art Gänsehaut zu erzeugen.
LIONS AT LAMB HOUSE
Ein weiteres Buch um das Lamb House ist ein fiktiver Roman nach der klassischen Frage "Was wäre, wenn..." Der amerikanische Schriftsteller Edwin M. Yoder, jr. veröffentlichte 2007 LIONS AT LAMB HOUSE. In ihm geht es um einen (in der Realität nicht stattgefundenen) Besuch von Sigmund Freud bei Henry James im Jahre 1908.
Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht des (fiktiven) Horace Briscoe, der im Sommer 1908 bei James im Lamb House wohnt. Er ist ein Literaturstudent, der seine Abschlussarbeit über Henry James machen will. Er wird Zeuge langer Diskussionen zwischen dem Literaten und dem Analytiker.
Der Roman ist bisher nicht in Deutschland erschienen, ich habe ihn leider auch nicht lesen können. Die Rezensionen zu diesem Roman sind beinahe durchweg positiv. Vermutlich ist der Text aufgrund der vielen analytischen Diskussion sehr kompliziert. Ich würde mir deshalb eine Übersetzung doch sehr wünschen.
Lamb House Website bei National Trust
NUR EIN WENIG GESCHICHTE
Sämtliche Figuren und Begebenheiten dieser Geschichten beruhen auf Tatsachen, natürlich bis auf die Gespenster und Geistererscheinungen, die, wie auch Toby Lambs Geschichte, frei erfunden sind.
(Aus dem Vorwort von Joan Aiken)
Ganz so stimmt es nicht. Im Jahre 1723 ließ James Lamb, der Bürgermeister des Ortes Rye, damals noch eine wichtige Hafenstadt, dieses Haus als seinen Wohnsitz erbauen. Bis heute sind dem Haus nur wenige Änderungen widerfahren, sodass man in den Genuss der originalen Architektur kommt.
Über James Lamb und seine Familie ist wenig zu erkunden, weshalb es leicht fällt, dort etwas hinein zu dichten. Toby Lamb jedoch hat gelebt, war zum Ende des 18. Jahrhunderts ebenfalls Bürgermeister der Stadt. Seine Jugenderlebnisse, die schliesslich zu einer Art Fluch des Hauses im Roman werden, sind jedoch fiktiv (vielleicht).
Lamb House kann sich rühmen, auch einmal den König Englands beherbergt zu haben. George I. (1660-1727) suchte 1726 nach der Landung in England, er war eigentlich Deutscher und war sozusagen nur zu "Besuch", während eines Sturms eine Unterkunft. So wurde Lamb House für drei Tage die Residenz des Königs. Der Besuch muss ein wenig problematisch gewesen sein, denn George konnte kaum Englisch und die Lambs wiederum kein Deutsch. Dennoch wurde der König sogar Taufpate, denn die Frau des Hauses gebar in der ersten Nacht des Aufenthalts ein Kind, einen Jungen, der natürlich auf den Namen George getauft wurde.
Die Lamb Familie "herrschte" rund 150 Jahre über Rye. Um 1860 etwa musste sie das Haus jedoch verkaufen. Zunächst stand es dann für mehrere Jahrzehnte leer, bis 1898 der berühmte Schriftsteller Henry James das Haus kaufte.
EIN HAUS DER LITERATUR
Henry James (1843-1916) war vernarrt in das Haus und besonders in den Garten. Da James sehr häufig Besuch von Kollegen oder Verlegern empfing, wurde Rye und ganz besonders Lamb House recht schnell ein beliebter Aufenthaltsort für wichtige Menschen aus ganz Europa, die mit Literatur zu tun hatten.
Zu jener Zeit, da er in Lamb House einzog, schrieb er sein bekanntestes Werk TURN OF THE SCREW (Drehung der Schraube vielen ist wohl am ehesten die grossartige Verfilmung THE INNOCENTS/SCHLOSS DES SCHRECKENS 1961 mit Deborah Kerr bekannt). James verliess das Haus nur noch für einige Reisen und wohnte bis zu seinem Tode in Lamb House. Zu seinen Gästen, die er im Laufe der Jahre empfing, zählten u.a. H.G. Wells, Rudyard Kipling, Edith Wharton und natürlich sein Bruder, William James.
