An den Ufern des Orowango
An den Ufern des Orowango
Gustavs & Kulus abenteuerliche Reise zum Kongo
Gustav erhofft, über den Kontakt mit den Menschen aus dem Kongo mehr über seinen Vater zu erfahren, der in den Kolonien versuchen wollte Geld für die Familie zu verdienen und von dem seitdem niemand mehr etwas gehört hat.
Kulu währenddessen hat erlebt, wie die weißen Kolonialherren die Länder und Menschen ausbeuten und für ihre Zwecke gebrauchen. In seinem Fall eben beispielsweise durch die Zurschaustellung als "Wilde" im Zirkus.
Ihr Weg nach Afrika ist alles andere als eine Kreuzfahrt, sie ist abenteuerlich, spannend, teilweise auch amüsant und auf jeden Fall gefährlich. Mehr als ein Mal können sie nur überleben, weil sie zusammenhalten.
Bereits 2000 erschien das Buch von Frank Maria Reifenberg im Verlag Klett Cotta, und erzählt, wie die beiden Jungen sich in Gustavs Dorf kennenlernen, wie sie sich anfreunden und wie sie tatsächlich ihren Weg bis in Kulus Heimatdorf finden.
Ueberreuter hat für diese neue Ausgabe eine Ergänzung vorgenommen, die Demba Sanoh geschrieben hat.
Im ersten Moment fand ich das Buch genau dann enttäuschend, als es wirklich "losging", nämlich als ihre Reise richtig in Fahrt kommt. Die Situation an Bord der Segelschiffe wird gestreift, aber es wird keine Abenteuergeschichte mit Blut und viel Tränen. Je weiter die Reise sie jedoch dann führte, desto klarer wurde mir, dass es sich hier um ein Buch für junge Leser handelt (laut Verlagsempfehlung ab 12 Jahre, ich finde, ab 10 Jahre wäre sicher schon in Ordnung), und keinen Abenteuerroman im Stil der Schatzinsel. Es sind junge Leser, die für die klassischen Jugendabenteuer vielleicht noch etwas zu jung sind, die sich im Übergang vom Kind zum Jugendlichen befinden, und denen mit diesem Abenteuer durchaus Appetit auf längere Bücher gemacht werden kann.
Zentrales Thema ist die Freundschaft der beiden Jungen und was sie auf sich nehmen, um seinen eigenen, und den Traum des jeweils anderen zu erfüllen. Sie halten zusammen, nehmen Angst und Risiken auf sich und lassen sich nicht von ihrem Ziel abbringen.
Besonders gefällt mir, dass der Verlag sich angesichts des schwierigen Themas Kolonialismus, Rassismus ein Nachwort von Demba Sanoh mit in das Buch aufgenommen hat. Wer Kinder oder Enkel in dem Alter hat, wird mit ihnen sicherlich das Thema ansprechen wollen, dass es eben keine "Wilden" oder notwendigerweise "Menschenfresser" waren, dass die Präsentation der Gruppen von Menschen aus den Kolonien erniedrigend und inakzeptabel gewesen ist. Hier bietet das Nachwort von Demba Sanoh einen Anknüpfungspunkt, indem er einen Bogen von historischer Unterdrückung und Kolonialismus zu dem alltäglichen Rassismus heute schlägt. Wenn man nicht genau weiß, wie man diesen Themenkomplex ansprechen soll, hilft dieser Text unter Garantie.
Fazit:
Erzählerisch sicher kein großartiges Meisterwerk, ein Buch, zu dem man als Geschenk oder "Teaser" zum Thema für Kinder gut greifen kann. Wie schon geschrieben wird ab dem Alter von 10 für mich passend sein.
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