Dune – Prophecy - Staffel 1
Dune – Prophecy
Staffel 1
Das Werk gilt viele Jahre als unvollendet, bis sein Sohn Brian Herbert zusammen mit Kevin J. Anderson den Faden wieder aufnimmt und in den Jahren 2006 und 2007 in zwei abschließenden Romanen die Geschichte zu einem Ende bringt. Bereits kurz zuvor tauchen die beiden in die Welt von Dune ein und erzählen in einer dreibändigen Ausgabe die Ereignisse um Butlers Djihad, die zum Verbot von künstlichen Intelligenzen führen und Arrakis und das Spice in den Mittelpunkt rücken. Das Gewürz wird zur wertvollsten Substanz im Universum, denn nur mit dem Spice sind die Navigatoren in der Lage, die Raumschiffe durch das Weltall zu steuern.
Bereits in seinem ersten Buch „Der Wüstenplanet“ macht Frank Herbert deutlich, dass er in seinem Roman nicht nur den Kampf um Arrakis erzählen will. Er fügt der Geschichte zwei Anhänge zu, in der er über den Kampf gegen die künstlichen Intelligenzen während Butlers Djihad berichtet und wie es zur Gründung des Ordens der Bene Gesserit kommt. Die Schwesternschaft verfolgt ein Jahrhunderte altes Zuchtprogramm, aus dem schließlich Paul Atreides hervorgeht, der sich zum Anführer der Fremen aufschwingt und die Macht über Arrakis und das Spice erringt.
Brian Herbert und Kevin J. Anderson bauen das Epos um den Wüstenplaneten immer weiter aus und erzählen vor allem Ereignisse, die lange vor dem Kampf um Arrakis stattfinden. Dune Prophecy basiert lose auf dem Roman „Der Thron des Wüstenplaneten“ aus dem Jahr 2012, der über den Aufstieg der Bene Gesserit erzählt.
Einige Ereignisse aus dem Romanzyklus Butlers Djihad sind lose in die Handlung eingewoben. Sie sind soweit verdichtet und auf die Kinofilme von Denis Villeneuve abgestimmt, dass sie ein Ganzes ergeben. Zuschauer, die den ersten Romanzyklus und die Filme nicht kennen, könnten an einigen Stellen überfordert sein oder sich sogar langweilen, da sie die Anspielungen nicht verstehen. Der Konflikt zwischen den Harkonnen und den Atreides ist ein zentrales Element in den Dune-Zyklen, was bei Dune Prophecy nicht ganz so deutlich wird.
Der Zuschauer erfährt, wie es zur Gründung der geheimnisvollen Schwesternschaft der Bene Gesserit kommt. Zu Beginn von Dune Prophecy ist der Orden eine Schwesternschaft von Wahrsagerinnen, die bei den Adeligen sehr gefragt sind. Javicco aus dem Haus Corrino ist der Imperator des Universums, der sich in Ränkespielen die Herrschaft über Arrakis zu sichern hofft. Ohne es zu ahnen, sind es die Schwestern, die im Hintergrund die Fäden spinnen und die Geschicke des Universums lenken. In Rückblenden wird erzählt, wie die junge Valya Harkonnen zusammen mit ihrer Schwester Tula die Macht im Orden an sich reißt und dabei gnadenlos vorangeht.
Valya ist die erste Schwester, die die mentale Fähigkeit der Bene Gesserit entwickelt, andere Menschen zu manipulieren. Vorerst bleibt die Ursache dieser Fähigkeit unklar; das Spice scheint aber eine wichtige Rolle dabei zu spielen und von Folge zu Folge nimmt der Grad an Esoterik zu.
Der Imperator braucht eine Flotte, um den Spiceabbau auf Arrakis zu kontrollieren. Es entsteht ein Ränkespiel unter den Adeligen, bei dem sich der Vergleich zu Game of Thrones förmlich aufdrängt. Leider kann Dune Prophecy den Vergleich nicht standhalten und kommt über ein Mittelmaß nicht hinaus. Die Serie ist kein kompletter Reinfall und wird Fans des Franchise vielleicht begeistern. Es finden sich viele Elemente aus den Dune-Zyklen wieder, die das Bild des Kinofilms komplettieren. Allerdings hat die Serie auch mit einigen Problemen zu kämpfen.
