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David Johnson - Auf der Suche nach verborgenen Schätzen

david JohnsonDavid Johnson
Auf der Suche nach verborgenen Schätzen

Letztes Jahr bescherte uns der Kelter-Verlag gleich mehrere Taschenheftserien.  Da gab es Mythenland, Roberta Lee und ... David Johnson. Während über Mythenland und Roberta Lee breit und ausführlich diskutiert wurde, blieb David Johnson ein wenig im Schatten der anderen Serien. Das lag zum Teil sicher an den Autoren. Earl Warren und Volker Ferkau sind den meisten Lesern ein Begriff und haben einen treuen Stamm von Fans.

Joolie Barker war dagegen ein neuer Autor bzw. ein neues Pseudonym. Dennoch ist es interessant sich einmal näher mit der Serie zu befassen, zumal man im Netz bisher nur kurze Rezis oder Kommentare finden kann. Die Titelbilder zeigen jeweils eine Art Indiana Jones im Vordergrund vor einer Collage, aus der jeweils eine bildschöne Frau heraussticht. Aber wird die Serie den dadurch geweckten Erwartungen auch gerecht? Auch die Titel sind jeweils kurz (und knackig?), sie bestehen nur aus einem Hauptwort mit angehängtem Genitiv.

Der Kult von ConnemaraWer ist David Johnson?
Wichtig für jede Serie ist jeweils der Held. Werfen wir also doch einmal einen Blick auf David Johnson. Optisch präsentiert er sich als hochgewachsener, sportlicher Enddreißiger mit kurz geschnittenen dunklen Haaren, blauen Augen und einem kantigen Gesicht. Hauptberuflich arbeitet er in London als Dozent an der privaten Kensington University und er führt einen Doktortitel. Seine Fächer sind "Altertumskunde, altertümliche Sprachen und Mythen" oder wie es an anderer Stelle schlicht heisst "ausgestorbene Sprachen und Geheimschriften".  Die Uniwelt von Doktor Johnson ist allerdings eher märchenhaft angelegt. Er hat meistens gerade Semesterferien und kümmert sich aufopferungsvoll um seine Studenten.
"Johnson legte großen Wert darauf, dass keiner seiner Studenten den Mut verlor, wenn einmal eine geistige oder mentale Durststrecke durchschritten wurde. Er zeigte Interesse an den Studenten, versuchte zu helfen und Lösungswege aufzuzeigen, wenn den jungen Leuten das Studium einmal zu viel in ihrem aufregenden Leben zwischen Partys und dem Sich-jeden-Monat-neu-verlieben wurde. Seine Studenten dankten es ihm mit guten bis sehr guten Leistungen im folgenden Semester."
  (Das Juwel des Todes, S.5)
 
Ansonsten geht er völlig in seinen Studien auf. Während der Gespräche mit potentiellen Auftraggebern ist er in Gedanken schon bei den nächsten Büchern und wenn er die Gelegenheit bekommt, seltene Schriften zu studieren, befindet er sich "in einer anderen Welt".

Wie sieht das Privatleben von Doktor Johnson aus?
Offensichtlich ist der gute Doktor so eine Art Junggeselle und lebt allein. Er geniest die Aufmerksamkleit des weiblichen Geschlechts, bleibt dabei aber immer auf einer platonischen Ebene.
"Junge Studentinnen spielten manchmal ihr aufreizendes Spiel, wenn sie austesten wollten, wie weit sie bei ihrem Dozenten gehen konnten. Und Johnson, den dies zumeist amüsierte, aber der sich hütete, jemals auf die angetragenen Avancen einer seiner Studentinnen einzugehen, staunte dennoch häufig, mit welch modernen Eigenarten es die Mädchen von heute verstanden, geheimnisvoll zu wirken."
(Das Juwel des Todes, S.12)
 
"So attraktiv Selina Lawson war, bei Johnson bissen sich die Frauen die Zähne aus! Nicht, dass er unfreundlich wäre. Im Gegenteil, er war charmant und zuvorkommend."
(Der Kult der Connemara, S.27)
Ein dunkles Geheimnis liegt nämlich über dem Privatleben des Doktors und erklärt sein distanziertes Verhalten.
"Doch über die Gerüchteküche wusste Mark über einen mysteriösen Punkt in Johnsons Leben. Er hatte einst seine Jugendliebe geheiratet. Eine überaus glückliche Ehe musste das gewesen sein. Und dann - war die junge Mrs Johnson spurlos verschwunden, sicherlich nicht freiwillig. Mehr darüber wusste kein Aussenstehender, und Johnson selbst redete nie darüber. Allgemein bekannt war aber, dass der Wissenschaftler seither ein zurückgezogenes Privatleben führte."
(Der Kult der Connemara, S.27)
"Seit dem geheimnisvollen Verschwinden von Johnsons Frau vor einigen Jahren lebte der Mann alleine. Es schien als habe er gar keinen Blick für weibliche Reize und hoffte noch immer, seine verlorene, große Liebe würde irgendwann wieder bei ihm sein."
(Das Geheimnis des Tempels, S.98)
"Vielleicht lag es daran, dass David grundsätzlich nicht verstehen konnte, wie ein Ehemann seine Frau bedrohen kann. Soetwas käme für ihn niemals infrage. Wieder einmal wurde David schmerzhaft daran erinnert, dass sein ganz persönlicher Schicksalsschlag ihn jeden Tag seines Lebens begleiten würde, bis endlich Klarheit herrschte.
Vor Jahren verschwand Davids geliebte Ehefrau auf mysteriöse Weise und niemand hatte je wieder ein Lebenszeichen von ihr erhalten. War sie tot? Lebte sie noch? Und wenn ja, wo war sie?
Fragen, die nicht geklärt wurden und Davids Leben noch rastloser machten, als es eh schon war."
(Gefangene des Drachengottes, S.40/41)
Mit der verschwundenen Ehefrau haben die Autoren einen möglichen Ansatzpunkt für so etwas wie einen Roten Faden gesetzt. Ansonsten bleibt abzuwarten, ob der Doktor nicht doch irgendwann wieder zarte Bande knüpft.

