Halbzeit
Halbzeit
Eine Zwischenbilanz aus zwei Blickwinkeln
Und hier wieder eine weitere
Folge unserer beliebten Kolumne Perry, Action und ich doch halt, etwas ist
anders als sonst. Denn in diesem Artikel haben sich der Perry-Neuleser und
übliche Kolumnist Jochen Adam und der Altleser Stefan Holzhauer zusammen getan,
um gemeinsam aber aus ihren verschiedenen Blickwinkeln eine Rückschau auf die
erste Hälfte der ersten Staffel PERRY RHODAN ACTION zu halten.
Die beiden Autoren sind der
Ansicht, dass ein solche Zusammenarbeit möglicherweise für die Leser recht
unterhaltsam sein könnte. Zusätzlich zum Rückblick der Beiden haben wir
Interviews mit Redakteur und Exposé-Autor in Arbeit, denn aus dem Verlag wurde
verkündet, dass PRA über die ersten 12 Hefte hinaus fortgesetzt wird und da
plagte uns natürlich die Neugier. Das Interview folgt beizeiten, hier die
Halbzeit-Rückschau.
Jochen
Adam
Von kritischen Stimmen und eigenen Erfahrungen -
Fazit eines Neulesers zur Halbzeit von PRA
Wie
schnell doch die Zeit vergeht...
Es
ist noch gar nicht so lange her, dass ein völlig unbedarfter Neuleser (meine
Wenigkeit) sich auf den Weg gemacht hat, ein für ihn vollkommen neues Universum
zu erkunden: den Kosmos von Perry Rhodan. Der Anlass für dieses Wagnis lässt
sich in drei Worten zusammenfassen: Perry Rhodan Action.
PRA,
das ist (eigentlich überflüssig, es noch mal zu erwähnen) der jüngste Ableger
der erfolgreichsten SF-Serie der Welt, ein Spin-Off, das zwar, wie könnte es
auch anders sein, durchaus auf der Mutterserie basiert, welches allerdings auch
ohne tiefere Kenntnisse von PR verständlich sein soll. Das wurde mir zumindest
gesagt...
Mal
ehrlich: Es bot sich doch geradezu an, diese These einfach mal zu testen, oder?
So
kam es, dass ich mich vor einigen Monaten für den Zauberspiegel an einen
interessanten Selbstversuch wagte: Als jemand, der bislang noch nichts mit PR
zu tun hatte, griff ich zur Mini-Serie und versuchte, mich in die Reihe
einzulesen. Würde mir dies gelingen? Würde ich PRA trotz meiner mangelnden
Kenntnisse des Rhodanschen Universums verstehen? Inwiefern hätte ich als
Neuleser Probleme, zunächst einmal beim Einstieg, aber auch später, im Verlauf
der Serie? Diese und andere Fragen waren es (und sind es immer noch), denen ich
im Laufe der zwölfbändigen Reihe auf den Grund gehen wollte.
Mittlerweile
sind einige Wochen vergangen, und alle, die diese Kolumne mehr oder weniger
regelmäßig lesen, wissen es: Das Experiment ist geglückt. Zu meiner eigenen
Überraschung habe ich es relativ mühelos geschafft, bei PRA einzusteigen.
Nun
sind die ersten sechs Hefte der Reihe erschienen; es heißt Halbzeit für PRA.
Zeit, einmal zurückzublicken und ein (vorläufiges) Fazit zu ziehen, sowohl was
meine Erfahrungen anbelangt, aber auch zur Serie an sich.
Fazit 1: Action
Es wird mir wohl niemand
widersprechen, wenn ich sage, dass PRA hält, was der Titel verspricht. Action
gibt es in der Serie wirklich jede Menge, und zwar in allen Formen und
Variationen, angefangen von spannenden Zweikämpfen bis hin zu gewaltigen
Materialschlachten, die, würde man die Serie auf die Leinwand bringen, Unsummen
für Spezialeffekte verschlingen würden.
Im
Ernst: Mehr Action als in PRA wird man woanders kaum finden; schon die ersten
beiden Bände enthielten mehr Kampf-, Schuss- und Renneinlagen, als selbst
Michael Bay in Hochform in seinen Werken unterbringt ;-)
Fazit 2: Meine Erwartungen
Hierzu kann ich nur sagen: Sie
wurden samt und sonders übertroffen. Ich hatte auf eine gut zu lesende,
überzeugende Serie mit einer guten Portion Action gehofft, in der ich mich auch
als Neuling schnell zurecht finden würde. Ich wurde nicht enttäuscht. Im
Gegenteil, es gelang Machern und Autoren bisher mühelos, meine Erwartungen zu
toppen und, was noch viel schöner ist, alle meine Bedenken, die ich zu Beginn
des Experiments noch hatte, zu zerstreuen. PRA, das heißt für mich alle zwei
Wochen erneut mitreißende Unterhaltung und packende Abenteuer.
So
kann man sich einen Selbstversuch gefallen lassen.
Fazit 3: Autoren und
Macher
Auch hier gibt es nichts zu
meckern. Das Team hinter PRA hat bislang erstklassige Arbeit abgeliefert. Die
Romane sind toll geschrieben und äußerst abwechslungsreich. Der Stil der
Autoren mag sich durchaus stark voneinander unterscheiden; der Freude beim
Lesen tut dies allerdings keinen Abbruch. Die sich immer wieder verändernde
Sprache der Hefte sorgt vielmehr dafür, dass jeder Band aufs Neue ein echtes
Erlebnis ist.
Fazit 4: Die Story
Wer hin und wieder ins Forum auf
der Homepage von PR schaut, der wird schnell erkennen, dass PRA eine Menge
Kritik wegstecken muss, gerade auch was die Story anbelangt. Zu viel Action,
heißt es da, und zu wenig Handlung. Der Meinung bin ich nicht. Meiner Ansicht
nach bietet die Mini-Serie genau die richtige Mischung der beiden Elemente, die
es braucht, um die Reihe zu einer echten Wohltat zu machen, die ich alle zwei
Wochen aufs Neue mit Begeisterung zur Hand nehme.
Mag
sein, dass ich als Neuleser andere Ansprüche, Erwartungen und Ansichten habe
als die "alten Hasen", die schon seid Jahren PR lesen und daher
weniger unbedarft an das Spin-Off heran gegangen sind als ich. Dass bei derart
unterschiedlichem Background völlig verschiedenen Meinungen herauskommen, ist
nicht verwunderlich.
Doch
von so was lasse ich mich nicht beirren und bleibe dabei: Storytechnisch gibt
es fast nichts an PRA auszusetzen (mit einer Ausnahme vielleicht, dass nämlich
die Hauptperson der Reihe, Perry Rhodan himself, eindeutig zu oft eins auf die
Mütze bekommt). Ok, ich gebe gerne zu, dass die Reihe bei aller Vielfalt und
bei allem Einfallsreichtum der Autoren das Rad nicht neu erfunden hat, also
nicht die ganz große Revolution auf dem Markt der SF-Lektüre ist.Das ändert
jedoch nichts daran, dass die Handlung bisher abwechslungsreich, spannend und
rundum überzeugend gewesen ist. Von meiner Warte aus kann es gerne so
weitergehen, auch was den hohen Actionanteil angeht.
Keine
Frage: PRA ist eine wirklich gelungene SF-Actionserie geworden..
Das
hätte ich zu Beginn dieses Experiments echt nicht gedacht. So viel Spaß und so
wenig Kritik... Aber so ist es nun einmal; es gibt eigentlich nichts, über das
ich mich beschweren könnte. Die Serie konnte mich bislang durchweg überzeugen,
vom Stil her, von der Atmosphäre, der Handlung...
