Jack London - Seine Bücher: White Fang (Wolfsblut)
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Jack Londons Abenteuer in Alaska
(1897- 1898)
Vielmehr lag es wie ein Lachen darüber, ein Lachen, schrecklicher als jede Traurigkeit, freudlos wie das Lächeln der Sphinx, kalt wie der Frost und grimmig wie die Notwendigkeit. Die unerbittliche, unerforschliche Weisheit des Ewigen lachte da über die Nutzlosigkeit des Lebens und seiner Anstrengungen. Es war die echte Wildnis, die ungezähmte, kaltherzige Wildnis des Nordens. (1)
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Die meisten Wölfe des Rudels überleben den Winter nicht. Sie fressen sich gegenseitig oder gehen an den Strapazen zu Grunde. Die Wölfin nimmt Einauge, einen älteren grauen Wolf, zum Gefährten. Schon bald stellt sich Nachwuchs ein. Aber nur ein einziges der Jungen überlebt. Eines Tages kommt Einauge von der Jagd nicht zurück. Wölflein wird älter. Während die Mutter auf der Jagd ist, erkundet ihr Junges die Umgebung der Höhle.
Eines Morgens stößt Wölflein auf eine Gruppe indianischer Jäger. Die Angst vor den Unbekannten lähmt das Tier. Die Indianer sind fasziniert von dem kleinen Wolf mit den schneeweißen Zähnen. Als sie ihn mitnehmen wollen, beißt er zu. Schläge sind die Antwort. Vom Geheul ihres Nachwuchses angelockt springt die Wölfin angriffslustig hinzu. Doch einer der Indianer, er wird Grauer Biber genannt, erkennt das Tier. Er ruft es bei seinem Namen: Kische, und erinnert sich an einen seiner Schlittenhunde, der in einem harten Winter zurück in die Wildnis lief. Kische erinnert sich auch an die guten Zeiten. Die Wölfin und ihr Junges, das die Indianer Wolfsblut nennen, folgen den Jägern.
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Der Graue Biber machte weite Reisen den Mackenzie Fluss hinauf, um mit den anderen Stämmen zu handeln. Wolfsblut begleitete ihn stets. Als der Wolf fünf Jahre alt war, ging die Reise weiter auch den Yukon hinauf bis zum Fort Yukon, einer Niederlassung der Hudsonbay- Company. Das war im Sommer 1898 als unzählige Goldsucher im Fort Station machten um sich auszurüsten für den Weg nach Dawson und Klondike. Hier erblickte Wolfsblut zum ersten Mal Weiße. Der Graue Biber kann erfolgreich handeln. Aber er verfällt dem Alkohol. Schließlich verkauft er Wolfsblut an den schönen Schmitt, einen grausamen Geschäftsmann, der seinen Lebensunterhalt mit Hundekämpfen verdiente. Er sperrte Wolfsblut in einen Zwinger, schlug und drangsalierte ihn bis der Wolf noch agressiver, noch grausamer wurde. Dann ließ er ihn gegen andere Hunde kämpfen. Wolfsblut gewann, jeden Kampf.
Eines Tages wollte kein Hundebesitzer sein Tier mehr in den Kampf schicken. Der Ruf des Wolfes war legendär. Doch es fand sich eine neue Herausforderung. Ein Mann mit Namen Tim Keenan schickte seinen Pitbull Cherokee in die Arena. Nun hatte Wolfsblut seinen Meister gefunden. Mit Beharrlichkeit griff der Pitbull an, ließ sich von den Attacken des Wolfes nicht beeindrucken, bis er ihn am Hals zu packen bekam. Nun ließ Cherokee nicht mehr los.
Ein junger Mann, Weedon Scott, wollte dem Sterben Wolfsbluts nicht tatenlos zusehen. Er trennte die Tiere mit Gewalt voneinander und kaufte dem schönen Schmitt den Wolf für 150 Dollar ab.
