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Rachegeschichten - Mit Monstern

Schrott auf DVD und BluRayRachegeschichten - Mit Monstern

Was ist ein schlechter Film? Nun, diese Betrachtung ist sehr subjektiv, denn es liegt immer im Empfinden des Zuschauers.

Filme die ich schlecht finde muss ein anderer nicht zwangsläufig auch so ansehen. Für mich sind zum Beispiel die weitaus meisten der heutigen A-Filme schlecht. Da wird es manch einen Leser geben, der nun die Stirn runzelt und ein Fragezeichen über dem Kopf trägt.

Wenn der Mensch es nicht kann, dann besorgt er sich eben ein Hilfsmittel, damit ein Rachegedanke in die Tat umgesetzt werden kann. Hier nun kommen einige recht skurrile Monsterkreationen ins Spiel. Der Vorteil daran ist, niemand glaubt an solche Viecher und deshalb kann auch keiner Rückschlüsse auf den Verursacher ziehen. Dass die Filme in der Regel blöd sind brauche ich wohl nicht extra erwähnen.

LockjawLockjaw (2008)
(Lockjaw: Rise of the Kulev Serpent)
Regie: Amir Valinia, mit DMX, Wes Brown, Louis Herthum, Lauren Fain, Brendan Aguillard
Manchmal sitzt man vor dem Fernseher und gerät einfach in Verzückung. Was für ein schöner Film, traumhaft, spannend, mitreißend ...

Ach nee, das war ja ein ganz anderer. Auf LOCKJAW trifft all das nicht zu. Also versuche ich es noch einmal.

Manchmal sitzt man vor dem Fernseher und gerät in Fassungslosigkeit. Was für ein fürchterlicher Film, langweilig und doof. Man möchte schreiend davon laufen. Wer denkt sich bloß solch einen Blödsinn aus, spielt darin mit oder inszeniert es sogar? Ich geb' es ja zu, ich kann selbst in solch einem Schrott noch etwas finden, aber manchmal fällt es sehr schwer. Hier konnte ich wenigstens an einigen Stellen lachen, aber besitzt er deshalb Qualitäten?

Schon der Prolog ist eine Zumutung. Ein Junge klaut einem Voodoo-Priester einen magischen Fetisch. Und weil er seinen bösen Papa so gar nicht mag, malt er eine Schlange die ihn auffrisst. Oh, welch Überraschung, es passiert tatsächlich. Als Erwachsener besitzt er das Ding immer noch. Er lebt glücklich mit seiner Frau in dem Haus seiner Jugend, bis eines Tages seine Holde von fünf Jugendlichen in einem Van über den Haufen gefahren wird. Aus Rache malt er wieder ein Bild, auf dem die jungen Leute von der Schlange gefressen werden. Schon bald muss der erste dran glauben und ihm tut es plötzlich leid. So zieht er mit seiner Schrotflinte aus um den Kiddies beizustehen. Vergebens, er verliert sein eigenes Leben. Als sie nur noch zu zweit sind, geraten der Junge und das Mädchen an den Sohn des alten Voodoo-Priesters, der sich gerade illegal eine Panzerfaust besorgt hat. Zwar erklärt er ihnen, was es mit dem Fetisch auf sich hat, aber er nimmt seine neue Waffe mit. Während des Showdowns verschlingt die Schlange zwar den Jungen, doch der Einsatz der Schulterwumme zerbröselt das Biest und er wird aus dem Körper befreit.

Grumpf, ich glaube als Siebenjähriger hätte ich mir einen solchen Dumpfbackenkram auch ausgedacht. Der größte Fauxpas ist wohl der Tod der Ehefrau. Man muss sich das mal 'reinziehen. Fünf Leute in einem Van. Sie überfahren eine Frau die am Straßenrand steht und merken es nicht einmal? Man sagt ja der heutigen Jugend nach, auf viele Dinge mit allzu großer Gleichgültigkeit zu reagieren, aber das hier kann mir kein Mensch weis machen. Nun gut, verfolgt man das Treiben der Jungs und Mädels, dann stellt man fest, dass sich der IQ gefährlich im Minusbereich bewegt. Selbst in den FRIDAY THE 13TH-Filmen sind mir nie solch unterbelichtete Kreaturen begegnet.

