Der Ton macht die Musik - Heft-Autoren und ihre Leser
Der Ton macht die Musik
Heft-Autoren und ihre Leser
Ich denke, alle drei Fälle treten auf, wobei zumindest Fall 1 beim Perry eher selten ist, auch bei den Autoren, die nur wenige Hefte zur Serie beitragen/trugen oder langsam schreiben/schrieben bzw nebenberuflich. Viele Autoren kommen ja aus dem Fandom oder dem Heftebereich als einstige Nurleser selbst und verstehen die Kritik ihrer Leser, die oft besser im Kanon bewandert sind als der frische Autor oder der Gastschreiber, der trotz der kräftigen Mitwirkung der P. bei seinem Werk oft auf Fehler von den Lesern hingewiesen werden muss. Wie man jetzt als Autor darauf reagiert, heute im Echtsignalzeitalter (modulo Lichtlaufzeit in den Glasfaserkabeln) der diversen Internetforen, ist ja nun unterschiedlich.
Man kann dem Leser seine Eindrücke oder Motive bei einer bestimmten, geschriebenen Passage erläutern, damit dieser auch versteht, was dem Schreiber damals durch den Kopf ging, als er gerade diese jetzt kritisierten drei Zeilen niederlegte. Dann wird der Leser als Kritiker vielleicht etwas moderater, fährt den Dampf etwas zurück, auch dann, wenn er inhaltlich im Recht ist.
Ein Autor der so handelt, wird typischerweise auch bei vielen Cons (gern) gesehen und versteht es, auf die Kritik und die Wünsche der Leser einzugehen.
Nun wird Perry Rhodan nicht nach den Wünschen der Leser geschrieben, sondern nach den Vorgaben aus Expokratur und Redaktion (die zumindest Ideen für Miniserien beisteuert). Aber ab und zu geschieht ein Wunder und die Autoren haben das Ohr am aktiv kommentierenden Leser und greifen berechtigte Kritik auch auf, bringen sie im späteren Heft unter. Dazu wird dann vorher das einschlägige Forum aufmerksam gelesen, soweit es die Zeit des Autors erlaubt (also nur selten). Aber es ist eine Tatsache: Einige der Heftromanautoren sind nahe beim kritischen Leser, bemerken dessen Anmerkungen und korrigieren sogar mitunter die Handlungen im Heft danach. Das freut dann den Fan und Leser, konnte er doch ein wenig produktiv am großen Werk mittun, wenn auch nur am Rande. Aber er wird bemerkt und berücksichtigt, was den Leser freut. Darum kauft er auch das nächste Heft, weil er sich gut verstanden und „betreut“ fühlt.
Natürlich gibt es aber auch Fall 3:
Auch Autoren sind nur Menschen und so kommt es durchaus vor, dass sie auf Sachkritik emotional reagieren. Selbst dann, wenn sie bereits gestandene Schreiber sind, seit über zehn Jahren oder länger ihre tausend Heftbeiträge brav und bieder abliefern. Doch von Sachkritik sind sie genervt. Wer ist denn dieser Leser schon? Gegen den gestandenen Autor (und/oder langjährigen Übersetzer) nur ein kleines Würstchen. Antworten werden sarkastisch und emotional abgeliefert. Na immerhin besser, als gar keine Reaktion, mag mancher Leer dann denken.Natürlich machen Menschen Fehler: ich mache Fehler, Du machst Fehler, er macht …
Deshalb ist ein rein sachlicher Hinweis auf einen Solchen, der den Kanon bricht oder ihm zuwiderläuft, doch eher positiv anzumerken. „Ach ja, danke, Leser! Gut, dass Du beim Lesen mitgedacht hast!Gut, dass Du diesen Fehler bemerkt hast!“ Das würde der aktive Fanleser gern hören. Doch in der dritten Variante („dem dritten Grad“) muss er sich sarkastisches, unqualifiziertes, ihn selbst emotionell angreifendes Geschwafel anhören.
Na schön, sagt sich der Leser, kann mal vorkommen, auch Autoren sind nur (genervte) Menschen. Der Leser tut das dann ab und macht weiter. Kritisches und aufmerksames Lesen. Doch spätestens bei einer ähnlichen Reaktion beim selben Autor später wird er stutzig. Die Methode der Antwort scheint doch nicht nur momentan launenabhängig zu sein, sondern Charaktereigenschaft. Da überlegt sich der Leser, ob er die Romane dieses Autoren überhaupt noch lesen will/wird oder ganz aus der Serie aussteigen, denn auch er ist empfindlich und wundert sich immer dann, wenn auf reine Sachkritik, die höflich und analytisch vorgetragen wird, eine wirklich emotionale, saudumme Antwort eines Hauptbeteiligten kommt.
