Splitter
Ein paar Anmerkungen zu einigen Besonderheiten des 3. Aprils 2166
Sehr interessant: Die Handlung
von Falkans Verderben spielt lediglich im Laufe eines einzigen Tages.
Ich habe die anderen bisher erschienenen PRA-Romane im Moment leider
nicht zur Hand, aber meines Wissens nach ist dies bislang noch nicht der Fall
gewesen. Wenn doch, dann ist es mir zumindest noch nicht so stark aufgefallen
wie in diesem Heft.
Ein tolles Stilmittel, wie ich finde. Schon bei der Serie 24 oder Wolfgang Hohlbeins Reihen Intruder und Nemesis sorgt der enge zeitliche Rahmen für eine dichte, spannungsvolle Atmosphäre, haben die Charaktere doch keine Zeit, sich auszuruhen, sondern sind bis zur Erschöpfung oder gar darüber hinaus gefordert.
Ist es jemandem aufgefallen?
Bestimmt. Wie schon in den Vorgängerromanen gibt es auch in Falkans
Verderben eine Menge Action. Doch statt sie ins Zentrum der Handlung oder
zumindest ins Zentrum eines Teils der Handlung zu stellen, nutzt Timothy Stahl
die Action fast ausschließlich im Hintergrund der Handlung.
Natürlich wird mal wieder geschossen und gekämpft, was das Zeug hält. Auf den Raumhäfen der Kristallwelt finden gewaltige Schlachten statt, und auch Rhodan selbst sieht sich erneut mit schwer bewaffneten Feinden konfrontiert.
Doch all diese Szenen laufen nur im Hintergrund ab. Wo die vorangegangenen Hefte diverse Actionsequenzen ausführlich beschreiben und den Leser aus nächster Nähe miterleben lassen, deutet Falkans Verderben das Geschehen eher an und nutzt es, um der Story einen Rahmen und eine stimmungsvolle Atmosphäre zu verpassen. Dies gelingt auch exzellent; man merkt dem Heft den Mangel an direkten Actionszenen während der Lektüre nicht an. Das kommt erst später, wenn man den Roman mit seinen Vorgängern vergleicht und überrascht feststellt: Also reine Actionszenen gab es diesmal ja eigentlich nicht...
Auch ohne diese direkte Action bleibt der Roman durchweg spannend, faszinierend und vor allem (dem Gefühl nach zumindest) actionreich. Riesenlob an Timothy: Das hätten die meisten Autoren nicht so gut hinbekommen!
Zu diesem Punkt habe ich in der
Rezi zu Falkans Verderben schon einiges gesagt, daher verweise ich hier
einfach mal dezent auf diese und wende mich Aspekt 4 zu...
Der geneigte PRA-Leser
weiß: Mutanten spielen eine zentrale Rolle im Demetria-Zyklus. Bestes
Beispiel ist der direkte Vorgänger von Stahls Roman, Der Zündermutant von
Marc A. Herren. Hier hat es einer dieser mental begabten Menschen gar in den
Titel des Hefts geschafft. Umso stärker überrascht einen da Falkans
Verderben.
Es ist ein bisschen wie mit der Action: Die Mutanten sind da, keine Frage, man sieht und hört sie zwischendurch, aber wirklich viel zu tun haben sie, zumindest im direkten, für den Leser unmittelbar nachvollziehbaren Einsatz, eigentlich nicht.
Eine äußerst interessante Erfahrung, die mal wieder beweist, wie stark sich die einzelnen Romane von PRA voneinander unterscheiden, obwohl sie im Endeffekt ein stimmiges Ganzes bilden.
Einfach lesen und genießen...
Mein Tipp: Besonders toll ist der von einem gewissen Jochen auf der ersten
Seite der LKS. Scheint mir ein echt sympathischer Bursche zu sein, der Kerl.
Aber im Ernst: Danke an Christian Montillon, dass er diesen meinen Brief abgedruckt hat. Leserbriefe sind für mich von Beginn an ein elementarer Bestandteil von Heftromanen gewesen, und es ist immer schön, wenn ein eigener abgedruckt wird. Das zeigt einem, dass man als Leser und Fan ernst genommen wird und gibt einem das Gefühl, Teil einer großen Familie zu sein.