Ob der Blödsinnigkeit in den Handlungsweisen musste ich mehr als ein Mal lachen. Wenn dann noch der Rapper DMX als Voodoo-Clown wichtige Erkenntnisse zum Besten gibt - oder seine Panzerfaust schultert - dann brauche ich eine ganze Rolle Küchenpapier um die Tränen aufzufangen. An dem Film stimmt irgendwie gar nichts und die CGI-Tricks sind so grottig, dass jene von TheAsylum selbst in den schlechteren Filmen wie A-Produktionen wirken. Großartig dummer Film, aber wieder nur für mich.

Alraune - Wurzel des GrauensAlraune - Wurzel des Grauens (2010)
(Mandrake)
Regie: Tripp Reed, mit Max Martini, Betsy Russell, Benito Martinez, Jon Mack, Nick Gomez, Wayne Pére, Freddie Joe Farnsworth

Was für ein herrlich altmodischer Titel für einen Gruselfilm. Leider löst er das Versprechen nicht ein. Diese CineTel-TV-Produktion erweist sich als zu arm an Atmosphäre, als dass sie das Herz erfreuen könnte.

Irgendsoein Millionär ist scharf auf einen alten Dolch, der im Grab eines vor 500 Jahren beerdigten spanischen Eroberers liegt. Er schickt ein archäoligisches Expertenteam los um dieses zu suchen. Sie finden es schnell und plündern die Grabstätte. Dabei setzen sie aber einen Pflanzendämon frei, der vor 500 Jahren durch eben jenen Dolch gebannt wurde. Ein paar Eingeborene eines längst für ausgerottet gehaltenen Stammes machen ihnen das Leben schwer, weil sie dem Dämon Menschenopfer bringen. Am Ende sorgt der Dolch wieder für klare Verhältnisse.

Na ja, kann man so nebenbei schauen, wenn man gerade beim Essen sitzt und das Fernsehen mit irgendwelchen Sabbelshows nervt. Wenn man den Gehirnströmen eine Pause gönnt, dann bemerkt man auch nicht den haarsträubenden Quatsch der hier erzählt wird. Es gibt die handelsüblichen Charaktere, einen eher unglaubwürdigen Drehort (Man will mir hier einen normalen Wald als Dschungel verkaufen), ein doofes Pflanzenmonster und nichts von Bedeutung. Man sollte vielleicht vermerken, dass die in der Besetzung an zweiter Stelle genannte Betsy Russell nicht jene ist, welche einst in FRIDAY THE 13TH (1979) die Mutter von Jason spielte. Es handelt sich um eine junge blonde Frau, nett anzusehen aber als Schauspielerin kaum erwähnenswert.

Okay, Film gesehen, zu den Akten, 'ran an den nächsten.

Lord of the DragonLord of the Dragon (2008)
(Cry of the winged Serpent)
Regie: Jamie Wagner (Jim Wynorski), mit Maxwell Caulfield, Glori Anne Gilbert, Adrian Alvarado, Robert Beltran
Es gibt weder einen Adeligen noch einen Drachen. Es handelt sich mal wieder um einen Titel dem ein Repack widerfuhr. Eigentlich heißt er CRY OF THE WINGED SERPENT. Great Movies scheut sich sogar nicht auf dem Rückcover Bilder aus dem originalen WINGED SERPENT (AMERICAN MONSTER, 1980) zu verwenden. Dabei hat dieses putzige kleine Filmchen, bei dem Roger Corman als ausführender Produzent tätig war, einen solchen Schwindel gar nicht nötig.

Jim Wynorski versteckt sich hier mal wieder hinter einem Pseudonym, Jamie Wagner. Warum? Keine Ahnung. Es gibt ein paar Namen im Vor- und Nachspann, die eine Identifizierung leicht machen, weil die Leute zum Stamm des guten Jim gehören. Allen voran wieder Chuck Cirino, der den Soundtrack einspielte.

