„Eine Feder für Winnetou“ - Die Siegergeschichten des Schreibwettbewerbs 'Karl May Junior'

Eine Feder für WinnetouKarl May zum 100. Todestag
„Eine Feder für Winnetou“
Die Siegergeschichten des Schreibwettbewerbs 'Karl May Junior'

Der Karl-May-Verlag Bamberg schrieb gemeinsam mit dem Förderverein des Karl-May-Geburtshauses 'Silberbüchse e.V.' Mitte 2010 einen bundesweiten Schreibwettbewerb unter der Schirmherrschaft Dr. Ursula von der Leyens aus. Teilnehmen konnten Kinder und Jugendliche im Alter von 10-15 Jahren. Es galt, eine bis zu fünf DIN-A4-Seiten lange Geschichte zu gestalten zum Thema:
„Stell dir einmal vor, der Sohn des Bärenjägers, Martin Baumann, ein mutiger, aber manchmal auch leichtsinniger Wildfang, kennt Winnetou schon seit seiner frühen Kindheit. Aber niemand weiß bisher etwas über sein allererstes Abenteuer mit dem berühmten Häuptling. Wie könnte es ausgesehen haben? Was haben die beiden wohl bei ihrem ersten gemeinsamen Ausflug erlebt, als Martin - gerne auch Martina - ungefähr in deinem Alter war?“ (1)
Unter GeiernmNeben der eigenen Fantasie nannte der Verlag als Inspirationsquelle die Erzählung Karl Mays 'Der Sohn des Bärenjägers', enthalten in den Gesammelten Werken Band 35 'Unter Geiern' oder als Jugendbuchausgabe in der Reihe 'Abenteuer Winnetou'.

Bis zum 31.03.2011 hatten die jungen Autorinnen und Autoren Zeit für ihre Geschichten, von denen mehr als 550 beim Verlag eingingen.

21 Erzählungen wurden zur Veröffentlichung ausgewählt. Die drei Siegerstorys wurden von einer Jury aus Karl-May-Fans, zu der auch die bekannten Autoren Wolfgang Hohlbein, Tanja Kinkel und Jörg Kastner gehörten, zur Präsentation auf der Leipziger Buchmesse 2012 ausgesucht.

Nun ist rechtzeitig zum 100. Todestag des großen Erzählers aus Sachsen am 30.03.2012 die Anthologie 'Eine Feder für Winnetou' erschienen.

Den ersten Platz machte die 13-jährige Dalia Petermann mit ihrer Geschichte 'Die Tochter des Bärenjägers':
„Wie jeden Morgen erwachte ich in aller Frühe. Doch heute dachte ich nicht daran, aufzustehen. Heute würde ich meinem Vater nicht das Frühstück machen. Dazu war ich einfach viel zu wütend. Gestern Nachmittag waren Männer aus unserer Siedlung zum Jagen aufgebrochen. Mein kleiner Bruder durfte sie begleiten, ich nicht. Er war sechs Jahre alt und ich vierzehn. Aber mein Vater meinte, dass die Jagd nichts für ein Mädchen sei ...“ (2)
Seit dem Tod ihrer Mutter kümmert sich Martina Baumann um ihren kleinen Bruder und führt den Haushalt. Doch sie träumt davon, eine Jägerin und Kriegerin zu werden. Aber ihr Vater will nichts davon hören. Heimlich trainiert sie das Bogenschießen und das Fährtenlesen.

Als die Jagdgesellschaft, an der ihr kleiner Bruder Elias teilnimmt, überfallen und der Junge entführt wird, macht sie sich heimlich auf die Suche. Sie findet auch tatsächlich das Lager der Banditen. Als Martina ihren Vater und die anderen Männer zur Hilfe holen will, glauben sie ihr nicht. Nur Winnetou, der sich dem Suchtrupp angeschlossen hatte, erkennt die Wahrheit in ihren Augen. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg, den Bruder zu befreien ...

