Nicht schon wieder: Das Problem bei Eventcomics
Nicht schon wieder:
Das Problem bei Eventcomics
Oder "Civil War", "Civil War II"? Vermutlich kommt noch "Secret Wars II" die Tage dazu, wenns das nicht schon geben sollte...
Wir leben in einer Zeit, in der das Event zwar nicht mehr das einmalige, überraschende, überwältigende Ereignis an sich ist - jede neue Folge von "DSDS" ist heutzutage schon als Event beworben worden - in dem das Wort oder das Erlebnis als solches aber noch eine Münze mit Wert hat. Wir erwarten zwar noch etwas von einem Event, aber so überraschend und überwältigend, so besonders kann ein Event nicht mehr sein, wenn alles andere um uns in der Welt als Event vermarktet werden kann. Das zeigt sich, wenn man vergleicht wie Comicverlage mit den Eventcomics umgehen - oder warum "Crisis on Infinite Earths" einem beim erneuten Lesen immer noch am ehesten im Gedächtnis bleibt.
Eventcomics fallen in mindestens zwei Kategorien: Entweder dienen sie dazu, ein Ereignis in einem Universum zu beschreiben, dass auf das gesamte Universum an sich Auswirkungen hat - vor knapp fünf Jahren hatte "Flashpoint" genau das, es startete nämlich "The New 52" und dieser Comic-Kosmos hatte wenig mit dem zu tun, was vorher war, weswegen es ja jetzt dann mit "Convergence" einen "soft reboot" gibt und man versucht den ganzen Mist wieder einigermaßen hinzukriegen. Wobei man vermutlich mit der Einbettung des Watchman-Universums noch größeren Mist herstellen wird, aber es ginge zu weit jetzt in die Details des neuesten Reboots von DC reinzugehen. Außerdem würde mich das nur noch mehr aufregen als ohnehin schon. (3 Joker? Dr. Manhattan als Bösewicht? AAAAAAAAHHHHHHHHHH!)
Oder Eventcomics sind Crossover-Comics, in denen Marvel und DC gegeneinander antreten um für einige Zeit das Amalgam-Universum zu kreieren - in denen Spiderman mit Superman zusammen gegen Venom antreten - in denen der Joker in Metropolis auftaucht - oder in dem Superman in einem kosmischen Prozeß wegen der Zerstörung von Krypton verurteilet wird, da tauchen dann ich diverse andere Helden auf.
Nun könnte man vermutlich noch argumentieren, dass die Elswhere-Comics - "Was wäre, wenn Batman ein Vampir wäre?" - die "All-Star-Batman"-Reihe etwa oder die anderen Comics, die Alternativen erzählen ebenfalls Eventcomics wären. Allerdings haben die meisten Geschichten hier keine Auswirkungen auf das Universum an sich oder auf die Lebensumstände der Helden. Bei Crossover-Comics sind diese nun auch wirklich minimal, aber immerhin gibts ab und an schon Verweise innerhalb des Universums an sich auf die Geschehnisse. Alles andere spielt außerhalb der normalen Kontinuität des Universums - und von daher ist so etwas wie "Mad Love" sicherlich ein Eventcomic. Aber "Mad Love" spielte nicht im normalen Universum der Zeit von 1997, das mit anderen Dingen - wie etwa Black Mask, dem Rücktritt von Gordon oder der Bürgermeisterwahl in Gotham, ja, ich weiß halt sowas - zu tun hatte. "Mad Love" spielte im Zeichentrickuniversum von DC und sicherlich ist es einer der besten Comics dieses Universums und erzählt die Hintergründe von Harley Quinn. Mehr ist es aber auch nicht: Ein Comic, der die Schöpfungsgeschichte eines Charakters erzählt. Gut gemacht, klar, und bis heute einfach wunderbar. Aber von diesem Comic gehen keine Veränderungen des Universums aus. Und ein Crossover ist es auch nicht, insofern scheidet "Mad Love" als Eventcomic in diesem Sinne aus. (Ein Event ist das allerdings natürlich in dem Sinne, in dem die Leser es als Event feiern.)
Eventcomics schlagen auch eine bestimmte erzählerische Note an. Mit dem normalen Leben der Superhelden haben sie in der Regel wenig zu tun, sie erzählen eine überirdische, gigantische, unvorstellbar kosmische Geschichte. (Na ja, bei "Secret Wars" kann man sich darüber streiten, aber "Secret Wars" gab Spiderman ein gewisses schwarzes Kostüm... Soweit zu Nebenfolgen von Eventcomics.) Oder sie erzählen eine Geschichte, die Relevanz für alle anderen Helden hat. Oder zumindest wuchten sie das erzählerische Niveau ein wenig in die Höhe. Also - meistens. Da kollidieren Welten. Da werden aus Helden Schurken, kosmische Geheimnisse werden offenbart, ein Infinity Gauntlet muss Thanos entrissen werden... Es geht also um Großes. Gigantisches. Atemberaubendes. Und: Eventcomics finden nicht alle Jahre statt. Eventcomics sind etwas, um Jubiläen zu feiern, um nach einiger Zeit das Universum wieder etwas zu sortieren. Sie sind etwas Besonderes.
Da Eventcomics allerdings in der Regel auch dazu beitragen, die Verkäufe anzukurbeln haben die Verlage sich in der Gegenwart angewöhnt die einmaligen und außergewöhnlichen Dinge zu nivellieren. Heutzutage ist es nicht unüblich, wenn in jedem Jahr ein "Event" gestartet wird oder wenn der Comicfan tatsächlich drölfzig andere Comics kaufen muss, weil es einen Countdown zum Event, einen Prolog, einen Sidequest, einen Tie-In, einen Epilog, ein wirklich-jetzt-aber-endgültig-Ende zu diesem Event gibt. Ja, auf der einen Seite: Der Verlag möchte Profit machen. Und wir wollen das ja auch irgendwie, sonst würde der Verlag keine Comics mehr herstellen können und wir wären einer Lebensfreude mehr beraubt. Andererseits: Mein Gott, dieses geballte Verkaufen nervt einfach nur. Wir kaufen Comics, weil wir ein paar Stunden Lesefreude haben wollen. Gut, Hardcore-Fans laufen dann in der Regel auch noch beim Stewart um die Ecke Sturm um Variantcover zu bekommen - aber dann wirklich alle Comics von diesem Event zu horten? Zu suchen? Zu finden? Das geht nicht nur ins Geld sondern ist auch irre anstrengend.
Dazu kommt noch die Tatsache, dass Eventcomics heute in der Regel nicht mehr die gigantischen Geschichten erzählen, die sie erzählen sollen. "Flashpoint" ist nett - auch wenn ich die Folgen dieses Events nicht ausstehen kann. Aber "Flashpoint" erzählt im Grunde nur eine Geschichte im Flash-Universum. Ja, eine mit einer parallelen Zeitlinie, aber selbst das hatten wir doch schon etliche Male. "Flashpoint" und "Convergence" fehlt - das Grandeur. Der Sense of Wonder. Eventcomics sollten uns in Atem halten, uns staunen machen uns ein "NEIN! NICHT DAS NOCH!" von den Lippen reißen und uns auf die Fortsetzung fiebernd machen lassen. Statt dessen bleiben Eventcomics - auch im Crossover-Bereich - heutzutage bei einem: "Na ja." Und selbst wenn irgendwas von bleibendem Wert geschaffen wurde, dann sorgen die Verlage schnell mit einem RetCon-Knopf dafür, dass das alles ja nicht so bleibend gemeint war. Yepp, "toter Captain America"...
Wir brauchen keine Eventcomics, die einmal im Jahr die Zahlen für die Verlage hochtreiben. Wir brauchen Eventcomics, die grandiose Geschichten erzählen. In denen es um Etwas geht. Um Werte. Moral. Um die Frage, wie Superhelden in einer Zeit leben können, in der die Politik am Rad dreht. Eventcomics dürfen auch - wie Comics an sich - teilweise unlogisch und manchmal haarsträubend banal sein. Mit Storylines, bei denen man sich fragt was die Macher da wieder angestellt haben. Aber wenn, dann sollten diese Banalitäten Wirkung haben. Damit ich als Leser wieder staunen kann und darf.
Kommentare
Da waren mir die kleinen aber feinen Geschichten gerade der Silver Age lieber.
Die Verlage wissen zumindest recht gut mittlerweile, wie man frühere Fans nachhaltig vergraulen kann.
