Alles eine Frage der (Ein-)Ordnung
Alles eine Frage der (Ein-)Ordnung
Zunächst einmal zu meiner Einordnung von »Die Geisterseher«: In der Rezension schrieb ich ja schon, dass sich Meyer einer ganzen Reihe von Genres bedient hat, als er diesen Roman verfasste. »Die Geisterseher« ist ebenso ein historischer Roman wie ein Thriller, ein Abenteuer wie ein mysteriöser Spannungsroman. Was er allerdings (zumindest meiner Ansicht nach) NICHT ist, ist ein phantastisches Werk. Selten habe ich ein Buch von Meyer gelesen, das weniger einem phantastischen Genre (egal, ob nun SF, Fantasy, Horror oder Mystery) zuzuordnen ist wie besagtes Buch.
Ich hätte das Buch ohne Zweifel auch in den Kategorien Krimi/Thriller oder Abenteuer unterbringen können. In die Kategorien Fantasy oder Phantastik (Horror) gehört es IMHO aber in gar keinem Fall hinein. Dass ich es schlussendlich als Historischen Roman klassifiziert habe, liegt schlicht und ergreifend daran, dass ich mich irgendwann für eine Kategorie entscheiden musste, und dann eben die, wie ich finde, äußerst passende Kategorie Historisches ausgewählt habe. Immerhin spielt der Genremix 1805 und lässt eine ganze Reihe historischer Persönlichkeiten zu Wort kommen (wenn auch in fiktionalem Kontext).
So viel dazu. Ich hoffe, meine Entscheidung ist nachvollziehbar. Wenn nicht, oder wenn es Gegenmeinungen gibt: Fühlt Euch frei, diese kundzutun. Ich lasse mich gerne davon überzeugen, dass das Buch doch in ein anderes Genre gehört.
Kommen wir nun aber zu einem etwas weiter gefassten Problem, nämlich dem der Genrezuordnung überhaupt. Im Grunde greife ich damit das Thema der letzten Ausgabe dieser Kolumne auf, als es um die Frage ging, ob es nicht besser wäre, die Gattung der Urban Fantasy in verschiedene Subgattungen aufzuspalten.
Genres, das sollte man sich immer vor Augen halten, sind idealtypische Vorstellungen. Mit anderen Worten: Es gibt wohl kein Buch auf der Welt, das haargenau in ein Genre hineinpasst.
Ein Beispiel zur Veranschaulichung. Nehmen wir einmal Robert Jordans Saga »Das Rad der Zeit«. High Fantasy, ganz klar, oder? Da würde mir wohl niemand widersprechen. Allerdings könnte ich das Buch genauso gut als Abenteuer deklarieren. Das macht man schließlich auch mit den »Indiana Jones«-Filmen, und die sind nicht viel weniger phantastisch als Jordans Epos. »Das Rad der Zeit« ist aber ebenso ein Charakterdrama, stehen in der Saga doch die Personen und ihre Entwicklungen im Vordergrund, und das oft auf höchst erschütternde Art und Weise.
Dass ich »Das Rad der Zeit« letzten Endes dennoch in die Kategorie High Fantasy einordne, liegt einfach daran, dass der Fantasyaspekt in meinen Augen der dominierende ist. Von daher findet Ihr Artikel meinerseits zu Jordans Epos eben nicht in der Sektion Abenteuer, sondern im Bereich Fantasy.
Dass die Sache mit der Genrezuschreibung zu einem Buch, einem Hörspiel, einem Film oder was auch immer nicht ganz einfach ist, zeigt sich auch an einer Vielzahl weiterer Aspekte:
Dass dem eben nicht immer der Fall ist, beweisen die unterschiedlichen Einordnungen des Hörspiels sowie des Romans »Die Geisterseher«. Doch welche nun richtig ist ... Nun ja, ich bin für die Einordnung Historisches. Aber in gewissem Sinne bin ich da ein wenig voreingenommen
Ich hätte das Buch ohne Zweifel auch in den Kategorien Krimi/Thriller oder Abenteuer unterbringen können. In die Kategorien Fantasy oder Phantastik (Horror) gehört es IMHO aber in gar keinem Fall hinein. Dass ich es schlussendlich als Historischen Roman klassifiziert habe, liegt schlicht und ergreifend daran, dass ich mich irgendwann für eine Kategorie entscheiden musste, und dann eben die, wie ich finde, äußerst passende Kategorie Historisches ausgewählt habe. Immerhin spielt der Genremix 1805 und lässt eine ganze Reihe historischer Persönlichkeiten zu Wort kommen (wenn auch in fiktionalem Kontext).
So viel dazu. Ich hoffe, meine Entscheidung ist nachvollziehbar. Wenn nicht, oder wenn es Gegenmeinungen gibt: Fühlt Euch frei, diese kundzutun. Ich lasse mich gerne davon überzeugen, dass das Buch doch in ein anderes Genre gehört.
Kommen wir nun aber zu einem etwas weiter gefassten Problem, nämlich dem der Genrezuordnung überhaupt. Im Grunde greife ich damit das Thema der letzten Ausgabe dieser Kolumne auf, als es um die Frage ging, ob es nicht besser wäre, die Gattung der Urban Fantasy in verschiedene Subgattungen aufzuspalten.
