Ein Klassiker und Daily Strips - Phantom 7
Ein Klassiker und Daily Strips
Phantom 7
Lockruf der Sirenen
Queenie wird von ihrem Freund verlassen. Sie entwickelt eine regelhafte Abscheu gegen Männer und sammelt eine Gruppe Frauen um sich. Gemeinsam beziehen sie eine Burg auf einer Insel und versuchen vorbeifahrende Schiffe um ihre Ladung zu erleichtern. Besonders haben sie es auf Diamanten abgesehen. Gern hat Queenie sich von ihrem Freund mit den Edelsteinen beschenken lassen, nun aber will sie keinen Mann mehr darum bitten müssen.
Sie verkleiden sich als Meerjungfrauen und locken die Schiffe so in eine Falle, um sie dann auszuplündern. Die Mannschaften nehmen sie gefangen und sperren sie auf der Burg ein.
Auf einem vorbeifahrenden Schiff ist das Phantom mit seiner Frau Diana an Bord. Sie nehmen einen Schiffbrüchigen auf, der von den singenden Meerjungfrauen berichtet. Der Schiffbrüchige wird später an Land von Queenie und ihren Gehilfen entführt und auf die Insel gebracht. Das Phantom und Diana folgen den Spuren zur Insel.
Diana gelangt in die Fänge von Queenie und kann ihr vortäuschen, sich der Frauengruppe anzuschließen. Sie verkleidet sich ebenfalls als Meerjungfrau, um ein Schiff in die Falle zu locken, kann die Mannschaft aber rechtzeitig warnen. Diana ist aufgeflogen.
Das Phantom kann derweil die Gefangenen in der Burg befreien und sie stürmen die Waffenkammer und können sich bewaffnen.
Queenie versucht in einem Hubschrauber zu fliehen. Das Phantom schießt auf den Helicopter und trifft den Tank. Er muss notlanden und Queenie wird gefangen genommen.
Die Geschichte wurde im Jahr 1995 von Roy Felmang und Germano Ferri gezeichnet. Die Dialoge sind verfasst von Ulf Granberg auf Grundlage der Story „The mermaids of Melo-Straits“, die Phantomerfinder Lee Falk bereits 1945 veröffentlicht hat. Die Neufassung der klassischen Geschichte erfolgte anlässlich ihres 50-Jährigen Jubiläums.
Die Zeichnungen bewegen sich auf einem qualitativ durchschnittlichen Niveau, wie sie in den 80er und frühen 90er Jahren in vielen Abenteuercomics zu sehen waren. Klar strukturierte Panels erzählen eine geradlinige Story, die sich in farbenfroher Kolorierung präsentiert.
Die Geschichte und die Charaktere sind feinster Pulp und sollten vor diesem Hintergrund auch bewertet werden. Aus heutiger Sicht könnten einige Szenen etwas unfreiwillig komisch wirken, weshalb sich diese Geschichte eher an Nostalgiker wendet, auch wenn die Zeichnungen bei Erscheinen dem allgemeinen Mainstream entsprechen.
Da ist die Motivation Queenies. Sie ist von ihrem Freund zurückgewiesen worden und entwickelt eine Abscheu gegen Männer. Um Männer nicht mehr um Diamanten anbetteln zu müssen, organisiert sie Überfälle auf Diamantentransportschiffe. Dazu verkleidet sie sich mit ihren Komplizinnen als Meerjungfrauen, um vorbeifahrende Schiffe in die Falle zu locken.
Im weiteren steht eine große Burg auf der verlassenen Insel, die mit allerhand Equipment ausgestattet ist. Es wird mit keinem Wort erwähnt, wie die Ressourcen hierfür organisiert werden konnten und wie sie auf die Insel gelangten. Aber es ist ja wie so oft in der Trivialliteratur: Der Leser bekommt ein Konzept hingestellt und er nimmt es an oder nicht.