Als er 1916 starb, blieb das Haus zwar im Besitz der Familie, doch es wurde vermietet an die Schriftsteller Arthur Christopher Benson (1862-1925) und Edward Frederic Benson (1867-1940). Edward war ein bekannter Schreiber von Horror-Romanen. In seiner Drama-Buchreihe MAPP AND LUCIA finden sich Lamb House und dessen Garten wieder, beides faszinierte wie vorher James auch ihn. Der Garten hat es im Übrigen allen Bewohnern besonders angetan.
Zu jener Zeit lebte in Rye auch Conrad Aiken (1889-1973) mit seiner Familie. 1924 wurde Joan Aiken (1924-2004) in Rye geboren. E.F. Benson indes wurde später Bürgermeister des Ortes. Er zog dann in ein anderes Domizil.
Danach wechselten die Mieter häufiger. So wohnte der Verleger und Maler Brian Caldwell Cook Batsford (1919-1991) dort, der Autor John Senior (1923-1999) und auch die Schriftstellerin Margaret Rumer Godden (1907-1998) für 7 Jahre. Sie alle hinterliessen Spuren in dem Haus, die heute von dem Museum, das Lamb House ist, gepflegt werden.
1950 wurde Lamb House an die National Trust verkauft, die nach und nach eben dieses Museum daraus entstehen liess.
THE HAUNTING OF LAMB HOUSE
Besonderen Dank schulde ich Mr. und Mrs. Martin, die mir freundlicherweise gestatteten, in den Dachkammern und Kellerräumen, in Ecken und Winkeln von Lamb House herumzustöbern.
(Aus dem Vorwort von Joan Aiken)
So kann man kaum ahnen, was Realität und was Fiktion ist, denn wer kann schon wissen, was sie dort gefunden hat. Die Personen haben gelebt und einige Begebenheiten, zumindest was Henry James und E.F. Benson angeht, sind belegt. Joan Aiken geht bei diesen Beiden sogar noch etwas weiter:
(Aus dem Vorwort von Joan Aiken)
Im ersten Kapitel begegnen wir Toby Lamb, der im Jahre 1779 eine Geschichte nieder schreibt, die sich vor mehr als 50 Jahren ereignete. Toby war ein Junge, der mit einer Behinderung zur Welt kam. Er liebte geradezu abgöttisch seine ältere Schwester Alice, die ihn als Einzige so akzeptierte wie er war. Doch dann musste sie Lamb House verlassen, da sie zu einer anderen Familie gegeben wurde, die reicher und gesellschaftlich höher stehend war. Zunächst litt er unter dieser Trennung, doch dann lernte er Hugo kennen, einen kränklichen Jungen, der zur Genesung aus Indien in die Heimat nach Rye zurückgekehrt war. Die Beiden schlossen Blutsbrüderschaft und die innige Freundschaft half ihnen, sich körperlich und seelisch aufzurichten.
Eines Tages sah Toby einen seltsamen Mann im Garten von Lamb House. Jener tauchte aus dem Nichts auf und verschwand auch dorthin wieder. Das Hausmädchen erzählte ihm die Geschichte von einem zurückgewiesenen Liebhaber, der vor langer Zeit hier starb.
Nach vielen Jahren kehrte Alice zurück, doch Toby und sie waren einander fremd geworden. Zudem hatte Alice sich charakterlich verändert. Hugo und Alice verliebten sich ineinander, was einen Knacks in der Freundschaft der Jungen hervor rief. Als Toby einige Geheimnisse Hugos an Alice weiter gab, kam es zum Bruch. Und während Hugo weg zog, wählte Alice den Freitod. All das hat Toby mehr als 50 Jahre später aufgeschrieben. Er versteckt das Manuskript, indem er es einmauert.