Besonders
begeistert bin ich dabei von zweierlei: Einmal von der Vielfalt, die die Reihe
an den Tag legt. Mit jedem neuen Heft wird ein weiteres, action- und
spannungsgeladenes Kapitel aufgeschlagen, mit dem man so nicht gerechnet hätte.
Zum zweiten bin ich immer noch erstaunt darüber, wie leicht es mir doch
gefallen ist, in die Serie einzusteigen, so ganz ohne besondere Vorkenntnisse.
Alles
in allem: Hut ab vor den Machern, vor der Redaktion ebenso wie vor den Autoren
und dem Exposee-Autor Christian Montillon. Leute, ihr habt hier etwas echt
Tolles auf die Beine gestellt. PRA ist eine wirklich, richtig, echt, voll im
Ernst, durchweg gelungene Serie geworden, die mich als Neuleser voll und ganz
in ihren Bann geschlagen hat und mich mit jedem weiteren Band aufs Neue bestens
unterhält.
Ich
freue mich jetzt schon auf die kommenden sechs Bände. Wenn diese dort
weitermachen, wo die ersten sechs Hefte aufgehört haben, dann kann bis zum Ende
des Zyklus eigentlich nichts mehr schief gehen.
Wow.
Als ich den Selbstversuch startete, hatte ich nicht erwartet, einmal einen
derart enthusiastischen Artikel schreiben zu dürfen. Das Team von PRA hat mich
eines besseren belehrt.
Da
macht die Nachricht, dass es eine zweite Staffel geben soll, gleich noch mal
doppelt so viel Freude...
In
diesem Sinne: Auf in die zweite Halbzeit! Auf zu jeder Menge weiterer Action!
Stefan
Holzhauer
Das gelungene Experiment
Warum PERRY RHODAN ACTION gerade noch gefehlt hat
Ich
hatte so meine Bedenken bei der Ankündigung, man wolle einen PR-Ableger namens
Perry Rhodan Action an die Kioske bringen. Ich habe weite Teile der Mutterserie
gelesen und bin das gebe ich ganz offen zu ein großer Fan von
"kosmischen Zusammenhängen", also dem komplexen mystizistischen oder
kosmologisch-evolutionären Überbau der Serie. Das muss man mir nicht in jedem
Roman vorsetzen aber alle paar Hefte hätte ich doch ganz gern mal wieder ein
wenig Plot über Jahrmillionen und uralte Dienervölker irgendeiner
Superintelligenz. Oder so. Die Serie gibt das her, aufgrund des Alters und der
ungezählten verfassten Zeilen im Perryversum ist der Hintergrund nahezu
unüberschaubar geworden und ich kann nur meinen Hut vor den Autoren ziehen, die
immer wieder so leicht damit jonglieren, fast fünfzig Serienjahre
überbrücken und den gigantischen Überbau integrieren.
Deswegen
tat ich mich damit auf der einen Seite schwer, Romane aus einer Zeit zu lesen,
als das Universum des ehemaligen Major Rhodan noch überschaubar war und sich
auf das heimische Sonnensystem plus eines kleinen Teils der Milchstrasse
beschränkte. Auf der anderen Seite sah ich natürlich auch die Chance,
bodenständige SF-Abenteuer zu erleben, ohne dass die Protagonisten alle paar
Lichtsekunden über die Hinterlassenschaften irgendeiner Superintelligenz oder
irgendwelche Kosmokratenknechte stolperten. Das, plus die Tatsache, dass man
Mutanten im Einsatz ankündigte kein Wunder, waren doch die Psioniker in der
Frühzeit der Serie immer ein zentraler Punkt der Handlung gewesen. Hurra!
