Die Phantom-Sammlerausgabe Band 4 von 12
Die Phantom-Sammlerausgabe
Edition TAFALLA
Band 4 von 12
Auf den redaktionellen Seiten wird das in der letzten Ausgabe begonnene Interview mit José Tafalla fortgesetzt. Darin wird noch einmal deutlich, welche Spannbreite an Comics er in seiner beruflichen Laufbahn abgedeckt hat. Der Bastei Verlag hat seinerzeit die Künstler in den Ausgaben nicht vermerkt, so dass beim Lesen des Interviews der eine oder andere Aha-Effekt entsteht, dass man vielleicht doch schon einmal einen Tafalla-Comic in der Hand gehabt hat. Auf der hinteren Umschlaginnenseite ist eine kolorierte Seite Tafallas aus den Gespenster Geschichten abgedruckt. Der Leser bekommt schon mal einen Eindruck, wie ein farbiger Tafalla aussieht und freut sich auf die sechste Ausgabe dieser Edition, dessen Zeichnungen koloriert sein werden.
Zwei Jäger sind im Dschungel von Bangalla auf der Jagd nach Gorillas, um sie an den Händler Jones in Morristown zu verkaufen. Es gelingt ihnen, ein Weibchen mit einem ihrer Jungen zu fangen und in die Stadt zu bringen. Jones bringt die beiden Tiere in unterschiedlichen Käfigen unter und bringt sie damit zur Raserei. Das erweckt das Interesse der Kundschaft seiner Tiershow und eine Familie erwirbt das Gorillababy.
Ein weiteres Junges des Gorillaweibchens ist entkommen und erregt die Aufmerksamkeit des Phantoms. Der geht den Spuren der Wildjäger nach und gelangt in deren Hütte. Die kehren gerade aus Morristown zurück, um weitere Tiere für Jones zu jagen. Sie werden vom Phantom überwältigt und der erhält von den beiden die Kontaktadresse zu dem Tierhändler.
Kit Walker begibt sich in Jones‘ Tiershow und stellt den Händler zur Rede. In diesem Augenblick kann sich das Gorillaweibchen aus seinem Käfig befreien und lenkt die Aufmerksamkeit des Phantoms auf sich. Es gelingt das Weibchen zurück in den Käfig zu locken, Jones kann in dem Durcheinander aber entkommen. Aus den Geschäftsunterlagen kann das Phantom rekonstruieren, dass Jones für den Verkauf des Gorillababys noch Geld bei der Familie eintreiben muss. Er folgt der Adresse und kann Jones gefangen nehmen und die Gorillafamilie in den Dschungel zurückbringen.
Die Wildjäger erscheinen am Ende der dritten Seite und ab diesem Zeitpunkt beginnt die eigentliche Handlung der Geschichte. In den Anfangssequenzen sieht der Leser, wie Rex und das Phantom im Dschungel auf die Gorillafamilie treffen. Es wird deutlich, dass die Mutter zum Schutz ihrer Jungen einiges unternimmt. Sie verjagt die Menschen und gerät in eine Auseinandersetzung mit einer Schlange. Der Leser wird darauf vorbereitet, dass die Mutter später in der Gefangenschaft versuchen wird, sich und ihr Junges zu befreien. Das ergibt aus handlungstechnischen Gründen durchaus einen Sinn, allerdings nehmen die ersten Sequenzen auffällig viel Raum ein und verleihen der Geschichte damit eine nicht ganz lineare Struktur. Das ist in Tafallas Geschichten hin und wieder zu beobachten. Es scheint, als ob sich der Zeichner selbst etwas Platz einräumt, um sein zeichnerisches Können unter Beweis zu stellen. Und davon macht Tafalla außerordentlich viel Gebrauch. Vor allem die Szenen, in denen die Wildjäger die Gorillafamilie einfangen, sprühen nur so vor Dynamik. Ins Auge fallen da vor allem die Gorillafamilie, die mit einer ansehnlichen Akribie gezeichnet sind. Das Schwarz-Weiss-Format erweist sich als vorteilhaft, hätte der Grad der Tuschezeichnungen bei einer Kolorierung doch auffällig zurückgefahren werden müssen.
Der Pirat Wan Tso treibt in der Straße von Malakka sein Unwesen. Das Phantom versucht ihm das Handwerk zu legen, indem es eine mit Opium beladene Dschunke des Seeräubers in Flammen aufgehen lässt. Der Versuch, den Piraten in einem Handgemenge gefangen zu nehmen, misslingt. Das Phantom wird von Zhang Xiao, einem Handlanger Wan Tso’s niedergeschlagen. Aber auch Wan Tso bleibt nicht unbehelligt, denn er wird von einem Unbekannten in den Rücken geschossen. Währenddessen greift das Feuer von der Dschunke auf die Gebäude an Land über. Xiao und seine Männer retten ihren verletzten Anführer Wan Tso und lassen das Phantom zurück.
