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Aus Fred Glettlers Wunderhorn: Der nervöse Frankenstein - Teil I der großen vierteiligen Frankenstein-Trilogie

Fred GlettlerAus Fred Glettlers Wunderhorn:
Der nervöse Frankenstein
Teil I der großen vierteiligen Frankenstein-Trilogie

Fred Glettler ist ein leider völlig unbekannter und zu Unrecht verkannter Poet.

Der Zauberspiegel widmet sich dem Werk des vergessenen Poeten und wird Texte von ihm – in Absprache mit seinem Nachlassverwalter, Lightning Roy Glettler – in loser Folge bringen.

Der nervöse FrankensteinDer nervöse Frankenstein
Teil I der großen vierteiligen Frankenstein-Trilogie
Der nervöse Frankenstein lebt in einer schäbigen Zweizimmerwohnung in Ingolstadt.
In seiner Freizeit bastelt und werkelt er gerne an künstlichen Menschen.
Da er nicht nur nervös, sondern auch sehr unkonzentriert ist geht vieles schief
„Oh, was bin ich doch nur für ein nervöser Frankenstein“, schluchzt er dann immer larmoyant „und was bin ich auch noch unkonzentriert dazu!“
Ihm zur Seite steht sein Assistent und Faktotum Brzassl
Brzassl ist weder nervös, noch unkonzentriert
Dafür ist Brzassl aber sehr dumm und kichert nur
„Hihi“
Heute versucht sich der nervöse Frankenstein an einem komplizierten Vorgang in seinem geheimen Labor, das auch gleichzeitig die Küche ist
Er möchte einen neuen rechten Arm an den Torso seines künstlichen Menschen nähen
Er greift nach dem Blecheimer, in dem der vorbereitete Arm liegt
Da er aber sehr nervös und außerdem sehr unkonzentriert ist, greift er daneben und erwischt stattdessen seinen Assistenten und Faktotum Brzassl
Da dieser sehr dumm ist, ist er sich dessen aber nicht bewusst und macht nur wie üblich: „Hihi“
Der nervöse und sehr unkonzentrierte Frankenstein bemerkt seinen Fehlgriff nicht und näht Brzassl an den Torso
Brzassl macht abermals nur „Hihi“
Der Eingriff ist gelungen
Der nervöse Frankenstein ist zufrieden
Und er ist hungrig
„Komm, Brzassl“ meint er „wir machen für heute Schluß und bereiten uns eine Mahlzeit“
Da er sehr nervös und außerdem unkonzentriert ist, greift er nach dem Arm, der immer noch in der Blechwanne liegt, und den er für Brzassl hält
An der Küchenzeile angekommen lässt er den Arm los
Da er sehr nervös und außerdem unkonzentriert ist, vergisst er seinen Assistenten bald und schaut sich suchend in der Speisekammer um
„Wo ist nur die Schweinshaxe?“ murmelt er
„Ah, da ist sie ja!“
Da er sehr nervös und außerdem unkonzentriert ist, hält er den in dem Blecheimer liegenden Arm für die gesuchte Schweinshaxe
„Wie die wohl dorthin gekommen ist?“ wundert er sich und beginnt mit der Zubereitung des Arms, den er für eine Schweinshaxe hält
Er würzt sie ordentlich und brät sie gründlich von allen Seiten an
Dazu gibt es Reis, Nudeln und Kartoffeln
Die vermeintliche Schweinshaxe schmeckt dem nervösen Frankenstein außerordentlich gut und er langt tüchtig zu
Nun ist er müde und legt sich hin
Doch am nächsten Morgen hat er ordentlich Magengrimmen
Es rumpelt und pumpelt in seinem Bauch
„Rumpel!“
„Pumpel!!“
Nach einem Gang zur Kaka-Stube kehrt er zurück in die Küche und bemerkt seinen Fehler
Da lag ein halb aufgegessener menschlicher Arm auf dem Büffett!
„Oh, was bin ich doch nur für ein nervöser Frankenstein“, schluchzt er voller Selbstmitleid „Und was bin ich unkonzentriert dazu!“
Er geht wieder in die geheime Laborecke in seiner Küche, um weiter zu arbeiten
Diesmal soll der linke Arm angenäht werden, den er im Kühlschrank gelagert hat
Da er sehr nervös und außerdem unkonzentriert ist, hat er nun aber versehentlich die Schweinshaxe mitgenommen
Der angenähte Brzassl, den er für den rechten Arm hält, jammert und winselt
Der nervöse Frankenstein stutzt und lauscht
„Oh, was bin ich doch nur für ein nervöser Frankenstein“, schluchzt er nervtötend weinerlich „Und was bin ich unkonzentriert dazu! Jetzt höre ich schon Dinge, die nicht sein können!“
Der nervöse Frankenstein stopft sich ein herumliegendes Stück Darm in die Ohren, um das nervtötende Winseln nicht hören zu müssen und näht die Schweinshaxe, die er für den linken Arm hält, sorgfältig an
Da ihn dies alles sehr erschöpft hat, schläft er nach getaner Arbeit in seiner geheimen Laborecke in der Küche ein

