The Fourth of July
Der amerikanische Nationalfeiertag ist immer ein beliebtes Thema, um Bedrohliches zu inszenieren, damit aufrechte US-Helden die Nation retten können. Roland Emmerich schuf 1995 eine Blaupause bezüglich einer Invasion aus dem Weltall. Seither gibt es nicht wenige Filmschaffende die ihm nacheifern, bis hin zu ihm selbst, der 2016 eine Fortsetzung nachschob. Lasst mich besser nicht beschreiben was ich von dem Ding halte. Es geht ja jetzt auch um Nachzügler.
Battleforce - Angriff der Alienkrieger (2013)
Feuerwehrmänner haben seit dem 9.11.2001 einen guten Ruf in den USA. Sie sind Helden. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass sie auch mal die Welt retten dürfen. Wenn das dann zudem noch am Nationalfeiertag geschieht, dann wissen wir, dass wir mal wieder einen feinen patriotischen Film vor uns haben.
Nächster Schritt. INDEPENDENCE DAY (1995) war ein sehr erfolgreicher Film. Es gab etliche Nachzügler. Mit BATTLEFORCE wagte man sich an eine Art Neuverfilmung. Jedenfalls will ich es so bezeichnen, denn die Dreistigkeit, mit der Roland Emmerichs Blockbuster hier kopiert wird, ist schon derbe. Muss man den Film, der im Original den ironischen Titel INDEPENDENCE DAYSASTER erhielt, deswegen verdammen? Ich tue das nicht, was allerdings schon darin begründet liegt, weil ich ID4 als schlechten Film empfinde. Als lustiger, scheißteurer Trashheuler besitzt er seine Qualitäten. Bis heute hat es noch niemanden gestört, wenn ein Trashfilm den anderen kopierte. Ich weiß, ich handle mir damit Kritik ein, doch ich sehe den ach so großen Film als solchen.
BATTLEFORCE (ein schrecklicher und unpassender Titel) steht dem großen Vorbild in nichts nach, erzählt die Geschichte etwas kompakter und schlüssiger, aber auch ebenso naiv und albern. Er ist allerdings auch rund eine Stunde kürzer.
Und worum geht es? Plötzlich, wie aus dem nichts, wird die Erde von UFO's angegriffen. Kleine, ballartige Flugobjekte säubern zunächst den Luftraum und machen sich dann daran die Menschen platt zu machen. Gleichzeitig wachsen undefinierbare Objekte aus dem Boden, die den Angriff unterstützen. Die Air Force One und damit der Präsident gelten als verschollen. Tatsächlich wurde das Flugzeug abgeschossen, doch er konnte sich mit einem Fallschirm retten. Er gerät an ein paar jugendliche Computergenies, durch die er Kontakt mit dem Weißen Haus aufnehmen kann. Gleichzeitig lernen sich der Feuerwehrmann und Bruder des Präsidenten und die Wissenschaftlerin kennen. Sie greifen drei Jugendliche auf, von denen einer der Sohn des obersten Staatsmannes ist. Als sie von einem der Alienschiffe angegriffen werden finden sie heraus, dass sie mit Schallwellen das UFO zum Absturz bringen können. Bald darauf treffen sie auf den Präsidenten. Inzwischen hat man ein Mutterschiff nahe dem Mond entdeckt. Da die kleinen Schiffe alle Spuren beseitigen, alle Wrackteile eigener Schiffe (vermutlich zum recyceln) zum Hauptschiff bringen, fasst man den Plan, ein Schallwellengerät in Trümmern zu verstecken und dieses mittels eines Funksignal zu aktivieren, wenn es oben angekommen ist. Danach sollen Atomraketen den Rest erledigen.
Und jetzt soll mir keiner sagen, dass der Plan schwachsinnig ist. Natürlich ist er das, doch war das in ID4 nicht genauso? Da fliegen sogar zwei Leute persönlich zum Mutterschiff, setzen einen Computervirus frei (ächz, exakt kompatibel mit jenen Systemen der Aliens - Microsoft ist universell) und retten damit die Menschheit. Hier wie dort hat man es zu akzeptieren - und wen stört es letztlich. Beide Filme funktionieren auf ganz anderer Ebene.
