Tauziehen im Kosmos – Die Milchstraße zwischen zwei Polen
Tauziehen im Kosmos
Die Milchstraße zwischen zwei Polen
Die Thoogondu sind ja nun von der MS und ES nicht ganz unbeleckt, hausen sie jetzt auch in Sevcooris, einer weit entfernten Galaxie, so waren sie doch einst ein Hilfsvolk von ES, das aus dessen Gnade fiel und aus der Milchstraße getrieben worden war, wenn auch nicht gezeigt wurde, wie. Die Thoogondu haben sich offensichtlich sehr leicht einschüchtern und vertreiben lassen. Natürlich kennt man als einfacher Sterblicher die langfristigen Pläne einer SI nicht (wenn diese Pläne denn Erfolg zeitigen), insofern kann diese einstige Vertreibung auch anderen Zielen dienen als nur einem aus der Gnade fallen, weil sie etwas falsch gemacht hatten, was sie nicht tun sollten (Nämlich den zweiten Brennpunkt von Wanderer aufsuchen).
Im Gegensatz dazu sind die Gemeni Sendboten einer anderen fremden Superintelligenz, die eine Matrix irgendwo fern verankert hat. Wie es im Moment aussieht, sind diese Wesen keine unabhängigen, individuellen Entitäten sondern nur sechsdimensionale gelenkte Materiemanifestationen ihrer SI-Matrix oder etwas zumindest Ähnliches, gewachsene Pflanzenknospen, dieeigentlich nicht unabhängig agieren, bisher jedenfalls nicht außerhalb ihrer mit Kinderblut zum Wachstum initialisierten Schiffe. Die Gemeni sammeln Gene. Jedenfalls verteilen sie aber, wie es scheint, alles das, was das Herz von Sterblichen begehrt: vom Zellaktivator über die Zelldusche bis zu PSI-Fähigkeiten ist alles dabei im großen Angebot des innergalaktischen Sommerschlussverkaufs.
Wer möchte da nicht zugreifen? Doch wie immer, alles hat seinen Preis … und der kann auch zu hoch sein. Die Zellaktivatoren scheinen an Bord der großen Pflanzenschiffe zu „wachsen“. Vielleicht wirken sie nur dort, an Bord, wer weiß? Die Nehmer scheinen auch gar nicht mehr von Bord gehen zu wollen, nur die Angewiesenen. Der Leser jedenfalls weiß das bis heute nicht. Was diese Gemeni und ihre dahinter stehende SI wirklich vorhaben, ist auch nach fünfundzwanzig Bänden Zyklus noch unklar, noch nicht genau fokussiert. Man muss also als Leser weiter gespannt auf die hoffentlich bald bekannt werdende Auflösung dieses Themenkomplexes warten; hoffentlich wird dieser nicht um hundert Bände nach hinten verschoben.
Nur Eins ist klar, sie wollen ihren Einfluss, ihren Herrschaftsbereich auch auf die Milchstraße ausdehnen. Dieses Volk, so es denn Eines ist, arbeitet hochtechnologisch im Sextadimbereich. Jedes sogenannte Individuum besitzt einen Dakkarschlauch in eine höhere Ebene. Vielleicht befindet sich dort der Hauptanteil ihrer SI . Auch an Bord jedes Schiffes hält sich eine,noch unbekannte, noch nicht genau lokalisierte, PSI-Quelle auf. Auch hier sind diese Objekte vielleicht kleine Ableger der SI, wie weiland die kleinen Majestäten bei Bardioc … noch nichts Genaues ist bekannt, die Schleier lüften sich nur langsam, Informationsbröckchen werden ab und an gereicht, doch wird noch meistens zyklusspezifisch darum herumgeredet.Schließlich ist ja auch ein Meister der drei Fragezeichen am Werk.
Inzwischen versuchten die Thoogondu Einfluss auf Perry Rhodan zu nehmen, wobei sie einst ein terranisches Schiff in Not retteten, das inzwischen im Goldenen Reich mit seinen 60.000 Welten ein eigenens, kleines „Imperium“ gegründet hat mit rund 140 bewohnten Planeten. Dieses „zweite Solare Imperium“ (eigentlich schon das dritte, denn im Posbi-oder Druuf-Taschenbuch-Zyklus gab es schon einmal eines, das nur vielleicht nicht so genau hieß) verbindet nun Rhodan thematisch mit den Thoogondu. Kann man diesem Volk trauen? Wollen sie zurück in die Milchstraße, nun, wo diese nun vom Eise, nein,von der Eiris, vom Wanderer „befreit“ ist? Wie steht es mit diesem ominösen zweiten Imperium … auch hier sind noch viele Fragen unbeantwortet, wir sind ja erst mitten im Anfang des Zyklus. Viele Fragen sind noch offen, einige wurden bereits (marginal) beantwortet. Auch Bully, früher der Mann fürs Grobe, heute als Familienmensch dem Zeitgeist der Realwelt angepasst und lammfromm geläutert, kann nicht viel ausrichten bisher.
Immerhin ist er nun wieder im Spiel, jetzt warten wir nur noch auf Atlan, da Adams ja als passiver Rentner serientechnisch geparkt wird … und nur im Park sitzt und die Vögel füttert. Er nimmt wohl mal wieder tausend Jahre Auszeit von der aktiven, galaktischen Handlung. Nicht zum erstenmal ist deutlich zu bemerken, dass manche, der eher neuen Autoren/innen mit einigen der Führungsfiguren der Serie erzähltechnisch nicht oder nur schlecht zurechtkommen und sie daher lieber ausblenden oder charakterlich stark verändert zurückkehren lassen. Im Notfall kann man sie ja wie Tekener ganz aus der Serie „ausblenden“.
Sehen wir (also ich) aber einmal über derlei dürre Mittel und Möglichkeiten hinweg, bleibt die Serie zunächst spannend, weil noch recht viel von der Haupthandlung im Dunkel liegt. Dennoch wären einige Aha-Effekte, nicht nur im minimal pointierten Falle der Mikroerklärung, sondern auch großflächig für den Leser ein guter Anreiz, weiter dabei zu bleiben. Ein richtigerWink, ein plötzlicher Augenöffner wäre gut.Ansonsten plätschert es handlungsmäßig so im Familiensinne leicht gähnend dahin.
Wir finden viele gute Einzelromane, mit nicht immer stringenter, innerer Logik, aber handlungstechnisch gut erzählt, aber noch immer verharrt der Zyklus in der Show-Präsentation, d.h. in der Einleitung, in der viel präsentiert und dargestellt wird, aber der Zyklus noch nicht wirklich in die Erklärphase übergegeangen ist. Erwartungsgemäß wird dies erst weitere fünfundzanzig Hefte (=Wochen) später geschehen, wenn wir über dem üblichen Mittelkurs von 50 Heften drüber liegen. Trotz aller inneren Rasanz in den Einzelromanen, die durchaus die einzelne Handlung dort beflügelt, dümpelt aber das Hauptthema noch dahin und kommt nur mühsam voran. In früheren Zyklen war man als Leser informationstechnisch oft schon weiter, auf höherem Stand, weil die Daten von den Expokraten schneller in die Serienhandlung einflossen. Interessanterweise ist auch nicht jeder der Autor/innen heute in der Lage, eine Gruppendynamik gut zu schildern, die Fokussierung in der Handlung liegt oft bei Paaren oder Einzelpersonen. Das ist allerdings kein Manko der heutigen Zeit, schon Hans Kneifel hatte mitunter Mühe mit so etwas. Einzelabenteuer sind ja auch ganz nett. Während also die eine Ebene der darstellung bereits recht klar ist, Thoogondu und geretttete, "uralte" Terraner, die sich Gäonen nennnen, ist über die andere Ebene des Tauziehens um die Milchstraße, die Gemeni und die höhere Macht dahinter, noch recht wenig bekannt.
© 2017 by Holger Döring