Frauenpower ist auch dabei - Phantom 4: Der wandelnde Geist
Frauenpower ist auch dabei
Phantom 4: Der wandelnde Geist
Die Bankräuberinnen fliehen mit samt des Geldes in einem Fluchtauto und lassen ihre männlichen Kumpane zurück. Die sinnen auf Rache und wollen sich das Geld wiederholen.
Luaga, der ehemalige Präsident von Bangalla, nähert sich auf einem Ausritt einem verlassenen Baumhaus. Er wird von den Bankräuberinnen überrascht, die sich in das Baumhaus geflüchtet haben. Luaga ist im Hauptberuf Arzt und versorgt die angeschossene Frau. Die Bankräuberinnen setzen ihre Flucht fort und nehmen Luaga mit, damit er sich weiter um die Verletzte kümmern kann.
Derweil erreicht das Phantom den Handelsposten des alten Joe. Der wurde zuerst von den Bankräuberinnen bedroht und wenig später durch ihre männlichen Kumpane, die ihnen eng auf den Fersen sind. Bevor sie aufbrachen, haben sie Joe brutal zusammengeschlagen. Das Phantom nimmt die Verfolgung auf.
Die Bankräuberinnen haben derzeit ihr Lager in einer verlassenen Ruine aufgeschlagen, als ihre Verfolger sie erreichen. Es kommt zu Kämpfen und Schusswechseln, bei denen schließlich auch der wandelnde Geist angeschossen wird. Luaga versorgt das Phantom und rettet ihm durch eine Bluttransfusion das Leben. Der ehemalige Präsident spendet sein eigenes Blut, um das Phantom zu retten.
Später erwacht Walker im Krankenhaus. Luaga möchte, dass er noch weiter zur Genesung im Krankenhaus bleibt, dieser aber lehnt ab. Er macht sich auf den Rückweg in den Dschungel und Luaga begleitet ihn. Sie bekräftigen ihre Freundschaft in den Tiefen des Urwalds, denn schließlich sind sie jetzt Blutsbrüder.
Fazit
Inhaltlich und optisch erinnert die Geschichte an eines dieser typischen Abenteuer der 70er und 80er Jahre aus dem frank-belgischem Raum, nur dass es Mitte der 90er in Schweden erschienen ist. Die Kolorierung kommt mit kräftigen und klaren Farben daher und verstärkt diesen Eindruck. Ab den 90er Jahren kamen in der Farbgebung von Comicheften vermehrt Computerkolorierungen zum Einsatz. Es ist gut möglich, dass in der vorliegenden Geschichte noch klassisch gepinselt und dann auf Druckplatten belichtet wurde.
Die Mitglieder der Bankräuber erinnern an archetypische Figuren aus Actionfilmen der 80er Jahre. So kommt die Story auch ziemlich mäßig und berechenbar daher.
Die Ereignisse bis zur Ankunft aller Beteiligten in der Ruine läuft relativ zügig ab. Die Kämpfe, in denen das Phantom viel aus dem Hintergrund auftaucht und wie ein Schatten über die Bankräuber herfällt, werden dann sehr viel intensiver dargestellt. Das scheinbare Finale geht dann allerdings in die wahre Endsequenz über, die der Geschichte auch ihren Titel gibt. Luaga rettet das Phantom mit seinem eigenen Blut über eine Bluttransfusion. Die Zeichnungen dieser Sequenzen heben sich von der restlichen Geschichte ab und sind etwas besser.
Die Ideen für diese Geschichte sind im Grunde gar nicht so schlecht. Die Szenen, in denen das Phantom wie ein Geist über die beiden Bankräuberfraktionen herfällt, ermöglichen viele spannende Momente. Leider machen Autor und Zeichner nicht genügend Gebrauch davon, so dass in der Gesamtbetrachtung allenfalls eine durchschnittlich spannende Geschichte zurückbleibt.
