Erinnerungen an eine wunderbare Zeit
Kreativ, energiegeladen
und doch auch von einer gewissen Anarchie geprägt wurden etliche Fanclubs und
Magazine geführt bzw. vertrieben.
Da hat es mitunter auch
gewaltig gemenschelt und nicht immer ließen wir uns vom ehernen Grundsatz
leiten, dass man 11 Freunde sein muss, um erfolgreich bestehen zu können.
Viele unterschiedliche
Charaktere erzeugen auch diverse Spannungsfelder. Diese haben sich hier und da
auch entsprechend entladen und haben an manchen Tagen die Freude am Hobby etwas
in Frage gestellt oder doch zuminderst leidlich geschmälert.
40 Jahre Horrorheftroman
Ich muss so um das Jahr
1975 erstmals mit Heftromanen wirklich in Kontakt gekommen sein. Ich warf hier
und da auf diverse Ausgaben unterschiedlicher Serien einen Blick, aber zu
regelmäßigem Lesen kam es wohl eher erst gegen 1979/1980.
Viele der Romane erstand
ich kostengünstig auf etlichen Flohmärkten und erst als sich meine eindeutigen
Präferenzen herauskristallisierten, fing ich an diese auch gezielt im
Zeitschriftenhandel zu kaufen bzw. letztendlich zu abonnieren.
Natürlich bekam auch ich
damals mehrfach die Frage zu hören, warum es denn ausgerechnet dieser Schund
sein müsste und warum ich denn nicht auf richtige Literatur umschwenken
würde, usw. Ich denke, dass nur die Wenigsten von uns diese Frage niemals
gestellt bekommen haben.
In meinem Fall wurde es
großzügig als vorübergehende Verwirrung abgetan und früher oder später würde
dieser Spuk vorüber gehen und damit gaben sich die Besorgten zufrieden
gestellt.
Meine erste große
Leseliebe im Bereich des Horrorheftromans war uneingeschränkt Jürgen Grasmück
mit seinen Serien Macabros und Larry Brent. Wobei ich ehrlicher Weise gestehen
muss, dass ich nie wirklich ein richtiger Horrorfan war, sondern mehr aus der
Ecke Science Fiction/Fantasy kam und vielleicht auch deswegen eher Macabros bei
mir großen Anklang fand.
Intelligenten Horror fand
jedoch schon immer eine gute Resonanz bei mir, aber Splatter oder
handlungsfreie Schlachtorgien haben eigentlich immer nur einen Reiz ausgelöst,
nämlich den Reiz des fortgeschrittenen Desinteresses.
Dies ist bis heute so auch
geblieben.
Über die Serien Macabros
und Larry Brent kam ich auch nach und nach mit etlichen Mit-Lesern in Kontakt.
Aus diesen Kontakten entwickelten sich über die Jahre sehr viele gute
Freundschaften, wenn auch in der Zwischenzeit fast alle wieder den Weg ins
Nirvana gegangen sind. Aber das liegt wohl in der Sache der Natur, denke ich.
Über einen dieser
Kontakte fand ich auch den Weg zum Fantastik Club, welcher mehr oder weniger
Jürgen Grasmücks Hofstaat darstellte. Mit dem Fantastik Club verbinde ich
viele glückliche Jahre und sehr, sehr viele positive Erinnerungen.
Unvergesslich die Besuche
der Marlos Cons und natürlich die wunderbaren Menschen, die ich durch diesen
Club kennen lernen durfte.
Für immer in mein
Gedächtnis gebrannt ist das fünfte Marlos Treffen in Nürnberg, welches im
August 1983 stattfand. Zum ersten Mal traf ich Jürgen persönlich und noch einen
weiteren Autoren, der für mein weiteres Wirken im Fanbereich unendlich viele
Anreize geben sollte nämlich Werner Kurt Giesa.
Leider fand mein
Engagement im Fantastik Club kein positives Ende. Die Begleitumstände hierfür
sind mir bis heute bis zu einem Großteil ein Rätsel und keiner der damals
Verantwortlichen, so z.B. Harry Pfister, konnte mir wirklich erklären, was
Jürgen zu diesem irrationalen Ausraster bewegt hatte, der letztendlich zu
meinem Austritt beim Club führte.