BATTLEFORCE ist sich seiner Voraussetzungen bewusst, seiner finanziellen Dimensionen wie auch der Unsinnigkeit des Plots. Er ist für das Fernsehen, genauer gesagt den SyFy-Channel, konzipiert. Also sind solche Effektorgien nicht drin. Die Schauspielerriege rekrutiert sich aus der zweiten bis dritten Reihe. Das wiederum macht ihn sympathisch. Er legt viel Wert auf kitschige Abläufe und gibt sich jederzeit berechenbar. Umso mehr überrascht dann noch weit vor dem Ende der Tod einer der Hauptfiguren. Natürlich stirbt die Person heroisch, aber bemerkenswert konsequent.
Ist schon beeindruckend, wie einfach sich die Kids in das Kommunikationssystem des Pentagons hacken, oder gar in das geheime Kommandozentrum einer Atomraketen-Abschussbasis. Oh bitte, sollen der Präsident oder der Feuerwehrmann das machen? Egal wie, es ist zwar unlogisch, vor allem der kurze Zeitablauf dessen, aber es bringt einige coole Sprüche hervor.
Positiv angetan war ich von den CGI-Effekten, die zum Teil wirklich gut aussehen. Das Design der kleinen Kugelraumer und deren Entfaltungsmöglichkeiten sind originell und spannend. Hier zeigt sich dann doch ein qualitativer Unterschied zwischen TheAsylum und CineTel, die beide für SyFy produzieren. Während die Ersteren ganz bewusst zum Teil miese Tricks heraus hauen, legen Letzere dann doch Wert darauf, dem Budget entsprechend akzeptable Tricks zu erschaffen. Nicht immer gelingt alles, aber hier kann man mit dem Ergebnis zufrieden sein.
Der Film fetzt über weite Strecken und so fallen die wenig ausgereiften Charaktere kaum ins Gewicht. Sie sind zweckdienlich und so kann sich die Geschichte auf das konzentrieren, was der Zuschauer sehen will: die Action.
Bitte, bitte lasst mich mit dem Vorbild zufrieden. Es sieht nicht besser aus, besitzt ebenfalls Schablonencharaktere, ist viel zu lang und damit zu sehr gestreckt, hat ein ebenso dumpfbackiges Drehbuch. Warum ich INDEPENDENCE DAYSASTER lieber mag? Roland Emmerich glaubte von sich etwas Besonderes gedreht zu haben, W.D. Hogan tat das nicht.
Independence Wars (2016)
"Oh schau mal, ich hab' eine Kamera geschenkt bekommen." Marlene hält voller Stolz die kleine Digitalkamera hoch. Ihre Augen leuchten heller als die Kerzen am Weihnachtsbaum. Sie schaut auf ihren Bruder, der vor seinem neuen Heimcomputer sitzt. Auch er kann seine Begeisterung kaum verbergen. Die Schwester Genna hingegen ist vollends zufrieden mit dem mächtigen Schminkkoffer.
"Jetzt kann ich endlich meinen eigenen Film drehen. Das wird toll und wir werden berühmt", ereifert sich Marlene.
"Ja, ich mache die Spezialeffekte. Mit meinem Computer geht das ganz leicht", ruft ihr Bruder aus.
Genna schaut etwas betreten drein. "Und was soll ich machen?"
"Ist doch ganz einfach", antwortet Marlene strahlend. "Mit den Sachen in deinem Koffer kannst du Masken machen und die Schauspieler schminken."
So oder ähnlich könnte es sich zugetragen haben, als die Idee für den SF-Fetzer INTERSTELLAR WARS (so der Originaltitel) geboren wurde. Voller Tatendrang gingen sie daran ihre Gedanken umzusetzen. Freunde und Verwandte erklärten sich schnell bereit das Projekt zu unterstützen.