Julie Walker – Wettlauf gegen den Tod
Nellie Bly ist Journalistin und lebt im Jahre 1889 in New York und arbeitet für die Zeitung World. Phileas Fogg hatte es von Großbritannien aus geschafft, die Welt in nur 80 Tagen zu umrunden. Nellies Redakteur will diesen Rekord noch unterbieten und plant einen Mitarbeiter ebenfalls auf eine Weltreise zu schicken. Nellie überredet ihren Chef, sie auf die Reise zu schicken. Sie ist überzeugt, dass sie ihn schlagen kann; auch besser, als jeder Mann.
Den Tag der Abreise verbringt Nellie mit ihren Freunden Kit Walker und dessen Zwillingsschwester Julie. Beiläufig bekommt ein Kit ein Gespräch zweier Männer mit. Beide haben wegen Nellies Reportagen Schwierigkeiten bekommen und wollen sich nun an ihr rächen. Sie planen, sie auf ihrer Reise umbringen zu lassen.
Nellie verlässt mit einem Schiff New York und Kit Walker schleicht sich als Phantom an Bord. Er vereitelt einen ersten Mordanschlag, wird aber verletzt über Bord gespült. Kurzerhand übernimmt Julie die Rolle des Phantoms und lässt sich durch ein kleines, schnelles Boot heimlich zurück zum Passagierschiff bringen.
Julie gibt sich Nellie vorerst nicht zu erkennen und folgt ihr über den ganzen Erdball. Sie verhindert dabei mehrere Anschläge auf das Leben von Nellie. Beim Verhör eines der Attentäter erfährt Julie, dass der Name des Auftraggebers Randolph Locke ist. Wie sich später herausstellen wird, ist er einer der Männer, die in New York die Ermordung Nellies planten.
Die Erdumrundung endet mit einer Zugfahrt in Richtung New York. Nun greift Locke selbst in das Geschehen ein, da die Attentatsversuche allesamt erfolglos geblieben sind. Der wird schließlich durch Julie/ Phantom in einem Kampf besiegt und verspricht, sie fortan in Ruhe zu lassen.
Nellie erreicht schließlich unbehelligt New York und verkürzt die Reisezeit sogar auf 72 Tage. Phileas Fogg ist geschlagen.
Fazit
Frauenpower im Phantommagazin. So lässt sich diese Geschichte am besten beschreiben, die die Autorin Elizabeth Massie zusammen mit Rafael Nieves zu Papier gebracht hat.
Die Idee zu einem weiblichen Phantom stammt noch von Lee Falk selbst, der den Charakter der Julie Ende der 60er Jahre einführte. Julie wurde zusammen mit ihrem Bruder von deren Vater in der Kindheit auf Bangalla trainiert. In einigen Fällen, in denen Kit seine Aufgaben als Phantom nicht erfüllen konnte, war Julie für ihn eingesprungen. Die eigentliche Rolle des Phantoms kann sie nicht übernehmen, da sie den männlichen Nachkommen vorbehalten ist. Julie hat in jungen Jahren einen britischen Armeeoffizier geheiratet und hält nur sporadisch Kontakt zu ihrem Bruder.
Die vorliegende Geschichte zeichnet den Roman „in 80 Tagen um die Welt“ von Jules Verne nach. Julie reist einmal um die Welt und soll durch Attentate aufgehalten werden. Ähnlich ergeht es Fogg, der trotz der Widrigkeiten auf seiner Reise die Wette mit seinen Clubkameraden ganz knapp gewinnt. Aber die Geschichte wird nicht einfach nur nacherzählt. Julie tritt gegen Phileas Fogg an, der in Vernes Roman die Erdumrundung in ziemlich genau 80 Tagen schafft. Natürlich ist unsere Protagonistin ein paar Tage schneller, denn was ein Mann schafft, das schafft eine Frau schon lange.
