Die Rückkehr der YPS-Helden - Thomas der Trommler
Rückkehr der YPS-Helden - Thomas der Trommler
Wie der Cross Cult-Verlag
fast vergessene Comic-Schätze neu belebt
YPS war ein Comic-Magazin, welches es von 1975 bis ins Jahr 2000 auf insgesamt 1.253 Ausgaben brachte. Inhaltlich unterschied sich YPS nur recht wenig von anderen Comics aus den siebziger Jahren wie Zack oder Primo, denn ebenso wie bei diesen gab es keine durchgängige Story zu lesen, sondern mehrere Kurz- oder Fortsetzungsgeschichten und einseitige Cartoons.
Dabei setzte der Gruner & Jahr-Verlag nicht nur auf eingekaufte Lizenzcomics (wie z.B. Lucky Luke, Asterix, Percy Pickwick) sondern gab auch selbst Serien in Auftrag, die über viele YPS-Ausgaben verteilt veröffentlicht wurden. Zwei davon erscheinen nun in neuer Aufmachung beim Cross Cult-Verlag.
Doch bevor ich zu den Comic-Serien komme, noch einige Worte zu YPS. Zu der Zeit, als YPS auf dem deutschen Zeitschriftenmarkt erschien, war das eigentlich Neue, ja fast als revolutionär zu bezeichnende, nicht der Inhalt des Magazins, sondern der beigefügte Gimmick.
Auch hier wird sich manch jüngerer Leser die Frage stellen, um was es sich bei einem Gimmick handelt. Na ja, heutzutage kommt fast kein Comic-Magazin, das sich an jüngere Leser richtet, um einen Gimmick herum er heißt nur nicht mehr so. Ob Pferdeheftchen wie Wendy, das Löwenzahn-Magazin oder sogar Micky Maus alle haben mittlerweile irgendeine kleine Spielerei dabei und versuchen so, Kinder und Eltern zum Kauf zu animieren. Dass bei vielen der Heftchen der Inhalt erheblich weniger zu bieten hat, als es bei YPS der Fall war, ist eine traurige Tatsache.
Doch auch der Gimmick hatte, vor allem in den Jahren zwischen 1975 und ca. 1985, erheblich mehr Substanz, als in den modernen Quasi-Nachfolgern. Im Gegensatz zu komplett fertig montiertem Schrottspielzeug, das bereits wenige Minuten nach dem Auspacken den Geist aufgibt, war man bei YPS oft erst noch einige Zeit damit beschäftigt, den Gimmick zusammenzubauen. Dabei konnten allerdings auch kleinere Missgeschicke passieren mein erstes eigenes YPS-Heft (eine frühe Nummer, ich glaube sogar, dass es sich um ein Heft aus dem einstelligen Bereich handelte), hatte ein Flaschenschiff als Beigabe.
Nach der (für einen Sechs-jährigen) durchaus schwierigen Montage der Kleinteile, musste ich feststellen, dass ich die Segel leider schon (mittels Fadenzug) aufgerichtet hatte, bevor ich das Schiff in die von Mutter bereitgestellte Flasche geschoben hatte. Leider liessen sich die Segel nicht mehr einklappen, und so hatte ich zwar ein hübsches kleines Schiff und eine leere Flasche aber nicht in der geplanten Kombination.
Doch davon liess ich mich natürlich nicht entmutigen, und so wanderten in den folgenden Jahren noch viele YPS-Hefte in meinen Besitz. Besonders gerne erinnere ich mich beispielsweise an die Detektiv- und Zaubergimmicks, die mir und meinen Freunden so manchen schönen und spannenden Nachmittag bescherten. Und wer denkt nicht gerne an so herrliche Gimmicks wie Urzeitkrebse, Ostereierbaum, Solarzeppelin oder mexikanische Springbohnen zurück? Bevor ich nun komplett in Lobeshymnen über YPS abschweife, komme ich lieber zurück zum eigentlichen Kern dieses Artikels.
Wie bereits erwähnt, beschränkte sich der Inhalt des Heftes nicht nur auf Lizenzserien wie Asterix oder Lucky Luke (was ja auch schon nicht schlecht gewesen wäre), sondern brachte auch einige interessante Eigenproduktionen heraus, von denen zwei nun beim Cross Cult-Verlag erscheinen, der ja auch für die Neuveröffentlichungen von Andrax (die hier bereits komplett rezensiert wurden) und die übersetzten Ausgaben solch herausragender Serien wie The Walking Dead oder Hellboy verantwortlich ist.
Ebenso wie Andrax stammen die beiden, aus YPS stammenden Serien, die Cross Cult nun neu auf den Markt bringt, auch aus der Feder von Peter Wiechmann. Während Hombre, eine klassische Westernserie zwar bereits angekündigt ist, deren Veröffentlichung aber noch bis August auf sich warten lässt, ist Thomas der Trommler bereits erhältlich.
