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Schönes für den Gabentisch - Ein optischer Hörgenuss

Schönes für den GabentischEin optischer Hörgenuss

Was für ein Genuss ... Man schiebt die CD rein - und versinkt.
 
Seit einem knappen Jahr wussten wir bereits von den Plänen des Hörbildverlages in Kassel, die Geschichte "Die Automate" von E.T.A. Hoffmann zu produzieren, und wir haben es im Adventskalender 2008 auch bereits vorgestellt. Dass ich es unseren Lesern jetzt wieder "unterschiebe" hat einen ebenso einfachen wie begeisternden Grund: Es ist erschienen!
 
Und auch wenn es um jeden Tag schade ist, den man warten musste, gibt es zweifelsohne keine bessere Gelegenheit die Produktion vorzustellen als zu der Zeit, in der man ein besonderes Geschenk braucht. Und in der Tat ist "Die Automate" eine außergewöhnliche Besonderheit.

Mit der Produktion setzt der Hörbildverlag sein Konzept konsequent weiter fort, eine Verbindung von Hör- und Bilderbuch zu schaffen, wie ja bereits der Verlagsname sagt. Da eine Audio-CD Bilder natürlich nicht wiedergeben kann, befindet sich auf der 2. CD-Rom eine multimedial Ton- und Bilddarstellung, mit der man es sich vor seinem PC bequem machen kann. 

So entsteht eine Melange zweier Präsentationsformen, die eine neue Darstellungs- und Wahrnehmungsform begründen. Auf diese Weise kommen selbst Hörbuch-eher-Nichtliebhaber wie ich auf ihre Kosten. 

Zum einen ist die Lesung einfach großartig gelungen. Peter Famulok, der mit seiner ausdrucksvollen Stimme die verschiedenen Aspekte der Erzählung aufnimmt und umsetzt, dazu historische Instrumente, die man teilweise noch nicht einmal mehr kannte, und die Andreas und Michael Heyser in aufwändigen Recherchen erst einmal wieder ausgruben. So zum Beispiel das so genannte Harmonichord, das nur noch in Papierform existiert. 

Die Automate - Illustration des gleichnamigen Hörbildbuchs von D.v. Bassewitz, HörbildverlagWem dies nicht genügt, der wird auch optisch mit einem echten Leckerbissen beglückt, wohl dem, der einen großen, auflösungsstarken Bildschirm besitzt, denn die Bilder von David von Bassewitz sind einfach unglaublich beeindruckend und jeden Blick darauf wert.

Er schafft es, verschiedene Stile und Darstellungsformen miteinander so zu vermischen, dass es nie langweilig wird und jeder auf seine Kosten kommt. Da sind Darstellungen einer Gesellschaft des Klassizismus, die sehr an Graphic Novels erinnern, die fast unmerklich in surreale Darstellungen von Kutschen und ihren Zugpferden übergehen. Oder, wie in der nebenstehenden Abbildung gezeigt, die Veränderung des Automatenmannes.

Michael Heyser zu dem Illustratoren David von Bassewitz: Auf David von Bassewitz bin ich zunächst durch den Namen gekommen. Ich suchte im Netz nach weiteren Illustratoren (...) Ich schaute mir seine Homepage an und in Minuten war alles klar: unser nächstes Hörbilderbuch würde für Erwachsene sein und es würde eine Erzählung von E.T.A. Hoffmann zum Inhalt haben. David war zum Glück derselben Meinung, die Geschichte liegt ihm einfach.

E.T.A. Hoffmann (Januar 1776-Juni 1822) war ein Kind seiner Zeit. Man war damals fasziniert von den Automaten, die Erfinder und Konstrukteure an unterschiedlichen Orten an den mondänen Höfen Europas präsentierte. Unter ihnen waren ebenso viele wahre Erfinder wie Scharlatane, die in den Hüllen Menschen verbargen. Einer dieser Automaten ist der sprechende Türke. Hoffmann schreibt in einem Brief an seinen Verleger, dass "Die Automate" ein Versuch wären "mich über alles, was Automat heißt, auszusprechen, vorzüglich auch über musikalische Kunstwerke der Art"1.

Illustration zu "Die Automate" von David von BassewitzIn Danzig wie Dresden waren solche oder ähnliche Automaten ausgestellt, Musikautomaten ebenso wie Horoskopautoamten oder wahrsagende Automaten, und man weiß aus Hoffmanns Tagebüchern, dass er diese mit großem Interesse besichtigt hatte.

Andreas Heyser: In Die Automate geht es um Musikrezeption und Tonerzeugung, um das Verhältnis von Mensch und Klang. War es in Zeiten Hoffmanns eher ein Kuriosum, so ist die maschinelle Erzeugung und Strukturierung von Klängen heute die längst übliche Form der Musikproduktion. (...) Die Hoffmannsche Schreckensfiktion automatisierter Musik ist seit Jahrzehnten Realität geworden. Uns fällt es kaum auf, wir kennen es kaum anders.

Wer sich von der Qualität der Produktion überzeugen will, wird auf den Seiten des Verlags mit diesen Hörproben fündig:

Klang- und Bildbeispiel 1: Der Garten
Klang- und Bildbeispiel 2:
Professor X

Quelle:
1
Ulrich Hohoff, Ernst Theodor Amadeus Hoffmann - Der Sandmann - and 87 von Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgeschichte, Walter de Gruyter, 1988

Die Automate

HörBilderbuch Die Automate [Audiobook] [Illustriert]
(Audio CD)

von Ernst Theodor Amadeus Hoffmann (Autor), David von Bassewitz (Illustrator), Peter Famulok (Sprecher)

Audio CD
CDROM

EUR 16,95, 2 CD-Rom im Jewel-Case

HBV HörBild Verlag, Kassel; Auflage: 1., Aufl. (Juni 2009)

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