So begleiten wir Nellie und Julie über die vielen Stationen ihrer Reise. Stellenweise wirken die Beschreibungen der Reise etwas gehetzt, was auf den begrenzten Seitenumfang der Geschichte zurückzuführen ist. An einigen Stellen hätte ich die Handlung gern etwas vertiefter gelesen. Stoff für einen Mehrteiler gibt diese Geschichte allemal her. Nichtsdestotrotz ist den Autoren eine wunderbare Hommage an Jules Verne gelungen, in dem sie auch noch feministische Ansätze einbauen können. Insgesamt eine schöne runde Sache.
Mit Zeichner Paul Daly hat man sich einen Künstler an Bord geholt, der die Welt des ausgehenden 19. Jahrhunderts gut einfangen kann. Für die vorliegende Ausgabe liefert er gewohnt gute Zeichnungen ab. Von daher war er eine gute Wahl für diese Geschichte.
Requiem
Frankreich, Verdun. 1916. Ein Bombenhagel schlägt auf Arcane ein und zerstört weite Teile des Ortes. Die überlebenden finden sich zusammen, als ein Trupp fremder Männer vor dem Versammlungsgebäude erscheint. Der Bürgermeister stellt sich den Fremden entgegen und wird von Ihnen getötet. Die Männer beschließen, in dem Ort zu bleiben.
Kit Walker ist der französischen Armee beigetreten. Von seinem vorgesetzten Offizier erhält er den Auftrag nach einem rückkehrenden Spion zu suchen, der Pläne über den deutschen Einmarsch bei sich führt.
Walker findet den Agenten verletzt in einem Waldstück. Er bringt den Verletzten nach Arcane, in der Hoffnung dort ärztlich Hilfe zu finden. Die Einwohner sind verängstigt. Die fremden Männer haben ihr Lager in der Stadt aufgeschlagen und zwingen die Kinder des Ortes, die toten Soldaten auf den Schlachtfeldern zu fleddern und Ihnen die Beute auszuhändigen.
Das Phantom erkennt in den Männern die Vereinigung der Geier, als er einen von Ihnen niederschlägt. Orloff, der Anführer der Geier, hingegen, erkennt bei dem niedergeschlagenen das Zeichen des Phantoms. Die Konturen seines Totenkopfringes zeichnen sich auf seinem Kinn nach. Orloff droht eines der Kinder zu erschießen, sollte sich das Phantom nicht ergeben.
Das Phantom ergibt sich und soll viergeteilt werden. In diesem Augenblick schießen die Kinder mit Blasrohren auf die Geier. In den Rohren ist ein Betäubungsmittel und die Männer versinken in den Schlaf. Orloff stürzt sich auf das Phantom, wird aber im Verlaufe des Kampfes von einem seiner Hunde getötet, als er nach diesem mit einem Messer sticht.
Arcane ist zwar befreit, wird nach dem Krieg aber nicht mehr aufgebaut.
Fazit
Kit Walker meldet sich im 1. Weltkrieg freiwillig zur französischen Armee und trifft auch an der Front auf einen der Gegner des Phantoms. Die Vereinigung der Geier ist ein eher unbekannter Gegner, der die Phantome vergangener Dekaden hin und wieder mal beschäftigt hat. Als Erkennungszeichen haben deren Mitglieder ein großes V auf der Stirn. Wie die Geier stürzen sie sich vor allem in Krisengebieten auf die Toten und erleichtern sie um deren Habseligkeiten.
Die Geschichte ist kurz und knackig und kommt ohne große Überraschungen aus. Die Zeichnungen sind gefällig und passen zum Ton der Geschichte. Insbesondere die düsteren Bilder an der Front und die Ankunft der Geier sind gut in Szene gesetzt.
Redaktionelles
Neben den Leserbriefseiten und dem Poster zum Heraustrennen in der Mitte des Heftes, finden sich dieses Mal die Credits der Originalausgaben. Autoren, Zeichner, Erscheinungsdatum und Titel der Originalausgaben sind fein säuberlich auf einer Seite aufgelistet.
Phantom 4
Blutsbrüder
Julie Walker – Wettlauf gegen den Tod
Requiem