Das Juwel des TodesDie Welt des Doktor Johnson
Interessant ist es auch einen Blick in das Leben von Doktor Johnson ausserhalb der Uni zu werfen. Das liest sich dann beispielsweise so:
"Die kleine Buchhandlung lag völlig versteckt in einer kleinen Seitenstraße am Rande der nördlichen Innenstadt. Schon als Johnson in die kleine Gasse einbog, war es ihm, als lasse er die laute und hektische moderne Welt hinter sich. Dort, wohin er unterwegs war, schien die Zeit schon lange stehen geblieben zu sein. Man spürte nichts von der brodelnden Großstadt drumherum. In der kleinen Gasse befanden sich ausschließlich alteingesessene, kleine Geschäfte. Eine Hutmacherin, ein Maßschneider, ein Kräuterladen und ein Antiquitätengeschäft rahmten den kleinen Laden mit den dunklen Holztüren und den fast blinden Scheiben ein, in den Johnson nun eilte. Als er das Geschäft betrat, signalisierte eine altmodische Glocke sein eintreten. Die Tür klemmte etwas und nachdem sie sich langsam und knarzend hinter ihm geschlossen hatte, war es um ihn herum ganz still. Dämmeriges Licht umhüllte ihn, und der Geruch nach Papier, altem Leder und Staub stieg in seine Nase. Ein wohlbekannter, angenehmer Duft."
(Der Kult der Connemara, S.14)
Wir sehen den Doktor regelmäßig in Buchhandlungen, Antiquariaten und Museen. Auf wissenschaftlichen Kongressen ist er natürlich auch zu finden.
"Es war ein Kongress im Rahmen der Ethnologie und Sprachkunde, der jedes Jahr an einem anderen Ort auf der Welt abgehalten wurde, um die Wissenschaft auf einen gemeinsamen Stand zu bringen und über neueste Ergebnisse aus erster Hand zu unterrichten. Koryphäen auf ihren Gebieten teilten ihre Forschungsergebnisse und Entdeckungen mit, sprachen übe bevorstehende Veröffentlichungen ihrer Arbeiten und versuchten Brücken zu errichten zwischen der geheimnisvollen und unerklärlichen Vergangenheit und der Gegenwart, die bei weiten noch nicht alle Rätsel der Menschheitsgeschichte entschlüsselt hatte - auch wenn die Wissenschaftsich sich genau dies manchmal nur zu gern einredete."
(Gefangene des Drachengottes, S.17/18)
 
Und was macht der gute Doktor zuhause? Er entspannt sich bei einer Flasche Wein und guter Musik.
"Das satte Geräusch, mit dem der schmale Korken aus dem ebenso schmalen Flaschenhals sprang, erfüllte Doktor David Johnson mit einem wohligen Gefühl der Vorfreude. Vor Wochen hatte der Wissenschaftler und Universitätsdozent für Altertumskunde, altertümliche Sprachen und Mythen in einem kleinen, versteckt liegenden Spezialitätenlädchen in Chelsea diesen hervorragenden Entre deux mers entdeckt. Er wusste gleich, dass dieser Wein der perfekte Abschluss des laufenden Semesters und ein ebenso gelungener Einstieg in die verdienten Ferien sein konnte. Nun war der Moment gekommen, diesen Tropfen im Wohnzimmer vor dem Kamin zu genießen. ...
Im wohligen Gefühl, sich den Wein mit guten, interessant gestalteten Vorlesungen verdient zu haben, bereite David Johnson sich auf einen gemütlichen Abend inmitten seiner Bücher vor. Eine passende Hintergrundmusik hatte er längst ausgewählt. Er ging mit der Flasche und dem Korkenzieher in der Hand in sein Arbeitszimmer im oberen Stockwerk, um die CD zu holen und in den Player im Wohnzimmer einzulegen."
(Das Juwel des Todes, S.5/6)   
Insgesamt also eine heimelige Welt, in der sich David Johnson bewegt, solange er nicht dem Abenteuer folgt.

Seine Freunde und Mitstreiter
Kennzeichnend für die Romane ist, dass David Johnson kein Alleinunterhalter ist. Um die geheimnisvollen Fälle zu lösen, benötigt er jeweils Unterstützung. Dies sind zum Einen Freunde und Helfer, zum anderen aber auch zufällige Bekanntschaften. Diese Nebenfiguren geben den Romanen oft die entscheidenden Wendungen und führen den Doktor aus Sackgassen und ausweglosen Situationen.

Am besten eingeführt ist sicher Mark Lawson, der in den Romanen 1, 3 und 6 der wichtigste Begleiter von Johnson ist.  Er ist Student der Kingston University und gehört zu Johnsons Studenten. Finanziell wird er von seiner Tante Selina Lawson unterstützt. Er vermittelt ihr den Kontakt zu seinem Dozenten. Auch in Band 3 ist er in Riga wieder mit dabei und begleitet den Doktor.
"Seit er [Mark Lawson] an der renommierten privaten »Kensington University« studierte, war das Budget seiner Eltern bereits durch das Schulgeld so strapaziert, dass für sein Taschengeld nicht mehr viel übrig blieb. Die jüngere Schwester seines Vaters, selbst unverheiratet und kinderlos, hatte jedoch schnell erkannt, dass ein junger Mann so ganz ohne Bares in London sehr eingeschränkt war und dem durch eine regelmäßige Finanzspritze abgeholfen. Da Mark seine Tante sehr mochte, war die Dankbarkeit für ihre Großzügigkeit lediglich ein zusätzlicher Grund, ihr zu helfen. ... Und weil Mark selbst die Vorlesungen bei Johnson ganz besonders liebte und keine davon freiwillig verpasste, war ihm der Name des Dozenten sofort präsent gewesen."
(Der Kult von Connemara, S.25/26)
Der betagte Buchhändler Simon Worthinghouse gibt Johnson ebenfalls hilfreiche Tips. Er war ein Freund von Johnsons verstorbenen Großvater und ist für David so eine Art Mentor und Freund. In seiner Jugend weckte er sein Interesse für Kunst und Kultur. Worthinghouse spielt auch in Band 5 eine Rolle. Er ist "ein winzig kleiner Mann" mit weissen Jahren und einem Monokel.
"Das Leben lief hier, in seinem kleinen Laden, noch so gemächlich ab wie zu Zeiten seines Großvaters, der das Geschäft einhundertfünzig Jahre zuvor gegründet hatte. Inzwischen war sein Enkel Simon selbst schon recht betagt. Doch wenngleich auch seine Altersgenossen schon längst die Freuden des Ruhestandes genossen, konnte Worthinghouse sich beim besten Willen nicht vorstellen, seine Buchhandlung aufzugeben. Die Beschäftigung mit zumeist alten und seltenen, aber immer aufregenden und interessanten Büchern in verschiedenen Sprachen hielt sein Gehirn fit. So fit, dass er noch immer fast jede wichtige Telefonnummer im Kopf behalten konnte und mit Stift und Papier rechnete statt mit einer Rechenmaschine. Davon abgesehen - wer sonst sollte seine treuen Kunden mit seltenen, teilweise keiner öffentlichen Information zugänglichen Büchern versorgen, die er aus den unterschiedlichsten Quellen zusammentrug? Viele seiner über den ganzen Erdball verstreuten Freunde und Geschäftspartner hatte er ebenfalls über dieses geschäftliche Interesse kennengelernt. Einige waren wohl ebenso verschroben wie er selbst, das machte diese kleine und in der Öffentlichkeit kaum bekannte Gemeinschaft so exklusiv."
(Die Bibel des Satans, S.9)
Im fünften Abenteuer taucht erstmals die taffe Privatdetektivin Kaari Shepard auf, die auch im sechsten Band wieder mit dabei ist. Trotz ihres eher exotischen Namens stammt sie aus Deutschland und bessert ihr Gehalt durch einen Nebenjob als Aktmodell auf. Sie ist rothaarig und Mitte bis Ende Zwanzig. Zu ihren Hobbys zählt auch das Bogenschiessen.
"Ihre familiären Wurzeln waren in verschiedenen Ländern weit verzweigt, ihre Mutter war Norwegerin und ihr Vater Amerikaner. Aufgewachsen war die junge Frau teilweise in der Schweiz und in Deutschland. Das und eine angeborene Begabung hatten es ihr leicht gemacht, mehrere Sprachen fließend zu sprechen. Zunächst hatte sie diese Kenntnisse als Dolmetscherin eingesetzt, aber bald gemerkt, wie wenig dieser Beruf ihrer Neigung nach Selbständigkeit nachkam. Viel interessanter fand sie hingegen den Beruf der Privatdetektivin, und so ließ sie sich kurzerhand dazu ausbilden und arbeitete eine Zeit lang bei einer renommierten Detektei, bevor sie ihr eigenes Büro gründete, das sie allein betrieb. Seit sie sich selbständig gemacht hatte gingen immer wieder gut dotierte Aufträge ein, aber eben nicht genug."
(Die Bibel des Satans, S.19/20)
Sie recherchiert für Johnson die Familiengeschichte des Hauses Golz und steht ihm dann später in Spanien und Marokko tatkräftig zur Seite. In Band 6 brilliert sie als Bogenschützin. Dort wird sie damit beauftragt, den verschollenen David Johnson im Dschungel zu suchen und hilft ihm dann das entführte Orakel zu befreien.