Solange diese Lektoratscomics nicht verschwinden, in denen die Bosse die halbgare Story vorgeben und dann am Reißbrett planen, wird sich das auch nicht mehr ändern. Die Platte, dass früher alles besser war, ist langweilig geworden, aber bei den Ami-Comics stimmt es ausnahmsweise mal. Alle Klassiker aus den 80ern - in den 90ern fing der kreative Niedergang an, Mad Love ist ein schönes Beispiel, wenn etwas, das im Grunde ein Tie-In-Comic ist, das Werk ist, an das man sich 20 Jahre später noch erinnert ... - haben funktioniert, weil sich Autoren und Zeichner auf ihre Nische konzentrieren konnten und die Arbeit keinem Event unterzuordnen hatten. Das konnte noch organisch wachsen. Das ist heute bei den Konzerncomics nicht mehr möglich.
Wie wenig da nachgekommen ist, zeigen doch die Filme. Sämtliche verbratenen Stories bei Marvel und auch DC sind uralt. Infinity Gauntlet gab es Anfang 90.
Marvel Super-Heroes Secret Wars (1984/85) 1-12;
Secret Wars II (1985/86) 1-9 (einfach nur schrecklich);
Secret War (2004/05) 1-5 (eien SPy-Story, gar nicht schlecht);
Secret Wars (2015/2016) 1-9 (auch nicht so übel, mit COIE vergleichbar).
Marvel hat es nicht annähernd so vergeigt wie DC unter Dan DiDio.
Ich kann mich ehrlich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal was von DC gekauft habe. Nicht mal digital, wenn es runtergesetzt ist. Das gilt auch für Marvel, obwohl es da wenigstens noch den einen oder anderen Hardcover-Reprint gab.
Wie gesagt, die 60er und 70er Jahre, da war noch die Welt in Ordnung.
Eine Aussage nach meinem Herzen! Was liebe ich die Masterworks! Aus Kostengründen weiche ich auch gern auf die Softcover-Ausgaben bzw. die Epic Collection (20 Farb-Reprints für 34,99 USD) aus. Letztere erscheint allerdings nicht in chronologischer Reihenfolge, bietet aber inzwischen einen guten Grundstock der Classics aus den 60ern.
THOR solltest Du Dir wirklich unbedingt zulegen. Das Artwork ist nach einigen Ausrutschern zu Beginn durchgängig von Jack "King" Kirby und bietet mit den Nummern 158 und 159 die komplette Herkunft des Donnergotts, die bei Williams leider nicht erschienen ist, obwohl sie angekündigt war.
THOR solltest Du Dir wirklich unbedingt zulegen. Das Artwork ist nach einigen Ausrutschern zu Beginn durchgängig von Jack "King" Kirby und bietet mit den Nummern 158 und 159 die komplette Herkunft des Donnergotts, die bei Williams leider nicht erschienen ist, obwohl sie angekündigt war.
Nun muss ich ja gestehen, das THOR nie zu meinen wirklichen Lieblingen von MARVEL zählte. Aber besser als so manches Event-Desaster sind die Hefte wirklich noch alle male.
Ich konnte mit Thor auch nie viel anfangen. Schon den Essential 1 habe ich irgendwann zur Seite gelegt, weil ich es größtenteils unterirdisch fand. Obwohl man sich heute mit vielen frühen Marvels schwer tut.
Von den Masterworks habe ich mir die Spider-Man geleistet, bis zum letzten Conway-Band, aber die Digitalausgabe, die immer mal wieder zum Spottpreis angeboten wird. Da kosten die Bände dann so 8 oder 9 Euro. Heute weiß ich die Artwork mehr zu schätzen als früher, da gefällt mir beinahe auch Gil Kane.
"Obwohl man sich heute mit vielen frühen Marvels schwer tut."
Oh, kann ich eigentlich nicht sagen. Ich fand nur diesen Einsatz von sogenannten "Göttern" schon früher etwas grenzwertig. Mit Herkules konnte ich später bei den RÄCHER (AVENGERS) auch nichts anfangen und war eigentlich froh, als er dann wieder aus dem Team (damalige Williams Hefte) raus war.
