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... Michael Borlik über den 13. Engel

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... über den 13. Engel

Michael Borlik ist Jahrgang 1975. Er machte erst das Abitur und ging anschließend in eine kaufmännische Ausbildung.

Seit 2001 veröffentlicht er regelmäßig Kinder- und Jugendbücher, die bei Thienemann, Ueberreuter, Omnibus, Arena u.a. erscheinen.

Seit 2005 arbeitet er hauptberuflich als freier Schriftsteller.

Bis Frühjahr 2009 erscheinen noch zwei Jugendkrimis und eine Buch mit Krimi-Rätselgeschichten für Kinder. Im Juni 2009 erscheint dann der im Interview angesprochene Jugendthriller mit übernatürlichen Elementen.

Zauberspiegel: Ich schrieb in der Rezension zum „13. Engel“, dass die Anderswelt von Amy und Finn eine Mischung aus Dickens und einem Fantasyweltentwurf ist. Wie kommt man auf eine derartige Anderswelt, die quasi am Rande der industriellen Revolution angesiedelt ist bzw. wie entwickelt man die?
Michael Borlik: Von Anfang an stand für mich fest, dass die Geschichte in einer großen und berühmten Stadt spielen sollte, weil solche Orte immer einen besonderes Flair haben. Gerade eine solch historische Stadt wie London. Zwar wird im Roman selbst nicht erwähnt, dass es sich um London handelt, aber wer aufmerksam liest, kann die Hinweise unmöglich übersehen. Dass die Geschichte im 19. Jahrhundert angesiedelt ist, in der Zeit der industriellen Revolution, war eine bewusste Entscheidung. Sie schien mir einfach stimmig in Verbindung mit der Legende der dreizehn Engel. Zudem bilden beide Elemente einen herrlichen Kontrast zueinander. Durch die industrielle Revolution setzte ein Glaube an den Fortschritt ein, die Engel dagegen sind ein Überbleibsel der „alten“ Zeit. Moderne und Magie prallen aufeinander. Ich empfand das als eine interessante Herausforderung! Bevor ich jedoch mit dem Schreiben begann, habe ich mich erst einmal in die Recherche gestürzt. Ich habe Informationen über das 19. Jahrhundert im Allgemeinen eingeholt, dann noch über London und bin mehr oder weniger zufällig über eine äußerst spannende Dokumentation über jene Epoche gestolpert, die das Bild der Stadt in meiner Geschichte stark beeinflusst hat.

Zauberspiegel: Die Selbstverständlichkeit der übernatürlichen Elemente im Roman hat mich beeindruckt. Sie war natürlicher Bestandteil der Welt. Ist das das eine bewusste Entscheidung gewesen (also so mit in den Weltenentwurf eingebaut) oder aber hat sich das während des Schreibens ergeben?
Michael Borlik: Die übernatürlichen Elemente waren schon mit der ersten Idee für den 13. Engel Bestandteil der Handlung. Sie sind nötig, um bestimmte Entwicklungen innerhalb der Erzählung in Bewegung zu setzen bzw. zu erklären. Wie beispielsweise den Fluch. Allerdings wollte ich eine magische Welt, die sich von den bisherigen – Harry Potter oder Bartimäus – unterscheidet, daher erhielten bei mir ALLE Menschen ein natürliche Begabung zur Magie. Selbstverständlich kann nicht jeder wild drauflos zaubern. Es gibt entsprechende Gesetzmäßigkeiten, nach denen sich der Einsatz von Magie richtet. Mit diesem Punkt habe ich mich jedoch konkret erst während des Schreiben auseinander gesetzt. Ich musste ein wenig probieren und austesten. Daraus entstand dann die Idee, die Magie als Spiegel der Bildungsverhältnisse des 19. Jahrhunderts zu gestalten. Damals war es in erster Linie den Wohlhabenden vorbehalten, Schulen zu besuchen oder seine Kinder durch einen Hauslehrer unterrichten zu lassen. Auf ähnliche Weise funktioniert der Umgang der Menschen mit Magie in der Welt des 13. Engels.

Zauberspiegel: Welche literarischen Vorbilder – neben Dickens – kann man entdecken?
Michael Borlik: Michael Ende – allerdings weniger inhaltlich, als vielmehr sein Bestreben, seinen Figuren und deren Geschichten eine tiefere Bedeutung zu geben. Dies habe ich auch beim 13. Engel versucht. Ein Beispiel ist der Einsatz von Magie im täglichen Leben meiner Hauptfiguren. Sie ist vergleichbar mit dem Stellenwert, den die heutige Technik für uns einnimmt. Ich selbst könnte mir das Leben ohne Internet und Mail nicht mehr vorstellen. ;-) Für Tante Hester ist es dagegen unvorstellbar, wie man ohne Magie durchs Leben kommen soll. Ein anderes Beispiel ist der Schwarze Stern. Ein Sinnbild für das Böse im Roman. Dabei besitzt er im Grunde nur so viel Macht, wie man ihm zugesteht. Jetzt habe ich aber genug verraten! Wer mehr wissen will, muss aufmerksam lesen!

Zauberspiegel: Was war die Inspiration zur Legende der dreizehn Engel?
Michael Borlik: Es gibt kein reales Vorbild für die Legende. Sie zu entwickeln – in all ihren Details – hat allerdings sehr viel Zeit in Anspruch genommen. Sie ist schließlich ein zentraler Bestandteil der Geschichte. Einer, der Schrecken und Hoffnung birgt, und der das Leben vieler Menschen in Amys Welt beeinflusst hat. Ich wollte, dass diese Legende überzeugt, dass sie nicht nur wie ein nettes Märchen klingt, sondern dass sie beim Lesen das Gefühl vermittelt, einem uralten und mächtigen Rätsel auf der Spur zu sein. Sie sollte beim Leser ein ähnliches Empfinden wecken, wie wenn er sich mit einem „realen“ Mythos – beispielsweise Atlantis - auseinander setzt. Das war mein Ansporn.

Zauberspiegel: Kann man mit Fortsetzungen, sprich weiteren Abenteuern der beiden jungen Helden Amy und Finn rechnen und somit von den beiden Helden tiefer in diese Anderswelt eingeführt zu werden?
Michael Borlik: Ich arbeite tatsächlich an einem Exposé für eine Fortsetzung. Allerdings werde ich es nur dann umsetzen, wenn es mir wieder gelingt, eine so ungewöhnliche Geschichte wie den 13. Engel daraus zu machen. Mir sind die Charaktere einfach zu wichtig, um sie in einer 0815-Geschichte zu „verbraten“. Aber auch der Verlag sollte einer Fortsetzung gegenüber nicht abgeneigt sein, da das Buch sehr gut angelaufen ist. Vor Sommer lässt sich aber nichts Konkretes sagen, da im Augenblick der Jugendthriller Vorrang hat, an dem ich arbeite und dem ebenfalls phantastische Elemente zugrunde liegen. Im Gegensatz zum 13. Engel, wo ich Historie und Fantasie miteinander kombiniert habe, werden es dieses Mal Wissenschaft, Mythologie und Fantasie sein. Und natürlich darf auch eine gehörige Portion Action nicht fehlen. Eine spannende Mischung mit gefährlichem Ausgang ... ;-)

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