Ausser diesen drei wiederkehrenden Figuren wimmelt es aber in den Romanen von anderen einmaligen Nebenfiguren.

In Band 1 begegnen wir dem Piloten Pablo Garcia. Dieser hat noch ein Hühnchen mit dem Oberbösewicht zu rupfen, weil jener sich vor Jahren an Garcias Schwester vergriffen hat. Ohne die Hilfe des Piloten hätte Johnson sein Ziel nicht erreicht. Auch Luz Paredes eine junge Frau aus einem von dem Schurken Blackstone terrorisierten Dorf hilft dem Doktor bei der Beschaffung von wichtigen Unterlagen. Der Schurke hatte vor Jahren ihrer schwer erkrankten Mutter jede Hilfe verweigert, so dass diese schließlich starb. Eine weitere wichtige Helferin in dieser Geschichte ist Gwendolyn O'Hara. Die hübsche junge Frau ist mit einem der Kultanhänger verlobt. Als dieser sich aufgrund des nahenden Termins für das Ritual rar macht, vermutet sie zunächst eine andere Frau dahinter und macht sich kurz entschlossen an die Beschattung und Verfolgung ihres Liebsten. Dabei bringt sie Dinge in Erfahrung, die später für David Johnson sehr hilfreich werden.

Im zweiten Abenteuer taucht Lester Blake auf, ein "bekannter Händler für Fachbücher", der Johnson erste Informationen über das Juwel des Todes gibt. Ausserdem arbeitet Johnson in Paris (zugegeben eher gezwungener Maßen) mit dem dortigen Commissaire Leblanc zusammen. Schließlich erhält er in Ägypten weitere Informationen von einem geheimnisvollen Blinden.

Im dritten Band spielt die junge lettische Geschäftsfrau Kristina eine wichtige Rolle. Ihre Kenntnisse über Thorpes Geschäftspartner in Lettland helfen dem Doktor dort ebenso wie ihre französischen Sprachkenntnisse in Kambodscha. Ein weiterer Helfer ist der Taxifahrer und Hotelpage Sergej, der Tag und Nacht arbeitet, um das Geld für die Bahandlung seiner schwerkranken Frau bezahlen zu können. Schließlich taucht auch noch der amerikanische Verlobte der angeblich entführten Tochter von Thorpe auf. Gregory Thompson begleitet den Doktor in das Camp der Tempelplünderer.

Nur im vierten Band ist David Johnson fast im Alleingang tätig. Lediglich die hübsche junge Balinesin Laana steht im zur Seite. Sie arbeitet im Tagungshotel und wird dort von Sektenanhängern bedroht. Wie sich herausstellt, gehört auch ihr Mann zu den Anhängern des Drachengottes und so kann sie dem Doktor auf die Spur der Kultisten setzen. Lediglich an einer Stelle kommt ihm auch die englische Urlauberin Suzy Camphell zur Hilfe, die ebenfalls zu den Opfern des Drachenkultes gehört. Eine größere Rolle spielen auch noch zwei Kollegen von Doktor Johnson, die Professoren Halvarson aus Island und Olsen aus Dänemark. Die beiden fröhlichen Gestalten erinnern nicht nur rein optisch an Laurel und Hardy.

Im fünften Abenteuer ist Maria Elena Hernandez, Erbin einer Kaufmannsdynastie, in Spanien und Marokko an der Seite des Doktors. Sie führt ihn zur zweiten Hälfte der Satansbibel. Und dann gibt es da noch auf Madagaskar die Regierungsangestellte Ida Emadison, die freilich Johnson durch unvorsichtig weitergegebene Informationen eher Ärger einträgt als Hilfe leistet.

In Band sechs begegnen wir Micheline Valentin einer blinden, neunzig Jahre alten Sprachwissenschaftlerin. Sie wurde von Verbrechern angeheuert, um anstelle von David Johnson die Aussagen des kindlichen Orakels zu übersetzen.

Die Vielzahl der hilfreichen Nebenfiguren, die aber oft eine entscheidende Rolle spielen gehört zu den Stärken der Serie. Die meisten dieser Charaktere sind liebevoll charakterisiert und jeweils mit einer eigenen Vita und Motivation ausgestattet.