Eigentlich möchte der Leser ja die Serie verbessern helfen mit seiner rational vorgetragenen Kritik. Dass er dafür sarkastisch beschimpft wird und persönlich angegriffen, befremdet ihn dann doch etwas. Da überlegt er sich zweimal, ob er dieses Werk dann noch kaufen soll. Eine positive Leserbindung an die Serie kann so jedenfalls nicht entstehen oder erhalten bleiben, denn manche Menschen neigen dazu, in negativ empfundenen Dingen viel empfindlicher zu sein als in positiv erlebten. Das gilt für den Leser gleichermaßen wie für den Autor. Also sollte hier auch von Autorenseite etwas Augenmaß wirken, bei aller ständigen, nervösen Gereiztheit. Keep Calm!
© 2017 by Holger Döring
Kommentare
Dieser Beitrag wäre im PR-Forum wohl besser platziert gewesen.
Zitat: Das sollte eigentlich heißen: Ignorieren: Weil es sein gutes Recht ist.
Die Erwartung, dass sich ein Autor in Foren seinen Lesern zu stellen und zu antworten hat, halte ich nach wie vor für bizarr. Viele tun es leider, weil sie sich vom diesem Echtzeitvirus haben anstecken lassen. Es geht um das Werk, nicht um die Person, die es geschrieben hat. Das muss wie früher auch für sich selbst stehen.
Als hätte der Leser, weil er das Produkt gekauft hat, damit ein Anrecht, sofort eine Antwort auf seine Frage/Anmerkung/Kritik/Blödsinn zu bekommen. Bedauerlicherweise hat die unsägliche Twitter-Kultur da bereits viel zu viel Schaden in den Köpfen von Autoren angerichtet. Und zu viele fahren auf dieses Selbstdarstellertum auch ab, weil sie meinen, sich wie ein Kinostar als Marke selbst verkaufen zu müssen.
Gerade bei PR, wo so viele Köche am Gericht mitarbeiten, trifft die Kritik oft den Falschen, die dann aber meinen, Schadenbegrenzung betreiben zu müssen, wo es klüger wäre, es zu ignorieren. Da kommt doch nichts Konstruktives raus.
Zitat: Also mit anderen Worten, wenn der Autor dieses Spiel brav mitspielt, kommt er beim nächsten Mal glimpflicher davon, auch wenn er – im subjektiven Empfinden des Lesers – denselben Murks wieder baut, der Kritiker aber Gnade vor Recht walten lässt, weil er sich ernstgenommen fühlt? Im Ernst?
Und ich gebe Heiko da recht. Ich sehe nur selten ins PR-Forum rein, hatte aber den Eindruck, dass die Autoren sich nie im Ton vergreifen. Im Gegenteil. (Auch wenn sie jedes Recht dazu gehabt hätten, was halt der Grund dafür ist, warum ich es für Unsinn halte, wenn Autoren meinen, sich in der Form meinen verteidigen zu müssen. Dafür sind Cons da, wo man sich persönlich unterhält. Oder eben auch nicht.)
Kein Autor ist verpflichtet, sich auf eine Diskussion mit Lesern einzulassen. Wenn er es dennoch macht, dann ist das ein freiwilliges (meist gutwilliges) Entgegenkommen, was aber noch lange nicht heißt, dass der Autor das auch muss.
Genauso wie der Leser das Recht hat, Kritik zu üben, hat auch der Autor das Recht, nicht darauf einzugehen. (Bei manchen Nörglern ist das sowieso die beste Strategie. )
Nicht Reagieren von Autorenseite ,das wäre ja auch okay. Damit könnte ich leben. Aber persönliche Angriffe als Antwort auf rationale, klar und logisch begründete Kritik irritieren dann "den Leser" (also mich) doch ein wenig.
Auch der größte Quark kann mit scheinbar "rationalen" Begründungen getarnt werden (siehe Sophistik). Quark bleibt es trotzdem. (Ich erinnere hier nur an die verqueren Ansichten des Artikelschreibers bzgl. des Denkens von Romanfiguren, die Hohn und Spott geradezu herausfordern.)
Der obige Artikel scheint mir auch nicht gerade von Rationalität durchdrungen zu sein. Da will der Verfasser einfach nur seinen Frust abarbeiten und gleichzeitig einem Autoren auf hinterhältige Weise eins auswischen.
Ich finde das sogar ausgesprochen widerlich, aber das ist nur meine persönliche Meinung.
Rationalität sieht auf jeden Fall anders aus !!!
Wenn man sich eine "Arbeit" macht (unaufgefordert, ist klar), sich (subjektiv ... wie fast alles) ernsthaft mit einem Thema zu beschäftigen, und fühlt sich dann nicht "ernst" oder wahr genommen (wieder subjektiv), dann kann das gewissen "Frust" erzeugen. Das ist für mich verständlich und nachvollziehbar.
Jedes Ding hat halt 2 - oder mehrere - Seiten.