Im zweiten Kapitel nun begegnen wir Henry James, der 1898 Lamb House kauft. Als er eines Tages von einer Reise zurückkehrt, berichtet man ihm, dass in einem Zimmer ein Stück Mauer heraus gebrochen sei und man dahinter ein Manuskript gefunden hat. Zunächst liest er es nicht. Dann aber geht er die Aufzeichnungen Tobys durch. Toby hatte es gern veröffentlichen wollen, sich aber nicht getraut. Was soll Henry nun tun?
Sein Bruder William rät ihm, das Manuskript ohne Bearbeitung zur Veröffentlichung frei zu geben. Henry lässt es ruhen. Doch der Gedanke an Tobys Geschichte lässt ihn nicht mehr los. Hin und her gerissen entschliesst er sich dann, diese Story für einen Roman zu dramatisieren. Die Besessenheit, die sich seiner bemächtigt, lässt ihn sogar die Theorie entwickeln, dass er selbst jener Geist gewesen sein könnte, der im Garten dem jungen Toby Lamb erschienen ist. Als er den Roman fertig geschrieben hat, kommen ihm erneut Zweifel. Am Ende vernichtet er sein Manuskript wieder und versteckt jenes von Toby.
In einem kurzen dritten Kapitel berichtet E.F. Benson über seine Begegnung mit dem Geist von Henry James, der noch immer voller Zweifel ist, ob er bezüglich der Geschichte Tobys richtig gehandelt hat. Da James selbst vergessen hat, wo er das Manuskript versteckt hat, ist es müssig darüber nachzudenken. Benson erklärt, dass Toby den Plan einer Veröffentlichung aufgegeben hat, worauf James seine Erlösung findet. Das Manuskript bleibt verschwunden.
Wahrheit und Fiktion sind so glaubhaft verwoben, dass man die Existenz von Tobys Manuskript für bare Münze nehmen kann. Und wenn dieses geschehen ist, dann ergibt die ganze Geschichte auch einen tieferen Sinn. Am Ende erklärt sich nicht, wer der Geist im Garten nun war, fast möchte man den Gedanken von Henry James Glauben schenken. Er fühlt sich irgendwann mit Toby verbunden und könnte tatsächlich dessen Nähe gesucht haben.
Joan Aiken erzählt uns hier nicht die Geschichte eines ruhelosen menschlichen Geistes, der in dem Haus umher geht. Der Verfluchte ist in diesem Fall das Manuskript, welches das Bewusstsein von Henry James verändert und E.F. Benson ein grauenvolles Ereignes beschert.
Der Roman ist ein kleines, leider etwas vergessenes Juwel, mit einem sehr intelligenten Plot und einer sehr subtilen Art Gänsehaut zu erzeugen.
LIONS AT LAMB HOUSE
Ein weiteres Buch um das Lamb House ist ein fiktiver Roman nach der klassischen Frage "Was wäre, wenn..." Der amerikanische Schriftsteller Edwin M. Yoder, jr. veröffentlichte 2007 LIONS AT LAMB HOUSE. In ihm geht es um einen (in der Realität nicht stattgefundenen) Besuch von Sigmund Freud bei Henry James im Jahre 1908.
Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht des (fiktiven) Horace Briscoe, der im Sommer 1908 bei James im Lamb House wohnt. Er ist ein Literaturstudent, der seine Abschlussarbeit über Henry James machen will. Er wird Zeuge langer Diskussionen zwischen dem Literaten und dem Analytiker.
Der Roman ist bisher nicht in Deutschland erschienen, ich habe ihn leider auch nicht lesen können. Die Rezensionen zu diesem Roman sind beinahe durchweg positiv. Vermutlich ist der Text aufgrund der vielen analytischen Diskussion sehr kompliziert. Ich würde mir deshalb eine Übersetzung doch sehr wünschen.
Lamb House Website bei National Trust