Das Geheimnsi des TempelsDie Gegner
Der Widersacher im ersten Abenteuer heisst Pete Blackstone und ist ein Schurke ersten Ranges:
"Peter Blackstone war ein großer, beindruckender Mann. Seine inzwischen fast achtzig Jahre sah man ihm nicht an, und selbst wenn, hätte seine bestimmende Art und eine Aura natürlicher Autorität gereicht, andere Menschen in seinen Bann zu ziehen. Einen zerstörerischen Bann, denn Blackstones einziges Interesse galt seiner eigenen Macht, für die alles bereit war zu opfern. Andere Menschen interessierten ihn schon lange nicht mehr, es sei denn, sie waren bereit, sich für ihn und seine Ideen selbst aufzugeben."
(Der Kult von Connemara, S.115)
"Er kommt aus England, lebt aber schon fast sein ganzes Leben hier in Guatemala und besitzt einige Kaffeeplantagen, etliche Ländereien und eine Zinnmine. Der Mann ist unermesslich reich und gleichermaßen grausam. Um überhaupt Arbeit zu haben, müssen seine Arbeiter für einen Hungerlohn schuften, der kaum dafür reicht, sich und ihre Familien durchzubringen. Durch seine Skrupellosigkeit wird er selbst immer reicher und damit auch unangreifbarer."
(Der Kult der Connemara, S.79)
Dieser Menschenfreund, der nebenbei auch noch abhängig beschäftigte Frauen bedrängt und erniedrigt, strebt trotz allem Wohlstandes und aller Macht nach der Weltherrschaft, die er mittels eines Rituals, das nur alle 100 Jahre erfolgreich durchgeführt werden kann, erreichen will.

Ein ganz anderes Kaliber präsentiert sich in Band 2. Aicha Latifi ist eine überaus intelligente und gutaussehende Persönlichkeit.  Sie "war schlank, etwa einssiebzig groß, hatte schwarzes Haar, das ihr seidig über die Schultern floss. Ihr Gesicht war von markanten Wangenknochen beherrscht. Die schmalen Lippen und die lebendigen dunklen Augen versprühten gleichsam eine charmante Selbsicherheit und eine geheimnisvolle Aura." (Das Juwel des Todes, S.24) Auf andere Menschen wirkt Aicha so: "Im Angesichts dieser Frau hatte sie Mühe, die Nerven zu bewahren. Zusätzlich zu der Kälte, die sie zu verströmen schien, griff noch etwas anderes nach Norma, dessen Ursprung sie unzweifelhaft bei Aicha Latifi ausmachte. Es war etwas, das ihr den Atem raubte. Etwas, das sie glauben ließ,ersticken zu müssen, wenn sie sich noch länger in der Gegenwart dieser mysteriösen Frau befand." (Das Juwel des Todes, S.92) Tatsächlich handelt es sich bei ihr um eine Jahrhunderte alte Kalifentochter, die mit Hilfe eines verfluchten Edelsteins immer wieder Männer ihrer Lebenskraft beraubt, um selbst weiterleben zu können.

In Band drei dauert es ziemlich lange bis Johnson herausfindet, wer der wirkliche Gegner ist, der seinen guten Freund Thorpe mit der angeblichen Entführung seiner Tochter erpresst. Ein "älterer, groß gewachsener Amerikaner mit schlohweißem Haar" will sich Zugang zu einem alten Tempel mitten im Dschungel von Kambodscha verschaffen, um die dortigen Schätze zu bergen. Dummerweise ist das alte Gemäuer durch ein System ausgeklügelter Fallen geschützt. Um diese zu überwinden braucht er die Hilfe der Wissenschaftler, die die alten Inschriften lesen können.

Auch im vierten Abenteuer stellt sich erst auf den letzten Seiten heraus, wer hinter den Anbetern des Drachengottes steckt. Kuolo, ein Einheimischer, ist der Anführer der Sektierer, die durch Menschopfer den alten Drachengott wieder zum Leben erwecken wollen. "Kuolo war ein kleiner, schmächtiger alter Mann, dessen verwittertes Gesicht so viele Furchen wie ein Kartoffelacker aufwies. Seine schmalen Augen blitzten stechend hervor und seine Hände verrieten, dass er hart zupacken konnte." (Gefangene des Drachengottes, S.89) Immerhin kann er sich am Ende dem Polizeizugriff entziehen und untertauchen.

Im fünften Band hat es David Johnson mit verschiedenen Verbrechern zu tun, die die Satansbibel bergen wollen, weil ein unbekannter Sammler eine horrende Belohnung dafür ausgelobt hat. Dieser Teufelsanbeter tritt nicht selbst in Erscheinung und bleibt ein anonymer Schatten. 
"Eine unvorstellbar hohe Summe war dafür geboten von einem Mann, den niemand kannte. Ein geheimnisvoller Mogul, jemand, dessen Reichtum ihn schützte und unerreichbar machte."
(Die Bibel des Satans, S.44)
Festzuhalten ist, dass Doktor Johnson (bisher) ohne einen charismatischen Gegenspieler auskommen muss. Lediglich Aicha Latifi könnte sich zu einem dauerhaften Kontrahenten entwickeln.  Es gibt also keinen typischen gut/böse Dualismus, auch wenn die Romanfiguren sich grundsätzlich schon in die guten und die bösen teilen lassen. Da wird ein "guter" höchstens mal aus Naivität zum Helfershelfer der Bösen, wie z.B. Ryan Farrell in Band 1.

Die Schauplätze
Wenn es auch sonst nur oberflächliche Ähnlichkeiten mit Helden wie Indiana Jones gibt, in einer Hinsicht hält Johnson, was er verspricht. Die Abenteuer führen ihn regelmäßig fort aus London in die Welt. Im ersten Band reist er nach Irland und Guatemala, im zweiten Abenteuer sehen wir ihn in Frankreich und Ägypten. Der dritte Roman sieht den Protagonisten in Lettland und Kambodscha. Der vierte Band spielt in Indonesien. Im fünften Teil ist Johnson auf Madagaskar, in Spanien und Marokko. Das sechste Abenteuer führt ihn auf den indischen Subkontinent, in das Grenzgebiet zwischen Indien und Bangladesh.