Mit Digitalausgaben gebe ich mich allerdings überhaupt nicht ab. Ist bei mir wie bei eBooks, ich mag es persönlich schlicht nicht. Und 8 bis 9 Euro für Digital ist mir einfach zu überteuert (da z.B. keine Druck- und Papierkosten, keine schöne Verarbeitung usw.).
Kanes eigenwilligen Zeichenstil mag ich überhaupt nicht! Schaut man sich hingegen seine Arbeiten für GREEN LANTERN an (1959er-Serie), könnte man meinen, dass es unterschiedliche Personen sind. Die Zeichnungen haben mehr Eleganz, die Anatomie wirkt "echter" (mir fallen bei seinen nachfolgenden Arbeiten immer wieder seine eigenartig krumm gezeichneten Beine auf).
Weiß jemand, ob es sich wirklich um ein und dieselbe Person handelt oder vielleicht um Vater und Sohn (so wie bei den Romitas)?
Im Grunde gebe ich dir recht. Normalerweise entspricht digital dem Printpreis, was ich für Mondpreise halte. Andererseits sind diese kurzzeitigen Angebotspreise so niedrig, dass man Bände für nicht mal ein Drittel des Printpreises bekommt. Nur um mal in was reinzulesen ist das ideal.
Und ehrlich gesagt ist digital manchmal sogar ein Mehrwert, so klar und deutlich kann man Artwork auf Papier nie sehen. Das geht aber nur bei Comics die man mit dem "Guided View" auf dem Tablet liest. Sonst ist das nur eine nervige Fummelei am PC. Beim "Guided View" wird ja jedes kleine Panel auf Bildschirmgröße vergrößert. Ich war selbst überrascht, so schön wie auf dem Tablet habe ich zb den "Sandman" nie gesehen.
zitiere Des Romero:
Soviel ich weiß, gab es nur einen Kane. Bei ihm war es vermutlich der Inker. Gerade bei der frühen GL sind die Zeichnungen so klar, während er 10 Jahre später seinen "Stil" hat, der noch unterstrichen wird durch den Inker.
Wie wichtig der Inker ist, sieht man immer schön bei Mike Grell. In dem SW Showcase von Warlord ist ganz deutlich, wie Coletta mit der Dampfwalze über den Strich gegangen ist.
Coletta ist das Inker-Grauen schlechthin! Nicht wenige sind – wie ich – der Meinung, dass er die genialen Pencils von Kirby versaut hat.
Bei Kane habe ich natürlich auch schon an den Inker gedacht, aber trotzdem gibt es massive Stilbrüche, die eine andere Ursache haben müssen. Wahrscheinlich ist es so, wie Du sagst: Kane hat sich gewandelt und in eine bestimmte Richtung entwickelt. Leider gefiel er mir früher besser.
Im Grunde gebe ich dir recht. Normalerweise entspricht digital dem Printpreis, was ich für Mondpreise halte. Andererseits sind diese kurzzeitigen Angebotspreise so niedrig, dass man Bände für nicht mal ein Drittel des Printpreises bekommt. Nur um mal in was reinzulesen ist das ideal.
Und ehrlich gesagt ist digital manchmal sogar ein Mehrwert, so klar und deutlich kann man Artwork auf Papier nie sehen. Das geht aber nur bei Comics die man mit dem "Guided View" auf dem Tablet liest. Sonst ist das nur eine nervige Fummelei am PC. Beim "Guided View" wird ja jedes kleine Panel auf Bildschirmgröße vergrößert. Ich war selbst überrascht, so schön wie auf dem Tablet habe ich zb den "Sandman" nie gesehen.
Ja, mag sein. Nur hierfür extra ein Tablet kaufen und dann noch dieses "Guided View", das geht mir persönlich schon etwas zu weit, zumal ich ja selbst ein einfaches Handy mittlerweile konsequent ablehne (man ist so ekelig-permanent erreichbar). Das ganze Drumherum entwickelt da schon Kosten, wo ich dann liebend gerne bei den Print-Ausgaben verbleibe. Außerdem stehe ich mit dem gesamten Elektronikkram immer irgendwie auf Kriegsfuß. Das fängt schon bei den einzelnen Bezeichnungen und Namen von Hart- wie Software an, wo ich ebenso passen muss wie vor einem chinesischen Wörterbuch.