Es dauerte lange bis Scott den Wolf für sich gewonnen hatte. Er schlug ihn nicht und tat ihm auch sonst keine Gewalt an. Bis Wolf, so nannte ihn sein neuer Herr, aus Scotts Hand fraß. Von nun an wich ihm Wolf nicht mehr von der Seite.
Doch auch für Weedon Scott war die Zeit der Abreise gekommen. Er musste zurück nach Kalifornien auf die Farm des Vaters. Wolf ließ ihm keine Wahl. Er musste ihn mitnehmen. Für den Wolf begann ein neues Leben. Er hatte sich fern ab der Wildnis dauerhaft unter Menschen in der Zivilisation zurechtzufinden. Der Familie von Weedon Scott fiel es schwer den Wolf zu akzeptieren. Bis er eines Tages Weedons Vater, Richter Scott, vor einem entflohenen Sträfling schützte. Der Kampf kostete den Wolf fast sein Leben.
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Wolfsblut hatte es geschafft sich anzupassen. Er wurde allgemein akzeptiert. Auch die Hündin des Hauses, Collie, fand gefallen an dem Wolf:
Jetzt kam man zu den Ställen; dort lag in der Tür Collie, und ein halbes Dutzend dickbäuchiger Hündchen spielte in der Sonne um sie herum. Wolfsblut blickte sie mit verwunderten Augen an...Das Hündchen stand breitbeinig vor ihm. Wolfsblut spitzte die Ohren und betrachtete es neugierig. Dann näherte er seine Nase der des Jungen und fühlte das warme Zünglein an seiner Schnauze. Auch er streckte die Zunge aus und leckte dem Hündchen das Gesicht. Lauter Jubel und schallendes Händeklatschen begrüßte sein Tun. (2)
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Ja, ich hatte meine Laufbahn zum Teufel gehen lassen, war wieder auf Abenteuer aus und suchte das Glück(3)
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Aber seine Suche blieb erfolglos. Er fand kein Gold. Er erkrankte wegen Vitaminmangels, denn Gemüse und Obst waren so teuer das sie sich kaum jemand leisten konnte, an Skorbut. Im Juni 1898 verließ Jack London den Klondike wieder: (6)
Als er zu Hause ankam, war sein Vater gestorben. Die Familie brauchte wieder seine Hilfe.
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Wolfsblut erschien erstmals 1906 und ist bis heute eine der erfolgreichsten Tiergeschichten weltweit. Jack London erzählt äußerst spannend die Lebensgeschichte des Wolfsmischlings. Die Schilderungen der Natur und des Lebens in Alaska wirken authentisch und vermögen zu beeindrucken.
Einen etwas schalen Nachgeschmack hinterlassen Jack Londons sozialdarwinistische und an Nietzsches Übermenschentheorie geschulte Ansichten, die er immer wieder in die Geschichte einfließen lässt.
Der Ruf der Wildnis / Wolfsblut, übersetzt von Rainer Savigny, Artemis & Winkler Verlag, 2001
Wolfsblut, übersetzt von Marie Laue, List Verlag, 1947, Neuauflage 2009
Wolfsblut, übersetzt von Günter Löffler, Diogenes Verlag, 6. Auflage, 2009
Wolfsblut, übersetzt von Günter Löffler, illustriert von Felix Scheinberger, Dressler Verlag, 2006
Wolfsblut, Ueberreuther Verlag, 2009
Wolfsblut, übersetzt von Fritz Benke, illustriert von Don- Oliver Matthies, Bertelsmann Verlag, 2008
Wolfsblut, übersetzt von Fritz Benke, Arena Verlag, 2001
(1) London: Wolfsblut List Verlag, 1947, Neuauflage 2009, Seite 7
(2) ebenda Seite 169 / 170
(3) Michael Krausnick: Jack London, dtv Portrait, 2006, Seite 59
(4) ebenda Seite 61
(5) ebenda Seite 65 / 66
(6) ebenda Seite 64
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