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B-FILM STARS DER 70'er: Robert Quarry

LogoROBERT QUARRY
Count Yorga, der amerikanische Dracula

Ende der 60'er Jahre war es an der Zeit, den erfolgreichen Filmen der britischen Produktionsfirma Hammer etwas entgegen zu setzen.

Die American International Pictures, ohnehin dem Horrorfilm zugetan (z.B. der Poe-Zyklus von Roger Corman), versuchte nun, direkt den Stoffen der Briten zu begegnen.

Das gelang nur bedingt.


Doch am Anfang schufen sie (zumindest für den amerikanischen Markt) einen echten Star. Robert Quarry wurde zu Count Yorga, der US-Variante des von Christopher Lee dargestellten Dracula.

Leider brachte er es nur auf zwei Filme, aber die wurden zu einer kleinen Legende. Quarry schuf sich damit ein Denkmal.

FotoGeboren wurde Quarry am 3. November 1925 in Santa Rosa/Kalifornien. Es war seine Großmutter, die ihn schon früh für die Schauspielerei begeistern konnte. Nachdem er frühzeitig die Schule beendet hatte, bekam er eine Rolle beim Radio, wo er regelmäßig als Moderator und Darsteller in Hörspielen auftrat. Nach einer kurzen Militärzeit formierte er eine eigene kleine Theatergruppe, die Erfolg genug hatte, um sich über Wasser zu halten und einen Eintritt in die Filmwelt zu lancieren.

Schon 1943 hatte er einen winzigen Part in Alfred Hitchcocks SHADOW OF A DOUBT, was aber für Jahre der einzige Auftritt bleiben sollte. Er wurde nicht einmal in der Besetzung genannt. In den folgenden Jahren widmete er sich weiter dem Theater.

Anfang der 50'er entschied er sich für eine Karriere beim Film und kam zunächst im Fernsehen unter, trat in einigen Serien als Gast auf (u.a. in der legendären Western-Trash-Serie LONE RANGER). Sporadisch trat er in einigen kleineren Rollen in Kinofilmen auf und weiterhin im TV.

Da die Karriere stagnierte widmete er sich Ende der 50'er wieder vermehrt dem Theater und konnte in den 60'er Jahren durchaus beachtliche Erfolge am Broadway verbuchen. Die gelegentlichen Ausflüge in die Filmwelt blieben weiter eher unbeachtet.

Das änderte sich erst, als er 1970 in einem Horrorfilm die Titelrolle übernahm. Dieser Streifen sollte ihn immerhin zu einem B-Star des Kinos machen und zu einer kleinen Legende.

COUNT YORGA, VAMPIRE wurde ein überraschend großer Erfolg. Angelegt als US-Variante des Dracula Stoffes, mit für die damalige Zeit spektakulären, skandalträchtigen Szenen, konnte er das Publikum begeistern. Dabei rückte Quarry in seiner Darstellung des Vampirgrafen durchaus von den klassischen Interpretationen ab.

Foto„Ich habe immer versucht, Bösewichte wie Helden darzustellen. Ich spielte Count Yorga sehr ernst. Die besten Bösewichte sind Helden und Antihelden zugleich.“ (Quarry 1974)

Es folgte sofort eine Fortsetzung mit THE RETURN OF COUNT YORGA (1971), die trotz einer soliden Horror-Unterhaltung schon den Abschluss der kleinen Serie darstellte. Offenbar war der finanzielle Erfolg des zweiten Films nicht hoch genug. Auch wenn beide Count Yorga Filme etwas der Vergessenheit anheim gefallen sind, so sollte man es nicht versäumen, sie zu sehen, wenn sich eine Chance ergibt. Sie stellen einen interessanten Kontrapunkt zu den Filmen der britischen Firma Hammer dar.

Quarry war nun auf Horror-Rollen festgelegt. Es folgte THE DEATHMASTER und DR. PHIBES RISES AGAIN (beide 1972) an der Seite von Vincent Price.

Eigentlich ist THE DEATHMASTER sein bester Film und neben der COUNT YORGA-FILMEN der Einzige, der heute noch in Rezensionen zu lesen ist. Quarry Co-produzierte den Film und entwickelte die Idee, nach der Charles Manson so etwas wie ein Vampir war. Der Film spielte im Hippie- und Biker-Milieu und war eine krude, aber unterhaltsame und recht originelle Horrorfilm-Variante.

Sporadisch trat er weiter im Fernsehen auf. Weitere Horrorfilme wie MADHOUSE (1974) waren allerdings seiner Karriere wenig förderlich (Hier musste er sich größeren Horrorstars wie Vincent Price und Christopher Lee unterordnen). Er lebte vom Ruhm seiner Vampirrolle, versuchte eine weitere Fortsetzung zu bekommen (schrieb sogar eine Story dafür), scheiterte jedoch. Die Rechte an der Figur waren nicht geklärt. Außerdem war ein Regisseur im Gespräch, mit dem Quarry nicht arbeiten wollte.

