Denn sie wissen alles besser … - Der gemeine Stammleser
Denn sie wissen alles besser …
Der gemeine ›Stammleser‹
Hallo, ich bin es, der Waldo!
Ich treibe Menschen in den Wahnsinn. Nun habe ich mich der Redaktion des Zauberspiegel-Online angeschlossen, um von meinen Erlebnissen mit Deppen, Dumpfnasen und Laberbacken zu erzählen, die das Leben (im Internet) mit Dummheit, Besserwisserei und Größenwahn füllen.
Und es gibt sie in jedem Forum, in jeder Kommentarfunktion, in vielen (verdammt vielen) Blogs. Sie lauern hinter jedem Post. Diese geistigen Tiefflieger tun alles, um das Leben der anderen so beschwerlich wie möglich zu machen.
Nun folgt mir dann und wann zu den Aschtonnen des Internets. Zu denen, die von den tierischen Reflexen des Rückenmarks und den Urinstinkten des Stammhirns gesteuert werden und daraus ihr Lebensglück ziehen.
Folgt mir zu den Dösbaddeln der neuen und alten Medien. Ich zeige sie euch ...
... und vor allem auch wer sie (wie) zu schreiben hat ...
Also …
Wir haben es hier also nicht mit Menschen zu tun, die sich ›Fan‹ (geschweige denn ›Hardcorefan‹). Zumindest aber sind sie langjährige Leser oder Stammleser oder wie auch immer sie sich zu nennen pflegen. Mit einigen von ihnen kann man sich ruhig unterhalten. Sie lassen nur ihre sprachlichen Manieren schleifen und greifen gern statt der Phrase »gefällt mir nicht« zu »braucht kein Mensch« oder so, aber bei näherer Betarchtung handelt es sich um ein Geschmacksding und darüber kann und sollte man nur in netter Form bei einer Tasse Bier Auge in Auge streiten bzw. es online gar ganz sein lassen.
Aber es gibt auch die anderen, die den moralischen Kompass in sich tragen, die wissen, dass »Perry Rhodan Neo« überflüssig ist und reflexartig (Cato, dem Älteren gleich, der den Abriss einer Stadt empfahl) feststellen, dass – bitteschön - »Neo« doch kein Thema sei und man mit dem Löschen von Beiträgen spiele … nun ja … (und ich rede hier noch nicht einmal von meinem ›Liebling‹ aus Mittelhessen).
Und dann gibt es noch diejenigen, deren Einblicke in die Serie so tief sein müssen, dass unsereiner befürchtet, die gehören zur NSA und hören nicht nur die Telefone ab und lesen die Korrespondenz mit (das wäre ja noch ›normal‹ und ›gewohnt‹), nein diese Herrschaften scheinen tief in die Gedanken von Redaktion, ›Expokraten‹ und den ausführenden Autoren zu schauen. Das ist dann schon fast erschreckend (oder einfach nur anmaßend)
Da gibt es zum Beispiel eine Nase, die genau weiß, dass die aktuell tätigen Exposéautoren Montillon und Vandemaan einfach nur rumeiern, Logiklöcher haben und im Grunde nicht genau wissen was sie tun. Christian Montillon nennt er dabei (abfällig) nur den »Kinderbuchautor«.
Mal abgesehen davon, dass dieser Herr mit größter Wahrscheinlichkeit weder die Exposés zu den Romanen selbst oder den Entwicklungsprozess kennt, seine Beurteilung von Montillon als Autor ist schon eine mittlere Frechheit. Nur weil dieser sich gelegentlich auch anderen Projekten zu wendet, darunter auch Kinderbüchern, heißt das doch nicht, dass er sein Handwerk nicht beherrscht. Andere Autoren werden als ›Zamorra‹-Autor oder so abgekanzelt (mit der Message, dass diese anderen Betätigungsfelder durchaus zweitklassig sind). Die können eben keine Romane um »Perry Rhodan« schreiben, so heißt es dann. Und oft meinen diese Herrschaften dann, dass sie keine Romane wie Scheer, Voltz oder Feldhoff schreiben ...
Dann werden Autoren angesprochen, die man vermisst. Ja, man vermisst sie eben, weil diese nicht mehr leben. Die können keine Romane mehr schreiben, selbst wenn die Redaktion das wollte. Es wird keine Romane von Scheer mehr geben, Willi Voltz wird auch nicht mehr in die Tasten hauen. Auch Robert Feldhoff wird nicht mehr schreiben. Jeder hat zu seiner Zeit die Serie vorangebracht. Aber die Zeiten dieser Autoren sind vorbei. Die jetzigen Autoren müssen nun die Serie im Stil der Zeit fortführen. Da führt kein Weg dran vorbei.
