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Österreichische Raritäten - Heftreihen der Jahre 1945 bis 1965 - Kapitän Grant's Weltabenteuer

Österreichische Raritäten - Heftreihen der Jahre 1945 bis 1965Österreichische Raritäten
Heftreihen der Jahre 1945 bis 1965
Kapitän Grant's Weltabenteuer

In den 1940er bis 60er Jahren haben sich mehrere österreichische Heftromanverlage auf allen möglichen Gebieten der Unterhaltungsliteratur versucht - wobei diese Reihen im Laufe der Zeit weitgehend, meiner Meinung nach zu Unrecht, in Vergessenheit geraten sind. Sie dürften letztlich der übermächtigen Konkurrenz der deutschen Verlage erlegen sein; auch sind die Autoren meist unbekannt.

Im Jahr 1951 erschien im MC-Verlag, Margot Cermak, diese Abenteuerreihe, die es auf insgesamt 7 Hefte brachte. Es handelt sich dabei um folgende Hefte:

Kapitän Grant's Weltabenteuer
1. Der schwarze Drache
2. Ungeheuer der Tiefsee
3. In Piratenhand
4. Die Rache des Perlenfischers
5. Von Haifischen gejagt
6. Im Kloster der Teufelsmönche
7. Unter Pygmäen und Urwaldriesen
8. Der Blutjaguar vom Jacinto (nicht erschienen)

Lt. Katalog der österr. Nationalbibliothek sind auch nicht mehr als 7 Hefte im Jahren 1951 erschienen. Ich selbst mußte mir diese Heftchen in der österr. Nationalbibliothek kopieren, da sie sonst nur zu exorbitanten Preisen zu bekommen sind.

Es sind Variationen der damals üblichen Abenteuergeschichten, wobei als Autor Hein Patrik aufschien.

Die Romane sind im Stil der alten Heftchen flott geschrieben und umfassen jeweils 34 Seiten.

Held der Romane ist Kapitän Henrik Grant, der mit seinen Freunden auf der Yacht Lord Pullmans nach seinem verschwundenen Vetter sucht, um gemeinsam mit diesem eine Millionen-Erbschaft antreten zu können. Natürlich gehört wie bei allen derartigen Romanserien der unvermeidliche Neger Sambo dazu.

Im Vorwort der Romane steht jeweils Folgendes:

Der junge Henrik Grant, der das Kapitänspatent für große Fahrt besitzt, befindet sich als mittelloser Globetrotter auf der Suche nach einem verschollenen Verwandten, mit dem zugleich er, nach einer Mitteilung eines Notars aus New York, eine Millionenerbschaft antreten könnte, sobald der Vermißte gefunden oder der einwandfreie Nachweis erbracht wird, daß dieser zweite Miterbe nicht mehr am Leben ist. Sollte Henrik Grant aber innerhalb von zehn Jahren nicht in der Lage sein, den Verschollenen zu finden oder dessen Tod amtlich nachweisen zu können, würde laut einer Testamentsklausel im Vermächtnis des verstorbenen Multimillionärs Sam Hopkins, ein Onkel Grants, die eine Hälfte wohltätigen Zwecken zugeführt werden, die andere aber dem Notar, der das Vermögen Hopkins bereits zu dessen Lebzeiten verwaltete, zuteilen.
Henrik Grant weiß weder, noch ahnt er es, daß dieser Notar die Absicht hat, mit allen Mitteln zu verhindern, daß die Erben in den Besitz des gewaltigen Vermögens Hopkins' kommen, und alles daransetzt die diesbezüglichen Pläne und Versuche Grants — den zweiten Erben, der ein Cousin von ihm ist, zu finden — zu durchkreuzen, da er die feste Absicht hat, sich selbst in den Besitz des Erbes zu setzen, und wenn dies erforderlich ist, sogar mit den verbrecherischesten Mitteln.
Zu Beginn unserer Erzählung befindet sich Henrik Grant, ohne einen einzigen Cent zu besitzen, in Bombay, um eine Möglichkeit zur Überfahrt nach Borneo als Heizer, Matrose oder Steward zu suchen, von woher die letzte Nachricht Fred Laughtons, seines verschollenen Vetters stammt, des zweiten Mannes, mit dem allein er die Erbschaft antreten könnte, die ihn mit einem Schlag zum Millionär machen würde. Fred Laughton ist Wissenschaftler, der sich bereits vor Jahren auf eine Expedition in die Südsee begeben haben soll und seither verschwunden ist.
Grant irrt eines späten Abends verzweifelt vor Hunger im Hafen von Bombay umher, da alle seine Versuche, auf einem der ausgelaufenen Überseedampfer angeheuert zu werden, mißlungen sind. Noch immer ahnt er nicht, daß auch dabei Jack Gouls, der verbrecherische Notar, seine Hand im Spiele hat. Grant kommt durch Zufall gerade dazu, wie Lord Cecil Pullman, der sich auf dem Rückweg aus dem Garden-Klub zu seiner schnittigen Jacht "Sea Swallow" (Seeschwalbe) befindet, von einigen zweifelhaften Gesellen angefallen wird, die ihn im Dunkel der hereinbrechenden Nacht berauben wollen. Dem tatkräftigen Einschreiten Grants gelingt es, die farbigen und weißen Gangster in die Flucht zu schlagen. Dieses Erlebnis erweist sich für den jungen Kapitän als besonderer Glücksfall. Denn als der hagere Lord von Henrik dessen Geschichte erfährt, ist dieser als begeisterter Sportsmann und Abenteurer bekannte schrullenhafte Engländer sofort für die Pläne Grants
Feuer und Flamme und erklärt sich bereit, seine technisch mit allen Vollkommenheiten und modernen Errungenschaften ausgestattete Jacht, ein Wunder an Schnelligkeit, zur Verfügung zu stellen, und Grant als Kapitän deren Führung zu übergeben.