Das ist für heutige Verhältnisse alles ziemlich weit her geholt und wird nur Leser ansprechen, die die alten Pulps aus den 40er und 50er Jahren zu schätzen wissen. In Kombination mit den beiden folgenden Geschichten dieser Ausgabe wird dieses 7. Phantomheft komplett zu einer Nostalgieausgabe, denn diese sind im Zeitungsstrip-Format veröffentlicht. Es ist fraglich, ob jüngere Leser sich durch derartige Geschichten angesprochen fühlen, wenn sie dann auch noch ein komplettes Heft füllen. Ich habe das Phantom noch im Bastei Verlag kennengelernt und beziehe die Hefte im Abo. Beim Durchblättern in einem Geschäft hätte ich dieses Ausgabe nicht gekauft. Hin und wieder lese ich ganz gern eine Geschichte im alten Stil, aber eine ganze Ausgabe Nostalgie ist mir dann doch etwas zu viel für ein laufendes Magazin.
Teil 1: Diebe in Bangalla
Mina arbeitet in einem Forschungszentrum in Berlin. Sie kommt einer alten Familiengeschichte auf die Spur, wonach ihr Großvater an Bord eines deutschen U-Bootes im April 1945 bei einem britischen Angriff an der Küste Bangallas ums Leben kam. Er hatte eine Karte bei sich, die zu einer Höhle auf der Insel führt. In ihr erschufen geächtete Priester aus dem alten Ägypten eine Rasse von Superwesen. Sie stellt eine Suchmannschaft zusammen, um in das versunkene U-Boot hinab zu tauchen.
Die Aktion bleibt nicht unbemerkt. Das Phantom schleicht sich an Bord und zieht sich heimlich einen Taucheranzug über und steigt mit auf den Grund des Meeres hinunter. Als es das Vorhaben Minas erkennt, gelingt es ihm, die Karte zu entwenden und den Weg zu der Höhle zu finden.
Mina findet den Weg auch ohne die Karte und dringt mit ihren Männern in die Höhle ein. Die sind aber vielmehr an dem herumliegenden Gold, als an den Forschungen interessiert und rebellieren gegen Mina.
Mina kann entkommen und verbündet sich mit dem Phantom. Sie hält ihn für einen der Übermenschen, der hier in der Höhle erschaffen worden ist. Gemeinsam können sie Minas Männer überwältigen und sie der Dschungelpatrouille übergeben. Phantom und Mina kehren zur Totenkopfhöhle zurück.
Teil 2: Das Geheimnis des Tempels
Kit Walker stößt in seiner Chronik auf Aufzeichnungen des 3. Phantoms. Eigentlich wollte er Mina von den weiteren Untersuchungen der Höhle ausschließen, aber nun ist er auf ihre Expertise angewiesen. Das 3. Phantom gibt nur verschlüsselte Hinweise zu den Superwesen und in der Höhle sind Rätsel und Hinweise zu erwarten, die er allein nicht verstehen wird.
Zusammen mit seinem Freund Guran und Mina steigt er wieder in die Höhle ein. Immer tiefer gelangen sie in die Höhle, in der Hoffnung, Hinweise auf die Superwesen und der Beteiligung des 3. Phantoms zu finden. Fanden sich in den oberen Gängen noch Skulpturen zu den alten Göttern, finden sich in den unteren Gewölben die von Dämonen.
Die Suche verläuft erfolglos. Schließlich sucht das Phantom die untersten Gewölbe allein ab und entdeckt die Reste von Kampfspuren. Er erkennt, dass die Ägypter es wirklich geschafft hatten, fremde Kreaturen zu entwickeln. Ein Krieg war entbrannt, in dem sich die Kreaturen gegen ihre menschlichen Erschaffer erhoben und auf deren Seite das 3. Phantom kämpfte.
Das Phantom bemerkt, dass noch immer welche der Kreaturen in den Gewölben leben. Sie lassen ihn unangetastet und er kann die Höhlen zusammen mit Mina und Guran verlassen.
