B-MOVIE STARS DER 70er: William Smith
WILLIAM SMITH
DER UNGEKRÖNTE KÖNIG DES B-FILMS
Seit Ende der 60'er Jahre ist er schlicht DIE Ikone des US-B-Films, spielte jedes Genre und trat in Filmen auf, die selbst am Hungertuch nagende Schauspieler nicht mit dem Hintern ansehen würden. Bei uns ist er dennoch weitestgehend unbekannt. Das Gesicht hat jeder schon gesehen, aber sonst?
Geboren wurde er am 24. März 1934 in Columbia/Missouri. Schon im zarten Alter von Acht Jahren trat er zum ersten Mal in einem Film auf, THE GHOST OF FRANKENSTEIN (1942). Sein Name war im Vorspann nicht zu lesen. In den folgenden Jahren trat er in unzähligen A- und B-Filmen Hollywoods auf, ohne dass sein Name verewigt wurde. So lassen sich heute nur schwer jene Filme ermitteln, in denen er eine Kinderrolle spielte, meist abseits des eigentlichen Filmgeschehens.
Nach der Highschool ging er zur Air Force und wurde in den Korea-Krieg geschickt. Als er von dort zurückkehrte studierte er in München und an diversen US-Universitäten (studierte u. a. Russisch). Die frühere Tätigkeit als Darsteller ließ ihn jedoch nicht los. Nach der Militärzeit betrieb er Bodybuilding. So bekam er zunächst vor allem Rollen, in denen er seine körperlichen Vorzüge zur Geltung bringen konnte. Während dieser Zeit trat er auch als Body-Double oder Stuntman (z.B. von Lex Barker) auf.
Erstmals in einem Kinofilm namentlich erwähnt wurde er 1961 in ATLANTIS, THE LOST CONTINENT mit der Namensverkürzung Bill Smith. Es gab vorher lediglich ein paar TV-Auftritte, in der er zu Ehren kam. Von 1964 an wurde er erst unter seinem richtigen Namen geführt. In den 60'ern war er vor allem in kleinen Western oder Western-TV-Serien zu sehen.
Das änderte sich, als er 1969 den billigen kleinen Biker-Film RUN ANGEL RUN drehte. Er stand am Beginn einer ganzen Reihe von (in Deutschland) so genannten 'Rocker'-Filmen, die sich mit der respektlosen Lebensart jener jungen Menschen auseinandersetzten, die als gewalttätig und zügellos galten. RUN ANGEL RUN und auch der folgende ANGELS DIE HARD (1970) hatten durchaus noch so etwas wie Selbstkritik zu bieten, was auch für einige frühe Filme aus der Werkstatt Roger Corman's galt. Spätere Filme, in denen auch Smith mitspielte, konzentrierten sich zunehmend auf Sex und Gewalt, gaben damit der allgemeinen Meinung Recht.
Smith blieb einige Zeit diesem Genre treu, das ihn über Nacht praktisch zu einem B-Star gemacht hatte, drehte unter anderem auch den bei uns erschienen CHROME AND HOT LEATHER (1971), der allerdings schon so etwas wie ein Abgesang war. Ein extrem billiger Film, der so schlecht ist, dass man ihn wirklich zu keiner Phase ernst nehmen kann.
Von nun an gab es kein Halten mehr. Obgleich er immer wieder mal in einem größeren Film oder einer TV-Produktion zu sehen war, spielte er in jedem noch so schundigen Film, der gerade greifbar war. Dabei war er jedoch mit der Zeit so professionell, dass er den einen oder anderen Streifen schon mit seiner puren Präsenz adelte. Herausragend sicherlich der Trash-Film INVASION OF THE BEE-GIRLS (1973), in dem er gegen eine Horde sonnenbebriller Bienenfrauen antrat. Zunehmend kamen nun auch Horror- und SciFi-Filme hinzu.
Kurz vor dieser Zeit war er im Gespräch für die Hauptrolle in der TV-Serie KUNG FU. Er drehte einen knapp zehnminütigen Trailer und wurde vom Sender akzeptiert. Produzent Jerry Thorpe jedoch bootete ihn aus, denn er war einfach zu muskulös für die Rolle. Diese bekam dann der in Kampftechniken unbedarfte David Carradine. William war auch zu stark mit anderen Projekten belastet. Das verhinderte auch seinen Auftritt in dem Bruce Lee-Klassiker ENTER THE DRAGON (1973). Die Rolle bekam dann John Saxon.