So
ging ich mit Spannung an Perry Rhodan Action heran und ich muss ganz ehrlich
zugeben: Ich wurde sehr angenehm überrascht. Auch wenn das massive Knall und
Peng am Anfang schon etwas ungewohnt war (Robert Feldhoff hatte ganz offensichtlich
Spaß), so kam die Ablegerserie doch überaus unterhaltsam daher, ohne jedoch
stilistisch minderwertig oder dumpf zu geraten, sie war trotz der Konzentration
auf schnelle Handlung ganz die Tochter der großen Mutter. Klar, man muss darauf
stehen, aber als Ergänzung zur Hauptserie für den schnellen Konsum
zwischendurch erschien mir das Konzept nach kurzer Zeit ideal und ich hatte
großen Spaß beim Verfolgen der Abenteuer des sehr frisch wirkenden
Großadministrators Rhodan, der noch keine verweigerte Dritte Ultimate Frage,
keinen Berg der Schöpfung und keinen ehemaligen Ritter der Tiefe mit sich
rumschleppen muss, sondern stattdessen zackig mit "Sir" angeredet
wird.
Die
beiden Einstiegshefte übertreiben es zwar fast etwas mit der Action und ich machte
mir nach ihrer Lektüre etwas Sorgen, ob denn hoffentlich irgendwann auch mal
eine Handlung ihr vorwitziges Haupt erheben würde, aber wie ich es mir bei
dem Exposéautor gedacht hatte ließen sich bald Handlungsansätze erkennen, die
mich zufrieden stellten und den Einsteiger von anderen mehr aktionsbetonten
Serien dennoch nicht verschrecken dürften. Und die sich im weiteren Verlauf
ausweiteten.
Zu
Gute kommt Perry Rhodan Action das, was auch das Prädikat der Mutterserie ist:
Ein Haufen Autoren mit völlig unterschiedlichen Schreibstilen, die aber dennoch
letztendlich ein durchgehendes, homogenes Abenteuer abliefern. Spannend auch
die Mischung aus alten Hasen und Neuautoren.
PRA
zeigt meiner Ansicht nach bisher deutlich, dass man auch Krach-Bumm-Action auf
einem vergleichsweise hohen Niveau abliefern kann und auch in einem Kontext der
ganz klar auf vordergründige Unterhaltung abzielt, nicht auf angemessene
Sprache, Stil und ich traue es mich kaum zu schreiben und erwarte Gegenwind
Anspruch zu verzichten braucht.
Auch
wenn manche Fans definitiv nicht zufrieden sind (ein Blick ins
Perry-Rhodan-Forum zeigt diverse eher negative Stimmen, aber da ballen sich
ja auch die Hardcore-Anhänger, ich verweise in dem Zusammenhang auf Horst
Hermanns Artikel über die Fans ;o) ). Mir egal, mir gefiel das Dargebotene bis
jetzt weitgehend. Und ich scheine da nicht auf verlorenem Posten zu stehen,
denn offenbar sind die Verkaufszahlen derart gut, dass gleich eine zweite
Staffel nachgeschoben wird.
Gratulation
der Perry-Redaktion und ganz besonders Gratulation an Christian Montillon als
Exposé-Redakteur von Perry Rhodan Action. Saubere Arbeit!
So viel für heute. Na ja, fast. Einen Nachtrag gibt es allerdings
doch noch:
Wer jetzt auf das versprochene Interview wartet und nun enttäuscht
das Gesicht verzieht, dem sei gesagt: Keine Sorge, es kommt noch, wenn auch mit
ein paar Tagen Verspätung! Terminliche Gründe machen einen kleinen Aufschub
notwendig. Wir bitten alle Leser um Verständnis und geloben hoch und heilig Besserung
für das nächste Mal.
Kommentare
Überhaupt hatt ich immer so meine Probleme mit dem ganzen Zwiebelschalenmodell.
Ich warte halt immer noch auf etwas völlig Neues, nie dagewesenes.
Bad Earth hat ja gezeigt, dass es durchaus noch frische Ideen jenseits der albekannten Pfade geben kann