# 22 Wenn einer eine Reise tut - 2 (Eine Trilogie)
# 22: Wenn einer eine Reise tut ... 2
(Eine Trilogie)
(Eine Trilogie)
Ich erzählte ja schon von den Regionalgruppen des Dan Shocker's Fantastik Club 'Marlos'. Wir waren die Aktionsgruppe 2000. Dan Shocker bat Anfang 1982 alle Leiter der Regionalgruppen zu einem Meeting in seine Privathaus nach Altenstadt. Das hätte Jason Dark nie getan. Er war immer etwas distanziert, während Dan Shocker selbst einmal Fan war und einfach offener war.
Was sich da zugetragen hat, ist eine andere Geschichte, aber An- und Abreise im Januar 1982 waren schon sehr abenteuerlich. Heute kann man darüber lachen, aber der Weg in der Gruppentherapie war lang und steinig.
Geschneit hatte es. Die Anreise begann für mich am Freitagnachmittag. Nach der Schule (Oberstufe) ab in den Zug ab Stade. In Harburg kurz bei Norbert pausiert und gegen 23:30 Uhr ab in den Nachtzug nach Frankfurt. Bis Hannover war alles in Ordnung, aber da 96 am Samstag in Darmstadt bei den Lilien spielen musste, war ab Hannover Schluss mit Ruhe. Ein ziemlicher Haufen Fans von 96 bestiegen den Zug, um ihre Truppe am nächsten Tag zu unterstützen. Die 96‑Fans feierten ausdauernd vor dem Spiel (während und nach dem Spiel gab zu dieser Zeit kaum Anlass zur Fröhlichkeit und zum Feiern).
Nun wir erreichten ohne geschlafen zu haben Frankfurt. Ich weiß nicht, ob jemand die Radio Comedy Stenkelfeld kennt. Da gibt es in einem Sketch den prägnanten Satz: "Sie erreichen Wiesbaden um 21:04 auf Gleis 1 und fahren um 21:07 Uhr von Gleis 21 ab. Das kann man schaffen." Wir haben etwas Ähnliches vollbracht und den Vorortzug nach Altenstadt, übermüdet wie wir waren, gerade noch so erwischt. Das Ding hielt an aber nun an jeder Milchkanne, als er in die Gegend, die man gemeinhin Wetterau nannte, fuhr. Beeindruckend. Aber dann war es geschafft. Wir hielten die Hinfahrt schon für strapaziös, aber man soll den Tag nicht vor dem Abend loben.
Aber die Rückfahrt war noch viel anstrengender. Zunächst einmal fuhr am Samstagabend nur ein Bus nach Hanau und erst ab da die Bahn. Da die Straßen verschneit waren, kam der nur langsam voran und schaukelte eher gemütvoll Richtung Hanau. Sicher, aber zu langsam. Schon in Hanau lagen wir nur noch knapp im Plan. Dann der Umstieg. Es wurde immer knapper (und jetzt noch mal das Stenkelfeld-Zitat). Man kann es schaffen, muss aber nicht. Wir haben nicht. Die Rücklichter des Zuges waren zu sehen, die aus dem Frankfurter Sackbahnhof fuhren, als wir ausgepumpt am Gleis ankamen.
Jeder von uns hatte noch roundabout 5,00 Mark, was für einen Burger und ein Buch reichte. Und dann warteten wir lockere drei Stunden, bevor der nächste Zug fuhr. Mal verliert man und mal gewinnen andere, um mal eine Fußballerweisheit in den Raum zu stellen.
Als wir dann den Nachtzug betraten, die Sitze ausklappten (das ging früher) und die Schuhe auszogen, die wir seit 40 Stunden trugen, oh Mann. Eine ältere Dame hielt kurz ihre Nase ins Abteil und verschwand wieder (Zum Glück war der Zug nicht voll). Ein leicht würgendes Husten zeigte die Richtung an, in die sie verschwand. Und dann wurde geschlafen. Der Zug fuhr nach Dänemark. Glücklicherweise weckte uns in Altona der Schaffner und fragte uns, wo wir hinwollten Sonst hätten wir noch Pølser essen sowie ohne Geld den Rückweg antreten dürfen. Glück gehabt!
Nürnberg 1983, Juli, Marlos Con. Norbert, der unvergleichliche Jörn Drögemöller und ich auf dem Weg dahin. Ich hatte mich am Freitagnachmittag schon mal auf den Weg nach Hannover gemacht, denn auf dem zeitgleich stattfindenden SFCD-Treffen sollte Ernst Vlcek (Dämonenkiller, PR) zu Gast sein und ich hatte Fragen.
Ganz im Gegensatz zu der von W. K. Giesa verbreiteten These hatten die SF-Fans weder Hörner und rochen nach Schwefel noch trugen sie Mao-Bibeln unter den Arm und probten die Weltrevolution (vgl. As Time Goes By #24). Insgesamt ein sehr angenehmer Nachmittag. Etwa gegen 1:00 Uhr nachts wollte ich in Hannover zusteigen, um Norbert und Jörn zu treffen.
Jörn war in seltsamer Stimmung. Wir wollten schlafen. Jörn öffnete Dosenbier (was man mit einer erstaunlichen Lautstärke tun kann) und spielte Heavy Metal. Man wurde knurrig. Die Grundstimmung sank. Am Morgen in Nürnberg gingen wir umher und hatten Zeit die doch recht hübsche und historisch nicht unbedeutende Stadt zu sehen. Jörn quäste, er wolle sitzen, wäre erschöpft. Ein Karstadt schaffte Abhilfe. Frühstück. Kaum saßen wir und hatten noch nicht einmal den ersten Schluck Kaffee intus oder von unseren Brötchen abgebissen, da meinte Jörn. "Nun wollen wir gehen." Da hilft hyperventilieren und meditieren. Das Mantra lautete glaube ich: "Ich töte ihn nicht ‑ Ich verstümmele ihn nicht ‑ Ich tö "
Die Rückfahrt nach einigen Aufnahmen für den Zamorra-Film und Erlebnisaustausch SFCD-Con und Fest der Fantasie (wo Giesa und Michael waren). Zwei Züge auf zwei Gleisen. Beide nach Hamburg. Wir hatten Mühe, einen Sitzplatz zu finden. Jörn schlief sofort ein und war selbst durch intensives Rütteln nicht aus seinem Koma zu erwecken. Norbert und ich beschlossen trotzdem, den zweiten Zug auf freiere Abteile zu untersuchen, wo man sich lang machen konnte.
Nichts gefunden. Wieder zurück zum anderen Zug. Jörn war weg. Musste wach geworden und sofort los gestolpert sein. Zug fuhr ab. In Hamburg standen wir auf dem Bahnsteig, als uns Jörns Gepäck noch aus dem Waggonfenster gereicht wurde. Das war ein Trip. Zugfahren kann schon entnerven.