B-MOVIE STARS DER 70er: William Marshall
WILLIAM MARSHALL
DRACULA WAR EIN SCHWARZER
Er war gelernter Opernsänger und Shakespeare-Mime. Im Film konnte er nie wirklich einen Erfolg verbuchen, weshalb er auch nur sporadisch auftrat. Zwar war BLACULA in den USA ein beachtlicher Hit, aber der Film wurde erst mit der Zeit zu einem Erfolg und gilt heute als einer der ganz wenigen Klassiker jener Phase.
William Horace Marshall wurde am 19. August 1924 in Gary/Indiana geboren. Leider ist über den Lebensweg dieses Mannes nichts bekannt. Er studierte Schauspiel und trainierte seine Stimme.
Früh wohl entdeckte er seine Liebe zum Theater, trat besonders häufig in Shakespeare-Stücken auf und reiste damit um die ganze Welt. In den 50'er Jahren wurde er als OTHELLO weltweit gefeiert. Er war ein Pionier, öffnete die Bühnen der Welt auch für Schwarze, denen bis dahin meist nur kleine Rollen zugestanden wurden.
Sein mächtiger Bariton und die beeindruckende Erscheinung machte großen Eindruck auf die Zuschauer. Eigentlich hätte der Weg zum Film nicht weit sein müssen, aber er hatte sich dem Theater verschrieben. Einige Versuche im Film waren eher unbedeutend. Erst als Ende der 50'er das Fernsehen das Regiment vollständig übernahm und das Theater etwas ins Hintertreffen geriet, musste auch er sein Geld in der Flimmerkiste verdienen. Er trat in einer ganzen Reihe von TV-Serien auf. Bekannt und beliebt ist er vor allem für zwei Rollen.
In der Folge ENTER THOMAS BOWERS (1964) der Serie BONANZA spielte er einen reisenden Opernsänger, in der Folge THE ULTIMATE COMPUTER (1968) der Serie STAR TREK stellte er den Charakter Daystrom dar, der einen universellen aber leider gefährlichen Computer entwickelt hatte.
1968 hatte er auch endlich mal eine Beachtung in einem Kinofilm, in dem Thriller THE BOSTON STRANGLER.
Wenig später suchte die Produktionsfirma AIP Darsteller für ihre Reihe von Filmen, die sich speziell auf die Schwarze Bevölkerung ausrichten sollten. Marshall unterschrieb einen Vertrag für mehrere Filme.
1972 wurde der Film BLACULA veröffentlicht. Er kam enorm gut bei seinem Zielpublikum an, konnte darüber hinaus kaum Loorbeeren ernten. Zu billig war er hergestellt, zu einfältig die Sets. Aus Kostengründen hatte man alles in die Moderne verlegt und weitestgehend bei hellem Tag gedreht. Mit einem Horrorfilm im üblichen Sinne hatte es nicht viel gemein. Erst viel später sollten die wahren Werte erkannt werden. Er hatte ein erstaunlich gutes Drehbuch, das aber leider durch die mangelnde filmische Bearbeitung geschwächt wurde. Und der Film hatte William Marshall.
Was auf einigen Promotion-Shots unheimlich albern aussah, war im Film aber sehr eindrucksvoll. Seine Präsenz (vor allem auch stimmlich) ist enorm.
Um hier einmal einen kurzen Schlenker zu machen. Streifen wie die beiden BLACULA-Filme dürfen niemals synchronisiert werden. Die mächtige Baritonstimme Marshalls ist ein wesentlicher Bestandteil für die Wirkung des Films (Pro7 tat es trotzdem das Ergebnis war erschütternd).
Der Erfolg veranlasste die Produzenten zu einer Forsetzung. So entstand 1973 SCREAM, BLACULA, SCREAM. Doch obwohl mehr Geld zur Verfügung gestellt wurde, die Locations besser waren, schwächelte der Film. Das Drehbuch war lausig und die ganzen herumstreunenden Kettchentypen mit ihrem Gossenslang nahmen ihm jede Wirkung als Horrorfilm.
Es folgte 1974 mit ABBY die Blaxploitationvariante des Kinohits THE EXORCIST (1973). Zunehmend wurden die ursprünglich oft ambitionierten Filme dieser Schwarzen Serie immer lächerlicher, weil immer billiger und meist halbherzig bearbeitet. ABBY war selbst bei seinem Zielpublikum ein Reinfall.
Er ging wieder zurück zum Theater und trat im Fernsehen auf. Nur wenige Kinofilme folgten danach. Er spielte auf der Bühne. Zu notieren wäre vielleicht noch, dass er von 1986 bis 1989 der King Of Cartoons in der TV-Kindersendung PEE WEE'S PLAYHOUSE war. Er sagte die jeweiligen Cartoons an, die gesendet wurden. Ein Job, den er auf Wunsch seiner vier Kinder annahm.
1994 folgte mit MAVERICK noch einmal ein grosser Kinofilm, aber schon 1996 beendete er mit DINOSAUR VALLEY GIRLS seine Karierre.
In den 90'er Jahren wurde er häufiger zu Meetings von Horrorfans eingeladen, die ihn zunehmend für seine Rolle als BLACULA verehrten. Marshall nahm viele dieser Termine wahr und dem Vernehmen nach war er ein überaus freundlicher und diskussionsfreudiger Mensch.
William Marshall erkrankte an Alzheimer. Anfang 2000 wusste er nicht mehr, dass er einmal BLACULA gewesen war. Er starb an den Folgen dieser Krankheit am 11. Juni 2003. An seinem Grab stand der bekannte Schauspieler Paul Winfield, dessen Kusin er war.
Auch wenn er beim grossen Publikum nie wirklich bekannt wurde, so bleibt er bei den Genre-Fans eine Legende. Er war und ist der einzig wahre Schwarze Dracula!
(Marshall5+6)
FILMOGRAFIE
(Die Angaben DVD,Video,TV,Kino bezeichnen die derzeitige Verfügbarkeit in Deutschland)
1952
LYDIA BAILEY
(SCHWARZE TROMMELN - TV)
1954
DEMETREUS AND THE GLADIATORS
(DIE GLADIATOREN - Video)
1956
RECONTRE À PARIS (uncredited)
1957
SOMETHING OF VALUE
(FLAMMEN ÜBER AFRIKA - TV)
1957
SABU AND THE MAGIC RING
1958
LA FILLE DE FEU
1968
TO HELL WITH HEROES
1968
THE BOSTON STRANGER
(DER WÜRGER VON BOSTON DVD)
1969
U.M.C.
1970
SKULLDUGGERY
(ABENTEUER IN NEUGUINEA - Video)
1970
THE MASK OF SHEBA
1970
ZIGZAG
(RACHE AUS DEM KNAST - TV)
1971
HONKY
1972
BLACULA
(BLACULA - TV)
1973
SCREAM, BLACULA, SCREAM
(SCHREI DES TODES - TV)
1974
ABBY
1977
TWILIGHT'S LAST GLEAMING
(DAS ULTIMATUM DVD)
1977
ROSETTI AND RYAN: MEN WHO LOVE WOMEN
1981
OTHELLO (Abgefilmtes Schauspiel)
1983
CURTAINS
(CURTAINS-WAHN OHNE ENDE - Video)
1986
VASECTOMY: A DELICATE MATTER
1987
AMAZON WOMEN ON THE MOON
(AMAZONEN AUF DEM MOND - DVD)
1994
MAVERICK
(MAVERICK - DVD)
1995
SORCERESS II
(MAGISCHE KRÄFTE DES BÖSEN - Video)
1996
DINOSAUR VALLEY GIRLS