Wer jetzt aber kenntnisreiche Schilderungen der Länder erwartet, wird bitter enttäuscht. Die Städte, Länder und Tempelanlagen werden jeweils nur grob skizziert. Ein tatsächlicher ethnologischer oder wissenschaftlicher Anspruch wird nicht erhoben. Meist bleibt es bei vagen, unbestimmten Schilderungen wie jener:
"Im Hintergrund sah man eine Reihe von Zelten und in der Mitte des Geländes befand sich der geheimnisvolle Tempel. Rechteckige Steinquader waren freigelegt worden, auf einigen konnte man Steinfiguren erkennen, andere waren noch immer von üppigen Urwaldpflanzen umrankt, die die von Menschenhand arrangierten Steine fest im Griff hatten."
(Das Geheimnis des Tempels, S.110)
Nur wenig ausführlicher geht es bei der Beschreibung einer ägyptischen Tempelanlage zu:
"Die Oase Bahariya war umrahmt von Palmenhainen. Über mehr als zweitausend Quadratmeter erstreckte sich die Senke, in der sich eine Grabstätte befand, die selbst wiederum über hundert Gräber in sich beherbergte. Umgeben von der sogenannten Weißen Wüste konnte David Johnson ganz in der Nähe die Mineral- und Schwefelquellen ausmachen, die zur Bewässerung der umliegenden Felder in der Oase benutzt wurden.
Viele gut erhaltene Pharaonenmumien waren hier entdeckt worden. Mit ihnen ganze Schätze von goldenen Masken, prachtvoll ausgestatteten Grabgewändern und Grabbeigaben von unschätzbarem, archäologischem Wert."
(Das Juwel des Todes, S.79/80)
Und auch über die Länder, in denen der Doktor aktiv ist gibt es allerhöchstens kleine Informationsbröckchen. So erfahren wir in Band 5, dass Maniokgemüse und Schweinefleisch in Madagaskar ein einheimisches Gericht ist und dass Churros in Andalusien das Nationalgebäck sind.

In diesem Bereich enttäuscht David Johnson am stärksten. Die Autoren könnten mühelos und ohne dadurch langatmig oder belehrend zu wirken mehr Details über fremde Länder und untergegangene Kulturen in die Romane einfließen lassen.

Gefangene des DracengiottesDie Auftraggeber
Interessant ist es auch, einmal einen Blick auf die Auftraggeber von Doktor Johnson zu werfen. In den ersten Romanen sind es vorwiegend Frauen, die den Helden ins Abenteuer schicken. Im ersten Band ist es Selina Lawson, ihres Zeichens eine Museumsleiterin und zufällig die Tante eines von Johnsons Studenten, der eine Figur abhandenen gekommen ist. Im zweiten Abenteuer wendet sich die junge Norma Barnsley an den Doktor, weil ihr Bruder durch eine merkwürdige Krankheit ausgezehrt wird, nachdem er eine geheimnisvolle orientalische Frau kennengelernt hat. Im dritten Band erreicht den Doktor ein Hilferuf von Evelyn Thorp aus Glasgow. Dabei handelt es sich um die Ehefrau seines alten Freundes Oskar Thorpe. Sie macht sich Sorgen um ihren Mann, der auf einem Kongress in Riga verschwunden ist. Im vierten Roman schließlich gibt es überhaupt keinen eigentlichen Auftraggeber. Doktor Johnson wird während eines Kongresses auf die schöne Hotelangestellte Laana aufmerksam, deren Leben in Gefahr ist, und beschließt ihr gegen die balinesischen Kultanhänger des Drachengottes zu helfen. In Band fünf ist es schließlich sogar die Regierung des Staates Madagaskar, die die Dienste des Protagonisten in Anspruch nimmt, um mehr über die in einem Schiffswrack gefundenen Schriftstücke in Erfahrung zu bringen. Vertreten wird sie durch Gilbert Raveloson, der David Johnson die eine Hälfte der Satansbibel zur Übersetzung übergibt. Im sechsten Band ist es Tandim Choden, ein Beauftragter des kleinen, zwischen Indien und Bangladesh gelegenen Königreichs Bhutim, der David Johnson um Hilfe bittet. Der Doktor soll die in einer altertümlichen Sprache gehaltenen Prophezeiungen eines kindlichen Orakels übersetzen.

Bisher haben die Autoren es verstanden, abwechslungsreiche Szenarien zu entwickeln, die David Johnson aus seiner heimeligen Welt hinaus ins Abenteuer ziehen.

Die Methoden des David Johnson
Warum mischt sich ein freundlicher Wissenschaftler in gefährliche Aktionen ein? Die Antwort ist ziemlich einfach:
"Ich kann zum einen nicht leiden, wenn unschuldigen Menschen Schlimmes geschieht. Und das scheint mir in ihrem Fall so zu sein. Und zum zweiten interessiert mich die Legende, die sie mir erzählten."
(Gefange des Drachengottes, S.65)
Doktor Johnson ist dabei aber kein Rambotyp, der alleine große Gegnerscharen aufmischt und auch der Gebrauch von Schusswaffen oder der Einsatz asiatischer Kampfsportarten zählen nicht zu seinen Stärken. Er geht anders vor, lässt vor allem seine Gehirnzellen spielen. Gerne sucht er Rat bei Fachleuten oder nimmt auch schon mal die Hilfe der Polizei in Anspruch. So jubelt er den Kultisten im ersten Band eine Kopie der echten Statue unter und lässt den ganzen Verein dann während des Rituals verhaften. Aber wenn es darauf an kommt, lässt Johnson auch schon mal die Fäuste sprechen.
"Ein großer dunkelhaariger Mann mit entschlossenen Zügen [Johnson], der ohne Zögern auf den Mann mit der Pistole zutrat. Der wollte sich, vermutlich von einem Geräusch irritiert, herumdrehen, als das Bein des dunkelhaarigen Mannes nach oben schnellte. Er traf den Arm des Eindringlings so heftig, dass diesem die Pistole aus der Hand fiel. Dann schickte er ihn mit einem gezielten Kinnhaken zu Boden."
(Das Geheimnis des Tempels, S.81/82)
Und auch im Wasser lässt sich der gute Doktor nicht lumpen:
"Die letzten Meter schwamm David dicht unter der Wasseroberfläche. Er konnte die zwei Beinpaare erkennen, die auf der Stelle strampelten.
Ohne zu zögern schoss Davids Arm vor, packte das linke Männerbein mit festem Griff und zog es hinab.
Unkontrolliert schlug der Fremde mit den Armen um sich. Von dem Angriff auf ihn selbst viel zu überascht, vergaß er den Mund zu schließen. Als er wieder auftauchte, würgte und spuckte er und ließ endgültig von dem Mädchen ab."
(Gefangene des Drachengottes, S.47)
Es bleibt aber immer bei Zweikämpfen und kleineren Scharmützeln. Metzeleien und Schlachten wird man bei David Johnson wohl nicht erleben.