Wie bei Wynorski üblich darf man den ganzen Kram nicht so ernst nehmen. Dass der Film mal richtig billig aussieht ist vielleicht ein bisschen tragisch, aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran. Der gute Jim ist da nicht so wählerisch und bei einem Filmoutput von 5 bis 10 pro Jahr kann man auch mal Fünfe gerade sein lassen.

Irgendsoein Drogenbaron lässt eine mexikanische Familie ausrotten. Nur der jüngste Sohn überlebt und erhält vom örtlichen Priester, der auch das Zeitliche segnet, ein Amulett, mit dem man eine fliegende Riesenschlange befehligen kann. Dieser Vorgang dauert acht Minuten, erst jetzt erfolgt der Vorspann. Danach sehen wir Maxwell Caulfield als obercoolen Polizisten, der mit einer Kollegin das Geschäft einer Drogenbande verhindert. Seltsamerweise sterben ein paar Leute dabei, obgleich er gar nicht alle im Visier hatte. Wenig später gibt es weitere Opfer in der Drogenszene. Augenzeugen berichten von einem drachenartigen Biest, das die Leute umgebracht hat. Ein Professor erklärt den Polizisten, das es sich um ein Schlangengeschöpf der Maya handelt, welches kontrolliert werden kann. So kommen sie auf die Spur des mexikanischen Jungen, der bei einem Priester (Robert Beltran) Unterschlupf gefunden hat. Er vollzieht die Rache an dem Drogenbaron, stirbt dann aber auf der Flucht vor der Polizei.

Wie immer hat Jim kostengünstig gearbeitet, vielleicht etwas zu sparsam. Das CGI-Schlangenvieh sieht zwar putzig aus, ist aber mäßig animiert und schlecht einkopiert. Trotzdem, ich mag das Filmchen. Die Story ist einfach und leistet sich deshalb kaum Fehler. Die Schauspieler erfüllen ihren Zweck. Okay, Caulfield stiehlt allen die Show, denn ihm macht das alles sichtlich Spaß.

Wynorski, der gewöhnlich gerne eine Tittenshow inszeniert, gibt sich erstaunlich zurückhaltend. Zwar bietet die Hauptdarstellerin einen recht anständigen Vorbau, aber dieser bleibt den ganzen Film lang unter Pullovern versteckt. Wenn man viele Filme von Jimmy gesehen hat, dann sorgt diese Tatsache für ein amüsiertes Schmunzeln.

Er versteckt seine In-Jokes oft sehr gut, sodass man selbst als Kenner aufpassen muss. Kein normaler Zuschauer wird hinter dem Namen des Professors, Riccardo Freda, so etwas vermuten. Dennoch - für die meisten Leute dürfte der Film nicht genießbar sein. Er sieht einfach zu billig aus und wenn man den Stil von Wynorski nicht erkennt oder nicht mag, dann fällt es schwer. Ich hatte meinen Spaß, aber bei mir hat der Regisseur auch Kredit ohne Ende. Und solange er ein Genie wie Chuck Cirino für den Soundrack beschäftigt kann eigentlich nichts schief gehen.

Swamp DevilSwamp Devil (2008)
(Swamp Devil)
Regie: David Winning, mit Cindy Sampson, Bruce Dern, Nicolas Wright, Allison Graham, James Kidnie, Bronwen Mantel
Filme gibt es, oh Mann. Manchmal verdrehe sogar ich noch die Augen. Wer denkt sich bloß solch einen Unsinn aus? Und wer ist bereit so etwas zu finanzieren? Und wer ist so verwegen in so etwas mitzuspielen? Und wer ist so blöd so etwas sich anzuschauen?

