Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Erinnerung an Hardy Krüger - Der Flug des Phönix

Erinnerung an Hardy Krüger: Der Flug des PhönixErinnerung an Hardy Krüger
Der Flug des Phönix

Der erfahrene Flugzeugpilot Frank Towns und sein Navigator Lew Moran fliegen im Auftrag einer Ölförderfirma mit zwölf Mann Besatzung von der nördlichen Sahara nach Bengasi. Über der Wüste versagen beim Durchfliegen eines Sandsturms die Motoren, auch die Funkverbindung fällt aus. Towns kann nur noch eine Bruchlandung durchführen, bei der zwei Männer sterben. Den Überlebenden verbleiben bei eiserner Rationierung Wasser und Nahrung für nur wenige Tage.

Der Flug des PhönixDie Hoffnung, gefunden zu werden, ist gleich null, die Hitze schier unerträglich.

Der Offizier Harris versucht, Hilfe zu holen, scheitert aber schon bald. Unruhe, Misstrauen und offener Streit über das richtige Verhalten werden von Tag zu Tag größer. Schließlich setzt sich der deutsche Ingenieur Heinrich Dorfmann mit seinem Plan durch, aus der kaputten Maschine ein leichteres und kleineres Fluggerät namens "Phoenix" zu bauen. Towns und Moran erfahren, dass Dorfmanns Erfahrung einzig auf dem Entwurf kleiner Flugzeugmodelle beruht. Trotzdem werden schließlich mit letzter Kraft die Flügel montiert, und der halsbrecherische Jungfernflug mit einer echten Schrottkiste kann beginnen. (1)

Fast alles Hauptdarsteller
Robert Aldrich holt so einige hollywood-Haudegen an den Set, um das Abenteuerdrama zu verfilmen. Jeder ist irgendwo Hauptdarsteller, Nebenrollen gibt es nicht wirklich. Doch einige Figuren müssen im Laufe der Handlung "dran glauben". Die ersten beiden bereits zu Beginn des Films. Weitere folgen - so dass sich die Mannschaft nach und nach dezimiert. Spannungsfördernd sind aber vor allem glänzende Dialoge, besonders zwischen James Stewart und Hardy Krüger.

Im Katastrophengenre vor allen in den 70er-Jahren besonders viel beschäftigt waren Borgnine und Kennedy, die auch hier zugegen sind. Borgnine muss allerdings als Cobb recht früh in der Handlung "dran glauben". Geistig umnachtet rennt er in die Wüste und Kapitän Towns macht sich auf den Weg ihn zu retten, weswegen ihn Dorfmann daraufhin vorwirft sich auf eine romantische Suche begeben zu haben, statt an seine Pilotenpflichten zu denken.

Neben den Erwähnten spielen noch Peter Finch und Ronald Fraser mit. Die Liste ist starbespickt und dass ist eines Regisseurs wie Robert Aldrich würdig.

Der Flug des PhönixHardy Krüger
Hardy Krüger galt als erster Deutscher, der in Hollywood Karriere machte. Der Mime starb am 19. Januar 2022 im Alter von 93 Jahren. Er überlebte alle seine großen Kollegen aus diesem Film. Für Krüger war die Arbeit mit Größen wie James Stewart, John Wayne oder Sean Connery schon fast bezeichnend in jener Zeit.
Der junge Krüger erzählte bei Markus Lanz im Jahre 2016 seine bewegende Lebensgeschichte. Vom Hitlerjungen wurde er später von seinem Mentor Hans Söhnker aufgeklärt über die Untaten der Nazis und alsbald weigerte er sich Befehle auszuführen, wofür er sogar erschossen werden sollte. Doch Krüger erschoss seinen Offizier und entkam, versteckte sich in den letzten Kriegstagen in den Bergen.(2)

Zunächst in seichten Filmen angesiedelt spielte er bald in Krimis und Abenteuer sowei Kriegsfilmen. Die Rolle in "Der Flug des Phönix" war beinahe so etwas wie eine Paraderolle, träumte er doch selbst vom Fliegen und so erfüllte sich den Traum Pilot zu sein sogar.

Nach Hatari und nach diesem Streifen folgten weitere internationale Erfolge wie Die Brücke von Arnheim, wo sein Kollege, mit denen er hier zusammen spielte - nämlich Richard Attenborough der Regisseur war.

Der Flug des PhönixEin Männerfilm
Ist es Zufall, dass nur Männer an Bord der Maschine waren? Nein. Es waren Angestellte einer Ölfirma, harte Arbeit für harte Männer. Aus diesem Grund ist dies ein reiner Männerfilm, den auch Frauen schauen können. Aber die Tanzeinlage der Barrie Chase am Ende des Films ist die einzige weibliche Rolle in dem Film und ihr Auftritt dauert kaum eine Minute.

In der kaum nennenswerten Neuverfilmung von 2004 ist by eine Frau an Bord, wie sich das für einen geschlechtergerechten Film der Neuzeit gehört. Aber der Film erhielt meist nur schlechte Kritiken und reicht an das Original nicht im Geringsten heran. Der Flugzeugkonstrukteur ist in diesem Film kein Deutscher.

Synchronisation
Auch des Synchronisation des Klassikers kann sich hören lassen. So spricht Sigmar Schneider wie gewohnt James Stewart, Helmuth Ahner (viele EUROPA-Hörspiele der 80er-Jahre) spricht Ronald Fraser, Alexander Welbat (Vater von Douglas Welbat) spricht Ernest Borgnine, Peer Schmidt leiht Ian Bannen seine Stimme und Synchronmeister Gert-Günther Hoffmann ist ebenso mit am Mikro wie Heinz Engelmann.