Achtung, nun folgen die
richtig echt fiesen, ganz gewaltigen Spoiler!!!
Ich habe Tausende von Romanen, Comics, Kurzgeschichten und Heftromanen gelesen, und mindestens ebenso viele Geschichten habe ich mir in Form von Filmen oder Fernsehserien zu Gemüte geführt. Eigentlich sollte man meinen, dass mich so schnell nichts mehr überraschen oder gar schockieren kann.
Tja, von wegen! Alleine Falkans Verderben hatte das Vergnügen, mich an mindestens zwei Stellen so richtig unvorbereitet zu treffen. Erst muss sich Tako von seiner Hand verabschieden (und da sage noch einer, den Hauptpersonen passiert ja eh nix), und dann stellt sich raus, dass Cosmai Cetera eine Regentin der Energie ist... Mann oh Mann, das muss man erst mal verdauen.
Was die Sache mit Takos Hand betrifft, so ist das eine der Storylines, die ich gerne noch ein wenig ausführlicher beleuchtet gehabt hätte und wo mir die Romanhandlung einfach zu kurz gekommen ist. Mag sein, dass ich da durch die zehnte Staffel der Serie ER vorgeschädigt bin (wer erinnert sich nicht an die Szene, in der Dr. Romano den wirbelnden Rotorblättern eines Hubschraubers zu nahe kommt und sein Arm, im wahrsten Sinne des Wortes, den Abflug macht?), aber ein wenig dramatischer hätte ich mir das Ganze schon gewünscht, gerade auch was die Folgen dieses Unglücks anbelangt.
Und die Regentin... Nun ja, hierzu wird man im nächsten Roman mit Sicherheit mehr erfahren, und als Cliffhanger ist es geradezu ideal. Mit dieser Enthüllung hat nämlich bestimmt niemand gerechnet!
Wie dem auch sei: Beide Szenen haben mich echt überrascht (um nicht zu sagen schockiert), und ich bin gespannt, wie es weitergeht...
Ende der richtig echt fiesen, ganz gewaltigen Spoiler!!!
Gegen Ende des Romans führt Stahl
die Figur des Kampfpiloten Rovonn ein. Der Arkonide und sein Schicksal sind
eigentlich vollkommen bedeutungslos, nicht nur für den Zyklus, sondern selbst
für die Romanhandlung. Und doch konnten mich die Szenen mit dem Falkaner
restlos begeistern.
Figuren wie Rovonn, aber auch der Ara Noarto, Cosmai Cetera oder Athrun, also Personen, die eher von untergeordneter Bedeutung sind, machen häufig das Salz in der Suppe aus. Erst im Umgang mit ihren Nebenfiguren beweist eine Serie ihre wahre Stärke. Und hierbei kann sich so manche Reihe eine gutes Stück von PRA abschneiden. Die Macher und Autoren legen viel wert darauf, ihre Nebenfiguren detailliert auszuarbeiten und zu charakterisieren, selbst dann, wenn sie wirklich nur kleine Rollen spielen. Szenen wie die von Rovonn tragen so enorm viel dazu bei, dass das Universum, in dem eine Serie spielt, überzeugend an den Leser vermittelt wird und er dadurch unwiederbringlich in den Bann der Reihe gerät.
PRA hat dies bei mir von Heft eins an geschafft. Und Figuren wie Rovonn und all die anderen werden dafür sorgen, dass dies auch in Zukunft so bleibt, da bin ich mir sicher.
Ein paar abschließende Worte
Es gibt bestimmt noch eine Menge weitere Punkte, die man in Bezug auf den zehnten PRA-Roman ansprechen könnte, doch die auffälligsten haben ich, meiner Meinung nach, erwähnt. Wenn ich was vergessen haben sollte, jemand etwas ergänzen oder gar heftig protestieren möchte: Immer raus damit, ich bin gespannt auf eure Meinungen und Kommentare.
