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# 118: Der Fluch des „e“

As Time Goes By# 118: Der Fluch des „e“

Die Zeit, als die fotomechanische Wiedergabe von Texten bei den Fanzinemachern den Spiritusumdruck ablöste, war eine Bessere. Es stank nicht permanent nach Alkohol. Die Arbeit wurde leichter.

Die Älteren werden sich (auch aus der Schule) an die Umdrucke und ihren Geruch erinnern. Fotokopien waren geruchsneutral. Ein Vorteil. Es ging schneller. Auch mussten (bei höherer Auflage) Matrizen doppelt und dreifach in identischer Form hergestellt werden (insbesondere für Zeichner ein Quell unermüdlicher Freude), was bei der Kopie wegfiel.


Doch die Kopie hatte auch ihre Tücken. Da war der Vorfall mit der Nummer 5, als Norbert und ich am rechten Rand zwei Buchstaben wegkopierten. Zudem kam es vor, dass bei der Vorlagenerstellung mal die Seiten vertauscht wurden, so dass die Seite 3 ganz nach hinten rutschen würde, während eine Seite von hinten anstelle der Drei erscheinen würde. Das war gar nicht so einfach und es galt als Mann am Kopierer mächtig aufzupassen, sonst...

Aber der große Find war nicht das Kopieren an sich. Da galt es ja nur die Augen aufzuhalten und wach zu sein. Das war ein reines Konzentrationsproblem. Aber es gab etwas, dass man Ehesten mit den Gesetzen des unsterblichen Murphy in Verbindung bringen könnte. Das war der Fluch des „e“...

Vergessen wir die seligen Zeiten des Computer, der es ja ermöglicht eine Textüberschrift in vielen Schriftarten und beliebigen Größen herzustellen. Nein, wir gehen zurück in die Zeiten der Schreibmaschine. Selbst mit Typenrad und Kugelkopf waren bestenfalls dürftige Überschriften herzustellen. Das sah nicht aus.

Aber es gab einen Weg. Der Markenname war Letraset (ist ers noch?). Da gab es Buchstaben in ganz hübschen Schriftarten in unterschiedlichen Größen, die mann durch reiben (rubbeln) von einer Folie aufs Papier übertragen konnte. Höchst praktisch.

Aber irgendwann – zumeist am Wochenende oder am Abend nach Geschäftsschluss – holte den Nutzer ein ganz bestimmter Fluch ein. Der Fluch des „e“ bzw. des fehlenden „e“.

Da saß er nun, der willige Redakteur und rubbelte entlang von Hilfslinie die Überschriften auf. Und plötzlich fehlte ihm auf der Folie ein benötigtes „e“. Da das „e“ der häufigste Buchstabe im Deutschen ist war das am Ehesten der Fall, obwohl Letraset schon mehr von diesem Buchstaben auf der Folie untergebracht hat. Hektisch wurden andere Folien durchsucht. Aber nee, auch da kein „e“ mehr zu finden..

Grausig.

Lösung des Problems: Lücke lassen, weiter rubbeln. Zum nächstmöglichen Zeitpunkt dann in den Coffeeshop „e“ kopieren ausschneiden und mittels Papierkleber aufpappen oder Letraset nachkaufen. Dann Lücke schließen. – Ätzend.

Noch Jahre nachdem wir nicht mehr geklebt haben, um Überschriften zu erzeugen, oder der Zauberspiegel pausierte und seiner Wiederbelebung harrte, hatte ich zahllose Folien mit Buchstaben rumfliegen auf denen noch das „q“, das „y“, das „x“ und andere Buchstaben vorhanden waren. Sogar in ansehnlicher Menge, aber man um diese noch sinnvoll einzusetzen, brauchte man Vokale. „o“, „i“ und „u“ waren noch vorhanden. Das „a“ hingegen war schon knapp, aber das „e“ fehlte komplett.

Beim Zauberspiegel fanden wir dann eine Lösung. Über die will ich in der nächsten Woche berichten...

Kommentare  

#1 Mainstream 2009-06-13 19:39
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ICH WEISS DIE LÖSUNG !
ICH WEISS DIE LÖSUNG !

Also, wenn das 'e' zu Ende war nahmen wir kurzerhand...
Ach nee, bin mal gespannt, ob ihr die selben Lösungen hattet.
#2 Harantor 2009-06-15 18:31
Dann warte mal ab...
#3 Pisanelli 2009-06-15 19:28
Ich bin unglaublich froh, dass ich mit dem Beginn des Computerzeitalters Bürokauffrau wurde. Diesen Wahnsinn mit Kopien, Matrizen und Schreibmaschine musste ich zum Glück nicht mehr mitmachen. Ich glaube nicht, dass ich dann diesen Beruf ergriffen hätte... ;-)

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