Muss man Samstagnachmittag so gut wie tot sein
Muss man Samstagnachmittag so gut wie tot sein?
Samstag Nachmittag - beste Sendezeit für Familien und Kinder - Klein Erna sitzt mit ihren Eltern bei Oma am Kaffeetisch und kaut an ihrem Kuchen, Opa schlürft den Kaffee und wünscht sich aufs Sofa um ein Nickerchen zu halten.
Da die Kleine nölt, und um sie etwas "ruhig zu stellen" (schließlich ist Samstag Nachmittag, Zeit für Heidi, Wiki und die starken Männer etc), schaltet man RTL2 ein.
Allerdings läuft dort etwas anderes ... nämlich "Dead Like Me".
Im oben genannten Serienartikel habe ich ja bereits deutlich gemacht, dass ich die Serie eigentlich gut, interessant und ungewöhnlich finde, ich mag die Arbeiten von Bryan Fuller.
Allerdings will es mir so gar nicht in den Kopf, warum man eine solche Serie zu einem Zeitpunkt senden muss, an dem Kinder vor dem Fernseher sitzen. Insofern richtet sich meine Kritik nicht an die Serie sondern an die Programmverantwortlichen von RTL2.
Meiner Ansicht nach ist diese Serie definitiv nichts für den Samstag Nachmittag - eine Uhrzeit zu der Kinder vor dem Fernseher sitzen. Es fällt mir schwer einen wirklichen Altersvorschlag für die Serie abzugeben, ich bin auch kein Fan von Pauschalurteilen hierzu, aber in jeder Folge von "Dead Like Me" sitze ich kopfschüttelnd vor dem Schirm.
Man kann - zu Recht - zu bedenken geben, dass für ein durchschnittliches Kind heute die Medienberieselung bereits am Samstag früh in frühester Frühe mit den Comics und Animes und Serien auf den diversen Kanälen beginnt. Dort ist ebenfalls Gewalt an der Tagesordnung. Manches Mal frage ich mich wie es angehen kann, dass dort Handlungsstränge laufen, die meiner Ansicht nach allenfalls ins Vorabendprogramm gehören. Ja, ich stehe dazu, ich bin konservativ. Ich finde es nicht erstrebenswert erzählen zu können, dass man als Jugendlicher bereits mit 12 Jahren heimlich "Hostel" gesehen hat. Es entlockt mir auch kein breites verständliches Grinsen wenn Horst sich in die Brust wirft und erzählt wie er sich mit 13 Jahren "Dawn of the Dead" reingezogen hatte. Ich gehöre zu denen, die bei der Urfassung von "The Fog" schaudernd ins Bett gekrochen sind - Weichei!
Mittlerweile sehe ich es nicht mehr ganz so streng und direktiv wie noch vor einigen Jahren, aber denoch bleibt bei mir häufig ein Gefühl von Irritation, wenn Kinder mit solchen Serien konfrontiert werden.
Es stimmt: Gewalt ist ein unausweichlicher Bestandteil unserer Gesellschaft, und besser ein Kind sieht "sowas" im Fernsehen statt mit seiner Mutter unterhalb der Guillotine zu stehen und mit dem Blut der Enthaupteten bespritzt zu werden (Panem et Circenses oder auch "Fernsehen der Französischen Revolution").
Ich bin mir aber auch sicher, dass im Erleben der Kinder ein Unterschied besteht ob eine Maus einer Katze eine Rakete in den Schlund steckt und sonstige Feinheiten (Tom & Jerry, Itschy und Scratchy etc.) oder ob reale Menschen erlebt werden, das Mädchen mit der Puppe im Arm, der Mann, der vom Surfboard erschlagen wird, der Getränkemann, dem die Wasserflasche ... ach ne, ich will es nicht noch weiter aufzählen. Bryan Fuller hat schon sehr abgedrehte Ideen, seien es die "Todesfälle in Pushing Daisies" oder in "Dead Like Me", und ich kann die Absurdität mancher Todesarten grinsend abtun, ein Kind filtert - bei aller Intelligenz, die ich einem Kind zutraue - da wesentlich weniger.
Auch der Tod ist Teil unseres Lebens, leider zu häufig ausgeblendet und in Krankenhäuser und Altenheime "ausgelagert", und ich bin durchaus der Ansicht, dass auch Kinder die Unausweichlichkeit des Todes erfahren müssen ... aber nicht unbedingt in dieser Form, und schon gar nicht so häufig.
Die Tatsache, dass die Seelensammler die Seelen der Sterbenden vor dem schlimmsten Erlebnis bewahren indem sie diese vorher aus dem Körper befreien, hat sicher etwas Tröstliches, aber ich würde nicht wollen, dass der Tod meinem Kind in dieser Art präsentiert wird - und ich bin wirklich nicht unerfahren in der "Begegnung" mit selbigem.
Kommentare
Ich finde die Serie selbst sehr unterhaltsam, aber der Ausstrahlungszeitpunkt ist mehr als ungeschickt gewählt. Der danach folgende Superman-Saubermann-Marathon passt schon eher zur Zielgruppe welche um diese Uhrzeit fern sieht, doch das was bei "Dead Like Me" zwischendurch geboten wird ist, meiner Meinung nach, doch schon recht "harter Tobak" für jüngere Zuschauer welche sicher nicht so gut differenzieren können wie jemand jenseits der 15.
Für Kinder ist sie nix, erst ab 14, 15 sollte man gucken lassen, wie ich finde.
Die Serie wäre übrigens sehr viel besser, hätte die Leitung Fuller nicht nach fünf oder sechs Folgen gehen lassen und sich rausgehalten. So verkam die Serie. Eine Hauptdarstellerin musste gehen, der schwule Vater war nicht schwul etc. (angedeutet im Pilot). Dazu gab es einen langen Beitrag im Space View (imho).
Grüße
ich glaube, dass vieles von dir genannte damit zusammenhängt, dass man dann doch inkonsequent im Durchziehen der Grundidee der Serie ist. Wie schon gesagt ist Bryan Fuller für seine außergewöhnlichen Ideen bekannt - siehe auch Pushing Daisies.
Solange die Fernsehsender mit dem Außergewöhnlichen liebäugeln, dann aber doch kneifen (siehe auch die Kommentare zum Beschneiden der Serie durch RTL2) werden solche Ideen leider kaputt gemacht.
Bettina