Skinner, Alan – Blue Fire & Ice (Hardcover)

Buchcover Alan Skinner, Blue Fire and Ice

Skinner, Alan – Blue Fire & Ice
Sibling Press London, 2007,

ISBN 978-0-9557-268-0-4
336 Seiten
 

Erscheinungsdatum: Voraussichtlich März 2008

Brian, das Faktotum von Beadledom, hat ein Problem: Nach der wenig befriedigenden Begegnung mit Patch, dem wasserscheuen Piraten, und Slight, dem Zauberer, der nicht zaubern kann, hatte er auch noch ein unglückliches Zusammentreffen mit der vorwitzigen Ziege von Nanny. Die Muddle-Ziege schickte ihn mit einem zielsicheren Hörnerstoß ins Hinterteil mitten in einen dicken Busch. Also muss sich Brian auf die Suche nach seinem zweiten Schuh machen – der liegt im Busch. Kein Wunder, dass er groß herumtönt: „I hate Muddles!“ 

Man hat noch keine zwei Seiten gelesen und ist bereits mitten drin. Die Geschichte saugt einen förmlich auf und man taucht begeistert in die unbekannte Welt von Alan Skinner in „Blue Fire & Ice“ ein, mit den Bewohnern seines Landes „The Land“, den Beadles, Muddles und Myrmidots.

Allerdings hat Brian („I despise Muddles!“) gar keine andere Chance als es wieder zu probieren und sich nochmal per Bus auf die Reise von Beadleburgh nach Muddlemarsh zu machen – schließlich geht es um alles. Eine mysteriöse Gestalt legt Feuer. Ein Gebäude nach dem anderen Blue Fire and Ice - Bourne Bridgegeht in Beadledom in Flammen auf. Noch seltsamer aber ist, dass es kein gewöhnliches Feuer ist: Man kann es nicht löschen, die Feuerwehr von Beadledom kann des Problems nicht Herr werden. Also muss Brian los und Hilfe holen. 

Die Geschichte ist einfach schön. Ich weiß, der Begriff „schön“ besagt ja zunächst einmal nicht sehr viel. Aber genau das ist sie. Sie ist einfach sehr, sehr schön. Für Kinder und Jugendliche wunderbar geeignet, und auch Erwachsene mit einem Sinn für gute englische Kinder- und Jugendliteratur werden an dem Buch ihre Freude haben. Ich möchte Skinner nicht mit den anderen großen Heroen der englischen Genreliteratur vergleichen, aber sein Buch hat mich ähnlich angesprochen wie die Sachen von E. Nesbit oder Lewis Carroll. Ein Interview mit dem Autor ist in Vorbereitung und ich bin mal gespannt, was er auf die Frage antwortet, ob er seine Geschichte so generalstabsmäßig geplant hat, wie es mir manchmal erscheint. 

Der Autor schreibt eingängig, bildhaft und malt mit seiner Sprache - eine Kunst, die ich sehr schätze. Dabei ist das Buch auch für Nicht-Extrem-Anglophile durchaus verständlich, man muss über das eine oder andere Wort einfach hinweglesen. Darin liegt meiner Ansicht auch einer der großen Nachteile des Buches für deutsche Leser: Dass es in Deutsch derzeit nicht erhältlich ist. Dazu ist es zu neu und unbekannt. Ich hoffe sehr, dass sich das rasch ändert. Die Feinheiten der Sprache entgehen einem teilweise, weil man manche Begriffe nicht genau versteht - und ich habe, wenn ich kuschelig warm auf dem Sofa liege, neben mir Tee und eine Katze –  wenig Lust dazu, „Leo“ zu befragen. 

Interessant fand ich besonders das Erleben, dass sich das Buch nicht einfach „runterlesen“ ließ, zumindest ist mir dies nicht gelungen. Dies liegt wohl weniger daran, dass es sich nicht gut lesen lässt, sondern eher an der Fülle von Personen uZeichnung - Book of Meddlend den Ereignissen. Es passiert eine ganze Menge. Die armen Protagonisten von Alan Skinner sind viel unterwegs. Sie reisen quer durch The Land, kämpfen gegen den geheimnisvollen Feuerleger auf dem Fluss und müssen dann sogar in die High Mountains, "bewaffnet" zu ihrer Unterstützung lediglich mit Miniver, der großen Bärin, dem von den Myrmidots kunstvoll gebauten Behälter für das Blue Ice und dem Wissen um die längst vergessene Expedition von Girth. 

Dem Autoren gelingt es, spannende Szenen zu schildern, ohne die großen Spannungsquellen wie "plötzlich", "mit einem Mal" oder ähnliches zu strapazieren und lebt durch die Beschreibungen. Als Erwachsenem rinnt einem ein behaglicher kleiner Schauer über den Rücken, und ich habe mich das eine oder andere Mal dabei ertappt, wie ich die Beschreibung der Szene selbst übersprungen habe – weil ich es nicht abwarten konnte zu sehen, ob nun einer meiner Lieblinge sein Leben lassen muss oder nicht.  

Bisher ist derartiges nicht geschehen, und ich fragte mich immer wieder mal, ob ich das gut finde. Bei unserem Gespräch auf der Buchmesse erzählte mir Alan Skinner, dass mehrere Bände geplant sind. Bis auf den ersten Band, der offiziell im März 2008 breit auf den Markt kommt, gibt es Weiteres in Vorbereitung. Es ist gut, dass mit dem Ende von Band 1 auch die "Aufgabe Feuerteufel" erledigt ist und nicht in einen zweiten Band hineinragt, denn die Geschichte hat teilweise durchaus einige Längen. Es dauert bis Seite 194, bis die klassische Fantasy-Abenteurer-Truppe unterwegs ist. Als "erfahrener Fantasy-Leser" erwartet man ja förmlich die Bildung dieser Gruppe, dies hat vermutlich viel mit dem Empfinden von "Längen" zu tun. Die Vorgeschichte ist meiner Einschätzung nach der Tatsache geschuldet, dass es sich um eine Geschichte für Kinder und Jugendliche handelt und so viel Stimmung aufgebaut werden kann.

Die Archetypen, die verwendet werden, beschäftigen mich, besonders die Muddles. Sie sind für mich das eigentlich spannendste Volk in "The Land": Der wasserscheue Pirat, der Zauberer, der nicht zaubern kann, die Ballerina, der beim Tanzen schwindelig wird oder Japes, der Narr ohne Humor. Sie tun einfach die Dinge, für die ihr Herz schlägt. Dass die Musik, die Grunge produziert, meistens scheußlich klingt, was solls? In der Krise jedoch wachsen sie über sich hinaus. Als es darum geht, die mysteriöse Person in dem schwarzen Umhang zu stoppen, schließt Reach ihre Augen und tanzt förmlich über das Wasser. Und siehe da: Es geht! 

Und dann noch die Sache mit dem „Mix“. Welches andere Volk kann schon von sich behaupten, dass sie sich untereinander aus irgendwelchen mysteriösen Gründen mischen - da hat dann der Pirat plötzlich ein Tütü an, Grunge erkennt mit Schrecken, dass seine Kraft schlagartig nachlässt, als er die Arme und Hände von Trish der Kosmetikerin hat, und die Fremde so entkommen kann.

Neben den Muddles präsentieren auch die technikversessenen Myrmidots und die eher ordentlich und organisierten Beadles klassische Stereotype, so liebenswert und freundlich mit all ihren Marotten, dass sie einem ans Herz wachsen.  

Ach, da ist noch so einiges, das man erzählen könnte, aber ich will nicht alles verraten. Ich will Geschmack auf das Buch machen!

 

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