Lord Pullman erweist sich im Verlauf der Ereignisse als ein komisches Original, der aber selbst in den gefährlichsten Situationen seinen Mann zu stellen weiß. In Begleitung des Lords befinden sich auf dessen Jacht noch seine Freunde Conny Smart, ein hervorragender Techniker und Erfinder, und Ted Storm, ein ausgezeichneter Chemiker und Arzt. Dazu kommen noch sechs Mann Besatzung, lauter handfeste Matrosen von unbedingter Verläßlichkeit. —
Bereits auf der ersten Abenteuerfahrt der "Sea Swallow" schließt sich ihnen noch Sambo, ein hünenhafter, gutmütiger Neger an, den Grant aus einer gefährlichen Lage gerettet hat. Von diesem Tage hängt Sambo mit bedingungsloser Treue und Hingabe an Kapitän Sturmvogel, wie Henrik seine Leute noch nennen. Später stößt dann in Afrika noch ein alter Freund des Lords, der spaßige, dicke Comte de Seignisseur, ein erfahrener Großwildjäger und passionierter Globetrotter, zur Schiffsgesellschaft.
Der Notar, der Grant von seinen Agenten überwachen läßt, hat natürlich erfahren, was sich in Bombay zugetragen hat. Bereits vom ersten Tag des Auslaufens der Jacht aus dem Hafen spinnt der verbrecherische Jack Gouls seine gefährlichen Fäden, um das Vorhaben des jungen Kapitäns, seinen Vetter zu finden, scheitern zu lassen und sich selbst in den Besitz der Millionen zu setzen.

Da diese weitgehend unbekannten Romane praktisch kaum mehr erhältlich sind, werde ich daher versuchen, etwas über den Inhalt dieser Romane zu erzählen.

Der schwarze DracheKapitän Grant's Weltabenteuer
Band 1 Der schwarze Drache
Die Geschichte beginnt auf der Fahrt der Swallow nach Kanton, wo sie ihrem Gastgeber, Mr. Fox, gegen einen Piratenbund, genannt der "Schwarze Drache", helfen, der die Schiffe Foxs kapert und versenkt. Sie stellen den Piraten mit Hilfe der Jacht eine Falle und versenken die angreifende Dschunke und die anderen Piratenschiffe. Einer der Anführer der Piraten wird gefangengenommen; dieser entpuppt sich als Tsi-Feng, der chinesische Geschäftspartner von Mr. Fox. Dafür bekommen sie neue Hinweise auf den Verbleib des verschollenen Vetters von Kapitän Grant.

Ungeheuer der TiefseeBand 2 Ungeheuer der Tiefsee
Die Suche führt unsere Helden zur Insel Suajang im Sunda-Archipel. Zwei angeheuerte ehemalige Piraten erzählen, daß sie einst den Vetter Grants samt Ausrüstung auf diese Insel brachten und das Schiff dort mit der wertvollen Ladung versank. Im Gegenzug gegen Hilfe bei der Bergung der Ladung würden sie Grant zu dem Verschollenen führen. Beim Tauchgang zum Wrack gibt es Abenteuer mit Riesenkraken, dabei wird das Wrack durch eine Explosion zerstört. Die beiden ehemaligen Piraten betäuben die Mannschaft im Schiff, daraufhin wird die hilflose Jacht gekapert und alle gefangen genommen.

