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Die Lust an der Katastrophe

Flieg, IkarusDie Lust an der Katastrophe

Endzeitserien wie Maddrax führen genüßlich den Zusammenbruch der Zivilisation vor.  Jetzt ist die Stunde der einsamen Helden gekommen, die sich vorzugsweise allein den monströsen Gefahren stellen müssen.

Plötzlich geht es nur noch um Kraft, Willensstärke, Geschicklichkeit und Entschlossenheit. Und vor diesem Hintergrund besteht ein Großteil der Geschichten dann aus einer Abfolge von Kämpfen, Zweikämpfen und heroischen Schlachten. Aber auch SF-Serien machen hier zuweilen Anleihen.

 
Große Katastrophen geben eine hervorragende Kulisse ab, vor der unsere Helden dann mit vielen Freiheiten agieren können. Unvergessen sind die Zeiten der Terra-Patrouille, die bei Perry Rhodan im Aphilie-Zyklus auf einer verlassenen Erde ohne Menschen agierte. Ein anderer Zeitabschnitt der Serie ist aber wohl noch treffender. Ich denke da an den Schwarm-Zyklus. In Band 500 kehrte der Erbe des Universums aus Gruelfin zurück und fand eine Galaxis in Agonie vor. Überall brach die Zivilisation zusammen, weil die Menschen und die anderen galaktischen Völker verdummt waren. Nur Rhodan und einige wenige Immune stemmten sich dem Untergang entgegen und versuchten zu retten, was noch zu retten war. Ähnlich beginnt der Wanderlust-Zyklus bei Rettungskreuzer Ikarus. Hier sind es die jüngere und mittlere Generation, die plötzlich von der Wanderlust gepackt werden und ihre Planeten verlassen. Zurück bleiben nur die Kinder und die Alten, die verzweifelt versuchen, Produktion und Infrastruktur am Laufen zu halten. Während man bei Rhodan seinerzeit wohl ein Dutzend Romane damit verbrachte, die Situation herrlich in allen Einzelheiten auszumalen, begnügte man sich bei Ikarus allerdings mit zwei, drei Titeln.

Denn, so schön das Katastrophen-Szenario aber auch ist, auf Dauer muss dem Leser mehr geboten werden. Bei Rhodan stellte sich seinerzeit heraus, dass der Schwarm hinter der Verdummung steckte und es begann die Suche nach und der Kampf gegen die Lenker des Schwarms. Und auch beim Wanderlustvirus im Ikarus-Universum handelt es sich keineswegs um ein natürliches Phänomen. Die geheimnisvollen Kallia haben den Virus vor langer Zeit kreiert, um so schnell und billig eine große, körperlich fitte und geistig hoch motivierte Kampftruppe zu erhalten. Und so beginnt die Suche nach den Kallia bzw. ihrer Hinterlassenschaft.

Blicken wir noch einmal zurück auf die letzten Bände:

Seit Band 42 "Gesandtschaften" von Sylke Brandt verfolgt die Ikarus die Infizierten, um so mehr über den Virus und seine Urheber herauszufinden. Dazu hat sich die Crew aufgeteilt Dr. Anande, Trooid und An'ta 35-7 haben sich unter die Infizierten anbord einer Weltraumarche gemischt während Sentenza, DiMersi und Thorpa heimlich der Arche folgen. So traf man schließlich auf die "Kasernenwelt" (Nummer 43 von Dirk van der Boom). Hier wartet seit Generationen ein Millionenheer von hochmotivierten Infizierten unter ärmlichsten Lebensbedingungen auf den Einsatzbefehl. Im Laufe der Zeit hat es aber unter ihren Nachkommen auch einige Immune gegeben. Sie führen ein geheimes Leben am Rande der Gesellschaft. Diese "Schlechtgelaunten" haben sich ihrerseits auch wieder in zwei Gruppen aufgeteilt. Eine hofft auf Hilfe von außerhalb, während die andere, die "Erleuchteten",  sich um so mehr anstrengt den Geboten der Auftraggeber, der Kallia,  nachzukommen. Dirk van den Boom hat sich sehr viel Mühe gegeben, die Charaktere dieser Gruppen und ihre Motive herauszuarbeiten. Band 44 Zusammenbruch schilderte dann eher ein Intermezzo, nämlich die Erstürmung einer Raumstation auf der ein Konzern ein vermeintliches Heilmittel gegen die Seuche produzierte. Um so mehr fieberte man dem aktuellen Band entgegen. Würde man den geheimnisvollen Verbreitern des Virus endlich auf die Spur kommen?

Wächter des ImperiumsAchim Hiltrop greift nun in Band 45 "Wächter des Imperiums" die Geschehnisse auf der Kasernenwelt wieder auf, widmet aber auch einen Großteil des Romans den Söldnern der Schwarzen Flamme. Auch diese Organisation besteht aus mehreren Fraktionen, die sich bekämpfen. Die Kasernenwelt erhält nach Generationen endlich das Signal für den Aufbruch. Leider ist der Planet inzwischen aber so vor die Hunde gekommen, dass es an funtionsfähigen Waffen und Raumschiffen mangelt. Als der marode Hauptrechner auch noch der Versorgung der Bevölkerung nur noch eine untergeordnete Priorität zuordnet - schließlich sollen ja eigentlich alle aufbrechen - droht das Chaos und der Tod wartet auf Millionen Menschen. Noel Botero, der wahnsinnige Wissenschaftler, hat derweil seine eigenen Pläne verfolgt. Mit einem modifizierten Virus wollte er die Infizierten zu seinen willigen Sklaven machen und sich mit Hilfe der Erleuchteten an die Spitze der Kasenenwelt setzen. Ein Trupp der Schwarzen Flamme um Dilligraf - kennen wir aus Nummer 40 - trifft derweil auf alte Bekannte. Die Ts!nga, ein insektoides Hilfsvolk der Kallia zeigen sich wieder aktiv. Beide, Ts!nga und die Söldner der Schwarzen Flamme, standen ja auch schon im Mittelpunkt von Hiltrops Band 40 "Flammende Begeisterung". Man folgt den Fremden und entdeckt eine Welt, auf der sich eine Zentrale der Kallia befindet. Mit Hilfe eines Gefangenen verschaffen sich die Söldner Zutritt zur Anlage. Aber auch Botero gelangt auf diesen Planeten.

Fazit ist also, auch Band 45 bringt uns wieder nur ein klitzekleines Stück weiter auf der Spur der Kallia. Und nach wie vor bleibt alles möglich. Sind die Kallia ausgestorben oder gibt es noch irgendwo Reste dieses einst mächtigen Volkes? Wurde der Virus absichtlich freigesetzt oder war ein automatischer Mechanismus am Werk? Warten wir ab, ob Nummer 46 "Welt der Schlafenden" von Irene Salzmann neue Erkenntnisse bringt. Die 45 überrascht allerdings damit, dass eine ganze Reihe von bekannten Protagonisten abserviert wird. Wobei man in einigen Fällen aber im Ungewissen bleibt, ob dies wirklich von Dauer sein wird.

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