Das Phantom will das Geheimnis der Höhle für sich behalten. Dazu erstellt Guran ein Spray, das eine starke Amnesie auslöst. Mina kann sich nicht mehr an die Ereignisse auf Bangalla erinnern und wird im Dschungel von Kit Walker aufgegriffen. Er bringt Mina zurück nach Deutschland und ihre Familie gibt Walker zum Ehren eine Feier. In der Nacht schleicht er sich unbemerkt an den Schreibtisch Minas Vaters und nimmt alle Hinweise und Beweisstücke zur Existenz der Höhle mit. Niemand außer dem Phantom und seinem Getreuen Guran weiss nun noch um das Geheimnis der Höhle.
Der Verlag King Features entwickelt Comicstrips, die als Fortsetzungsgeschichten in Tageszeitungen erscheinen. Der Verlag selbst bringt die Comics nicht in Eigenpublikationen heraus. Phantom ist in den 30er Jahren geschaffen worden und zu dieser Zeit war es üblich, dass Comics nicht als eigenständige Hefte auf den Markt kamen, sondern als Beilagen in Tageszeitungen. Comicserien wie Prinz Eisenherz oder Tarzan sind so an ihre Leser gekommen. Lee Falk hat die Daily Strips noch selbst bis ins hohe Alter geschrieben und dann das Zepter an ausgewählte Autoren und Zeichner weitergegeben.
Der vorliegende Zweiteiler ist von Tony DePaul verfasst worden, der einige beliebte Storys zu den Daily Strips beigetragen hat. Er ist der gegenwärtige Hauptautor der Skripte und seit dem Tode Lee Falks im Jahre 1999 für die Geschichten verantwortlich. Die ersten Seiten des ersten Teiles wurden noch von George Olesen gezeichnet und kurz darauf hat Paul Ryan den Zeichenstift übernommen und die beiden Ausgaben zu Ende gezeichnet. Der Übergang zwischen den Zeichnungen ist stimmig gestaltet und stört nicht, wie es bei vielen anderen Comicserien bei einem Zeichnerwechsel der Fall ist.
Die Geschichte selbst ist mit den üblichen Zutaten einer Phantomstory garniert. Es existiert ein Geheimnis auf Bangalla, das mit einer früheren Inkarnation des Phantoms zu tun hat. Dazu gibt es jede menge Action.
Ungewöhnlich für einen Leser von Comicalben oder -heften ist der Erzählrhythmus. In einer zusammenhängenden Geschichte kann der Autor mit einer Erzähltechnik auf ein Finale hinarbeiten. Er kann Rückblenden und Informationen so einweben, wie es der Fluss der Geschichte erfordert. Der Leser kann die Geschichte in einem Rutsch durchlesen, da er die komplette Ausgabe in den Händen hält. Selbst bei Mehrteilern bleibt in den einzelnen Episoden in der Regel ausreichend Raum, um sie mit einem Zwischenergebnis zu versehen.
Bei den Daily Strips bleiben nur wenige Panel bis maximal eine Seite, bis die Story schon wieder unterbrochen wird. Die Szenen sind daher ziemlich kurz gefasst, oder sie dehnen sich hin, da sie mit vielen kleinen Teilszenen ausgestattet sind. Im zweiten Teil stößt das Phantom in seiner Chronik auf die Aufzeichnungen des 3. Phantoms, das in den Konflikt mit den Kreaturen involviert war. Diese Aufzeichnungen sind schnell abgehandelt und wohl in einem Strip im Original erschienen. Die Sequenzen, in denen das Phantom auf den ersten Seiten mit dem Forscherteam in die Tiefe hinabtaucht, sind sehr ausgedehnt, ebenso wie der Abstieg in die Höhlen im zweiten Teil.
Es ist gut möglich, dass die Strips den gewöhnlichen Comicleser nicht ansprechen werden und sie das Magazin nicht kaufen werden. Vielleicht ist ein Durchmischung von klassischem Material, Strips und neueren Geschichten sinnvoller. Ausreichend Material scheint ja vorzuliegen.
Phantom 7