Viel Zeit ist seither
vergangen, viele weitaus wichtigere Dinge sind geschehen. Jürgen hat uns
ebenfalls schon verlassen und an dieser Stelle soll keine schmutzige Wäsche
gewaschen werden
Viele Weggefährten aus
dieser Zeit fallen mir spontan wieder ein; Kurt Labude, Oliver Grimm, Stefan
Meyer, Irmtrud & Sonja Mahler, Peter Roegner, Erik Schreiber, Ralf
Radzuweit, Thomas E.T. Eichinger, Klaus Nieder, Klaus Held, Alfred Wallon und
so weiter und so fort
Natürlich darf ein Name
in dieser Aufzählung nicht fehlen und muss an dieser Stelle separat genannt
werden, nämlich Armin Steiner. Für einige Jahre fast schon eine Art von
Seelenverwandtem und mit-treibende Kraft hinter solchen Projekten der UPA wie
z.B. Merlins Stern, Flaming Desire, Brik Simon, Tränentau, Yan Monro, Der Nerv
und was da sonst noch alles im Rahmen unseres Fanverlages publiziert wurde.
Wo auch immer Armin in
diesen Tagen sein Unwesen treiben mag, ich hoffe von Herzen, dass sich seine
Lebensträume so entwickelt und erfüllt haben, wie er es sich immer gewünscht
hatte.
Aus jenem besagten Marlos
Treffen in Nürnberg ergab sich für mich die Heftroman Lese-Liebe meines Lebens è
Für viele Jahre zog mich
diese Serie in Ihren Bann und lies mich erst viele Jahre später wieder los.
Wie so viele andere auch
hatte ich wohl das Glück in die Serie einzusteigen, als Werner gerade die wohl
beste Schaffensphase seines Schriftstellerlebens hatte und viele wirklich sehr
gute Heftromane ablieferte.
Es war dann das Autoren
Dreigestirn Werner, Rolf und Manfred, die mich 1984 beim Frankensteinfest auf
der Burg Frankenstein in Darmstadt-Eberstadt erfolgreich köderten, um das PZ
Fanmagazin Merlins Stern zu übernehmen. Der damalige Herausgeber Thomas
Eichinger musste so weit ich mich erinnere zum Bund und wollte aus diesem und
noch dem einen oder anderen Grund das Magazin in neue Hände geben. Dieses waren
denn letztendlich meine Hände und ich habe diese Zeit in vollen Zügen genossen.
Ich empfinde aus dieser
Zeit heraus auch noch eine große Dankbarkeit Werner gegenüber, der während meines
Schaffens bei Merlins Stern immer mit Rat und Tat zur Seite stand. Viele
exklusive Beiträge unendgeldlich pünktlich ablieferte und für seine Fans so
manche zusätzliche Belastung auf sich nahm.
Ich möchte jetzt nicht
jede einzelne Serie aufzählen, die ich mal gelesen oder in irgendeiner Form
verfolgt habe. Dies würde wahrlich zu weit führen. Jedoch will ich es nicht
verhehlen, dass ich mit einer Serie nie wirklich warm wurde è
Irgendwie ging mir die
Faszination, die viele Fans dieser Serie abgewannen, vollends ab und die
mehrfachen Leseversuche endeten immer wieder mit Kopfschütteln und dem beiseite
legen des Heftromans nach einigen Seiten. Ich maße mir jetzt kein
abschließendes Qualitätsurteil über diese Serie zu, aber es passte einfach nicht
mit uns beiden.
Irgendwann gab ich dann
auch die Staffel bei Merlins Stern weiter und widmete mich neuen Projekten. Die
große Zeit der GPFA und seinem angegliederten Fachverlag UPA begann. Für
einige Jahre waren Armin und ich wirklich sehr umtriebig und versuchten nicht
nur eigene Projekte zu realisieren, sondern gaben auch anderen die Möglichkeit
ihre Ideen umzusetzen, indem wir die Finanzierung und den Vertrieb übernahmen.
Um ehrlich zu sein, war nicht jedes Projekt von finanziellem Erfolg gekrönt,
aber es war unser Hobby und da wurde auch schon einmal die eine oder andere
Mark investiert ohne Aussicht auf Wiedersehen.
Wir hätten auch die
Chance gehabt aus diesem Hobby eventuell mehr zu machen, aber dies scheiterte
letztendlich.