Na ja, ganz so war es wohl nicht, denn Marlene, Genna und ihre Mitstreiter sind nicht unerfahren. Die Liste ihrer Z-Filme ist lang und die eine oder andere Gastrolle in den TV-Serien kleiner Kabelsender wurde auch schon absolviert. Und immerhin, sie konnten den Film verkaufen, an TomCat-Films, die eigentlich jeden Schrott nehmen um ihr Kaufhausprogramm zu füllen. Da Tiberius Film die deutschen Vertriebsrechte eingekauft hat, kommen sogar wir in den "Genuss" eines Machwerkes wie diesem. Passend, dass mit der Veröffentlichung das Erscheinen von Roland Emmerichs INDEPENDENCE DAY - DIE WIEDERKEHR einher ging. Da es auch hier um eine Alieninvasion geht, taufte man ihn flugs schon in den USA in INDEPENDENCE WARS - RESURGENCE für die DVD-Veröffentlichung um. Man glich das Titelbild ein wenig an und schon war der (leider gesetzlich erlaubte) Betrug perfekt. In Deutschland übernahm man es mit dem Zusatz DIE RÜCKKEHR. Wer nicht aufpasst, der hat schnell für den halben Preis des Blockbusters einen Film erstanden, der offen ersichtlich nicht einmal diesen Kaufpreis in seiner Herstellung gekostet hat.
Und worum geht's nun? Jenseits des Mondes erscheint plötzlich ein riesiges Raumschiff aus einem Wurmloch. Es steuert die Erde an mit der Absicht die Menschheit platt zu machen. Dazu sendet es Radiowellen aus, die über die Handys die Erdenbürger erreichen und diese in blutrünstige Zombies verwandeln. Planlos fliegt das UFO durch die Gegend, bis schließlich eine Jägerstaffel der Air Force das Ding zur Flucht zwingt. Die Radiowellen werden von den Menschen umgekehrt, sodass die Besessenen wieder normal werden.
Die gezeigten Einzelschicksale lasse ich jetzt mal außen vor, obgleich diese äußerst niedlich sind. Immerhin "bekleidet" auch Veronica Ricci eine der Nebenrollen. Ein Großteil des Films spielt sich im Zentralraum einer Militärbasis ab, zu der offenbar jeder Zutritt bekommt, obwohl die Leute ständig von "Top Secret" reden. So finden sich nach und nach die Kinder des ranghöchsten Offiziers ein usw.
Das Ganze mutet wie eine Szenerie aus den Invasionsfilmen der 50'er an, in exakt der gleichen Art der Darstellung und Inszenierung. Dabei von einer Hommage zu sprechen wäre jedoch so, als würde ich meinen Nachbarn zum Bundespräsidenten erklären. Aber dennoch, mehr als ein Mal fühle ich mich daran erinnert. Das Raumschiff ist eine fliegende Untertasse, Kamerabewegungen finden nur selten statt. Das Militär ist naiv, die Lösungen sind einfach. Aus Kostengründen werden oft Szenen wiederholt und die Locations sind auf ein paar Straßen und Räume begrenzt.
Mehr als ein Mal erinnert mich der Film an den großen Klassiker PLAN 9 FROM OUTER SPACE (1959). Einst öffneten die Außerirdischen die Gräber, um die Untoten auf die Menschheit loszulassen, hier verwandeln sie über Handys die Leute in Zombies, was halt dem Zeitgeist entspricht. Heutzutage haben die Aliens allerdings noch nicht mal einen Plan 9. Die Bühnen des Films könnten von jenem Ausstatter erschaffen worden sein, der damals für Ed Wood arbeitete. Die Geldknappheit springt den Zuschauer an.
Ich habe mich in diesen Film schnell verliebt, wahrscheinlich bin ich mal wieder der einzige Mensch, der dem Treiben etwas abgewinnen kann. Die Darsteller, in erster Linie junge Mädels, fordern in ihrem Spiel den Zuschauer heraus. Sie sehen einfach zu niedlich aus, sodass man ihrem blödsinnigen Verhalten nicht böse sein kann. Niemand sollte glauben, dass er sich dem Film irgendwie positiv nähern kann. Er ist im Grunde verschenkte Zeit und herausgeschmissenes Geld. Nur nicht für mich - und so wie der Film am Ende eine Fortsetzung möglich macht, so sehr hoffe ich, dass diese auch gedreht wird - und wenn sie es eben nur für mich tun.