Als er am nächsten Tag erwacht, wähnt er sich in seiner Küchenecke im geheimen Labor und verspeist hungrig ein Sortiment Augen zum Frühstück
Die hält er nämlich für Eier im Glas
Hihi
Dazu gibt es dicke Schnitten mit Schnittlauchbutter
„Oh, was bin ich doch nur für ein nervöser Frankenstein“, schluchzt er fast hysterisch „Und was bin ich unkonzentriert dazu. Jetzt schlafe ich schon in der Küchenecke im geheimen Labor ein!“
Der nervöse Frankenstein geht wieder in sein geheimes Labor
Nun, der vermeintliche rechte Arm, Brzassl, liegt inzwischen im Koma und winselt auch nicht mehr
Der nervöse Frankenstein betrachtet sein Werk
Der linke Arm, die Schweinshaxe, erscheint dem nervösen Frankenstein irgendwie unfertig
„Was kann es nur sein, das fehlt?“ fragt er sich grübelnd
Er lget den Kopf schien und schaut genauer hin
„Heureka, es sind die Finger“, bemerkt er dann schließlich. „Es sind die Finger!“
Er öffnet ein Kühlfach in der geheimen Laborecke in seiner Küche und findet ein Sortiment männliche Geschlechtsorgane, das er für Finger hält
„Oh, was bin ich doch nur für ein nervöser Frankenstein“, schluchzt er verzweifelt „Und was bin ich unkonzentriert dazu, dass ich Oh, die Finger vergaß!“
Mit neuem Elan beginnt er nun fleissig damit, die Geschlechtsorgane, die er für Finger hält, an die Schweinshaxe, die er für den linken Arm hält, anzunähen
Dummerweise rutscht er nach getaner Arbeit in einer Blutlache aus, fällt zu Boden und wird bewusstlos
Im Reflex umklammert er seinen Hund – Schneckers mit Namen – und hält ihn fest
Er träumt davon, dass er an seinem Geschöpf werkelt und bastelt und ihm einen Kopf annäht
Als er erwacht, hält er den Hund noch in der Hand und denkt, er sei bei der Arbeit
„Oh, was bin ich doch nur für ein nervöser Frankenstein“, schluchzt er in purem Weltschmerz „Und was bin ich unkonzentriert dazu. Jetzt hätte ich fast vergessen, was ich gerade machen wollte!“
Der nervöse Frankenstein näht nun den Hund – Schneckers mit Namen –, den er für einen menschlichen Kopf hält, mit grösstmöglicher Sorgfalt an den Torso
Ein schwieriger Eingriff, der dem nervösen Frankenstein alle Kraft und Konzentration abverlangt
Völlig erschöpft und ausgelaugt wankt er nach getaner Arbeit aus dem geheimen Labor in seiner Küche und findet den Weg in sein Schlafzimmer, wo er augenblicklich einschläft
Am nächsten Tag scheint alles gut zu sein
Das Geschöpf ist fertig und muss nur noch belebt werden
Der nervöse Frankenstein geht in sein Labor und betrachtet sein Werk voller Zufriedenheit
Leise weint er vor Ehrfurcht, Stolz und Selbstmitleid:
„Oh, was bin ich doch nur für ein nervöser Frankenstein“, stottert er „Und was bin ich unkonzentriert dazu. Und dennoch habe ich ein solches Werk vollbracht!“
Er schließt sein Geschöpf an die Elektrik an, spritzt ihm die belebende und stimulierende Flüssigkeit in die Adern und bereitet sich auf den großen Augenblick vor
Vorsichtshalber spritzt er sich selber auch eine Dosis der belebenden und stimulierenden Flüssigkeit in die Adern
Da bemerkt er, dass sich ein Knopf an seinem weisen Arztkittel gelöst hat
„Oh, was bin ich doch nur für ein nervöser Frankenstein“, schluchzt er voller Scham „Und was bin ich unkonzentriert dazu. Mit diesem Arztkittel kann ich unmöglich dies große und erhabene Werk vollenden!“
Der nervöse Frankenstein beginnt eiligst, den Knopf anzunähen, ohne zu bemerken, dass er sich dabei versehentlich selbst an das Geschöpf annäht
Bald ist es vollbracht
„Zisch“ macht es, als er die Apparatur anschaltet
„Brummmm!“ macht es als er die Regler aufdreht
„Haha!“ macht er, als Funken und Blitze durch das Labor fetzen
Und abermals „Haha!“, als alle Sicherungen durchbrennen, die Stromversorgung überlastet wird und alle Lichter im Dorf ausgehen
„Haha!“ macht er abermals, als das Geschöpf sich aufrichte und mit seinem Hundeschädel blöde glotzt
„Oh, was war ich doch nur für ein nervöser Frankenstein“, triumphiert er nun „Und was war ich unkonzentriert dazu. Doch jetzt weiß ich, wie es ist, Gott zu sein!“
„Jaja“, meint das Geschöpf, wedelt ungelenk mit seinem Schweinshaxenarm, steht auf und stapft aus dem Labor, den angenähten nervösen und unkonzentrierten Frankenstein hinter sich her ziehend…
Diese nervöse und fahrige Geschichte könnte hier zu Ende sein, aber:
Inzwischen ist ein aufgebrachter Mob erboster Dorfbewohner mit brennenden Fackeln aufgebrochen, um dem vermaledeiten und gotteslästerlichen Treiben des nervösen Frankensteins endgültig ein Ende zu setzen.

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Kommentare  

#1 Kater Klaro 2023-02-07 18:48
Ich habe das jetzt nicht gelesen, weil es zu lang und zu schlecht war.
Stattdessen erpresse ich nun Horst:

"Harantor, Sie haben nur noch drei Jahre Zeit, um mir eine eigene Kollumne zu reserviren.
Sollten Sie meinen Forderungen nix nachkommen, so werde ich hier und jetzt täglich Kommentahre hinterlassen.
Und Sie werden nicht wissen wann und wo."

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