Am folgenden Tag schwört Wan Tso seine Tochter Ying Lee darauf ein, Rache am Phantom zu nehmen. Mit einigen Gehilfen lauern sie Kit Walker auf und nehmen ihn gefangen. Auf dem Rückweg ins Hauptquartier werden sie von Zhang Xia angegriffen. Phantom und Ying Lee können dem Anschlag entkommen und fliehen durch einen Sumpf. Sie trotzen den Gefahren der Natur und finden einen Ausweg aus dem sumpfigen Gelände. Es bestehen nicht viele Möglichkeiten, aus diesem Gebiet zu entkommen und so werden sie dort von Xiao erwartet. Es gelingt Phantom und Ying die Männer zu besiegen und die Frau erschießt im Laufe des Kampfes aus Rache Xiao. Der behauptet nämlich zuvor siegesgewiss, dass ihr Vater tot sei und er dafür verantwortlich ist. Er wollte seinen Platz einnehmen und ihn dafür aus dem Weg räumen. Zum Abschied überreicht das Phantom Ying ein Medaillon. Es soll zum Schutz und als Warnung gleichermaßen gelten. Das Phantom wird sie bei Gefahr schützen. Es soll aber auch eine Mahnung sein, sollte sie die Aktivitäten ihres Vaters fortsetzen
Der Leser wird gleich zu Beginn in die laufende Handlung hineingeworfen und hat wenig Möglichkeiten, zu verschnaufen. Das Phantom legt sich mit einer Bande von Piraten an und wird daraufhin zum Gejagten. Gemeinsam mit der Tochter des Anführers entkommt es durch den Dschungel, um dann doch in den Fängen von Xiao zu landen.
Tafalla zündet ein wahres Feuerwerk an explosiven Zeichnungen ab. Er schafft es wirklich, eine Geschichte in nahezu jeder Umgebung zu zeichnen, die vor Dynamik nur so sprüht. Sei es in einem urbanen Umfeld, auf einer Straße oder im Dschungel oder im Wasser. Man kann es auf den Punkt bringen: Tafalla kann einfach alles zeichnen.
Der Bastei Verlag war in früheren Zeiten dafür bekannt, dass er viele Serien in einem hohen Tempo und in großer Masse auf den Markt gebracht hat. Das lässt sich im Comicbereich sehen, aber auch in anderen Publikationsformen, wie dem Heftroman. Autoren jener Zeit berichten in Interviews wiederholt, mit welchem Tempo damals die Geschichten erstellt wurden und ein gewissenhaftes Lektorat das eine oder andere Mal auf der Strecke blieb. In der letzten Zeit erhalten einige dieser Stoffe eine Neuauflage in höherpreisigen Formaten, die sich vornehmlich an alte Leser und Sammler richten. Hierfür überarbeiten manche der Autoren ihre alten Arbeiten und versuchen Widersprüche und Fehler auszugleichen. Bei einem Romantext ist das einfach. Der Autor muss den Text lediglich umformulieren. Bei einem Comic gestaltet sich das schon etwas schwieriger. Neuübersetzungen oder Neukolorierungen werden von der Leserschaft in der Regel gut angenommen und weisen sich gern als Qualitätsmerkmal aus. Eingriffe in die Zeichnungen, indem Panels weggelassen oder neu bearbeitet werden, werden in der Regel nicht toleriert. Zusätzliche Panels finden nur dann Zustimmung, wenn der Zeichner sie bei Erstellung der Geschichte gezeichnet hat und der Verlag bei einer Erstveröffentlichung Kürzungen vorgenommen hat. Beim Phantom hat Bastei immer wieder Kürzungen vorgenommen. Vermutlich war manche Geschichte zu lang für eine vorgesehene Ausgabe oder es wurde Werbung platziert.
Peter Mennigen hat seine Geschichten für diese Edition noch einmal überarbeitet. Die Texte sind nicht nur leicht überarbeitet, sondern größtenteils komplett neu getextet, was den Geschichten sichtlich guttut. Die Sprechblasen sind so angeordnet, dass sie einen guten Lesefluss ergeben und die zeichnerischen Details in den Panels nicht verdecken.
Mennigen nimmt auch eine inhaltliche Justierung vor. In der Erstveröffentlichung erhält Ying zum Schluss ein Medaillon. Es soll sie an die Zeit mit dem Phantom erinnern. Die Geschichte endet mit den Gedanken des Phantoms, indem es zuversichtlich ist, dass sie ihr Piratendasein aufgeben wird. Aus dem Verlauf der Geschichte ergeben sich allerdings wenig Anhaltspunkte, dass Ying ihr Leben tatsächlich ändern könnte. Dem trägt Mennigen in dieser Edition Rechnung, indem er den Text abändert. Das Medaillon soll ihr zugleich eine Mahnung sein, die Geschäfte ihres Vaters fortzusetzen. Die Geschichte endet mit den Gedanken Phantoms, dass es hoffe, dass Ying ihr Leben ändert. Eine volle Gewissheit hierfür hat er nicht. Dieses Ende ist stimmiger und passt besser zum Ablauf der Geschichte.