„ICH HASSE DIE FARBE PINK“

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„ICH HASSE DIE FARBE PINK“
AMY JO JOHNSON
von
Norbert Aichele

Eine sehr mutige Äußerung für eine Frau, die dieser Farbe praktisch Weltruhm verdankt.

Mitte der 90er Jahre gab es ein seltsames Phänomen. Weltweit flimmerten die skurrilen Abenteuer der MIGHTY MORPHIN' POWER RANGERS über die TV-Bildschirme, vornehmlich in den Kinderzimmern. Nach dem Vorbild japanischer Actionserien traten hier fünf Jugendliche in effektvollen Verkleidungen gegen abstruse Monster an, die im Namen einer auf dem Mond wohnenden Hexe die Erde erobern sollten. Unter den bunten Rangern befand sich auch ein Pink Ranger, gespielt von Amy Jo Johnson.

Diese Dame ist der Beweis dafür, dass in tumben Serien nicht nur tumbe Darsteller zu finden sind. Über die Jahre entwickelte sie sich zu einem Multitalent.

 

FotoDas Phänomen der Serie MIGHTY MORPHIN' POWER RANGERS ist vergleichbar mit McDonald's. Angeblich mag es niemand, aber trotzdem geht jeder hin. Die Serie war trotz der relativ billigen Machart und der entsetzlich einfältigen Stories ein Riesenhit, auch wenn eben keiner zugeben mochte, dass er sie verfolgte.

Ich habe es nie geleugnet, damals samstagmorgens auf RTL die POWER RANGERS zu gucken. Recht schnell entwickelte ich eine Vorliebe für den Charakter Kimberly Ann Hart, die sich immer in den Pink Ranger verwandelte. Zum Einen sah das Mädchen niedlich aus und zum Anderen zeigte die Mimik und die Körpersprache deutlich, dass mehr in ihr steckte.

Amy Jo wurde am 6. Oktober 1970 in Camp Cod, Massachusetts geboren. Sie hatte einen für Mädchen klassischen Traum: Sie wollte Turnerin werden, es bis zu den Olympischen Spielen schaffen. Eifrig trainierte sie in einem örtlichen Sportclub. Mit 19 Jahren verließ sie, immer noch beseelt von ihrem Traum, die Heimatstadt und zog nach New York. Neben ihrem Sporttraining studierte sie nun an der American Musical Dramatic Academy. Sie entwickelte dabei schnell ein Interesse für die Schauspielerei und für die Musik.

Der Traum von Olympia zerschlug sich und zwei Jahre später zog sie nach Los Angeles. Alles Erlernte sollte sich dennoch zu einem Vorteil für sie entwickeln. Gerade weil sie eine sehr gute Turnerin war, erhielt sie 1993 die Rolle der Kimberly Ann Hart in der Serie MIGHTY MORPHIN' POWER RANGERS. Die Serie wurde ein weltweiter Hit. Trotz aller Einfältigkeit (Kimberly trug als Ranger eben ein Rosa Kostüm und als Mensch fast ausschliesslich Klamotten in der gleichen Farbe) stach sie ein wenig hervor und entwickelte sich nicht nur bei mir zum beliebtesten Ranger.

FotoNach Zweieinhalb Jahren und 137 Folgen stieg Amy Jo aus. Es folgte noch ein Kinofilm mit dem Titel MIGHTY MORPHIN' POWER RANGERS: THE MOVIE (1995) und später auch noch ein Gastauftritt in dem TV-Film TURBO: A POWER RANGERS MOVIE (1997). Beide Filme sind im Übrigen nicht so schlecht, wie es gemeinhin immer dargestellt wird.

„Ich war 3 Seasons in der Serie und es machte mir Spaß. Ich glaube, ich musste danach heraus, denn auch die anderen Ur-Charaktere verliessen die Serie.“ (Amy Jo, 2001)

Trotz des Erfolges zog sie sich etwas zurück, trat in der Folge nur in einigen TV-Filmen und -Serien auf. Sie begann ihre anderen Talente zu fördern, widmete sich der Malerei und der Musik, schrieb erste eigene Songs. Auch eine Kurzgeschichte von ihr wurde in einem Buch veröffentlicht. Schauspielerisch widmete sie sich vermehrt dem Theater.

Erst 1998 kehrte sie regelmässig auf den Bildschirm zurück. Sie bekam die zweite Hauptrolle in der Serie FELICITY. Ihr kam sehr zugute, dass sie inzwischen selbst Musik machte und sich dadurch sehr stark in die Serie, in der es um Musik ging, integrieren konnte. Sie schrieb sogar den Titelsong der Serie. Leider verhinderte die schwere Krankheit und der tragische Tod ihrer Mutter, an der sie sehr hing, ihre längere Mitarbeit.

