# 24 Der gemeine SF-Fan
# 24: Der gemeine SF-Fan
Aber in den Achtzigern trieb ihn etwas um. Die Phobie vor dem SF-Fan. Wenn man nur das Wort SF-Fan oder SF-Fandom in den Mund nahm, bekam er hektische rote Flecken und setzte zu einer ungeahnt heftigen Tirade über diese Burschen an. Unerträglich, Weltrevolutionäre und Typen, die einen mit Vereinsmeierei den Spaß am Fansein nehmen. Er warnte nachdrücklich davor, mit SF-Fans etwas zu tun zu bekommen.
Nimmt man die SF-Times (die gern als das branchenbestimmende Fachblatt hingestellt wurde, was sie nicht war. In der SFT wurde lediglich am lautesten gebrüllt), die damals unter anderem von Ronald M. Hahn (man erinnere sich an "unser Hähnchen"; As Time Goes By #4) maßgeblich gestaltet wurde, als Beispiel kommt das durchaus hin. In der SFT fand sich unter anderem H. J. Alpers berühmtes "Kongo-Müller"-Zitat über Conan, welches überhaupt nicht haltbar ist, aber eben nett und provozierend klingt. Da wurde nach der literarisch-revolutionären SF gesucht. Aber Herr Hahn war dann u. a. bei Ullstein (nicht der Verlag, der mir als erstes in den Sinn kommt, wenn ich an Weltrevolution denke). Ebenso war Alpers bei Moewig (der Verlag, der Perry Rhodan macht, eines der Feindbilder der SFT), ein Haus, das auch nicht wegen des Schwenkens roter Fahnen auf literarischen Barrikaden bekannt wurde.
Aber es gab auch immer einfach nur den Typ SF-Fan, der das Genre mochte und wie alle Fans nur ein netter Mensch war, was W. K. zumindest damals aufgrund negativer Erfahrungen völlig verdrängt hatte. Die AGSF muss ihm dabei den Rest gegeben haben und die Geschichten, die er darüber zu berichten hat, könnten Dutzende Folgen von As Time Goes By füllen. Da wurde mit Anwälten gedroht. Werner selbst, so erzählte er gern, stellte dann als Höhepunkt einen Ausschlussantrag gegen sich selbst. Auch der SFCD bekleckerte sich nicht immer mit Ruhm. Auch da kam es bei Vorstandswahlen zu seltsamen Streitigkeiten, die ein Niveau erreichten, dass schon Format hatte. Vielleicht wird sich irgendwann mal ein Alt-Fan darüber auslassen.
Aber als ich 1983 mich am Freitag vor dem Marlos-Treffen in Nürnberg auf den Weg zum SFCD Jahrescon nach Hannover machte, war ich von Sorgen erfüllt. Würden sie mich fressen, zur Weltrevolution bekehren, rösten oder das Gehirn waschen?
Aber was traf ich. Überwiegend nette Menschen, die einfach nur SF in allen Spielarten gut fanden, mit denen ich prima unterhalten konnte. Ich konnte ihnen sogar von meiner Vorliebe für den Horror, das Horrorheft und brachiale Fantasy á la Conan erzählen, ohne gelyncht oder zumindest als verkappter Faschist oder "Kongo-Müller" beschimpft zu werden. Wo waren die von WK an die Wand geworfenen Ungeheuer? Wo die Weltrevolutionäre?
Das war ja gar kein Abenteuer. Mit W. K.'s Tiraden im Hintergrund hatte ich mich auf heftige Auseinandersetzungen gefreut. Es wäre mir ein als streitbarer Recke ein echtes Fest gewesen. Was das Horrorheft anging, kamen eher neugierige Nachfragen denn empörte Aufschreie. Auch Ernst Vlcek, der ja dem Heftroman verbunden war und ist und der dann auch noch dem Horror via des Dämonenkillers und der Fantasy via Mythor zugeneigt war (und das alles im Heft), wurde nicht von einem wütenden Mob aus SF-Fans aus dem Gebäude gejagt. Nein, er war einer der Ehrengäste. Seltsam, dachte ich mir. Aber es ist so passiert.
Ich jedenfalls hatte einen tollen Tag unter den SF-Fans und habe mich prächtig amüsiert.
Nee, nee, lohnt sich gar nicht darüber zu schreiben. War ja gar nix los. Nebenbei bemerkt: Auch bei W.K. Giesa verblassen die Schatten der Vergangenheit. Er ist auf dem Colonia-Con anzutreffen, einem SF-Con