Kauzige Typen und andere Anekdoten... - Diesmal: Ernst List/W. A. Hary
Kauzige Typen und andere Anekdoten...
Diesmal: Ernst
List/W. A. Hary
Horst
Hübner hat jahrelang bei Bastei und Marken gearbeitet. Dabei erlebte er den
Sturm und Drang des Unterhaltungsformats Heftroman mit.
Als
Redakteur in Bergisch Gladbach und Köln lernte er zahlreiche Autoren kennen.
Darunter gab es Großwildjäger, verhinderte Spione, und viele andere mehr.
Einige dieser Typen beschreibt Horst Hübner in Anekdoten.
Die
wiesen nicht selten eine bunte, bewegte und teilweise auch tragische Lebensgeschichte
auf.
Diesmal geht es um den Abenteurer Ernst List und W. A. Hary...
Hexen-Hermann hat mir die Frage gestellt, ob diese
Typen und noch einige mehr, die ich in den kommenden Wochen beschreibe, den
Heftroman durch eigene Erfahrungen geprägt haben. Das kann ich absolut bejahen,
das haben sie. Diese Autoren (und Redakteure) haben sehr viele ihrer eigenen
Erlebnisse und ihrer eigenen Schicksale und auch schöner Erfahrungen in ihre
Heftromane einfließen lassen. Sie kannten auch meistens den Ort, wo die Romane
spielten und die Romane hatten daher ein hohes Maß an Authentizität.
Dazu möchte ich ein bisschen weiter ausholen und
ein paar Personalien aufblättern. Wir hatten z.B. einen Mann aus Darmstadt, er
hieß Ernst List [Jürgen
Ernst List], er war der Halbbruder
von Gerhard Zwerenz, einem bekannten Schriftsteller.
List war leidenschaftlicher Großwildjäger und Afrika-Reisender.
Einmal brachte er seine Elefantenbüchse mit, ein anderes Mal ein Busch-Baby,
das war ein Halb-Äffchen, das er aus Madagaskar mitgebracht hatte. Er besaß
auch einen wunderschönen Ara aus Südamerika. Das Busch-Baby und der Ara lebten
immer in Fehde miteinander. Er hat mal beide dabei gehabt, und der Ara hat dann
versucht, das Busch-Baby in den Schwanz zu picken.
Das Äffchen brachte sich dann immer in Sicherheit,
lauerte aber nur darauf, dass der Ara versuchte, hoch zu fliegen. In so einem
Augenblick schnellte das Busch-Baby heraus, packte den Ara an den Schwanzfedern
und hielt diesen fest. Da hat es den Ara mit Schmackes aus der Luft auf den
Boden gehauen. Dann zankten sich die Zwei und der List musste wieder dazwischen
gehen.
List schrieb Abenteuer-Romane, er schrieb auch den
ein oder anderen Kriminal-Roman für Bastei
Manchmal gibt es zu den Personen, Menschen, die
ganz merkwürdige Dinge erlebt haben und die sie dann bei einem
Redaktionsgespräch losgeworden sind.
Ich habe da eine Episode von Wilfried A. Hary.
Hary war ja damals, vielleicht ist er es noch, beim
Zoll in Saarbrücken beschäftigt, und zwar am Flughafen. Eines Tages hatten die
am Flughafen einen Absturz. Eine Reisemaschine mit vier Personen an Bord
stürzte beim Startversuch am Rande des Platzes ab. Als man die Toten geborgen
hat, hatte man statt vier plötzlich fünf Tote.
Das ging nun nicht an, es wurde überlegt, ob da ein
blinder Passagier mitgeflogen war. Die Sicherheitskräfte, die Kriminalpolizei,
der Wachdienst, der Zoll, alle waren mit eingespannt. Dann wurden noch mal die
Bergungsprotokolle ausgewertet. Es hat also wirklich Wochen gedauert, bis man
den Vorfall rekonstruieren konnte. In dem Bericht war festgehalten, dass der
fünfte Tote vor dem Motorblock im Boden gesteckt hatte. Daraus resultierte dann
die Erkenntnis, dass die heiße Maschine mit den vier Insassen beim Absturz ausgerechnet einen Spaziergänger
außerhalb des Platzes getroffen und ihn mit dem stehenden Propeller und dem
nachfolgenden schweren Motorblock einfach in den Boden gerückt hatte. Das
ausbrechende Feuer hat bei ihm im Gegensatz zu den vier Insassen des Flugzeuges
keine Brandmale verursacht.
Hary war von diesem Zwischenfall sehr beeindruckt,
nachhaltig beeindruckt, da diese Angelegenheit schon mehr als ein halbes Jahr
zurücklag. Er hat noch mehr darüber gesprochen, er war bei diesem Fall sehr
engagiert und sehr einfühlsam. Er hat eine menschliche Anteilnahme erkennen
lassen, die man bei dem ein oder anderen Autor, wenn es um Schicksale im Verlag
im Umkreis der Autoren ging, nie oder selten vorgefunden hat.