1990 entschied ich mich
dann mich beruflich zu verändern. Nach einigen Jahren des Orientierens war ich
mit mir selbst übereingekommen, dass ich Karriere machen wollte und vor allem
dem öden Trott meines damaligen Jobs entfliehen wollte.
Damit einher ging auch
ein Umzug in ein anderes Bundesland.
Langsam musste ich
realisieren, dass ich mein Engagement im bisherigen Umfang nicht mehr Aufrecht
erhalten konnte. Berufliche Anforderungen und Freundeskreis sowie meine Liebe
für den aktiven Fußball forderten ebenfalls ihre Rechte und alles zusammen war
kaum noch im Einklang zu halten.
1992 lernte ich dann
meine Frau kennen und lieben. 1993 folgte die Hochzeit, verbunden mit einem
größeren Karriereschritt und letztendlich 1994/1995 meine letztendliche Abkehr
vom aktiven Fandasein.
Nach und nach schlief
auch das Interesse am Heftroman ein. Ich glaube die einzige Serie, die ich noch
aktiv verfolgte war
Für einige Jahre blieb
ich noch in Kontakt mit dem einen oder anderen, aber nach und nach schliefen
diese Kontakte ein. Was ich im Nachhinein sehr bedauere.
Die einzigen Kontakte,
die ich über die Jahre Aufrecht erhalten konnte, waren Volker Krämer und Renate
Kissel. Auch wenn ich nicht immer der treueste Anrufer war und bin, bedeuten
mir diese Kontakte nach wie vor sehr viel und ich werde mein Möglichstes tun,
um diese bewahren zu können.
So war es auch Volker,
der mich auf Horst und sein Online-Fanzine Zauberspiegel aufmerksam machte.
Natürlich kannte ich Horst und Norbert noch aus den alten Zeiten und für mich
war es fast wie ein kleines Wunder, das Horst über all die Jahre die
Faszination Aufrecht erhalten konnte.
Hierfür kann man ihn nur
bewundern und auch sehr viel beneiden.
Irgendwie merke ich, dass
mir etwas zu fehlen scheint. Das Leben hat es gut mit mir gemeint, ich kann
mich nicht im Geringsten beschweren. Aber seitdem ich auf den Seiten des
Zauberspiegels gesurft habe, verspüre ich wieder ein Zucken in den Fingern.
Es hat mir wirklich
riesigen Spaß gemacht diese Erinnerungen aufzuschreiben. Vielleicht werde ich
den Ansprüchen des 40 Jährigen Horrorheftromans damit nicht gerecht, aber für
mich selbst war es wie Balsam für die Seele.
Viele bekannte Gesichter sind
während des Schreibens an meinem geistigen Auge vorbeigezogen, zumindest so,
wie ich diese in Erinnerung habe.
Mit diesen Gesichtern
verbinde ich viele wundervolle Erinnerungen und dafür möchte ich mich an dieser
Stelle noch einmal bei jedem einzelnen Begleiter aus dieser Zeit sehr herzlich
bedanken. Selbst auf die Gefahr hin, dass keiner derjenigen diese Zeilen jemals
zu lesen bekommt.
Leider scheint die
Fanszene in diesen Tagen sehr zu stagnieren oder noch viel schlimmer stark
rückläufig zu sein. In Zeiten einer Flutüberreizung an Unterhaltungsmöglichkeiten
ist dies wohl aber nicht zu vermeiden. Es scheint auch so zu sein, als ob die
noch vorhandenen Verlage auch nicht mehr so recht zu wissen, wie sie mit dem
Medium Heftroman wirklich umgehen sollen. Die Umsatzzahlen sinken ebenso stark
wie die Auflagenzahlen und es bleibt die Frage, wie lange es den
Horrorheftroman in seiner bekannten Form noch geben wird.
Was auch immer die
Zukunft bringen mag, die Erinnerungen an die Vergangenheit kann uns keiner
nehmen und mit dieser Gewissheit möchte ich an dieser Stelle auch schließen.
Verliert niemals die
Lesefreude und lasst euch von niemandem vorschreiben, was ihr lesen sollt.
Haltet nicht zurück mit eurer Meinung, aber respektiert immer die Person, mit
der ihr die Diskussion führt. Reden scheint immer mehr die dominante Disziplin
zu werden, aber Zuhören fällt vielen immer schwerer.
Kommentare
Wir sind also alle abhängige Gruselheft-Junkies...