Singularität - Eine Kurzgeschichte
Singularität
Eine Kurzgeschichte
Er besuchte ein Lokal, in dem er sich damals öfters aufhielt, Getränke und ziemlich gute Musik. Er sah sich selbst dort stehen, vor sich ein großes Bier, er rauchte und war ganz für sich. Er kam seinem jungen Ich nicht nahe, weil das nicht sein durfte, er konnte die Zukunft von diesem Zeitpunkt weg beeinflussen. So etwas geht einher mit Naturkatastrophen, Verbrechen, viel Blut und Leid. Das ist das Regulativ, so durfte er nicht mehr tun als schauen, und auch das vorsichtig. Er bemerkte mittendrin seine Frau, die mit einem langhaarigen Typen schmuste. Damals war sie noch nicht seine Frau und auch nicht seine Freundin. Er war ein wenig wehmütig wegen seiner jetzt verlorenen Jugend. Nachdem er genug Eindrücke in sich aufgenommen hatte, reiste er wieder zurück. Er fand es schon toll, diese eigentlich unmöglichen Möglichkeiten zu haben. Er benutzte sich ja auch achtsam. Er machte nichts falsch.
Seine nächst Reise führte ihn erstmals in die Zukunft, sieben Jahre in die Zukunft. Er wollte sich wieder beobachten. Aber das Haus, in dem er so Ursprungszeit lebte, war reparaturbedürftig, baufällig fast, das Dach war undicht, niemand lebte darin, er als zukünftiger Mensch nicht, seine Frau nicht, die zwei Kinder auch nicht. Er forschte nach und erfuhr, dass er fünf Jahre zuvor bei einem Autounfall gestorben war. Es gab ihn nicht mehr. Daher durfte es auch sein altes Ich nicht mehr geben. Das war Singularität. Er starb also, er starb, indem er sich auflöste. Er wurde restlos von der Luft absorbiert.
Zum Autor
- Gedichte in „Driesch“, Nr. 5 im Jahr 2011.
- Kurzgeschichte in „Brückenschlag“, Band 27 im Jahr 2011.
- Kurzgeschichte in „TrokkenPresse“, Nr. 5 im Jahr 2011.
- Prosatext in „TrokkenPresse“, Nr. 2 im Jahr 2012.
- Gedichte in und Gedicht auf „Brückenschlag“, Band 28 im Jahr 2012.
- Miniaturen in „WORTSCHAU“, Nr. 17 im November des Jahres 2012.
- Gedichte in „Spring ins Feld“, 13. Ausgabe, Dezember des Jahres 2012.
- Kurzgeschichte in „Brückenschlag“, Band 29 im Jahr 2013.
- Prosatext in „TrokkenPresse“, Nr. 3 im Jahr 2013.
- Gedicht in „DATT IS IRRE !“, Ausgabe 59, 09/2013.
- Kurzgeschichte in der Anthologie „Mein heimliches Auge, Das Jahrbuch der Erotik XXVIII“ vom konkursbuch Verlag
- Claudia Gehrke im Jahr 2013.
- Gedichte in „DATT IS IRRE !“, Ausgabe 60, 12/2013.
- Gedichte in „DATT IS IRRE !“, Ausgabe 61, 04/2014.
- Gedichte in „DATT IS IRRE !“, Ausgabe 62, 08/2014.
- Kurzgeschichte und Gedicht in „DATT IS IRRE !“, Ausgabe 63, 11/2014.
- Gedichte in „DATT IS IRRE !“, Ausgabe 64, 04/2015.
- Kurzgeschichte und Gedicht in „DATT IS IRRE !“, Ausgabe 67, 04/2016.