Die Kulisse und die Ausstattung der Serie sind sagenhaft. Breit angelegte epische Szenen und die opulenten Kostüme der Figuren lassen das Dune-Universum zum Leben erwecken. Das Problem sind hingegen viele der Schauspieler, die phasenweise in den Kulissen herumstehen, als würden sie keine Regieanweisungen erhalten. Das Schauspiel der meisten Akteure ist unterirdisch und wirkt blass. Wenig Gestik und Mimik bewirken, dass die Charaktere in den ersten beiden Folgen wenig unterscheidbar sind und Gelegenheitszuschauer schnell das Interesse verlieren könnten.
Ab der dritten Folge beginnen die Rückblenden und der Zuschauer lernt die junge Valya kennen. Jetzt zieht die Spannung merklich an. Jessica Barden spielt überzeugend das junge Mädchen aus dem Haus Harkonnen, das die Führerschaft in der Schwesternschaft übernimmt. Travis Fimmel spielt Desmond Hart, der für den Imperator die Drecksarbeit übernimmt und schließlich zum ersten Anführer der neu gegründeten Sardaukar wird. Er hat die Rolle des Badass inne und sticht mit seinen Leistungen aus den anderen blassen Figuren heraus. Allerdings wiederholt er mit seiner Performance auch nur Ragnar Lothbrok, den er in der Serie Vikings gespielt hat. Der leicht angeschrägte Kopf mit dem wirren Blick erinnert doch sehr an den Wikingerfürsten.
Dune Prophecy verlässt sich auf den großen Namen und den Ballast der Geschichte, der mit den Büchern daherkommt. Zuschauer, die auf ein weiteres Dune hoffen, warten in der ersten Staffel vergebens. Arrakis spielt zwar eine Rolle, der Planet und die Sandwürmer kommen aber nicht vor. Der Schwerpunkt liegt auf der Gründung des Ordens der Bene Gesserit. Die Zusammenhänge zu Arrakis sind vorerst nur angedeutet und werden in der folgenden zweiten Staffel wohl eine Rolle spielen, die bereits angekündigt ist.
Die Zusammenhänge der Charaktere werden zum Ende der ersten Staffel teilweise aufgelöst und ergeben den einen oder anderen Aha-Effekt. Das ist spannend und rundet die Geschichte gut ab. Zum Ende der letzten Folge wird deutlich, dass es einen weiteren Akteur im Hintergrund gibt. Der Weg führt Valya nach Arrakis und die Folge endet mit einem Cliffhanger. Die Identität des Unbekannten wird nicht preisgegeben.
Dune Prophecy hat einen Umfang von sechs Folgen und eine Gesamtlaufzeit von ca. sechs Stunden. Die Serie teilt sich das Schicksal mit vielen Drama-Serien, die von den gängigen Streamingkanälen produziert sind. Endlosdialoge mit langen Einstellungen, die die Szenen unnötig in die Länge ziehen. Oftmals schauen die Figuren bedeutungsschwanger in die Leere, um ein Gefühl von epischer Größe zu vermitteln. Esoterik ist ein wesentlicher Bestandteil von Dune, von dem bereits Frank Herbert in seinen Büchern ausgiebig Gebrauch macht und der auch in der Serie zu finden ist. Trotzdem hätte eine Straffung der Handlung außerordentlich gutgetan
Übrig bleibt eine erste Staffel, die Leser und Fans der Buchvorlagen begeistern, Gelegenheitszuschauer aber langweilen könnte. Eine zweite Staffel ist bereits angekündigt und es ist nicht ersichtlich, ob die Macher hinsichtlich der Gangart etwas ändern werden. Der Zuschauer kann gut in den Dune-Kosmos eintauchen, allerdings wirkt die Inszenierung zeitweise allzu behäbig. Sollte die Serie in dem Stil weitererzählt werden, wird sie nicht über eine dritte oder vierte Staffel hinauskommen. Und das wäre schade, denn das Potential ist durchaus vorhanden
Dune Prophecy ist über Sky und Amazon im Stream abrufbar.
01/2025