Melanie (Cindy Sampson) kehrt in ihre Heimatstadt zurück. Angeblich hat ihr Vater Howard (Bruce Dern), den sie seit ihrem Fortgang weder gesehen noch gesprochen hat, eine junge Frau umgebracht. Sie trifft auf einen alten Jugendfreund Jimmy (Nicolas Wright), der sich zwar seltsam benimmt, ihr aber hilft den Alten zu finden. Auch sind der Sheriff, sein Deputy sowie ein paar Dorfbewohner ebenfalls auf der Suche. Der junge Mann, in dem Melanie einen Spielkamerad ihrer Kinderzeit vermutet, entpuppt sich als ein Sumpfmonster, das Jagd auf ihren Vater macht. Vor 20 Jahren ermordete er mehrere Menschen und wurde von Howard und einigen Helfern umgebracht und in den Sumpf geworfen, wo er zu einer Art Wer-Pflanzen-Sumpf-Ungeheuer mutierte, das sich mal in einen Menschen und mal in ein Biest verwandelt.

Oh bitte, wie kann man sich solch einen Blödsinn einfallen lassen? Die Vernichtung des Monsters setzt allem die Krone auf. Nicht einmal der viel gescholtene Jason Dark würde auf eine solche Idee kommen. Das Biest kann die Landesgrenze nicht überschreiten. Um ihm nun den Garaus zu machen, wird es an die Grenze gelockt und dann drüber gestoßen, wo es effektvoll zerplatzt. Waaaaas!?

Immer wenn man glaubt den größten Unsinn hinter sich zu haben, dann kommt etwas, mit dem man nicht rechnen durfte und das einem beweist, dass es noch tiefer in den Sumpf der Lächerlichkeit hineingehen kann. Hier geht es schon gleich zu Beginn los. Melanie erkennt in Jimmy ihren Kinderfreund wieder. Wie kann das sein, wenn er vor zwanzig Jahren exakt so aussah und jener Killer war, den Howard und seine Freunde umbrachten? Seit dieser Zeit läuft er herum und tötet Menschen die sich im Sumpf herumtreiben. Dabei sinnt er doch eigentlich nur auf Rache an den Männern. Dafür braucht er 20 Jahre?

Kleinigkeiten, die den Plot und einige Szenenfolgen ad absurdum führen, will ich hier gar nicht erst aufzählen. Der Film ist so doof, dass ich mich in ihn verliebt habe. Im Grunde ärgerlich ist, dass er gar nicht mal so schlecht aussieht. Er besitzt eine kräftige Farbgebung und gute Ausleuchtung. Die Schauspieler machen ihre Sache recht gut. Die CGI-Tricks sind für einen billigen TV-Film dieser Art passabel. Handwerklich geht das Ding also in Ordnung und liegt über dem Niveau, das man zu jener Zeit gewohnt war. Ein besseres und vor allem schlüssigeres Drehbuch hätte dem Ganzen aber gut zu Gesicht gestanden.

Es sei jedem geraten sich fern zu halten. Trotz seiner lächerlichen Story und den albernen Szenen ist er nicht Partyfilm genug um sich mit abgeschaltetem Gehirnkasten und einer Pulle Bier vor den Fernseher zu setzen.

Schade.

Kommentare  

#1 Norbert 2018-12-16 19:30
Ich denke, das mit den teilweise mäßigen Tricks hat durchaus Methode. Der Sender SyFy, für den der größte Teil dieser Dinger von verschiedenen Firmen produziert wird, hat sich damit einen gewissen (positiven?) Status erarbeitet. Warum sollten sie die Konzepte ändern, wenn die Leute hinschauen? Die großen Studios machen es ja vor. Gerade ist der Riesenhaifilm MEG mit Jason Statham erschienen. Wenn ich bedenke, dass das Budget 130 Mio. Dollar betrug, dann ist das Ergebnis in technischer wie inhaltlicher Hinsicht eine bittere Pille. Der fast zeitgleich bei SyFy gelaufene Mockbuster von TheAsylum, MEGALODON mit Michael Madsen, ist zwar schlechter getrickst und besitzt nicht die Action des Vorbildes, aber wenn ich die finanziellen Rahmen bedenke, in denen sich beide Filme bewegen, dann verliert MEG sogar noch gegen eine Gurke, die ich niemandem empfehlen möchte. Okay – MEG fetzt mehr – Punkt.

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