Battle of Los Angeles (2011)
Ob dieser Film am 4. Juli spielt weiß ich nicht, aber ansonsten bietet er alles was das große Vorbild auch besitzt. Ein Raumschiff von gewaltigen Ausmaßen taucht plötzlich über Los Angeles auf und vernichtet erst einmal den Stadtkern. Danach schickt es kleine Jäger aus, die vor allem gegen militärische Einrichtungen vorgehen. Während der Kämpfe um einen Flugzeugstützpunkt taucht aus dem Nichts ein Soldat auf, der seit 1942 als vermisst gilt. Er befand sich damals auf der Mission ein fremdes Schiff zu erkunden und kehrte nicht zurück. Die Soldaten erhalten den Auftrag den Mann an einen speziellen Ort zu bringen. Unterwegs gesellt sich die Spezialagentin Karla zu ihnen. Am Ziel angekommen offenbart der Zurückgekehrte, dass er mit den Aliens Kontakt hatte. Sie wollen ihren gestrandeten Artgenossen abholen, der einst über Rosswell abstürzte. Jener befindet sich nun in einem Bunker unterhalb der Stadt. Der Wiederkehrer entpuppt sich als Roboter, der den Fremden zu befreien versucht. Karla und zwei Soldaten können ihn unschädlich machen. Danach müssen sie fliehen, denn das Riesenschiff nimmt Kurs auf sie. Mittels eines Kleinraumers dringen sie in das Mutterschiff ein und vernichten es von innen heraus.
Die Story ist so blöd, dass man häufig aus dem Lachen nicht mehr heraus kommt. Aber - es wird alles geboten was dazu gehört. Überdies wird dem Zuschauer kaum Zeit gegeben über den Unsinn nachzudenken. Der Film fetzt ohne Ende. Explosionen, Flugzeug-/Raumschiffduelle, Feuergefechte, es hört nicht auf. Ruhepausen sind höchstens drei Minuten lang. Da bleibt kein Auge trocken. Für Leute, die Action und das dazugehörige Gedröhne brauchen wird mehr als genug geboten. Einziger Nachteil dabei - es handelt sich um eine TheAsylum-Produktion für SyFy. So sind die CGI-Tricks, die ob der Szenerie häufig zum Einsatz kommen, oftmals eher mäßig.
Es gibt Momente darin die einen einfach umhauen, ungeachtet der Tatsache, dass es nicht logisch oder zweckdienlich ist. Nia Peeples, die auch die Headline ziert, läuft mit einem Samuraischwert durch die Gegend und killt damit aggressive Flugdrohnen und Roboter. Das hat schon fast Kultcharakter. Überdies macht sie wie immer eine gute Figur in den Szenen. Mehr als ein Mal habe ich mich schon gefragt, warum niemand auf die Idee kommt die Frau zu einer Action-Heroine zu machen. Sie hat es verflucht noch einmal einfach drauf, glänzt mit passender Mimik, kernigen Dialogsätzen und passenden Bewegungen. Schade, dass es nur wenige Filme gibt in denen sie sich entsprechend präsentieren darf.
Inszeniert wurde dieses Spektakel von Mark Atkins, einem der Hausregisseure von TheAsylum. Er fungiert hier als Regisseur, Drehbuchautor, Kameramann und Cutter. Er kreiert seine Filme immer dem Sinn und Zweck entsprechend. Definitiv kein Mann für das Arthaus-Kino. Wenn ich so nachlese, dann mögen die Leute seine Filme nicht. Ich sehe darin teilweise exzellentes Unterhaltungskino. Filme wie BATTLE OF LOS ANGELES, PLANET OF THE SHARKS oder P51 - DRAGON FIGHTER würde ich mir auch im Kino anschauen. Ob der Tatsache, dass er gelernter Kameramann ist, ist er ein sehr visueller Regisseur. Okay, seine Stories sind besser als deren inhaltliche Ausführung, aber das soll mich nicht jucken. Wird ein neuer Film von ihm für unseren Markt angekündigt, dann befindet sich dieser meistens schon maximal drei Tage später in meinem Besitz. Mag sein, dass er irgendeinen Nerv bei mir trifft.
BATTLE OF LOS ANGELES hat jedenfalls alles was ein Knaller braucht. Er hat einfache aber effektive Charaktere, kracht dass sich die Balken biegen und sorgt dafür, dass das Gehirn nicht überfordert wird. Der Film ist keine Empfehlung für Leute die es technisch perfekt mögen, aber für jene die sich gerne mal 90 Minuten aufregend berieseln lassen. Eine der besten TheAsylum-Produktionen überhaupt