Über diese Positionierung kann man geteilter Meinung sein. Es kommt halt darauf an, welche Zielgruppe man ansprechen will.

Dafür zeigt sich der Doktor aber als Meister der Täuschung und Verstellung. Im ersten Band tarnt er sich als harmloser Museeumsbesucher und im dritten als trotteliger Wissenschaftler. Obwohl einer der Guten schreckt er nicht vor der Androhung von Folter zurück, wie ein russischer Verbrecher und mutmaßlicher Auftragskiller leidvoll feststellen muss. Gut verschnürt sitzt er dem Doktor, Mark Lawson und einem weiteren Helfer gegenüber und weigert sich mit Informationen über seine Auftraggeber herausrücken.
"Johnson drehte sich um, scheinbar ratlos, zu den beiden anderen Männern um. Gleichzeitig sagte er betont ruhig zu Kristina, sie solle in die Küche gehen.
'Das, was gleich hier passiert, ist nichts für schwache Nerven' begründete er seine Bitte. Die kleine Farce war abgesprochen, daher erhob sich die junge Frau sogleich ging, nach einem gespielt mitleidigen Blick auf den gefesselten Fremden, hinaus. Dafür stellten sich nun Mark und Peterson stumm links und rechts von dem Fremden auf. Dessen Augen flackerten leicht, denn jeder der beiden hielt einen Schürhaken in der Hand. Locker, als probierten sie einen Golfschläger aus, ließen sie die Eisenstangen ein bisschen rotieren.
'Tja, wir haben keine Zeit. Wenn du uns nicht freiwillig sagst, was das hier soll, müssen wir ein wenig nachhelfen.' Ganz lässig drehte sich Johnson nun weg und nickte den beiden Männern zu.
'Ihr könnt anfangen. Ruft mich, wenn er soweit ist.', sagte er und machte Anstalten, den Raum ebenfalls zu verlassen.
Dem Gefesselten traten nun vor lauter Panik fast die Augen aus den Höhlen, und er schnaufte laut auf, als Mark seinen Schürhaken spielerisch in der Luft direkt vor seinen Kniescheiben auf- und niedersausen ließ."
(Das Geheimnis des Tempels, S.82/83)
Und auch Johnson selbst versteht diese Spiel. Im fünften Abenteuer stellt er einen Verfolger. Er ...
"(...)zog, wie beiläufig ein breites Messer aus der Innenseiteseiner Weste. Er betrachtete es liebevoll und auf eine Art und Weise, die bei dem anderen Mann einen heftigen Schweißausbruch verursachte.
'Bitte, tun Sie mir nichts!', flehte der nun seinen vermeintlichen Peiniger an. Johnson lächelte mit präzise kalkulierter Raffinesse eiskalt.
Selbstverständlich würde er dem jungen Mann nie etwas zuleide tun, aber manchmal half die Androhung, um Antworten zu bekommen."
(Die Bibel des Satans, S.25)
Kampf und Zweikämpfe nehmen aber nur wenig Raum innerhalb der Romane ein. Das ist einer der Punkte, die David Johnson so sympathisch machen. Er ist kein Superheld oder Rambotyp. Er arbeitet mit dem Köpfen und oft mit anderen Protagonisten zusammen.

Das übernatürliche Element
Wie hält Joolie Barker es mit dem übernatürlichen? Ist David Johnson ein bodenständiger Wissenschaftler, der die alten Mythen als Aberglaube entlarvt, oder gibt es in seiner Welt doch Magie und andere übernatürliche Erscheinungen, die sich mit den Mitteln von Forschung und Wissenschaft nicht erklären lassen?

Oft drückt man sich in den Romanen um eine eindeutige Antwort auf diese Fragen. Im ersten Band etwa missglückt das von den Kultisten vorgenomme Ritual weil Doktor Johnson eine der Statuen gegen eine Nachbildung ausgetauscht hat. Es wird aber nicht explizit geklärt, ob das Ritual ansonsten den gewünschten Erfolg gebracht hätte. In Band vier werden die Anhänger des Drachengottes dagegen durch Drogen gefügig gemacht und sitzen einer gut gemachten Täuschung auf. Also eindeutig nichts Übernatürliches! Sollte man denken, aber dann taucht auf den letzten Seiten der Gecko auf, der vom Vulkangestein frist und sich danach verändert. In Band drei ist dagegen alles eindeutig. Es geht lediglich um schnöden Mammon, der durch geschickte Fallen hervorragend geschützt wird. Anders in den Nummern 2 und 5. Hier gibt es eindeutig übernatürliche Kräfte. In Band 2 erlangt eine Kalifentochter aus dem Mittelalter Unsterblichkeit und Jugend, indem sie unter Einsatz des Juwels des Todes Männern ihre Lebenskraft entzieht. In Band 5 schließlich wird festgestellt, dass Teufelspakte funktionieren. Im Tausch gegen die Seele können Menschen großen Reichtum erlangen. Damit wird natürlich auch die Existens des Teufels als Tatsache akzeptiert. In Band sechs gibt es definitiv ein übernatürliches Element und zwar ein kindliches Orakel, dass die Zukunft vorhersagen kann.

Hier scheinen die Autoren noch unentschlossen zu sein. Gibt es nun übernatürliche Wesen oder nicht? Wenn man sich eindeutig für die Existenz des Übernatürlichen entscheidet, könnte Doktor Johnson sich zum Kollegen von Professor Zamorra entwickeln.

