Wer hat an der Uhr gedreht, ist es wirklich schon so spät?
Als ich eines Tages in einem Karton meiner Mutter Gruselliteratur fand, lagen auch Macabros Larry Brent dabei. Nachdem ich John Sinclair und Zamorra gelesen hatte, las ich die Romane von Dan Shocker, tja, der Rest ist Geschichte. Von nun an las ich alles was ich von Larry, Björn und Co in die Finger bekam, aber auch die Silber-Grusel-Krimi-Romane, die für meinen Geschmack besser als die von Bastei waren. Klar, die Kelter.Romane las ich auch, aber das war Zeitvertreib!
Aber bei Larry Brent und Macabros war es was anderes, etwas was mir am Anfang nicht klar war. Bei diesen tauchte man [...] in Welten ein, die noch nie ein Mensch zuvor gesehen hat [aus Enterprise]. Jürgen Grasmück steckte mit Leib und Seele in seinen Geschichten - und manchmal denke ich mir, wenn ich so zurückblicke - er hatte das Farbband seiner Schreibmaschine mit seinem Herzblut getränkt! Diese Erkenntnis kam mir erst als ich selbst zu schreiben begann (auch wenn ich es nur als Hobby und nicht professionell betreibe!). Für mich wird er immer einer der "Großen" Schriftsteller bleiben, der sich ohne zu scheuen mit den Klassiker messen kann.
Doch wir sprechen ja hier über Horrorheftromane im allgemeinen - und das diese einen runden Geburtstag feiern. Ich selbst bin eigentlich erst mit der der Horrorheft-Szene 1984 beim Halloween Treffen des Dan Shockers Fantastik-Club in Berührung gekommen, und daher zähle ich mich zu den 'Alten Weisen', die schon von Anfang an - also seit 1968 - dieses Genre kennen.
Für mich persönlich ist Horror mehr als nur Draufhau-Schädelzertrümmer-Blutspritz-GedärmeausdemBauchquillen, wie man es bei Splatterfilmen sieht oder in gewissen Horrorromanen beschrieb. Horror ist der eiskalte Schauer, der einem beim Lesen (am Besten im Dunkeln am Kamin oder bei Kerzenlicht) über den Rücken läuft - und das im geheitzten Zimmer! Ein gepflegtes Gruseln ist mir mehr wert als wenn die Aktion die Handlung vorantreibt. Ein guter Horror- bzw Gruselroman besticht durch seine Storyline, seine gekonnten - und trotzdem einigermaßen logischen - Handlungen und Wendungen, einem Held - der auch seine Fehler hat - und dem Bösen - das nicht nur böse ist, sondern dem Held auch geistig herausfordert!
Eine gute Story ist erst dann gut, wenn sie einen zum Durchlesen zwingt und man so tief in sie eintaucht, dass man erst auf die Uhr blicken muss um festzustellen das der vermeintliche Sonnenaufgang schon wieder der Sonnenuntergang ist! :-) Frankenstein, Dracula, Dr. Jeckyll & Mr.Hyde sind für mich heute genauso spannend, wie als Halbstarker, aber auch die sogannten Groschenromane, wie man die Heftromane abwertend taufte, haben ihre Berechtigung in der Literatur - und egal welche Qualtität sie nun für den ein oder anderen Leser haben sollten - sind sie es alle wert in einer Bibliothek - wie es in Marburg eine gibt - der Nachwelt erhalten zu bleiben.
In der heutigen Zeit, in der die Uhren nicht nur schneller laufen als in unserer Jugend sondern rasen - manch einer von uns hatte früher die Altvorderen für etwas komisch gehalten als diese das gesagt hatten - kann lesen eine Oase der Ruhe und des Friedens sein, die so manch einer von uns braucht um nicht durchzudrehen.
Das war's von mir für dieses mal. Auf die nächsten 60 Jahre, dann schreib ich was zum 100. Jübiläum :-)
Kommentare
danke, eigenlich habe ich nur geschrieben was mir gerade so durch den Kopf ging. Aber es stimmt: über die Zeit macht man sich erst gedanken wenn man - in meinem Fall - sieht wie "schnell" das eigene Kind älter wird.
Man ist halt nicht unsterblich und hat auch nicht die ewige Jugend gepachtet
Ach ja, beim Thema "alt" - ich grüsse hier mit alle alten Marlos-Bürger die mich noch (in hoffentlich guter) Erinnerung haben.