Sauvage - Band 2: In den Fängen der Salm-Salm
Sauvage
Band 2: In den Fängen der Salm-Salm
Sauvage und Agnes zu Salm-Salm machen sich auf den Weg nach Mexiko-Stadt, um Bazaine den ersehnten Marshallstab zu bringen. Der will seine Lebensgefährtin erst zur Frau nehmen, wenn er den Stab in den Händen hält. Aus Dankbarkeit erfüllt er Sauvage den Wunsch, der Einheit des Marquis de Trazegnies zugeteilt zu werden. Der Marquis hatte den Vater Sauvages in einem Duell getötet, obwohl dieser von vorn herein keine Aussichten auf einen Sieg hatte. Nun will der Sohn Rache an dem Mörder nehmen.
Agnes heftet sich an die Fesen Sauvages, denn auch sie will zu de Trazegnies gelangen. Ihr Ehemann, Hubert zu Salm-Salm, dient in der Armee Maximilans und ist in Gefangenschaft der Juaristen geraten. Der Marquis kann einen Gefangenenaustausch arrangieren, um Hubert aus der Gefangenschaft auszulösen. Als Gegenleistung erwartet de Trazegnies die Aushändigung eines Ringes, den Agnes aus Europa herangeschafft hat. Es kommt zum Streit zwischen den beiden, der für Agnes in einer Zelle endet.
Bei dem Kleinod handelt es sich um den Ring Napoleon des II., der die Begierde einer weiteren Person weckt. In der überfallenen Kutsche reist eine Frau, die sich „La Youle“ nennt und ebenfalls ein Auge auf den Ring wirft.
Agnes entkommt mit dem Ring und der Marquis überlegt, wie er Hubert zu Salm-Salm aus den Klauen der Juaristen befreien kann, um an den Ring zu gelangen. Bei Sauvage ist ebenfalls das Interesse am Aufenthaltsort Salm-Salms geweckt, denn seine Schwester befindet sich mit ihm zusammen in der Gewalt der Juaristen.
Pennier und Meynet erzählen ihre Geschichte um Felix Sauvage nahtlos weiter. In der ersten Ausgabe liegt der Schwerpunkt der Szenen in den Kampf- und Actionsequenzen. Die beiden Hauptakteure, Felix und Agnes, werden in die Handlung eingeführt und treffen das erste Mal aufeinander. Agnes hat einen Ring bei sich, der aus dem Besitz des verstorbenen Königs Napoleon des II. stammt. Allzu viel erfährt der Leser über die Hintergründe noch nicht.
Im zweiten Teil ist das anders. Es gibt zwar einige Szenen, in denen die Autoren Atmosphäre erzeugen wollen und dehnen einzelne Handlungsausschnitte über mehrere Seiten aus. Der Ritt durch die einsame Wüste, in dem es schließlich zum Kuss zwischen Felix und Agnes kommt, erstreckt sich über acht Seiten. Trotzdem zieht die Handlung daraufhin an und der Leser erfährt einiges an Hintergründen zu den Charakteren.
Felix und Agnes beginnen allmählich zu verstehen, dass ihre Schicksalsfäden bei dem widerlichen Marquis de Trazegnies zusammenlaufen. Der Marquis ist der Mörder Felix‘ Vater und befehligt die Einheit, in der Agnes‘ Gatte Hubert zu Salm-Salm seinen Dienst verrichtet; und auch Felix‘ Schwester Clementine ist als Krankenschwester in dem Trupp eingesetzt. Beide sind den Juaristen in die Hände gefallen.
Bazaine kann nun endlich seine Verlobte heiraten und auf der Hochzeit kommt es zu einem Attentatsversuch. Die Tochter von Benito Juarez höchstpersönlich führt den Anschlag aus. Er misslingt und sie gerät in Gefangenschaft. Nun besteht ein Druckmittel, die Gefangenen gegen die Tochter des Generals einzutauschen.
Der Marquis scheint ebenfalls, wie die aus Frankreich angereiste Youle, ein Interesse an dem Ring zu haben, den Agnes bei sich trägt. Über die wahren Hintergründe wird der Leser noch im Unklaren gelassen.
Es kristallisiert immer weiter heraus, dass sich die Autoren bei den historischen Fakten einige künstlerische Freiheiten herausnehmen. Der Ehemann Agnes‘ heißt mit Vornamen Hubert, den es so gar nicht gegeben hat. Zumindest stellt Agnes klar, dass es sich um die zu Salm-Salms um ein deutsches Adelsgeschlecht handelt, das einen Ableger in Österreich-Ungarn hat.
Es kommt zu einem Kuss zwischen Agnes und Felix. Zwischen den beiden scheint sich eine Beziehung zu entwickeln, so dass die Wahrscheinlichkeit, dass die historische Persönlichkeit Felix zu Salm-Salm für dieses Geschichte in zwei Figuren zerlegt wurde, sich zu festigen. Wie auch sein historisches Vorbild, arbeitet sich Felix in den Diensten Bazaines zum Adjutanten hoch.
Agnes schlägt in etwa den Ton ihres historischen Vorbildes an. Sie ist eine zielstrebige, starke Frau, die ihren Ehemann Hubert anscheinend nur geheiratet hat, um sich ein sorgenfreies Leben zu ermöglichen.
Die Zeichnungen Meynets verbleiben auf dem guten Niveau des Vorgängerbandes. Die vielen Szenenwechsel ermöglichen ihm, dem Leser die Vielseitigkeit seines Könnens unter Beweis zu stellen. Im ersten Band überwiegen die Szenen in der Wüste, die er mühelos auf die Seiten bannt. Der zweite Teil bringt etwas mehr Abwechslung ins Geschehen und lässt die Charaktere in unterschiedlichen Settings agieren. Meynet zeigt, dass er eine Hochzeitsgesellschaft ebenso gut darzustellen vermag, wie einen einsamen Ritt durch die Wüste.
10/2024