Die Bibel des SatansWo ist David Johnson inhaltlich einzuorden?
Auf der Kelterhomepage findet man "Der Abenteuerroman" unter der Rubrik Western. Nun hat die Serie sicherlich genreübergreifende Elemente, nur mit Western hat das Ganze überhaupt nichts zu tun. "Abenteuer" lässt viel Spielraum. Man könnte darunter ein Anknüpfen an alte Formate wie beispielsweise Rolf Torrings oder vielleicht auch Sun Koh verstehen. Also alles Hefte, die einen Helden haben, der weltweit in fremden, unbekannten Ländern und Kulturen agiert. Der Untertitel "Auf der Suche nach verborgenen Schätzen" geht eher in Richtung Lara Croft oder "Die Schatzjägerin" und die Titelbilder selbst wären auch passend für Indiana Jones Filme. Doch typische Abenteurerszenarien sind bisher rar. Am stärksten in diese Richtung geht noch der Besuch in einem ägyptischen Tempel mit einem ausgeklügelten Fallensystem in Band 2.
"Am Ende des Gewölbes war ein Podest erkennbar, nicht höher als ein Kind. Und selbst auf diese Entfernung konnte Johnson das Objekt seiner Begierde sehen. Das Licht seiner Taschenlampe reflektierte in den fein geschliffenen Facetten eines Edelsteins, der in einer flachen Mulde auf dem Podest lag.
Nur wenige Schritte von Johnson entfernt. Zum Greifen nah und doch weit weg.
(...)
Er ließ den Lichtkegel der Taschenlampe über den Steinboden vor sich gleiten. Die Bodenplatten waren von unterschiedlicher Größe. Johnson fragte sich, ob es damit eine Bewandnis hatte.
Die Zeit zum Überlegen nutzte er für eine kleine Rast. Jeder Schritt musste wohl überlegt sein. Auch wenn er kein Grabräuber im herkömmlichen Sinn war, so fragten hinterlistig angelegte Fallen nicht danach. David verspürte kein Verlangen, Bekanntschaft mit einer trickreichen Konstruktion alter, ägyptischer Baumeister zu machen."
(Das Juwel des Todes, S.81)
Betrachtet man die Romane inhaltlich, stellt man fest, dass einige auch als Kriminalromane durchgehen könnten (Nr.1) oder zumindest ganze Kapitel enthalten, die diesem Genre zuzuordnen sind (Paris in der Nr.2).

"Ja, Sie sollen ihn mit einem gestohlenen Stück in die Falle locken. Wir von der Polizei haben immer ein paar gestohlene Wertgegenstände parat, so dass es ein leichtes für uns ist, ihnen ein Schmuckstück zu überreichen, welches Sie Lucien anbieten. Sie selbst sagen natürlich, dass man das Schmuckstück zu Ihnen nach England gebracht hat. Da Sie es leid sind, für einen Hungerlohn an einer Privatuniversität zu unterrichten, kamen Sie auf die Idee, dieses Schmuckstück zu versilbern."
(Das Juwel des Todes, S.55/56)

Auch das Horrorgenre wird zuweilen bedient. Man denke z.B. an die Menschenopfer in Band 4.
"Schaurig dröhnte es durch die Höhle, und hätte Suzy nicht solch furchtbare Angst gehabt, hätte sie es vermutlich sehr faszinierend gefunden, der einheimischen Huldigung einer Gottheit beizuwohnen.
Plötzlich riss der Maskierte, der wohl so etwas wie ein Hohepriester für die anderen war, beide Arme hoch.
Nagaan!
Noch im selben Moment schoss ein langer Feuerstrahl aus dem Drachenmaul, der wie eine Flammenzunge durch die Luft zuckte. Lautes Zischen war zu hören, ein Prasseln und Knistern, wie als würde Papier verbrennen.
Doch es war kein Papier, das von dem Feuerstrahl getroffen wurde.
Veronica schrie nicht auf, als die Flammen sie einhüllten, umschlossen und fraßen."
(Gefangene des Drachengottes, S.32/33)
Es gibt aber auch ganze Abschnitte, wie die Berichte der Verlobten in Band 1, die sich durchaus auch in einem Liebesroman wiederfinden könnten.
"Gwendolyn O'Hara war eine sehr hübsche junge Frau. Zumindest normalerweise. Als sie nun in den Spiegel sah. blickte ihr ein verquollenes, verheultes Häuflein Elend entgegen. Die schönen Augen und die Nase waren rot, die Lippen zerbissen.
'Männer!', hatte ihre Schwester am anderen Ende des Telefons geschnauft, als sie sich die ganze, unerquickliche Geschichte hatte anhören müssen.
'Manchmal glaube ich, wir wären ohne sie besser dran!'
'Aber ich liebe Ryan', beteuerte Gwen, wie sie von allen genannt wurde. 'Wenn er doch einfach wieder so wäre wie früher! Diese ganze Geheimniskrämerei macht mich noch kirre!'
'Wenn du mich fragst, da steckt eine andere Frau dahinter', war Shirleys kühle Antwort. (...)
Das Telefonat hatte sich noch eine Weile so hingezogen, bevor sie es beendete. Als Gwen sich nun im Spiegel betrachtete, fühlte sie sich schon bei ihrem eigenen Anblick gleich wieder ganz elend. Doch im Moment half alles nichts, sie konnte nichts weiter tun als warten und hoffen, dass die Dinge sich aufklärten. Sie verzog sich mit einer dampfenden Tasse Tee auf ihre Couch, um darüber nachzudenken, wie es mit ihr und Ryan weitergehen sollte."
(Der Kult von Connemara, S.19/20)
Man kann David Johnson also mit gewissem Recht in die Kategorie Genremix einordnen. Und das muss ja nicht schlecht sein, wie z.B. Maddrax schon seit Jahren beweist.

Liebhaber von ausgiebigen Kampf- und Schlachtenszenen werden ebenso so wie die Freunde einer gewissen "Härte" bei David Johnson nicht auf ihre Kosten kommen. Im Gegenteil die Romane sind größtenteils wie "All-age" Titel geschrieben.  Von der Grundstimmung erinnern sich mich oft an alte Werke von Hans Peschke oder die ersten Bände von Ellis Peters Bruder Cadfael.
 
Die Autorin
Handelt es sich bei Joolie Barker um einen Autoren oder eine Autorin? Und ist es tatsächlich ein Autor oder steckt dahinter ein unter Sammelpseudonym schreibendes Autorenkollektiv? Schwierig zu entscheiden, denn insgesamt sind die Romane gut aufeinander abgestimmt, es gibt keine wirklichen Widersprüche. Trozdem gibt es aber Indizien, die auf mehrere Autoren hindeuten. Die Nummern 1 und 3 unterscheiden sich nämlich stilistisch von den Nummern 2 und 4. Die letzten pflegen z.B. einen deutlich offeneren Umgang mit Erotik als die ersteren. Während bei 1/3 ein treuer Verlobter bzw. eine treue Verlobte wichtige Rollen spielen, macht sich der Doktor in 2/4 immerhin schon Mal Gedanken über andere Frauen. Während es bei 1/3 relativ unblutig abgeht, sterben in 2/4 etliche Menschen. In Band 2 sind es Männer, die dem Juwel des Todes zum Opfer fallen, in Band 4 sind es Touristinnen, die dem Drachengott geopfert werden. Band 4 weist ausserdem als einziger eine gehörige Prise Humor auf, wenn er die beiden Kollegen von David Johnson schildert.

