Ein Alptraum in sechs Teilen - Europas "Nightmare on Elm Street"-Hörspiele
Ein Alptraum in sechs Teilen
Europas "Nightmare On Elm Street"-Hörspiele
Europas "Nightmare On Elm Street"-Hörspiele
Der erste Film erschien 1984, und insgesamt hatte die Reihe 7 Filme hervorgebracht. Der Erfolg musste auch Heikedine Körting in Hamburg beeindruckt haben. Sie startete 1990 eine Nightmare-Hörspielserie. Und Hörspiele machen das kann die Dame ja.
Und dann machte man sich an die Arbeit. Trotz schlechter Erfahrungen mit der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften, wollte man eine neue Horrorserie aus der Taufe heben. Denn es gab zwei gute Gründe, die dafür sprachen. Das war zu einem der Bedarf des Publikums nach solchen Geschichten, und zum Anderen war es nun so, dass seit Jahren auf diesem Sektor nichts mehr gelaufen war in Sachen Hörspiel.
Und dennoch sollte es gerade der Jugendschutz sein, der auch der Nightmare-Serie zum Verhängnis wurde.
Folge 1 trug den Titel Nächte der Angst, und inhaltlich hat man hier die Anfänge und den ersten Nightmare-Film aufgegriffen. Als Sprecher fungierten hier Dorette Hugo, Sascha Draeger und Simon Jäger. Sie sprachen die Teenies. Weitere Rollen wurden von Wolfgang Draeger und Horst Naumann sowie Beate Hasenau ausgefüllt. Allesamt Hörspielveteranen. Den Erzähler gab der durch Larry Brent und Macabros sehr bekannte Günther König. Offenbar erinnerte man sich an seine Paradeleistungen bei den Hörspielen aus den 80er Jahren und besetzte ihn wieder als Erzähler. Obwohl er nur selten zum Einsatz kommt, leben die Hörspiele besonders durch ihn, da er durch seine Passagen die meiste Atmosphäre schafft. Das gilt dann auch für die Folgen 2-6.
Das Manuskript schrieb für alle Folgen André Minninger. Er ist noch heute Hausautor bei EUROPA und u.a. für die Drei ??? zuständig.
Die Fortsetzung lief unter dem Titel Die Traumfalle und behandelt immer noch den ersten Freddy-Film. Auch die Sprecher sind hier zum Großteil die Gleichen wie in Folge 1. Allerdings passiert hier nichts wirklich Schlimmes mehr, da die grausigen Morde in Folge 1 abgehandelt werden.
Wieder ist Günther König der Erzähler, und wieder hat er nur wenig Text. Jedenfalls ist es relativ wenig, wenn man bedenkt, wie viel Text er bei Larry Brent und Macabros zu lesen hatte.
Eine Sequenz im Hörspiel beschreibt eine Szene, in der ein Junge vor dem Fernseher seine Lieblingssendung schaut. Passend dazu wird im Hintergrund das Finale der Edgar-Wallace-Hörspielfolge Das Gasthaus an der Themse gespielt. Ein netter Gag.
Im dritten Teil wird dann der zweite Freddy-Film aufgegriffen. Sie heißt dann auch bezeichnenderweise Freddy´s Rache. Neben Günther König und Reent Reins sprechen Jürgen Thormann, Christian Stark, Michael Harck und Jens Wawrczeck.
Daran knüpft dann der vierte Teil Party des Schreckens an. Diese Folge schließt den zweiten Film wieder ab, bleibt insgesamt aber etwas oberflächlicher als Teil 1 und 2.
Es fehlen irgendwie einige Erklärungen, die das Ganze etwas schlüssiger gemacht hätten.
Die Folgen 5 Freddy Krüger lebt und 6 Die Kralle des Bösen, reißen den dritten Film nur an und führen ihn bedauerlicherweise nicht zu Ende.
Doch auch hier tolle Gastsprecher: Oliver Rohrbeck, Andreas Fröhlich, Andreas von der Meden und einige Andere.
Insgesamt kann man von einem gelungenen Versuch reden, eine Filmserie umzusetzen. Es sind zum Teil wirklich Original-Filmszenen in den Hörspielen vertreten. Und soweit ich das mitbekommen habe, sind diese recht nahe an den Filmen angelehnt.
Die Sprecher sind das große Highlight, weil hier noch einmal alle Größen von EUROPA zusammenkommen, die bereits in den 80er Jahren die Hörspiele dieses Labels prägten.
Die Serie markierte aber auch den Aufbruch in eine neue Zeit bei EUROPA. Hörspiele werden in Zukunft rarer und nur noch für Jugendliche produziert. Serien wie Die drei ??? und TKKG, oder Bob, der Baumeister für die ganz Kleinen, sollten das Aushängeschild für die Marke werden.
Denn mit Nightmare on Elm Street verzettelte sich EUROPA vollends in Sachen Jugendschutz. Als die Nightmare-Hörspiele in den Läden auslagen, rannten besorgte Eltern zu den Verkäufern und beschwerten sich darüber, dass derart brutale Hörspielinhalte den Kindern dargeboten werden. Es wurden viele Briefe an EUROPA geschrieben. Das Label fürchtete um seinen guten Ruf als Jugendmarke und sah deshalb von einer Fortsetzung des Horrorwesens Freddy Krüger ab. Und das obwohl man durchaus eine Fortsetzung geplant hatte.
Erst neun Jahre später gab es dann wieder Horrorhörspiele bei EUROPA. Die Klassikerreihe von H.G. Francis wurde neu aufgelegt. Später kamen Larry Brent und Co. dazu. Es war der Neubeginn des Hörspielbooms.
Es waren sehr Hörspielarme neun Jahre, aber das Warten hatte sich gelohnt. Auch wenn Freddy Krüger von einer Neuauflage bisher unbeachtet blieb.
Ich habe die Hörspiele gehört, bevor ich mir einen Freddy Krüger-Film angesehen habe. Und ich habe auch nur einen Freddy-Film gesehen. Insgesamt finde ich die Hörspiele dann wirklich besser als den gesehenen Film. Aber das soll nichts heißen, denn ich ziehe ein gutes Hörspiel einem Film immer vor, wenn ich die Wahl habe.
Die Musik, die in den Hörspielen verwendet wurde war übrigens ein Mix aus alten bekannten EUROPA-Melodien, die zum Beispiel aus Larry Brent oder anderen Serien stammen, und aus neuen Klängen, die den Tönen in den Filmen zum Teil sehr ähnlich waren.
Auch das berühmte Freddy-Lied kommt hier mehrmals zum Tragen.
Die sechs Folgen von EUROPA von A Nightmare on Elm Street: