Veronica Ricci
Manchmal trifft man in relativ schneller Folge auf Filme, in denen einem ein Gesicht immer wieder begegnet. So ging es mir kürzlich mit dieser Dame, die in den Gefilden weit unterhalb des C-Films agiert. Gruselige Gruselfilme, die man mit klarem Verstand kaum ertragen kann. Aber da muss man durch, wenn man den Müll zu seiner Religion erkoren hat.
Pornostars haben es in der realen Filmwelt noch nie zu wirklichem Ruhm gebracht. Marilyn Chambers hat es in den 70'ern versucht, scheiterte jedoch nach hoffnungsvollem Start und kehrte in das schlüpfrige Genre zurück. Ähnlich erging es Ginger Lynn in den 80'ern. Traci Lords, zur selben Zeit aktiv, könnte man vielleicht als Ausnahme betrachten, immerhin ist sie seit dem Ausstieg aus der Branche im "normalen" Film bis heute aktiv, was sich mittlerweile auf die beachtliche Zahl von nunmehr 33 Jahren beläuft. Gastrollen in A-Filmen, Hauptrollen in B-Filmen, man kann durchaus sagen, dass sie sich durchgebissen hat.
Veronica Ricci wird dieser Karriere sicherlich nicht nacheifern können. Die am 17. April 1988 geborene Lady, deren richtiger Name Kari Davis lautet, ist auch bisher nicht wirklich ausgestiegen. Und Filme, die von TomCat-Films produziert und/oder vertrieben werden, ebnen nicht gerade den Weg in die Welt des Hollywood-Glamours. In der bisherigen Filmografie dieser Dame finden wir eine ansehnliche Anzahl von Lesben- und Bondagestreifen, sowie auch einige kurze Solofilmchen. Teilweise kann man dieses Zeug auf den frei zugänglichen Pornotubeseiten bewundern. Nachdem das Mädel mir in SNAKE CLUB und BLOODY MARY aufgefallen war, habe ich natürlich auch Derartiges genossen.
Die Qualität, die von den nun folgenden Filmen zu erwarten ist, liegt jenseits des guten Geschmacks und weit abseits von Budgets, die einen vernünftigen Film möglich machen. Filmisches Handwerk, brauchbare Schauspielerei, solche Dinge weisen die Filme weit von sich. Es handelt sich um TomCat-Filme, bei denen sich mir immer die Frage stellt, wie diese Firma existieren kann. Oder gibt es doch noch weitere Cinemasochisten wie mich?
Bloody Mary (2011)
Veronica wollte ein Filmstar werden. Die viele Lesben- und Solofilme vor einem Spannerpublikum brachten nicht so den Hype. Also suchte sie Ted Chalmers auf, den Chef der Produktionsfirma TomCat. Dort kann jeder eine Karriere starten. Veronica bekam ein Angebot.
BLOODY MARY 3D! Wow, sogar dreidimensional sollte sie auf der Leinwand zu sehen sein. Und dann auch noch in der Hauptrolle des berühmten Geistes Mary Worth, der immer dann erscheint, wenn man den Namen vor einem Spiegel drei Mal hintereinander nennt. Besser konnte es doch gar nicht laufen. Schon sah sie sich auf dem roten Teppich in die Richtung der Oscar-Statue streben.
Mary wird im Jahre 1904 das Opfer ihres streng gläubigen Mannes, der sie im Bett mit einer lesbischen Freundin erwischt und deshalb umbringt. Gegenwart: Der aufstrebende Rockstar Elias (Derek Jameson) will in einem abgelegenen Lagerhaus sein neuestes Video drehen. Zwei depperte Mädels, die glaubten als Go-Go's darin mitspielen zu können, erwecken in ihrer hohlköpfigen Art den Geist der Bloody Mary zum Leben und bezahlen das mit dem eigenen. Jene mordet sich dann sinnlos durch die Reihen, bis sie in einem Spiegel gefangen wird und man diesen zerstört.
Mehr muss ich daraus nicht erzählen. Erstens gibt der Inhalt nicht mehr her und Zweitens glaube ich nicht, dass irgend jemand, der Herr seiner Sinne ist, diesen Film sich freiwillig anschauen wird (und wenn er im Rahmen einer Ludovico-Therapie doch dazu gezwungen ist, dann erblindet er spätestens nach etwa drei Minuten).
Ich habe ihn durchgestanden, stolz bin ich darauf nicht (oder doch?). Trotzdem, ich bin wahrscheinlich wieder einmal der einzige Mensch, der diesem entsetzlich schlechten Treiben etwas abgewinnen kann. Quer durch das Netz hassen sie das Ding - aus gutem Grund. Veronica läuft entweder in einem sexy Outfit oder nackt durch die Gegend, manchmal mit Blut bespritzt. Ist was für den Voyeur in mir. Der Film an sich ist so blöd, dass es müßig ist sich darüber zu ereifern. Schauspieler gibt es mal wieder keine, eine Regie hat nicht stattgefunden. Wer sich einen TomCat Film anschaut, der sollte wissen was ihn erwartet.
So ist das eigentliche Highlight die Hardcore-Legende Ron Jeremy, sichtlich gealtert und körperlich irgendwie formlos, der zwar auch kein akzeptabler Schauspieler ist, durch seine reine Präsenz und Selbstironie aber zu begeistern versteht. Leider gibt er früh den Löffel ab. Ein weiterer Star ist Ex-Scream-Queen Brinke Stevens, welche aber lediglich als Telefonstimme zu vernehmen ist. Schade, denn auch sie mag ich gerne. Bei so vielen schlechten Filmen die sie schon gemacht hat, hätte ein persönlicher Auftritt hier auch keinen Schaden mehr angerichtet.
Es ist schon sinnlos zu erwähnen, dass der Film (bzw. der Zuschauer) unter billigstem Aussehen leidet. Die Splatterszenen sind zudem in ihrer Art derart amateurhaft gestaltet, dass es grotesk anmutet, warum Great Movies dieses Ding noch gekürzt hat. Auffällig wird es durch die Prologsequenz. Das Hinschlachten der Lesben bekommen wir nicht zu sehen. In einer späteren Flashbackszene sehen wir aber Bilder, die uns am Anfang vorenthalten wurden. Buh, schlechtes Editing, das zudem die Frage aufwirft, für wie blöd man bei dem Label die Käuferschaft hält. Wer es merkt, der hält in Zukunft Abstand. Nun ja, außer mir, denn wie sonst soll ich mir derartigen Müll ansehen können, ohne dafür viel Geld ausgeben zu müssen. Veronica Ricci wird mir vermutlich nie in einem größeren Film begegnen, in dem sie eine tragende Rolle inne hat. Ärgerlich das Ganze.
Hat ihr diese erste Hauptrolle denn auch etwas gebracht? Jepp, Veronica stieg zum Star weiterer Filme aus dem Hause TomCat auf, von denen zwei nun auch nachfolgend noch gewürdigt werden. INTERSTELLAR WARS (2016) und NAZI DAWN (2013) nicht, die kommen mal an anderer Stelle.
Snake Club (2013)
›Mein Gott, ist der Film schlecht. Ich liebe ihn!‹
Das war jener Gedanke, der schon nach etwa 5 Minuten durch meinen Kopf zog und nicht mehr weichen wollte. Ständig fühlte ich mit an die alten Gurken erinnert, welche vor rund 45 Jahren von Leuten wie Al Adamson oder Ted V. Mikels inszeniert wurden. Begrenzte Drehorte, bunt und statisch gefilmt, Schauspieler, die noch nie eine andere Person als sich selbst dargestellt haben, lächerliche Spezialeffekte, eine grenzdebile Handlung mit Dialogen und Wendungen, die jeden mit Vernunft gesegneten Menschen verzweifeln lassen.
Phasenweise fühlte ich mich an ORGY OF THE DEAD (1963) erinnert, zu dem Edward D. Wood jr. das Drehbuch schrieb, der zwei Drittel seiner Laufzeit irgendwelche (möchtegern-)erotischen Tänze von leicht bekleideten Damen zeigte. Hier sind es einige Tussies die um eine Stange tanzen, in einem Nachtclub der (offensichtlich zurecht) nur äußerst mäßig besucht ist. Die Darbietungen der zum Teil nicht unhübschen Ladies sind so erbärmlich, dass der geringe Besucherstrom nicht verwundert.
Aber versuchen wir doch mal eine Handlung herauszufiltern. Irgend so ein junger Typ dringt in das örtliche Museum ein und klaut die Statue einer altgriechischen Schlangengöttin. Auf der Flucht wird er angeschossen und versteckt sich in der Erotik-Tanzbar "Eden", einem winzigen Schuppen, in dem er ob seiner Verletzung bald auffällt. Durch sein Blut erweckt er die in der Statue wohnende Dämonin, die sich darauf der Tänzerin Trinity (Veronica Ricci) bemächtigt. Jene beginnt sofort damit einige der Gäste im stillen Kämmerlein zu ermorden. Zudem macht sie zwei weitere Damen des Ensembles zu ihren Sklavinnen. Inzwischen suchen zwei junge Männer nach dem Dieb, denn sie wollen die Statue haben, um den darin wohnenden Geist zu vernichten. Sie treffen auf einen Polizisten, dem sie ihre Geschichte weismachen können. So finden sich die drei Männer in der Bar ein, wo es inzwischen drunter und drüber geht. Der Besitzer wie der Dieb wurden getötet und auch alle anderen sind nicht mehr sicher. Um Mitternacht verwandelt sich Trinity in eine Schlangenkreatur, kann einen der Verfolger töten, wird dann aber selber platt gemacht.
Jau, das nenne ich mal einen innovativen Stoff. Neuartig deshalb, weil eigentlich kein Mensch auf die Idee kommen würde, solch einen Blödsinn zu einem Drehbuch zu verarbeiten. Der Regisseur erweist sich als Untalent, wodurch das Ganze dann noch ad absurdum geführt wird. Man möchte schreien, heulen, schluchzen - alles gleichzeitig.
DIE SCHLANGENFRAU (so der Repack-Titel) gehört exakt zu jener Art Filmen, die ich derzeit mit Hingabe schaue, sodass billige Labels zumindest einen Abnehmer finden. Ich bin da ganz ehrlich, ich finde diesen Schrott so hinreißend toll, dass ich ihn mir sogar kaufe. Gleichwohl, ich finde es immer wieder dreist, mit welch einer Unverfrorenheit ahnungslosen Menschen so etwas als Top-Film untergejubelt wird. Der Kaufpreis von in der Regel 5-8€ liegt deutlich über dem Budget des Films.
Hier haben wir es mit einer besonders krassen Sorte von laienhaften Schauspielern und Filmemachern zu tun. Der Regisseur spielt übrigens in einer Nebenrolle mit und wird von Veronica umgebracht - das hätte sie besser schon vor den Dreharbeiten tun sollen, dann wäre manchen Leuten Einiges erspart geblieben.
Zu den Highlights gehören die Tanznummern der leichten Ladies. Veronica besitzt ein reizvolles Äußeres, gar keine Frage, aber das was sie bietet, wenn sie dröge um die Stange herum schleicht, ist so sexy wie eine Scheibe Schwarzbrot. Da habe ich manche ihrer Pornoszenen gesehen in denen sie sich wahrlich aufreizender bewegt. Oh ja, sie zeigt ihre Äpfelchen, aber das reicht nicht. Und wenn dann der Kommentar kommt, dass sie noch nie so gut getanzt hätte wie am heutigen Abend, dann fragt man sich wieso überhaupt noch Leute diesen Schuppen besuchen.
Der Hammer sind aber die beiden jungen Männer, die hinter der Statue her sind, sowie der Polizist. Nachdem sie einander getroffen haben, gehen sie erst einmal nach Hause. Dort muss sich der Gesetzeshüter eine haarsträubend blödsinnige und unglaubwürdige Geschichte anhören. Tatsächlich geht er darauf ein, was wirklich keiner tun würde der seine Sinne beisammen hat. Warum der Mann sich so viel Zeit nimmt um sich diesen Müll anzuhören, bleibt ein ewiges Rätsel. Immerhin folgte er der Blutspur des Räubers und man sollte meinen, dass er keine Zeit hat den Typen entkommen zu lassen.
Natürlich nimmt der Film sich tatsächlich ernst, doch das Ganze ist von so viel Unvermögen geprägt, dass man es nicht ernst nehmen kann. Es wird allerdings auch deutlich, dass hier nicht auf Krampf versucht wurde etwas Großes zu schaffen. Dieser Tatsache waren sich die Macher immerhin bewusst. Und so kann ich dem Film folgen ohne dabei Reue zu empfinden. Am Ende bleibt ein Schmunzeln und zudem die Gewissheit, dass jetzt eine Menge Leute vor dem Fernseher sitzen und sich schwarz ärgern. Manche von ihnen haben es verdient, andere nicht. Ich habe bekommen was ich erwartet habe und damit bin ich zufrieden.
Und Veronica? Sie wird ihren Weg gehen, der zwar nicht zu Starruhm oder guten Filmrollen führt, mir aber noch das eine oder andere Glücksgefühl bescheren wird. Danke, Mädel, aber bleib' bitte von den Pornos fern.
The Axe is Back - Die Rache der Lizzie Borden (2013)
Sechs junge Mädels treffen sich in ihrem Studentenheim um ein wenig zu spielen. Sie halten eine kurze Seance ab und beschwören Lizzie Borden, die in den Körper von Veronica fährt, das Aussehen einer stark geschminkten Jenny Allford annimmt, und ein Schlachtfest veranstaltet. Ende.
Das klingt simpel und das ist es auch. Ich habe mich während des Films immer wieder gefragt, warum ich mir das eigentlich antue. Denn obwohl der Inhalt sich auf solch einfache Weise wiedergeben lässt, strotzt selbst dieser noch vor Dummheit und Fehlern. Vielleicht ist es Veronica, die in ihrem himmelblauen Nachthemd und den roten Löckchen recht niedlich aussieht. Vielleicht ist es auch Marlene Mc'Cohen, deren große Augen reizvoll sind. Vielleicht ist es aber auch Jenny Allford, deren glorreiche Filmkarriere sich zwischen Auftritten bei Rene Pérez und diversen TomCat Produktionen bewegt.
Ich habe den Film irgendwann einfach nur noch geliebt, wie auch die beiden vorherigen Streifen, weil er so unsäglich schlecht ist, dass mir jegliches Gefühl für negative Gedanken abhanden kam. Oh bitte, es gibt nicht eine Szene darin die auch nur halbwegs vernünftig gefilmt wäre, von Schauspielkunst wollen wir gar nicht erst reden. Genau wie in den anderen Dingern wird der Zuschauer ein Opfer statischer Kameraführung, zu langer Einstellungen, unsäglichen Darstellern, debilen Dialogen und Löchern in der Handlung, die sich selbst mit der Zementmenge einer Großbaustelle nicht schließen lassen.
Man sitzt grinsend davor. Die Girlies übertrumpfen sich in ihren albernen Unterhaltungen und wirken oft wie real gewordene Blondinenwitze. Selbst wenn direkt vor ihren Augen jemand mit der Axt zerhackt wird, dann kreischen sie zwar, aber im nächsten Moment tun sie schon wieder so als wäre nichts geschehen.
Ach ja, die Kills. Die Prologsequenz ist schon toll. Wir sehen Brinke Stevens als Stiefmutter von Lizzie. Als diese dann mit der Axt zuschlägt kommt CGI-Blut zum Einsatz, welches so unrealistisch durch die Gegend spritzt, dass der erste Lachanfall provoziert wird. Später gibt es wenig zu sehen, aber das Blut ist so hell, dass selbst Babyrosa noch eine Beschreibung für Dunkelrot wäre.
Ich bin selber kein Filmschaffender und so weiß ich nicht, wie schwer es ist so etwas zu machen. Ich bilde mir aber ein, das hier gezeigte Material auch noch hinzukriegen, wenn man mir eine Videokamera in die Hand drückt und mir ein paar Leute zur Verfügung stellt, die schnell auf der Straße rekrutiert wurden. Ein Drehbuch? Wozu? Ich habe hier Jenny Allford, die trägt eine Axt in der Hand und schlägt damit kräftig zu. Ich habe Veronica Ricci, die als Pornoactrice daran gewöhnt ist nackt in der Gegend herum zu laufen, da kann ich den Film gleich noch ein bisschen sexy machen. Hör mir doch auf mit solchen ach so skandalträchtigen Andeutungen in A-Filmen. Ich gebe den Leuten das was sie sehen wollen. Ich habe eben Veronica, wer braucht da schon Christina?
Alles in Allem kann ich jeden Menschen nur dringend davor warnen, sich diese debilen "Meisterwerke" anzuschauen. Sie ruinieren deine Denk- und Reaktionsfähigkeit (gelähmt vor Entsetzen schaffst du es nicht die Fernbedienung zu betätigen).
So bleibt mir am Ende dieser drei für den normalen Zuschauer tödlichen Filme nur Eines zu sagen: "I love you, Veronica, gimme more."
Kommentare
Das Cover von The Axe is back sagt uns doch alles zu Deiner Kaufentscheidung
Da musst Du doch nicht um den „heissen“ Brei herumreden......
Glücklicher Weise ist mir allerdings auch noch keiner der drei oben genannten Filme vor die Augen, bzw. in die Hände geraten. Also gut zu wissen, was einen da eventuell erwartet.