Ausflüge in andere Genres, wie etwa dem Thriller (ROLLERCOASTER, 1977) brachten ihm eher kleinere Rollen. So zog er sich Ende der 70'er zurück. Er ging wieder zum Theater und kehrte erst zum Ende der 80'er Jahre auf die Leinwand zurück.

FotoEr trat meist in billigen kleinen Horror- und SF-Filmen auf, vornehmlich für den Videomarkt produziert, häufig unter der Regie des Billigfilmers Fred Olen Ray.

1988 veröffentlichte der studierte und leidenschaftliche Koch Robert Quarry ein viel beachtetes Kochbuch mit dem bemerkenswerten Titel „Wonderfully Simple Recipes For Simply Wonderful Food“.

So gut sein Geschmack beim Essen sein mochte, so schlecht war sein Geschmack im Film. Er blieb in diesem B-Sektor hängen und trat sporadisch weiter in Filmen auf, die direkt für Video produziert wurden. Aufgrund des fortgeschrittenen Alters waren die Möglichkeiten begrenzt. 1999 drehte er seinen vorerst letzten Film.

Umso mehr überrascht es, dass sich nun, 2008, ein Film mit ihm in Pre-Production befindet. Der Titel: THE TELL-TALE HEART, nach einer Geschichte von E.A. Poe. Quarry bleibt also sich und seinem Publikum treu.

FILMOGRAFIE

(Die Angaben DVD,Video,TV,Kino bezeichnen die derzeitige Verfügbarkeit in Deutschland)

1943
SHADOW OF A DOUBT (uncredited)
(IM SCHATTEN DES ZWEIFELS - DVD)

1955
SOLDIER OF FORTUNE (uncredited)
        (TREFFPUNKT HONGKONG - Kino)

1955
HOUSE OF BAMBOO (uncredited)
(TOKIO-STORY - TV)

1955
YOUNG COUPLES ONLY

1956
A KISS BEFORE DYING

1957
CRIME OF PASSION
(DAS WAR MORD, MR. DOYLE - TV)

1966
AGENT FOR H.A.R.M.
(IM AUFTRAG VON H.A.R.M. - TV)

1969
WINNING (uncredited)
(INDIANAPOLIS – Video)
(Anmerkung: In der Internationalen Version fehlt der Auftritt Quarrys)

Plakat 1970
COUNT YORGA, VAMPIRE
(JUNGES BLUT FÜR DRACULA - TV)

1970
WUSA
(MACHENSCHAFTEN - Video)

1971
THE RETURN OF COUNT YORGA
(DIE SIEBEN PRANKEN DES SATANS - TV)

1972
DR. PHIBES RISES AGAIN
(DIE RÜCKKEHR DES DR. PHIBES – DVD)

1972
THE DEATHMASTER

1974
SUGAR HILL
(BLACK ZOMBIES VON SUGAR HILL - TV)

1974
MIDNIGHT MAN
(MITTERNACHTSMANN - TV)

1974
MADHOUSE
(DAS SCHRECKENSHAUS DES DR. DEATH – Video)

1977
ROLLERCOASTER
(ACHTERBAHN – DVD)

1978
THE MILLIONAIRE

1987
MOON IN SCORPIO
(BLOOD MOON - Video)

1987
CYCLONE
(CYCLONE – Video)

1987
COMMANDO SQUAD
(COMMANDO SQUAD – Video)

1988
WARLORDS
(WARLORDS – Video)

1989
L.A. BOUNTY
(L.A. BOUNTY – Video)

1989
SEXBOMB

1989
THE PHANTOM EMPIRE
(THE PHANTOM EMPIRE – Video)

1989
BEVERLY HILLS VAMP
(BEVERLY HILLS VAMP – Video)

1990
EVIL SPIRITS

1990
ALIENATOR
(ALIENATOR - Video)

1991
SPIRITS
(SPIRITS – DVD)

1991
HAUNTING FEAR
(HAUNTING FEAR – DVD)

1991
TEENAGE EXORCIST
(TEENAGE EXORCIST – DVD)

1994
MIND TWISTER
(MIND TWISTER – Video)

1994
INNER SANCTUM II
(PLEASURES OF FLESH – DVD)

1995
DROID GUNNER
(CYBERZONE – Video)

Cover1997
THE SHOOTER
(THE SHOOTER – DVD)

1998
MOM'S OUTTA SIGHT

1998
JUNGLE BOY (nur Stimme)

1999
THE PROPHET
(THE PROPHET - Video)

1999
FUGITIVE MIND
(FUGITIVE MIND-DER WEG INS JENSEITS - Video)

2008
THE TELL-TALE HE
ART

Kommentare  

#1 Petra 2015-02-25 21:28
R.I.P. Robert...

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