In PiratenhandBand 3 In Piratenhand
Auf der Pirateninsel treffen sie auf den Anführer der Piraten, Tsi-Feng; dieser konnte der Polizei entkommen und will sich an unseren Helden rächen, außer sie stellen sich samt Jacht und Mannschaft zur Verfügung, denn die Swallow ist gut armiert. Grant und seine Freunde gehen zum Schein darauf ein. Der erste Einsatz führt gegen eine andre Bande, deren Schiff versenkt wird. Dann können sie die Piraten an Bord überwältigen und sich befreien.

Die Rache des PerlenfischersBand 4 Die Rache des Perlenfischers
Unsere Helden suchen jetzt mit Hilfe einer von den Piraten erbeuteten Seekarte nach der Insel Fuantse, auf der sich der verschollene Vetter befinden soll. Sie steuern eine unbekannte Insel an, auf der sie einige Abenteuer mit Giftschlangen, herabfallenden Felsen und einem verrückten Perlenfischer zu bestehen haben, aber keine neuen Hinweise für ihre Suche finden. So fahren sie weiter.

Von Haifischen gejagtBand 5 Von Haifischen gejagt
Die Sea Swallow ankert vor einer weiteren einsamen Insel. Grant, Pullman und Sambo rudern zur Insel und treffen auf feindselige Eingeborene. Am Rückweg bricht ein Orkan los, die Sea Swallow dampft davon und unsere Helden stehen hilflos am Strand, da der Sturm ihr Boot fortgeschwemmt hatte. Sie bauen ein Floß und treiben damit aufs Meer, wo sie von Haien und Menschenfressern gejagt werden. Bevor sie in den Kochtöpfen der Eingeborenen landen, erscheint die Jacht und sie entgehen diesem Schicksal

Im Kloster der TeufelsmöncheBand 6 Im Kloster der Teufelsmönche
Die Suche führt sie endlich zur gesuchten Insel Fuantse und zum Kloster der Teufelsmönche. Der Abt lädt unsere Helden zu einem Besuch im Kloster ein und verspricht Informationen über Grants Vetter. Dort erleben sie allerlei Merkwürdigkeiten und sollen geopfert werden, nur Grant soll der Anführer zur Eroberung Chinas werden. Die Kanonen der Jacht schießen Löcher in die Klostermauern und sie entkommen mit der Jacht. Wenigstens gibt es eine Information über den Aufenthalt von Grants Cousin.

Unter Pygmäen und UrwaldriesenBand 7 Unter Pygmäen und Urwaldriesen
Die Suche führt in den Urwald Afrikas nach Lokuli, wo sie auf zwei Jäger treffen, die für ihre Gegner arbeiten. Sie schließen sich einer Safari in den Urwald an, da Grants Vetter dort nach dem sagenhaften Elefantenfriedhof gesucht haben soll. Bei einer Jagd auf Zwergelefanten werden sie von ihren Feinden gefangen genommen, können sich aber befreien, verfolgen die beiden Jäger, die jedoch im Urwald umkommen. Immerhin bekommen sie einen Hinweis, wo sie die Suche fortsetzen können, nämlich in Südamerika.

Wenn diese Romane auch nicht zu meinem Sammelgebiet gehören, sind sie jedenfalls lesenswert.

Falls man so ein Heft oder eine Kopie bekommen kann, sind diese Heftchen durchaus zu empfehlen. Der Plot der Romane ist mal was ganz anderes als die damals üblichen Rolf Torring-Klone und jedenfalls auch heute noch für den Leser spannend. Einziger Wermutstropfen bei der Bearbeitung war, daß die Hefte in einem Buch gebunden und deshalb die Titelbilder beschnitten waren.

Es dürften weitere Hefte geplant gewesen sein, aber daraus wurde nichts, mehr als diese 7 Hefte sind nicht erschienen. Das typische Schicksal, wie ich sagen muß, vieler österreichischer Kleinserien. Ich vermute aber, daß es eher kein großartiger kommerzieller Erfolg war.

Vielleicht waren die Romane auch für den Umfang von nur 34 Seiten bei einem Preis von 2,- bzw. später 2,20 Schilling (35 bzw. 40 Pfennig) einfach zu teuer.

Somit bleibt auch diese Reihe ein Unikat im Rahmen der österreichischen Heftserien.

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