„Sie war meine beste Freundin. Ich sprach jeden Tag mit ihr. Sie war mein Leben, sie ist mein Engel. Meine Mutter wurde krank, als ich die Rolle in FELICITY bekam. Es war wirklich bizarr. Das Beste, was mir je passiert ist, geschah ausgerechnet in der Zeit des Schlimmsten, was mir je passiert ist.“ (Amy Jo, 2002)

Nach 38 Folgen stieg sie im Jahre 2000 aus. 2002 kehrte Amy Jo für die letzten zwei Folgen der Serie in ihrer alten Rolle noch einmal zurück.

Dazwischen lagen eher unbedeutende Auftritte in TV-Serien oder Filmen, so 1999 in dem auf Video gedrehten Vampirfilm COLD HEARTS.

Bemerkenswert vielleicht noch, dass sie in dem ersten vom Musiksender VH1 produzierten Film SWEETWATER (1999) die Hauptrolle spielte. Ein Film um klassische Rock-, Blues- und Folkmusik, der sie ohnehin den Vorzug gibt.

2001 erfolgte das Debüt auf CD als Musikerin, mit dem Longplayer THE TRANS-AMERICAN TREATMENT, mit dem sie sich auch als akzeptable Folksängerin und -komponistin etablieren konnte.

Foto2002 brillierte sie dann in New York auf der Theaterbühne in dem Stück LOVE, JANIS in der Hauptrolle als die legendäre Sängerin Janis Joplin.

„Meine Mutter starb vor drei Jahren an Krebs. Ich glaube, es gab mir eine andere Einstellung zum Leben. Ich meine, die Menschen sollten immer das tun, was sie glücklich macht.“ (Amy Jo, 2002)

2001 gab es Bestrebungen, den einen oder anderen TV-Film mit der Ur-Besetzung der POWER RANGERS zu machen. Amy Jo war nicht einmal abgeneigt, hatte sie in den vergangenen Jahren immer Kontakt zum Team behalten und auch bei den Zeichentrickserien oder Serienspecials einige Voice-over übernommen.

Shuki (Levy – Produzent der Serie – Anm. des Verfassers) plant die Filme für das kommende Jahr, aber bisher existieren sie nur auf dem Papier.“ (Amy Jo, 2001)

Die Pläne zerschlugen sich dann auch, waren vor allem einige andere Charaktere der Serie nicht wieder zu reaktivieren.

Im Film machte sie sich rar, trat lediglich in TV-Episoden auf, spielte eine Season in der Serie THE DIVISION (2004) und war Regular in WILDFIRE (2005-2007). Ein paar kaum nennenswerte TV-Filme gab es auch noch.

Sie widmet sich mehr ihrer Musik, hat 2007 ein weiteres Album veröffentlicht, sowie ihrer Theaterliebe.

Ihre meist dem Folk verhaften Songs, oft nur von einer Gitarre und einem Piano begleitet (beide Instrumente spielt sie selbst) sind meist sehr melancholisch und immer noch der Erinnerung an ihre Mutter verhaftet. Vermutlich hat sie auch erst eine Chance, wieder bekannter zu werden, wenn sie dieses Trauma endlich besiegen kann.

FotoDa ich persönlich diese Frau für sehr talentiert halte, wünsche ich ihr auf diesem Weg alles Gute.

 

FILMOGRAFIE

(Ich habe nur die Spielfilme, sowie jene TV-Serien aufgeführt, in denen sie als regulärer Charakter zu sehen war.)

1993-1995         MIGHTY MORPHIN' POWER RANGERS (137 Episoden)
                   (POWER RANGERS)
1995          MIGHTY MORPHIN' POWER RANGERS: THE MOVIE
                  
(POWER RANGERS: DER FILM)
1996          SUSIE Q
                   (SUSIE Q. - ENGEL IN PINK)
1997          KILLING MR. GRIFFIN
                   (DAS MÖRDERISCHE KLASSENZIMMER)
1997          PERFECT BODY
                   (ERFOLG UM JEDEN PREIS)
1997          TURBO – A POWER RANGERS MOVIE
                   (TURBO – A POWER RANGERS MOVIE)
1998-2000         FELICITY (40 Episoden)
/2002        (FELICITY)
1998          WITHOUT LIMITS
                   (GRENZENLOS)
1999          COLD HEARTS
                   (COLD HEARTS)
Foto1999          SWEETWATER
                   (SWEETWATER: A TRUE ROCK STORY)
2001          PURSUIT OF HAPPINESS
2002          INFESTED

                   (EATEN ALIVE: INVASION DER KILLERINSEKTEN)
2002          INTERSTATE 60
2003          HARD GROUND
2004          THE DIVISION (22 Episoden)
2005-2007         WILDFIRE (7 Episoden)
                   (Regulärer,aber nicht immer auftretender Charakter)
2005          ARBIE
2006          FATAL TRUST
2006          ISLANDER
2006          MAGMA: VOLCANIC DISASTER
                  
(MAGMA: DIE WELT BRENNT)
2006          VERITAS, PRINCE OF TRUTH

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