Genres, das sollte man sich immer vor Augen halten, sind idealtypische Vorstellungen. Mit anderen Worten: Es gibt wohl kein Buch auf der Welt, das haargenau in ein Genre hineinpasst.
Ein Beispiel zur Veranschaulichung. Nehmen wir einmal Robert Jordans Saga »Das Rad der Zeit«. High Fantasy, ganz klar, oder? Da würde mir wohl niemand widersprechen. Allerdings könnte ich das Buch genauso gut als Abenteuer deklarieren. Das macht man schließlich auch mit den »Indiana Jones«-Filmen, und die sind nicht viel weniger phantastisch als Jordans Epos. »Das Rad der Zeit« ist aber ebenso ein Charakterdrama, stehen in der Saga doch die Personen und ihre Entwicklungen im Vordergrund, und das oft auf höchst erschütternde Art und Weise.
Dass ich »Das Rad der Zeit« letzten Endes dennoch in die Kategorie High Fantasy einordne, liegt einfach daran, dass der Fantasyaspekt in meinen Augen der dominierende ist. Von daher findet Ihr Artikel meinerseits zu Jordans Epos eben nicht in der Sektion Abenteuer, sondern im Bereich Fantasy.
Dass die Sache mit der Genrezuschreibung zu einem Buch, einem Hörspiel, einem Film oder was auch immer nicht ganz einfach ist, zeigt sich auch an einer Vielzahl weiterer Aspekte:
Dass dem eben nicht immer der Fall ist, beweisen die unterschiedlichen Einordnungen des Hörspiels sowie des Romans »Die Geisterseher«. Doch welche nun richtig ist ... Nun ja, ich bin für die Einordnung Historisches. Aber in gewissem Sinne bin ich da ein wenig voreingenommen
Kommentare
Was ich allerdings nicht ganz nachvollziehen kann, ist Deine Weigerung das Buch zur unheimlichen Literatur zu zählen. Eigentlich hat die Geschichte alles, was wir auch in klassischen Schauerromanen finden. Ich versuche mich einmal an ein paar Dinge zu erinnern. Es ist schon ein Weilchen her, das ich den Roman gelesen habe. Da sind z.B. die nächtliche Exumierung auf dem Friedhof, die Kutschfahrt durch die Nacht, die ägyptische Loge, die Szenerie um E.T.A. Hoffmann. Stilmittel wie die Nacht als Handlungsraum, unheimliche Begegnungen, das Spukhaus usw. In meinen Augen ist der Roman ein klassischer unheimlicher Roman wie aus der Feder von Autoren wie Hoffmann, Lovecraft, Stoker, Blackwood, Ewers, Meyrink u.a.
Vielleicht sogar eher diesem Genre, als dem Historischen zuzuordnen. Denn wie Meyer im Nachwort selbst sagt hat er die Geschichtlichen Fakten sehr frei benutzt. Aber historisch ist OK, viel eher als Thriller, Krimi oder Abenteuer. Und der Diebstahl von Schillers zweitem Teil des Geistersehers ist eher nur der Aufhänger um die Grimms in die unheimliche Geschichte zu ziehen, nicht wirklich ein Indiz für einen Kriminalroman.
Etwas breiter gefächert könnte man auch eine Kategorie NONFICTION oder ähliches einrichten.
Es geht natürlich auch so wie es ist, und ist nur ein Vorschlag.
Sorry - ich weiche vom Thema ab.
Gar nicht, du bist voll dabei Das Thema "Drama" erinnert mich daran, dass man überhaupt eine Kategorie "Theater & Musicals" einführen könnte - zu dem Thema haben wir noch gar nichts. Was mir auch noch fehlt, sind die Kategorie "Comis" und "Rollenspiel etc.", allerdings haben wir, soweit ich weiß, keine Autoren dazu (was schade ist). "Nonfiction" ist im Bereich "Background" zu finden, und das genügt auch meines Erachtens vollkommen. Den Bereich noch aufzusplitten, fände ich übertrieben.
Im Fall "Die Geisterseher" würde ich da eher nachsehen, welche Genres da noch und welche am stärksten da ihren Einfluss auf die Gesamtstory entfalten. Auch ein Krimi der als Beispiel in der Handlung im Jahr 1909 angesiedelt ist, könnte man schon als historisch bezeichnen, bleibt aber in meinen Augen ein Krimi auch wenn der Zeitraum schlappe 100 Jahre zur Realzeit beträgt (um mal ein sehr vereinfachtes Beispiel zu bringen). Er könnte auch im Jahre 1809 spielen und wäre erstmal nur ein Krimi für mich weil eventuell nur Ort und Zeit einen realen Hintergrund bieten. Je mehr aber historisch belegte Fakten Einfluss in die Story erlangen, um so mehr wird aus dem Krimi ein historischer Roman. Die Grenzen sind also fließend und das betrifft auch die Genres die der Autor/die Autorin in ihrem Werk einfließen lässt, was eine "klare" Zuortnung ja auch manchmal so schwer macht! Dabei jetzt immer treffende Zuortnungsbegriffe zu finden dürfte echt schwer werden.