Den zweiten Platz belegte Patrick Harmann, 13 Jahre alt. Seine Erzählung heißt 'Kampf um Fort Bents':
„'Ho, ho, mein Guter!', rief ich meinem braunen Hengst zu und stieg von diesem ab. 'Will meinen, wir legen hier eine Rast ein.' Ich befand mich in einer jener Baumgruppen, die die Grassteppe im Süden Colorados wie die ostfriesischen Inseln die deutsche Nordseeküste durchzogen und hier, nahe den nährenden Fluten des Arkansas, besonders häufig waren. Ich blickte gen Horizont, wo der Fluss und die schnurgeraden Eisenbahnlinien sich in der Erdkrümmung verloren und der klare Himmel mit der flimmernden Sonne ihren Platz einnahm. Doch mein Ziel war jenseits meines Blickfeldes ...“ (3)
Der Sohn des BärenjägersDer junge Martin Baumann ist im Auftrag seines Vaters unterwegs, als er auf Spuren eines Überfalls stößt. Indianer, er vermutet Komantschen, haben eine Geisel genommen. Er folgt der Fährte und entdeckt bald darauf das Lager. Mehr als hundert Komantschen haben sich versammelt. Martin vertraut ganz auf seine Fähigkeiten als Jäger und Spurenleser. Er kann den Häuptling belauschen und erfährt, dass die Indianer Winnetou gefangen haben. Sie wollen das Fort Bents überfallen, um die Eisenbahnlinie zu stoppen. Durch falsche Informationen herausgelockt, haben die meisten Soldaten das Fort verlassen.

Was soll der junge Baumann nun tun? Er wartet auf den Einbruch der Nacht. Dann befreit er Winnetou. Der Häuptling der Apatschen schickt ihn nach Fort Lyon, um Verstärkung zu holen. Winnetou selbst macht sich auf den Weg nach Fort Bents. Gemeinsam versuchen sie, den Überfall der Komantschen zu verhindern ...

Auf Platz drei folgt dann die Story 'Rot und Weiß - Friedensfeder' der 11-jährigen Teresa Döring:

Albträume schrecken den jungen Martin immer wieder Nacht für Nacht aus dem Schlaf. Er kann den Tod seiner Mutter und seiner Schwester nicht verkraften, die von einem Grizzlybären getötet wurden.

Als er an diesem Morgen schweißgebadet aufwacht, ist sein Vater von der Jagd nicht zurückgekehrt. Der Junge macht sich große Sorgen und beschließt, sich auf die Suche nach dem Vater zu machen.

Schon bald gerät er immer tiefer in den Wald. Bis er auf der Lichtung haltmacht, auf der seine Mutter und seine Schwester starben.

Plötzlich greift ihn der Grizzly aus dem Gebüsch heraus an. Martin kann fliehen, gerät aber in Gefangenschaft zweier Banditen. Die Lage scheint aussichtslos. Doch Winnetou hat den jungen Baumann schon seit einiger Zeit beobachtet und wird versuchen, ihm zu helfen ...
„Plötzlich sahen sie einen Adler über sich seine Kreise ziehen, den stolzesten und größten, den Martin je gesehen hatte. Er flog davon, als sie hochblickten, doch irgendetwas schwebte vom Himmel. Langsam kam es näher und Martin fing es auf. Es war eine große Adlerfeder. 'Ich verdanke dir so viel', sagte er, 'und ich weiß, dass der Adler bei den Indianern ein Bote des großen Manitou ist. Es ist nicht viel, aber ich hoffe, du verstehst es, wenn ich sage, es ist symbolisch gemeint. Ich schenke dir diese Feder. Hmm... eine Feder für Winnetou! Wie sich das anhört! Bitte bewahre es als Andenken. Ich muss gehen!'“ (4)
Eine Feder für WinnetouDie Geschichtensammlung 'Eine Feder für Winnetou' ist ein ganz wunderbares und bemerkenswertes Buch. Alle Erzählungen haben ihren ganz eigenen Reiz. Die 21 Autorinnen und Autoren erzählen ihre Geschichten spannend und mit viel Liebe zum Detail. Ganz im Sinne Karl Mays verschmelzen in den Storys Fantasie, Wildwestromantik und Abenteuer.

'Eine Feder für Winnetou' ist eine lesens- und liebenswerte Anthologie für Jung und Alt, die ein Herz für klassische Westerngeschichten haben.

Zitate:
(1) Eine Feder für Winnetou, Vorwort Seite 14
(2) ebenda Seite 15
(3) ebenda Seite 30
(4) ebenda Seite 60


Bibliografie:
  • Schmid, Bernhard (Hrsg): Eine Feder für Winnetou, Karl-May-Verlag 2012, ISBN: 978-3-7802-3021-8, Preis: 9,95 Euro
  • Karl May: Der Sohn des Bärenjägers, Reihe Abenteuer Winnetou, Karl-May-Verlag, ISBN: 978-3-7802-0483-7, Preis: 7,90 Euro
  • Karl May: Unter Geiern, Band 35 der Gesammelten Werke, Karl-May-Verlag, ISBN: 978-3-7802-0035-8, Preis: 17,90 Euro

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