Der Flug des PhönixDer Flug des Phönix
(The Flight of the Phoenix)

mit James Stewart, Richard Attenborough, George Kennedy, Hardy Krüger, Ian Bannen, Ernest Borgnine, Peter Finch, Ronald Fraser, Christian Marquand, A. Motoya u.a.
Regie: Robert Aldrich
Buch: Lukas Heller
Musik: Frank de Vol
ca. 142 Minuten
USA 1965

(1)= Inhaltsangabe ARD (Das Erste-Homepage)
(2)= Hardy Krüger-Interview bei Markus Lanz (Sendung von 2016 YouTube)

© by author

Kommentare  

#1 AARN MUNRO 2022-02-02 09:37
Ich besitze den Originalroman und auch hier ist der Flugzeugkonstrukteur kein Deutscher, sondern ein Engländer.Insofern ist der neuere Fiim, so schlecht er auch sein mag, in diesem Aspekt viellicht näher am Original.
#2 G. Walt 2022-02-02 10:30
zitiere AARN MUNRO:
Ich besitze den Originalroman und auch hier ist der Flugzeugkonstrukteur kein Deutscher, sondern ein Engländer.Insofern ist der neuere Fiim, so schlecht er auch sein mag, in diesem Aspekt viellicht näher am Original.


Das mag sein, der Roman liegt mir nicht vor. Danke für Deine Info.
#3 Advok 2022-02-02 12:44
Der "Flug des Phönix" war ein schöner Film, der sich nachhaltig eingeprägt hat. Die Neuverfilmung war nicht schlecht, aber sie konnte sich inhaltlich nicht von der Vorlage entfernen und blieb dann sehr im Schatten eben dieser. Es gibt Themen, die gut geeignet für Neuverfilmungen sind - aber die Katastrophenfilme gehören nicht dazu. Die Neuverfilmung von "Poseidon-Inferno" fällt mir ein, die sich in meinen Augen noch ein wenig besser schlug, aber sich letztlich ebenfalls aus dem großen Schatten nicht lösen konnte.

Vor allem die Szene, als die Krüger-Figur erläuterte, welche Flugzeuge sie bislang entwickelt hat: Ganz großes Kino. Selten lag Genie und Wahnsinn so nah beieinander und wurde dem Zuschauer so eindringlich vorgeführt.

"Alles Hauptdarsteller":
Nun ja, nicht wirklich. Es waren schon einige Figuren dabei, die oft im Bild, aber wenig präsent waren. George Kennedy fällt mir da ein (der ja sehr häufig mit James Stewart gedreht hat).

"Hardy Krüger galt als erster Deutscher, der in Hollywood Karriere machte." Das halte ich nun aber für ein großes Gerücht!

Noch zu Krüger: So weit ich es mit bekommen habe, wurde das Todesurteil gegen ihn von einem SS-Offizier aufgehoben, der ihn dann als Meldegänger eingesetzt hat. Da hat sich Krüger dann bereits am 2. Tag abgesetzt. Den Offizier erschossen hat er aber - sofern ich es richtig im Gedächtnis habe - nicht.
#4 G. Walt 2022-02-02 15:50
zitiere Advok:

Noch zu Krüger: So weit ich es mit bekommen habe, wurde das Todesurteil gegen ihn von einem SS-Offizier aufgehoben, der ihn dann als Meldegänger eingesetzt hat. Da hat sich Krüger dann bereits am 2. Tag abgesetzt. Den Offizier erschossen hat er aber - sofern ich es richtig im Gedächtnis habe - nicht.


Doch hat er, sagt er ja jedenfalls selbst. Schau Dir nur die Quelle - das Interview mit Lanz an - und du bist in Bilde. Ich mache nicht umsonst Quellenangaben. Das mit dem Todesurteil war glaube ich erst später.

Das er der erste deutsche Hollywoodstar ist ist eine Aussage, die viele Zeitungen verwendet haben.
#5 AARN MUNRO 2022-02-03 08:49
Zitat:
ich weiss natürlich nicht wie das ausgesehen hätte, wenn man den Engländer aus dem Roman übernommen hätte, gelle.
Von dem "Engländer" abgesehen, ist der erste Film sehr nah am Buch.Das ist dort sehr gut umgesetzt.Eine echte "Literaturverfilmung".Der Drehbuchautor hielt sich gut an die Handlung.
Was Deutsche und Hollywood betrifft: man denke nur an Peter Lorre (aus M in D-Land bekannt) (und Marlene, richtig).Vielleicht war ja das Nachkriegshollywood gemeint mit dem "ersten Deutschen ".
Was "Szenen" betrifft, sind so viel gute Konfliktmomente darin.Mir ist z.B. gestern gerade der "Wasserkonflikt" eingefallen.Ich glaube, Hardy nimmt Trinkwasser extra, weil er ununterbrochen arbeitet (und die anderen nicht, die nur faul herumliegen) oder rasiert sich damit.
#6 Advok 2022-02-03 22:33
"Doch hat er, sagt er ja jedenfalls selbst. Schau Dir nur die Quelle - das Interview mit Lanz an - und du bist in Bilde. Ich mache nicht umsonst Quellenangaben. Das mit dem Todesurteil war glaube ich erst später."

Habe tatsächlich nachgeguckt - das Gespräch ist da wesentlich länger, als ich dachte. Ich vermute, ein Ausschnitt wurde wo anders gezeigt, den ich in Erinnerung habe.

Es sind wohl zwei aufeinanderfolgende, getrennte Geschichten. Insgesamt ein sehr empfehlenswertes Gespräch (vor allem, da sich Lanz angenehm zurück hält und Krüger erzählen lässt).

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles