Ein Klassiker - neu belebt - Meister der Angst - Jack the Ripper
Ein Klassiker - neu belebt
Meister der Angst - Jack the Ripper
Sie hoffen dadurch ihrem jämmerlichen Dasein von Hunger und Not zu entkommen. Leider geraten sie an den Falschen. Ein unheimlicher Mörder rückt nachts aus und tötet die Huren. Dahinter steckt eine politische Verschwörung.
Der Fall Jack the Ripper einmal von einer ganz anderen Warte aus gesehen. Entgegen der Historie gibt es hier eine Aufklärung, zumindest eine interne, die aus Polizeikreisen jedoch nicht an die Öffentlichkeit drängt. Dabei ist der Hörer stets auf dem Laufenden. Keine Minute wird ein Hehl aus den Mormotiven und dem Mörder gemacht. Das mildert die Spannung jedoch in keinster Weise. Man will wissen wie es ausgeht, da man weiß, dass am Ende alles anders sein wird, als im wahren Fall.
Funktioniert hat hier auch sehr gut die Umsetzung. Eine unglaublich dichte Atmosphäre prägt das Hörspiel von Anfang an. Dazu kommt eine bis ins kleinste Detail schlüssige und spannende Story, die alle Erwartungen erfüllt, wenn nicht sogar übertrifft. Wundern tut das nicht, da hier keine selbsternannten Profis, sondern wahre Künstler am Werk waren. Die Gruppe der Medienbühne Hamburg versteht es, wie ein Hörspiel dramaturgisch funktioniert. U.a. inszenierten sie Michaels Ende´s Stoff "Der Spiegel im Spiegel".
Frank Glaubrecht hat die Hauptrolle als ermittelnder Inspektor Abberline inne, der jedoch von Anfang an auf verlorenen Posten steht. Helmut Krauss mimt den wahnsinnigen Mörder William Gull und macht dies außerordendlich gut. Gordon Piedesack spielt einen zwielichtigen Polieipräsidenten und als Prostituierte brillieren u.a. Katja Brügger und Kerstin Draeger. Weitere Parts werden von Urgesteinen wie Konrad Halver, Henry König und Rüdiger Schulzki gesprochen. Patrick Bach spricht einen armen Jüngling in verzweifelter Lage. Man sieht also, die Besetzung lässt keine Wünsche offen.
Die Szenenumgebung wurde recht effektvoll umgesetzt. Alle Geräusche untermalen die Atmophäre: Hufschläge der Pferde, knarrende Wagenräder auf Kopftsienpflaster und vieles mehr. Dazu spürt man regelrecht die Schausplätze: verwitterte Mietshäuser, verräucherte Pubs und ein alter Obduktionsaal.
Die musikalische Ausstattung ist zart bis hauchdünn, was aber sehr passend ist. Die Musik fehlt nicht, sie ist nur sehr unterschwellig vorhanden. Der Fokus liegt auf der Geschichte, wie es sich gehört, nicht auf den Rausch der Töne.
Das Cover ist mehr als gelungen. Das gefällt mir wirklich einmal. Mit Nils Becker hatte man da ebenfalls einen Fachmann zur Hand.
Fazit:
Es gibt sie noch - die Leute, die etwas von Hörspielen verstehen. Weiter so. Das ist genau nach meinem Geschmack und wirklich fernab vom Mainstream. Ein Klassiker neu belebt, der auch in dieser Form ein Klassiker sein wird.
Jack the Ripper