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Ach wie flüchtig, ach wie nichtig - Weiter-Leben in der Cloud

In (Multi-)Medias Res - Die Multimedia-KolumneAch wie flüchtig, ach wie nichtig
Weiter-Leben in der Cloud

Selbst nach einem halben Jahr tauchte sie bisweilen noch in meiner Timeline auf. Die moderne Manifestation eines Geistes, denn obwohl der Account an sich ruhte gab es natürlich immer noch Leute, die rege kommentierten und damit ausdrückten sie sei nicht vergessen, sie habe immer noch einen Platz im Leben. Obwohl Diana an sich schon seit einem halben Jahr im Grab lag war ihr Facebook-Account immer noch aktiv.


Für andere könnte das jetzt eine Inspiration für eine Gruselgeschichte sein, vor allem wenn es auch vermehrt Berichte darüber gibt dass Accounts von Toten auch noch Dinge liken - dafür gibts jedenfalls eine Erklärung.

Was nach dem Tod kommt ist eine Frage die keiner mit Sicherheit beantworten kann. Sicher ist allerdings, dass wenn wir Lebenden unsere ganzen Daten in Clouds und auf Server laden - uns bei Facebook und Twitter und Instagram tummeln - dass nach unserem Tod unsere Daten erstmal in diesen Clouds weiterleben werden. Jedenfalls so lange bis sie jemand löscht. Oder sich um die Accounts kümmert. Das ist Einerseits natürlich tröstlich. Es gewährt uns eine kleine Art von Unsterblichkeit, da ist etwas was bleiben wird. Und in der heutigen Zeit in der wir keine Photoalben mehr füllen, keine geschriebenen Tagebücher mehr hinterlassen und selbst Emails nicht permanent ausdrucken damit die Nachfahren diese archiviert zu Gesicht bekommen - wer möchte auch gerne, dass die komplette Amazon-Bestell-Liste der Nachwelt überliefert wird geschweige den den ganzen Rechnungen von Zalando - ist dies zumindest eine Art und Weise der Erinnerungskultur.

Andererseits: Der Geist in der Datenwolke ist eine Vorstellung, die nicht unbedingt gefällig ist. Hacker könnten aus den Daten, die da herumschwirren eine Geister-Identität erstellen, die dann munter mit geklauten Daten einkauft. Auf Facebook nach dem Tod herumzugeistern gegen den eigenen Willen ist auch alles andere als das, was man sich für das Leben nach dem Tod erhoffen würde - auch wenn man das wohl bewußt nicht mehr mitbekommt aber dennoch ist die Vorstellung, dass moderne Nekromanten mittels Datenauslese das Abbild herbeizaubern um damit verbrecherische Dinge zu tun alles andere als wohlgefällig. Und Emails von einem Toten im Postfach zu haben - nein, angenehm ist die Vorstellung nicht.

Allerdings haben wohl nur wenige von uns im Testament festgelegt wie im Falle eines Ablebens mit dem digitalen Nachlass umgegangen werden soll und obwohl es schon Spezialisten dafür gibt - und wohl mancher klammheimlich dann doch seine ganzen Passwörter zumindest irgendwo gesichert in der Wohnung liegen hat für den Fall der Fälle - ist die Frage wie wir mit den digitalen Spuren des Lebens umgehen bisher noch nicht geklärt. Klar, die Anbieter bieten mittlerweile Funktionen an mit denen die Erben die ganzen Accounts stilllegen lassen können - mal mehr, mal weniger kompliziert. Das berührt aber die eigentlich Frage nach dem gesellschaftlichen Umgang nur am Rande. Denn wie wir mit dem Tod nach dem normalen Leben umzugehen haben, dafür haben sich Rituale und Regeln erarbeitet die wir kaum in Frage stellen.

Stellenweise gibt es jetzt natürlich auch schon Verbindungen zwischen Offline- und Online-Welten etwa wenn QR-Codes auf Grabsteinen auftauchen. Fragt sich wie lange die Kosten für die Webseite bezahlt werden in einem solchen Fall. Aber für den Umgang mit dem, was nach dem digitalen Tod auf uns zukommt haben wir noch keine richtigen Reaktionen ausgebildet. Außer, dass man Accounts stilllegt. Löscht. Aber dann sind ja auch die ganzen Daten weg, die der Lebende in den Account eingespeist hat und die sehr wohl auch überlieferungswürdig sind, denn diese haben ja zu seinem Leben dazugehört. Die Möglichkeit, diese ganzen Daten herunterzuladen und sie dann von einem Experten auswerten zu lassen - diese haben wir noch nicht als konventiell erachtet und es ist natürlich auch jedem überlassen wie man mit einem Erbe umgeht. Genau genommen aber müssten auch Daten von Facebook, Twitter, der Mailverkehr, die ganzen Photos bei Instagram oder die Kurzfilme bei Vine irgendwo und irgendwie herunterladbar sein können um das Erinnern - wenn es denn gewünscht ist - auf diese Art und Weise gewährleisten zu können. Bis wir eine digitale Erinnerungskultur entwickeln, die das mit einschließt wird es aber noch etwas dauern. Und die Frage ist ja auch: Werden Firmen eigentlich in Zukunft so nett sein alle Daten von Verstorbenen an die Erben herauszurücken?

Kommentare  

#1 Mikail_the_Bard 2015-02-13 09:38
Bei Facebook kannst du aber den Account als Verwandter oder Bevollmächtigter als "Erinnungsaccount" sperren lassen, so dass zwar der Accout noch sichtbar ist, aber sich keiner (auch nicht wenn du das Passwort weisst) mehr einloggen kannst. Bevor man das aber tut sollte man alle Apps (wie Spiele oder Horoskope etc) löschen, denn die posten sonst munter im Namen des Toten/der Toten weiter. Klar 100% sicher ist nie was aber für einige Menschen ist es tröstlich wenn sie wenigstens noch die Bilder sehen oder einen Kondulenzeintrag machen können, denn nicht jeder - wie weit über die Erde verstreute Verwandte - können persönlich zur Beerdigung kommen oder das Grab besuchen. Natürlich sollte das vorher geregelt sein. Aber wer denkt schon gerne daran das er stirbt - und manchmal kommt es so schnell das man und der/die Hinterbliebene (der dann sich um alles kümmern muss) wie von einer Lawine überrollt da steht und entscheiden muss.

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