Kipling im Weltall - Rettungskreuzer Ikarus Band 67
Kipling im Weltall
Rettungskreuzer Ikarus Band 67
Wie es weiter geht
Der zweite Teil des Abenteuers unterscheidet sich zwar deutlich vom ersten, inhaltlich schließt "Sturm über Toruk" aber nahtlos an "Der träumende Gott". Die Besatzung der Hyperion ist hier jedoch zum Zuschauen verurteilt. Henry Benford geht dagegen mehr und mehr in seiner Rolle als König der Toruk auf. Er unternimmt Inspektionsreisen auf dem Planeten und demütigt widerspenstige lokale Anführer. Für die Kronnberg Group wird die Situation auf dem Planeten von Tag zu Tag schwieriger. Erst laufen nur einige Söldner zu Benford über, dann fast alle. Der König übernimmt sie und lässt sie in alter Funktion für sich arbeiten. Damit verrät er für einige Helfer seine vermeintlichen Ideale. Dann will Benford auch noch eine Einheimische ehelichen. Der jungen Frau ist dabei aber nicht wohl zumute, empfindet sie - wie die Priesterschaft - die Ehe mit einem Gott doch als Frevel. Das Verhängnis nimmt seinen Lauf...
Ich will nicht die ganze Spannung zerstören, deshalb spare ich den Schluss der Geschichte aus. Die Story und vor allem das Ende kam mir jedoch sehr bekannt vor und tatsächlich gibt es ein literarisches Vorbild.
Das Vorbild
Der Schöpfer des "Dschungelbuches" Rudyard Kipling startete seine schrifstellerische Karriere um 1888 mit einer Reihe von Kurzgeschichtensammlungen. Eine der Novellen aus jener Zeit ist "Der Mann, der König sein wollte" (The Man Who Would Be King) aus dem Jahr 1888.
Dort berichtet ein Presseredakteur über das Schicksal zweier englischer Soldaten. Die beiden versuchen mit Hilfe von etlichen modernen Gewehren sich bei lokalen Warlords in Afghanistan einzuschmeicheln. Durch einen Zufall wird einer der beiden für einen Gott und Nachfahren Alexander des Großen gehalten und schwingt sich zum lokalen Herrscher auf. Ihre Kenntnisse von Freimaurerritualen verschaffen ihnen zunächst Respekt bei der lokalen Priesterschaft. Als der nunmehrige Herrscher aber eine Einheimische zur Frau nehmen will, beist diese ihn. Da er blutet wird allen klar, dass er kein Gott ist. Die Einheimischen töten den "Herrscher" und kreuzigen seinen Kompagnon. Letzterer überlebt aber und kehrt mit dem abgeschlagenen und gekrönten Kopf seines Kameraden zurück.
Der Stoff wurde 1975 mit Sean Connery und Michael Caine in den Hauptrollen von John Huston verfilmt. Interessanterweise gibt es auch eine Folge von Deep Space Nine namens "The Storyteller", die im wesentlichen diesen Stoff aufgreift.
Fazit
Im Prinzip ist der Doppelband von Allan J. Stark die SF-Version von "Der Mann, der König sein wollte". Der Rettungskreuzer Hyperion ersetzt quasi den Journalisten. Futuristische Technologie übernimmt die Rolle der Freimaurerrituale. Erschienen im ersten Teil die beiden Soldaten noch überwiegend positiv, als idealistische Betrüger, die den Eingeborenen gegen die Ausbeuterfirma helfen wollten, so werden sie im zweiten Teil als rücksichtslose Glücksritter dargestellt, denen es nur um ihre eigenen Interessen geht. Schade auch, dass die Besatzung des Rettungskreuzers Hyperion diesmal nur im Hintergrund agiert. Die Charaktere um Captain Lorensen haben nämlich das Potential für weitere Geschichten.
Sturm über Toruk