Peter Wiechmann, der seine Kindheit im nordhessischen Eschwege verbrachte, wandte sich bereits in jungen Jahren, durch den Kontakt zu amerikanischen G.I.s begünstigt, der Comic-Kunst zu. Nachdem er eine Ausbildung zum Schriftsetzer absolviert hatte, ergab sich die Möglichkeit, seine Comic-Leidenschaft mit seinem beruflichen Werdegang zu verbinden, und so heuerte er schließlich beim Kauka-Verlag an. Dort war er an zahlreichen Veröffentlichungen von Fix & Foxi über Lupo bis hin zu Primo beteiligt. Später wurde er mit der Konzeption und der Durchführung einer historischen Fortsetzungsgeschichte für den Gruner & Jahr-Verlag beauftragt. Aus diesem Auftrag entstand schließlich Thomas der Trommler. Wie Wiechmann im Nachwort der Ausgabe schreibt, interessierte er sich schon in seiner Kindheit und Jugend für die bewegte Geschichte seiner Heimatregion.
Doch davon liess ich mich natürlich nicht entmutigen, und so wanderten in den folgenden Jahren noch viele YPS-Hefte in meinen Besitz. Besonders gerne erinnere ich mich beispielsweise an die Detektiv- und Zaubergimmicks, die mir und meinen Freunden so manchen schönen und spannenden Nachmittag bescherten. Und wer denkt nicht gerne an so herrliche Gimmicks wie Urzeitkrebse, Ostereierbaum, Solarzeppelin oder mexikanische Springbohnen zurück? Bevor ich nun komplett in Lobeshymnen über YPS abschweife, komme ich lieber zurück zum eigentlichen Kern dieses Artikels.
Wie bereits erwähnt, beschränkte sich der Inhalt des Heftes nicht nur auf Lizenzserien wie Asterix oder Lucky Luke (was ja auch schon nicht schlecht gewesen wäre), sondern brachte auch einige interessante Eigenproduktionen heraus, von denen zwei nun beim Cross Cult-Verlag erscheinen, der ja auch für die Neuveröffentlichungen von Andrax (die hier bereits komplett rezensiert wurden) und die übersetzten Ausgaben solch herausragender Serien wie The Walking Dead oder Hellboy verantwortlich ist.
Ebenso wie Andrax stammen die beiden, aus YPS stammenden Serien, die Cross Cult nun neu auf den Markt bringt, auch aus der Feder von Peter Wiechmann. Während Hombre, eine klassische Westernserie zwar bereits angekündigt ist, deren Veröffentlichung aber noch bis August auf sich warten lässt, ist Thomas der Trommler bereits erhältlich.
Peter Wiechmann, der seine Kindheit im nordhessischen Eschwege verbrachte, wandte sich bereits in jungen Jahren, durch den Kontakt zu amerikanischen G.I.s begünstigt, der Comic-Kunst zu. Nachdem er eine Ausbildung zum Schriftsetzer absolviert hatte, ergab sich die Möglichkeit, seine Comic-Leidenschaft mit seinem beruflichen Werdegang zu verbinden, und so heuerte er schließlich beim Kauka-Verlag an. Dort war er an zahlreichen Veröffentlichungen von Fix & Foxi über Lupo bis hin zu Primo beteiligt. Später wurde er mit der Konzeption und der Durchführung einer historischen Fortsetzungsgeschichte für den Gruner & Jahr-Verlag beauftragt. Aus diesem Auftrag entstand schließlich Thomas der Trommler. Wie Wiechmann im Nachwort der Ausgabe schreibt, interessierte er sich schon in seiner Kindheit und Jugend für die bewegte Geschichte seiner Heimatregion.
Wiechmann selbst stammt aus der Nähe von Eschwege und war laut eigener Aussage bereits seit seinen jungen Jahren sehr an Geschichte interessiert. Von Rittern, Raubrittern, Fronvögten rebellischen Bauern, Soldaten und Marodeuren, die sich in der näheren Umgebung Eschweges im Laufe der Geschichte aufgehalten haben, erfährt er in dieser Zeit, und die erlangten Kenntnisse bringt er in die Story um Thomas den Trommler ein.
Angesiedelt im Dreißigjährigen Krieg, erzählt er in Episoden, die zwischen 7 und 9 Seiten füllen, von Thomas, einem jungen Grafensohn, der, nachdem er seine Familie verloren hat, als Trommler in die Wirren des Krieges gezogen wird. Begünstigt durch seinen Mut und seine vielfältigen Begabungen steigt er schließlich in der Armee des Feldherrn im Rang auf und befehligt bald selbst eine eigene Schar Kämpfer. Doch ähnlich verworren wie der Krieg selbst, verläuft auch sein Werdegang, bis er schließlich als Anführer einer Gruppe Freischärler durch die Lande zieht.