Aber das zeigt ganz deutlich eines der großen Probleme dieser Herrschaften auf …
Sie leben in vergangenen Zeiten. Da wird dann auch schon mal gern darauf verwiesen, dass die goldenen Zeiten 50 Jahre zurückliegen. Mal abgesehen davon, dass ich da hoch spannende Romane gelesen habe, waren die Dinger doch sehr vom Zeitgeist geprägt. Wagt man es darauf hinzuweisen, dass manches doch heutzutage unfreiwillig komisch wirkt (genauso wenn Raab in seiner Sendung Showausschnitte der Siebziger zeigt), so wird man keiner Antwort gewürdigt.
Aber es ist nun mal so. Unterhaltung ist vom Zeitgeist geprägt. Und vor fünfzig Jahren konnte man noch Dinge machen, die heute eher lächerlich wirken. Das gleiche gilt auch für Sachen von 40, 30, 20 oder gar schon zehn Jahren. Sieht man sich die Tapeten der Siebziger an … Oh Gott (Heute wirken selbst Glöcklers Tapeten dezent gegen den Wandschmuck von vor 40 Jahren). Gleiches gilt oft für alte TV-Serien, die auch nicht immer in Würde gealtert sind. So manch Design, Buch, Comic, Hörspiel, Film, Auto und was auch immer (gerade für Dinge des täglichen Gebrauchs und der Unterhaltung) verliert sehr an Reiz, erlebt manchmal ein Retrorevival oder kommt als Parodie wieder.
Das gilt eben auch für die Romane um ›Perry Rhodan‹. Da wird vieles innerhalb weniger Jahre schal und altbacken. Da hilft es nicht, sich nach Uraltromanen und deren Verfassern zu sehnen. Wer nicht mehr Schritt halten kann, sollte sich mit seinen Altromanen befassen, selbst für sich neue schreiben oder aber sich einen Ruck zu geben und feststellen, dass vergangene Zeiten (gerade in der Unterhaltung) eben vergangen sind.
Aber wer sich mit dem Bewahren der Asche befasst statt mit dem Weitergeben der Flamme, der wird seines Lebens nicht mehr froh und ein Miesepeter.
Kommentare
Demgegenüber baut der Gemeine Stammleser eine Scheinargumentation auf, die dem ersten Blick standhält, dann aber schnell als Luftschloss zu entlarven ist, sein grundsätzliches Credo ist Opas "Früher war alles besser!".
Ist es möglich, dass Stammleser einem Grisham sagen "Vor zehn, vor fünfzehn Jahren haben sie viel besser geschrieben als heute?" Möglich schon, aber wahrscheinlich?
Bei Perry Rhodan liegt die Sache anders. Die Serie wird von einem Kollektiv erschaffen und hat eine, ja, man kann sagen, für die meisten Leute unvorstellbar lange Laufzeit. Jedenfalls hinsichtlich der ersten tausend, oder gar der ersten zweitausend, gar zweitausendfünfhundert Bände sind die heutigen Macher genau das, was die heutigen Leser auch sind: bloße Leser, bloße Rezipienten, die sich diese Romane irgendwann einmal in zweiter, dritter, vierter, fünfter, elektronischer Auflage oder als Buch (noch ein Zankapfel der Stammleser) zu Gemüte geführt haben.
Daraus folgern die Stammleser eine gewisse Deutungshoheit. Die Serie sollte halt ihrer Meinung nach im Scheerschen, Voltzschen oder Feldhoffschen Sinne fortgeführt werden. Sie übersehen dabei den Umstand, dass die drei genannten Namen noch nicht einmal alle Exposéredakteure repräsentieren (es gab noch ein paar mehr) und dass allein die Unterschiede etwa des Scheerschen und des Voltzschen Weges beträchtlich sind. Ja, wie denn nun?
Tatsächlich ist die PR Serie stets ein Kind ihrer jeweiligen Zeit. Insofern haben die Autoren abgesehen von einigen zwingend zu beachtenden fiktivhistorischen Vorgaben völlig freie Hand. Das geht bis hin zu den Charakteren der Haupthelden (charakterliche Veränderungen des insgesamt sehr schwammig charakterisierten Perry Rhodan, Änderung Guckys, zu erwartende Veränderungen bei Atlan). Es wird gerne übersehen, dass das schon immer so war (der Kneifel-Atlan ist nun einmal nicht der Scheer-Atlan).
Ein Versuch der heutigen Autoren, das Gestrige bloß zu imitieren, wäre zum Scheitern verurteilt. Außerdem ist es meiner Ansicht nach geradezu die Pflicht aller Kreativen, unbedingt ihr eigenes Ding zu machen. Das können sie nämlich am besten.
Nun, meiner Meinung nach war George DoppelR Martin früher besser, als er noch SciFi-Geschichten wie die über Havilland Tuf schrieb und Romane wie "Armageddon Rag" anstatt ziegelsteindicke Wälzer über Tyrion Lannister, Jon Snow, Arya Starke und Daenerys Targaryen ...