Es scheint offensichtlich, dass hinter Joolie Barker mehrere Autoren stecken. Aber sind es Männer oder Frauen? Nun bei dem Autoren der Bände 1 und 3 spricht einiges dafür, dass es sich um eine Frau handelt oder zumindest um einen Mann, der überwiegend Frauenromane schreibt.
 
Technisches
Die Serie lief zunächst als monatlich erscheinende Taschenheftserie mit vier Titeln. Der als Nummer 5 angekündigte Roman erschien jetzt als Nr. 1 der neuen Romanreihe "Der Abenteuerroman". Da die Taschenhefte besonders durch die gewählte große Schrifttype auffielen, kann man wohl davon ausgehen, dass der Titel unkürzt ins Heft überführt wurde. Wenn man von "Auf der Suche nach verborgenen Schätzen", dem Untertitel der Neuen Romanreihe ausgeht, so scheint es, als ob die David Johnson Abenteuer tonangebend sind. Jedenfalls hat Kelter den alten David Johnson Untertitel jetzt für alle neuen Abenteuerromane übernommen. Inzwischen wird auch schon Band 3 des Abenteuerromans angeboten. Der Titel "Das geheime Reich" stammt wieder aus der Feder von Joolie Barker und ist ebenfalls ein David Johnson Roman. Da die neue Reihe vierwöchentlich erscheint, dürfte es also bei Beibehaltung der alternierenden Erscheinungsweise jährlich 6-7 Titel geben. Man wird abwarten müssen, ob im Abenteuerroman nur die bereits angekauften Roberta Lee und David Johnson Titel erscheinen werden oder ob auch es auch darüber hinaus neue Romane geben wird. Bei Roberta Lee gibt es übrigens 5 Titel, die nicht mehr als Taschenheft erschienen sind.

Die Frage ist, ob 6-7 Titel pro Jahr ausreichen, um eine enge Bindung der Leser an die Serie zu erreichen. Ich bin da eher skeptisch.

Titelliste:
Taschenhefte:
1 Der Kult der Connemara
2 Das Juwel des Todes
3 Das Geheimnis des Tempels
4 Gefangene des Drachengottes


Romanhefte innerhalb der Reihe Der Abenteuer Roman
1 Die Bibel des Satans (= der angekündigten Nr. 5 der Taschenhefte)
3 Das geheime Reich

Ausblick und Perspektive
Die Macher hinter David Johnson haben ganz sicher nicht das Rad neu erfunden. Die Serie ist kein zweites Maddrax. Trotzdem ist sie ein interessantes neues Objekt. Ein ordentlicher, ein wenig nostalgischer Held, ein altbewährtes Konzept mit Abenteuern rund um den Erdball, kombiniert mit einem flüssigen all-age Schreibstil und dem weitgehenden Verzicht auf überbordende Gewalt, Grausamkeit und Sex. Nicht gerade die Serie, die einen Horrorfan ansprechen kann. Aber ich glaube das ist auch gar nicht gewollt. "Kelter ist Kult" heisst es auf den Romanen und das übliche Kelterpublikum besteht zum allergrößten Teil aus Lesern von Liebes-, Heimat- und Adelsromanen. Und wer weiss, vielleicht gelingt es sogar, Gaslicht- oder Irrlichtleser in größerer Zahl für David Johnson zu begeistern. Dieses Publikum ist auf jeden Fall zahlreicher als die Freunde der "reinen" Männerromane. Und da die Serie eigentlich nur innerhalb der keltereigenen Produkte beworben wird ... Wohin die Reise bei David Johnson letzlich geht, muss sich noch zeigen. Wird der Doktor eher als Detektiv agieren oder macht er vielleicht sogar Professor Zamorra als Gegner höllischer Mächte Konkurrenz? Möglich wäre auch eine stärkere Orientierung an Indiana Jones oder Lara Croft. Wahrscheinlich scheint mir aber, dass der Doktor als Abenteuerroman für ein "all-age"-Publikum weiterlaufen wird. Und wenn er sich so etablieren kann, warum eigentlich nicht? Eine Bereicherung für die Heftromanlandschaft wäre auch dies. Es gab übrigens schon einmal einen überaus erfolgreichen Genremix, der über Jahre lief und auch weibliche Leser angesprochen hat.  Gemeint ist die Zeitkugel, die mit einer Mischung aus Science Fiction, historischem Roman, Grusel und manchmal auch Fantasy ihre Leser fesseln konnte.

Ich persönlich freue mich jedenfalls darauf, alle acht Wochen einen nostalgisch angehauchten, flott geschriebenen David Johnson Roman zu lesen. Mir gefällt der häufige Perspektivwechsel durch die zahlreichen Nebenfiguren. Die große Schrifttype stört mich nicht, weil dafür im gesamten Roman auf Werbung verzichtet wird. Die Titelbilder sind eine Augenweide und das Ganze lässt  sich herrlich auch ohne jede Vorkenntnis der früheren Romane lesen. Für mich ist David Johnson genau das Richtige für den kleinen Lesehunger zwischendurch.

Kommentare  

#1 Mikail_the_Bard 2011-03-08 19:11
Zitat:
Wird der Doktor eher als Detektiv agieren oder macht er vielleicht sogar Professor Zamorra als Gegner höllischer Mächte Konkurrenz?
Ein bischen Mythologie kann ihm nicht schaden - sollte bei Archäologen ja eh im Fachgebiet liegen. :-) Aber als JS und PZ durch die Weltgeschichte "archäologieren" und dabei magische Artefakte im Kampf gegen Dämoen nutzen... neee, lass mal

Zitat:
Möglich wäre auch eine stärkere Orientierung an Indiana Jones oder Lara Croft.
Dito.

Zitat:
Wahrscheinlich scheint mir aber, dass der Doktor als Abenteuerroman für ein "all-age"-Publikum weiterlaufen wird.
Mich haben beide Serie leider nicht angesprochen habe - das war damals bei den "Abenteurern" und "Dino-Land" auch so - aber, Ich denke auch das beide - David Johnson und Roberta Lee - als eine Art "Nieschenfüller" eine bessere Überlebungchance haben, als wenn jetzt noch Magie und SF reingemischt wird.
#2 Hermes 2011-03-10 20:23
Zitat:
Ich denke auch das beide - David Johnson und Roberta Lee - als eine Art "Nieschenfüller" eine bessere Überlebungchance haben, als wenn jetzt noch Magie und SF reingemischt wird.
David Johnson ist in der Hinsicht noch etwas "bodenständiger" als Roberta Lee. Aber im Prinzip gebe ich Dir recht.

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