Mit Beginn der Blaxploitationwelle fand er auch hier viele Rollen, denn immerhin wurden für diese Filme immer 'Weiße' als Bösewichte gesucht. So war er in mehreren dieser Streifen zu sehen und ließ sich von den schwarzen Helden verprügeln (Etwa in BLACK SAMSON 1974 oder BOSS NIGGER - 1975). Nebenbei drehte er schundige Horrorfilme (So etwas wie GRAVE OF THE VAMPIRE 1974 muss man gesehen haben). Es waren auch ein paar Sex-Klamotten und einfache Action-Feger dabei.
Aufsehen erregte er erst wieder mit seiner Rolle des Falconetti in der aufwendig produzierten TV-Miniserie RICH MAN, POOR MAN (ARM UND REICH, 1976). Diese Serie eröffnete ihm plötzlich wieder mehr Rollen im Fernsehen und in größeren Filmen. Das hieß aber nicht, dass er sich von den billigen Trash-Filmen verabschiedete.
Neben größer angelegten Filmen wie TWILIGHTS LAST GLEAMING (1977) oder dem Clint-Eastwood-Reisser ANY WHICH WAY YOU CAN, trat er in einer Unmenge von TV-Serien als Gaststar auf und drehte weiter solche Low-Budget-Feger wie BLOOD & GUTS (1978), SEVEN (1979) oder THE COP KILLERS (1981). Die Überpräsenz seiner Person in Kino und TV machte ihn zu so etwas wie einen Star. Aber, und das Schicksal teilt er mit vielen häufig präsenten Schauspielern, jeder Zuschauer kannte lediglich sein Gesicht, aber nicht seinen Namen.
Daran änderte auch seine Rolle in CONAN THE BARBARIAN (1982) nichts, wo er als Conans Vater auftrat. So zierte sein Name zu jener Zeit nur selten die Headline eines Filmplakats, ganz gleich wie groß seine Rolle war. Gleichwohl war sein Gesicht häufiger dort zu erblicken. Auch in dem skandalumwitterten RED DAWN (1984) war er dabei (als russischer Offizier). Und obwohl er einer der wenigen gestandenen Schauspieler hier war, richtete sich das Augenmerk auf die ganzen jungen Darsteller (von denen allerdings mehrere später zu Stars werden sollten).
Bei mehreren Filmen zu jener Zeit war er als Sprachtrainer beteiligt, da er sowohl Russisch, wie eben auch Deutsch oder Französisch perfekt beherrschte. Der bekannteste Film davon ist wohl Clint Eastwood's FIREFOX (1982), der gleich alle seine Sprachkenntnisse forderte.
Mit dem Aufkommen des Videomarktes in den 80'er Jahren wuchs auch seine Beschäftigung. Ab der Mitte des Jahrzehnts wurde zunehmend direkt auf Video produziert, was den klassischen B-Film ablöste. Die Filme wurden schneller und billiger hergestellt. Da Smith auch jetzt immer noch keine Ansprüche an sich und den Stoff stellte, nahmen selbst kleine Produzenten ihn gern unter Vertrag, damit sie einen bekannteren Namen auf das Cover schreiben konnten. Immerhin in Insiderkreisen und bei B-Film-Freaks begann schon in den 80'ern so etwas wie eine Legendenbildung.
Auch in den folgenden zwei Jahrzehnten drehte er mehrere Filme pro Jahr und trat weiter in Gastrollen im TV auf. In den 80'er Jahren waren es vor allem Actionfilme, die den Videomarkt beherrschten. 1988 entstand mit THE KILL-MACHINE seine einzige Regiearbeit, die sich von der Masse jedoch nicht abhob.
In den 90'er Jahren ebbte es nicht ab, allerdings war das Themenspektrum wieder breiter gefächert. Er spielte mal wieder einige kleine Westernrollen und hechelte durch schundige Horrorfilme. Da er jetzt in die Jahre kam, wurden die Actionrollen langsam weniger. Auch bemühte er sich nun um einige prestigeträchtige Rollen in anspruchsvolleren Filmen.
Und er macht immer weiter. Er gehört zu jener Art von Schauspielern, von denen man sagt, dass sie eines Tages mit den Füssen zuerst vom Set getragen werden.
FILMOGRAFIE
(Die Angaben DVD,Video,TV,Kino bezeichnen die derzeitige Verfügbarkeit in Deutschland)