Ansonsten bleibt mit nur zu sagen: Auch nach zehn Bänden gelingt es PRA immer noch, mich positiv zu überraschen. Den Machern ist hier eine wirklich tolle Serie gelungen, die mich alle zwei Wochen aufs Neue begeistert und zum Nachdenken anregt.
Und jetzt geht es mit Riesenschritten auf das Finale der ersten Staffel zu. Ich bin echt mal gespannt, was die Leser da alles erwartet...
Damit bis in zwei Wochen, dann zu Wim Vandemaan und seinem Roman
Kommentare
(auch wenn ich mir da vielleicht selbst widerspreche, aber auch ein Christian Montillon wird irgendwann mal ein Altautor sein... es sei denn er hat irgendwann die Schn... voll von PR und kümmert sich wieder mehr um die wirklich wichtigen Dinge im Leben, nämlich Macabros und Torn
Aber das war ja nun wirklich nicht ernst gemeint. ;)
Horst Hermann sagt: Ich zitierte ja schon Hasso Sigbjörnssen. Das ist Science Fiction...
Und Rainer Castor... Wenn man ihn vom Technobabble fernhält, dann kann er prima Romane schreiben. Wenn nicht, wird's sogar mir Technobabble-Fan manchmal zu viel...
Um nochmal auf PRA zurück zu kommen: Der Ansatz dieser Serie ist ja ein deutlich anderer als ihn die EA verfolgt. Back to the roots, eingängige Abenteuer ohne Millionen-Jahre-Überbau, somit deutlich "einfacher" zu konsumieren als die EA. Wie ich schonmal schrieb gefällt mir das als Zusatzangebot ziemlich gut: Kurzweilige Action-SF in der "alten Zeit" aber nicht im "alten Stil". Ich habe absolut keinen Bock, das auf kleinste Logiklöcher zu untersuchen oder jeden Halbsatz inhaltlich oder grammatikalisch zu zerlegen. Wenns halbwegs passt, passt's scho. Nur zu eklatant dürfen die Patzer natürlich nicht werden. Ich gebe zu, was "eklatante Patzer" sind, darüber dürften die Meinungen weit auseinander gehen...
Ich wollte nur darlegen, warum der Roman mir nicht gefallen hat.
Da ist zum einen der Gesamtplot, zu dem Stahl weniger kann.
Dann die Weise, wie er seinen Roman ausgeführt hat und wie ich seine Schreibe empfunden habe.
Ich habe dummerweise versucht, all die Details aufzuzählen, die mir missfallen haben.
Dass das als Zerpflücken / verbissenes Auseinanderklamüsern (schönes Wort) aufgefasst wird -- okay. Kann ich mit leben.
Nochmals: wenn das hier Stahls Tagesform ist, dann ist er eben definitiv nichts für mich. Zu lieblos, zu klischeehaft, zu zusammengestoppelt, zu bemüht hektisch und erzwungen spannend.
Ich glaube nicht, dass ich mich in irgendeinem Forum herablassend über Bastei-Autoren geäussert habe.
Ich glaube allerdings, ich habe tatsächlich nie eine Basteiromanserie (zumindest über längere Strecken) gelesen. Die ersten drei Taschenbücher (diese Sammlungen) zu Maddrax, ja. Diverse Terranauten-TBs habe ich gelesen, die Heftserie steht noch hier herum, will ich bei nächster Gelegenheit endlich angehen. Zieglers Flaming Bess (?).
(Ganz früher habe ich die Bessy- und Silberpfeilcomics gesammelt, vor meiner PR-Zeit, aber das hat mit dem hier wohl nichts zu tun.)
Was soll's.
Auf den Vandemaan-Roman bin ich tatsächlich gespannt.
Grüße,
G
Auf den Roman bin ich ebenfalls gespannt. Ich habe bisher erst eine Kurzgeschichte von Vandemaan gelsesn. Die hat mir gut gefallen, mal sehen, ob mir sein Stil auch in Romanform zusagt.
Schreib auf alle Fälle, wie du den Roman gefunden hast. Ich bin gespannt, ob unsere Meinungen diesmal übereinstimmen.