Zitat: Das ist richtig. Aber es ist keine große Überraschung, dass da in den Köpfen der Leser nur wenig hängengeblieben ist, wer eigentlich was wann gemacht hat. (Ohne die Perrypedia zu studieren). Scheer hat das Konzept begründet, Voltz hat es genommen und im Rahmen der Fortsetzungsserie ziemlich radikal verändert und erweitert. Bis er sich irgendwann nach 1000 in die Ecke geschrieben hat. Und nach ihm hat keiner mehr an dem von ihm erarbeiteten Konzept gerüttelt, sondern das Erbe verwaltet, im Guten wie im Schlechten. Dass Feldhoff da schneller genannt wird als Ziegler, Mahr oder Vlcek, liegt m.e. hauptsächlich daran, dass er als Bewahrer mehr Glück hatte als andere. Dinge wie Tarkan, die Ennox oder die Große Leere hat man allgemein verdrängt
Sehr analytisch kommentiert. Da kann man nicht mehr hinzufügen
Trotzallem: Letztendlich entscheidet über gut und schlecht rein objektiv der Umsatz!
@Joe p.: Die Herrschaften sind Wölfe (Hardcore-Fans) im Schafspelz (Leser). Es gilt sie an ihren Äußerungen und insbesondere der Art und den Ton ihrer Äußerungen zu erkennen ...
Und richtig Ingo: Entscheidend ist am Kiosk und der Bahnhofsbuchhandlung. Die Wahrheit liegt an der Kasse. Und bisher aht sich Rhodan als sehr widerstandsfähig erwiesen ...
Und ganz ehrlich - bei einem Satz wie "Die Herrschaften sind Wölfe (Hardcore-Fans) im Schafspelz (Leser). Es gilt sie an ihren Äußerungen und insbesondere der Art und den Ton ihrer Äußerungen zu erkennen ..." stellen sich mir die Nackenhaare auf. Eigentlich fehlt (überspitzt formuliert) nur noch eine Liste einschlägiger Reizworte zur Zementierung der andersseitigen Deutungshoheit. Das aber kann gewiss nicht Sinn der Sache sein.
Und mit ihrem Gedröhn erreichen sie Leute, denen auch immer wieder mal gesagt werden muss, dass uihre Ausführungen nur sinnloses Gedröhn sind und mehr eben nicht.
Wenn du danach gehst ... Auf jedes Forum, in dem sachlich und höflich diskutiert wird, kommen 10, in dem man glaubt, du hast es nur mit Irren zu tun. Selbst bei so etwas potenziell (vermeintlich?) Harmlosen wie dem Twitter-Forum vom Perfekten Dinner verhalten sich manche Teilnehmer wie Hooligans. Das ist abstoßend, aber was will man machen?
Natürlich trifft die Bezeichnung formal auf Christian Montillon zu, wenn ich auch seine "Drei ???" Beiträge eher als Jugendbücher betrachte. Die Beiträge zu "Die Drei ??? Kids" sind hingegen Kinderbücher im engeren Sinne.
Zunächst einmal ist es ein weitverbreiteter Irrtum, wenn man annimmt, ein Kinder- oder Jugendbuch verlange vom Autor weniger Fertigkeiten als ein "Erwachsenenbuch". Durch meine momentane Beschäftigung mit Morris Gleitzmans Buch "Dann" (Original "Then", zweiter Teil einer Trilogie) im Rahmen der Arbeit für die Siebte Klasse möchte ich fast sagen, dass eher das Gegenteil der Fall ist. Im Unterhaltungsbereich ist das auch nicht anders. Jugend ist anspruchsvoll.
Nehmen wir aber mal einen Augenblick lang an, ein Jugend- oder Kinderbuch wäre eine "minderwertige" Aufgabe für einen Autor. Nun ja: Wird der Kfz-Meister denn zum Scheinwerferglühlampeneinsetzer, nur weil er mal zwischendurch eine... schon klar. Wird ein Architekt zum Statikberechner degradiert?
Ich habe nix dagegen, wenn einer meint, unbedingt sagen zu müssen, die PR-Serie habe ihm früher besser gefallen. Selbst wenn die "Begründung" in Gestammel ausartet. Aber gegen Blödsinn habe ich eine Menge.
Übrigens: Eingefleischte Harcore "???" Fans haben auch schon mal mit abfälliger Intention den Begriff "Heftromanautor" fallen lassen. Der gleiche Blödsinn andersherum.
Der Witz ist, dass diese Nasen eben nicht sagen, dass die PR-Serie ihnen früher besser gefallen habe, sonder dass die Serie (oft per se) früher einfach besser war. Also die absolute Variante.
@Andreas Decker: Ab und an muss ich mich eben abreagieren. Das hilft mir dabei, diese Herrschaften zu ertragen ...