Natürlich ist Thomas der Trommler keine Geschichtslektion, wie man sie in Schulbüchern finden kann, dafür steht die Action zu sehr im Mittelpunkt. Doch jederzeit merkt man Wiechmanns Erzählung an, dass er viel Zeit mit Recherche verbracht hat, um die Atmosphäre der damaligen Zeit möglichst gut vermitteln zu können.
So erfährt der Leser parallel zu den kurzen Episoden immer wieder etwas über den tatsächlichen Kriegsverlauf und den Alltag der Menschen im Dreißigjährigen Krieg, was geschickt durch zeitgenössische Abbildungen aufgelockert wird. Ähnlich gelungen wie Wiechmanns Story und die historischen Informationen sind die Zeichnungen der beiden spanischen Künstler Josep Gual und Juan Sarompas, die sich stilistisch ganz in der Linie ihrer Landsmänner aus den siebziger Jahren bewegen.
So erinnern die Zeichnungen durchaus manchmal an Jordi Bernets Artwork für Andrax, wenngleich sie häufig eher etwas detaillierter daherkommen. Insgesamt passen die Zeichnungen ausgezeichnet zur Geschichte und verleihen den Geschichten eine Qualität, die mancher in einer Heftreihe wie YPS gar nicht erwartet hätte. Verständlicherweise halten sich die Künstler im Hinblick auf Brutalität, wie sie in einer Kriegsgeschichte möglich gewesen wäre, weitestgehend zurück, was sicherlich an der Zielgruppe der YPS-Hefte gelegen hat. Doch dies tut der Sache natürlich keinen Abbruch.
Auch die Tatsache, dass man bei Cross Cult im Gegensatz zur Andrax-Reihe das größere Albenformat für die Veröffentlichung von Thomas der Trommler gewählt hat, tut der Darstellung der text- und detailreichen Seiten gut. Ebenso gelungen ist die Wahl des Papiers, welches deutlich rauer und dicker ist, als bei sonstigen Cross Cult-Publikationen.
Mit Thomas der Trommler haben die Leute von Cross Cult eine fast vergessene Perle deutscher Comic-Kunst in mehr als angemessener Form wiederveröffentlicht, und bieten so auch einer jüngeren Comic-Leser-Generation die Möglichkeit, Peter Wiechmanns großartige Geschichte entdecken zu können. Doch auch YPS-Nostalgiker und alle anderen älteren Comicfreunde werden ihren Spaß an dieser gelungenen Veröffentlichung haben. Nun richtet sich meine Hoffnung auf die Neuauflage von Hombre, die für August angekündigt ist, doch angesichts der bisherigen Qualität der Cross Cult-Produkte, braucht einem dabei wahrlich nicht bange sein.
Thomas der Trommler
Mit Thomas der Trommler haben die Leute von Cross Cult eine fast vergessene Perle deutscher Comic-Kunst in mehr als angemessener Form wiederveröffentlicht, und bieten so auch einer jüngeren Comic-Leser-Generation die Möglichkeit, Peter Wiechmanns großartige Geschichte entdecken zu können. Doch auch YPS-Nostalgiker und alle anderen älteren Comicfreunde werden ihren Spaß an dieser gelungenen Veröffentlichung haben. Nun richtet sich meine Hoffnung auf die Neuauflage von Hombre, die für August angekündigt ist, doch angesichts der bisherigen Qualität der Cross Cult-Produkte, braucht einem dabei wahrlich nicht bange sein.
Thomas der Trommler
Kommentare
Übrigens hatte das Buddelschiff die Nr. 5, du warst also früh dabei! Yps wurde ja 1999 von Gruner & Jahr an Ehapa verkauft. Es wird gemunkelt, dass Ehapa nur die lästige Konkurrenz zu seinen Micky Maus-Heften loswerden wollte, weil Yps bereits nach einem weiteren Jahr eingestellt wurde. Im Jahr 2006 erschienen dann noch ein paar Ausgaben, angeblich als Test, ob Yps auferstehen könnte. Böse Zungen behaupten, diese Hefte seien nur erschienen, damit die Lizenz nicht verfällt und jemand anderes Yps hätte sich unter den Nagel reißen können. Wird eine Lizenz eine bestimmte Anzahl von Jahren nicht genutzt, verfällt sie nämlich.
Sei es, wie es ist, wir sind nun eh zu alt dafür. Es war einfach damals ein tolles Heft und immer wieder ein spannender Bastelspaß!
Also mein ganzer Stolz waren natürlich die Urzeitkrebse.
...bis sie meine Schwester aus Unwissenheit das Waschbecken
hinunter kippte.
Tatsächlich waren auch bei mir die Comics von nur geringer
Bedeutung. Aber dieser sehr interessante Beitrag verleitet
mich doch mal eine Zeitreise zu wagen.
Hombre sagt mir irgendwas. Da flittert was ganz hinten
herum. War das auch von YPS?