Das Loch
Es tauchte auf keiner Himmelskarte auf, kein Teleskop zeichnete es auf. Vielleicht war es ähnlich beschaffen wie ein Schwarzes Loch, das das Licht verschluckte und darum versteckt blieb. Aber es sollte kein gefräßiges Monster sein, sondern eine Öffnung, ein Durchlass, der sich tarnte, nicht mehr. Heerscharen von Forschern widmeten ihre Arbeitszeit dem Loch, Entdecker in spe ohne Zahl kartierten die Außenhülle des Universums, viele, viele Raumschiffkapitäne schlossen durch vergangene Reisen die Position des Lochs aus, man fand auch keine Abweichungen von Magnetfeld oder Schwerkraft oder Strahlungsintensität. Das Loch blieb ein Mirakel.
Warum eigentlich interessierten sich die Menschen so sehr für dieses Loch? Weil der Weltraum, in dem sie lebten, zwar ein expandierendes System war, aber ein starres. Es war fast alles bekannt. Es gab keine Überraschungen. Es war das Universum der begrenzten Möglichkeiten. Nicht nur jungen Menschen wollten daraus ausbrechen, nein, alle, die noch Kraft hatten und nicht völlig abgestumpft waren. Also: Wo war das Loch? Alle Anstrengungen zielten in diese Richtung.
Jahre später kreuzte ein Raumfrachter an der Außenhülle des Universums. Es war ein Routinetransport. Keine Wissenschaft, nur Last und Bewegung. Plötzlich bemerkte der Kapitän einen hellroten runden Fleck im schwarzschwarzen Raum, fünfzig Kilometer im Durchmesser. Der Fleck waberte. Der Kapitän wandte sich an Navigator, um nicht einer Halluzination zu erliegen. Der Navigator hatte dieselbe Erscheinung. Die Besatzungsmitglieder wurden herbeigerufen. Alle sahen dasselbe. Das Loch! Was sollte es sonst sein? Es konnte nichts anderes sein. Der Zufall löste das ewige Rätsel. Sie nahmen Kurz auf das Loch. Es war wie ein Herz, das pulsierte. Die Nase des Raumfrachters berührte – nicht die hellrote Masse –, es war nur hellrotes Licht.
Das war der Moment, als der Raumfrachter verschwand, mit allen Menschen an Bord. In den fremden Naturgesetzen des anderen Universums war kein menschliches Leben vorgesehen.
Zum Autor
- Gedichte in „Driesch“, Nr. 5 im Jahr 2011.
- Kurzgeschichte in „Brückenschlag“, Band 27 im Jahr 2011.
- Kurzgeschichte in „TrokkenPresse“, Nr. 5 im Jahr 2011.
- Prosatext in „TrokkenPresse“, Nr. 2 im Jahr 2012.
- Gedichte in und Gedicht auf „Brückenschlag“, Band 28 im Jahr 2012.
- Miniaturen in „WORTSCHAU“, Nr. 17 im November des Jahres 2012.
- Gedichte in „Spring ins Feld“, 13. Ausgabe, Dezember des Jahres 2012.
- Kurzgeschichte in „Brückenschlag“, Band 29 im Jahr 2013.
- Prosatext in „TrokkenPresse“, Nr. 3 im Jahr 2013.
- Gedicht in „DATT IS IRRE !“, Ausgabe 59, 09/2013.
- Kurzgeschichte in der Anthologie „Mein heimliches Auge, Das Jahrbuch der Erotik XXVIII“ vom konkursbuch Verlag
- Claudia Gehrke im Jahr 2013.
- Gedichte in „DATT IS IRRE !“, Ausgabe 60, 12/2013.
- Gedichte in „DATT IS IRRE !“, Ausgabe 61, 04/2014.
- Gedichte in „DATT IS IRRE !“, Ausgabe 62, 08/2014.
- Kurzgeschichte und Gedicht in „DATT IS IRRE !“, Ausgabe 63, 11/2014.
- Gedichte in „DATT IS IRRE !“, Ausgabe 64, 04/2015.
- Kurzgeschichte und Gedicht in „DATT IS IRRE !“, Ausgabe 67, 04/2016.
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