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Mal zu viel und mal zu wenig

Perry, Action und ich - Mein Rhodan-TagebuchMal zu viel und mal zu wenig
Die Crux mit der Action

Action in einer Actionserie – man sollte meinen, dass dies ein ganz einfaches Thema sei, über das man nicht allzu viele Worte zu verlieren braucht. Doch von wegen! Kein anderes Thema ist so häufig Diskussionsgrundlage der PRA-Leser wie das Thema „Action“. Und kein anderes Thema spaltet die Leserschaft so sehr wie die Action sowie das Ausmaß und die Art und Weise, in der Actionszenen zum Einsatz kommen.

Ich kann den ein oder anderen von Euch nun regelrecht aufstöhnen hören. „Wie oft will uns der Kerl mit dieser Sache denn noch belästigen?“, mag sich so mancher nun fragen. Ich gebe es unumwunden zu, das Thema „Action in PRA“ habe ich schon des öfteren durchgekaut. Doch es scheint eines jener Themen zu sein, die man alle paar Romane wieder ansprechen kann. Dass es nicht an Aktualität verliert, zeigt ein Blick auf die LKS des aktuellen Hefts, »Jagdziel Rhodan« von Timothy Stahl. Hier verkündet ein Leser, dass er die dritte Staffel PRA nicht mehr lesen wird, weil ihm die Reihe zu viel Action in Form von Gewalt beinhaltet.

Will ich nun über diesen Leser herziehen? Mitnichten! Es ist jedem selbst überlassen, ob ihm der Actionanteil in PRA gefällt oder nicht. Vielmehr möchte ich diesen Brief sowie die Antwort Christian Montillons (der meint, dass viele Leser finden, dass Staffel zwei eigentlich zu wenig Action enthalte) zum Anlass nehmen, mir über zwei wichtige Aspekte der Action im PR-Ableger Gedanken zu machen: zum einen das Ausmaß und zum anderen die Art der Action, die in der Serie zum Einsatz kommt.

1. Das Ausmaß der Action
Viele Actionszenen, Adrenalin ohne Ende? Oder nur einige wenige, sorgsam dosiert, dafür jeweils an Schlüsselstellen? Was macht eine gute Actionserie aus? Über diese Frage kann man wunderbar streiten, und wenn man die Reaktionen auf die bisherigen PRA-Romane sieht, sind die Leser in dieser Frage auch entsprechend geteilter Meinung.

Die erste Staffel PRA war ja, gerade zu Beginn, ein wahres Actionfeuerwerk. Weder Leser noch Protagonisten kamen jemals zur Ruhe. Ständig galt es neue Gefahren zu bestehen, neue Feinde zu bekämpfen. Ein Schusswechsel jagte den nächsten, eine Verfolgungsjagd folgte auf die andere.
Ein anderes Bild bot sich in Staffel zwei. Die Menge an Actionszenen wurde deutlich reduziert. Zwar wird auch im »Kristallmond«-Zyklus noch geschossen und gerannt, das alles jedoch in deutlich geringerem Ausmaß als im Vorgängerzyklus. Die Action steht hier weitestgehend hinter den Charakteren und ihren Entwicklungen zurück.

Welche der beiden Varianten ist nun die bessere? Den Lesermeinungen zufolge – keine! Fand der eine Teil Staffel eins zu actionreich, findet der andere Teil Staffel zwei zu lasch. Schreibt man actionreiche Storys, wird gemeckert, schreibt man solche, in denen es ruhig(er) zugeht, wird ebenfalls gemeckert. Mit anderen Worten: Wie man es auch macht, man macht es falsch. Man kann es einfach nicht jedem Recht machen.

Mir persönlich übrigens auch nicht. Ehrlicherweise muss ich mich nämlich zu jenem Leserblock zählen, dem Staffel zwei zu unspektakulär ist, was Actionsequenzen angeht. Es waren nämlich gerade die ersten Hefte des »Demetria«-Zyklus, also jene, in denen es heftigst zur Sache ging, die mich wahrhaft begeistern konnten. Okay, auch viele der weniger actionreichen Romane haben mich in ihren Bann gezogen. Doch an die ersten, vor Action überschäumenden Hefte kamen sie nur in den seltensten Fällen heran.

Andererseits: Gerade Frank Borschs Roman »Die Trümmerwelt« oder Hermann Ritters Beitrag »Feinde des Lebens« haben gezeigt, dass es nicht immer Action braucht, um eine faszinierende Geschichte zu schreiben, die restlos zu begeistern weiß.

Und was machen wir nun mit dieser Erkenntnis? Nun, zunächst einmal halten wir fest, dass die Macher von PRA das Action-Konzept hinsichtlich des Ausmaßes an Actionszenen auf zwei unterschiedliche Arten angegangen sind. Massig Action vs. Action im Hintergrund, wenn man so will. Außerdem kann man festhalten: Kein Konzept konnte wirklich alle überzeugen.

Und was fangen wir nun damit an? Nun, wir könnten eine Empfehlung für die dritte Staffel aussprechen: Wie wäre es denn, eine Art „Goldene Mitte“ zu finden, die Romane also wieder actionbetonter zu machen, es allerdings nicht ganz so heftig angehen zu lassen wie zu Beginn der Reihe und sich stattdessen ein wenig stärker auf die Charaktere und die Storyentwicklung zu konzentrieren? Das hieße aber auch, solche sehr emotionalen Beiträge wie die von Mark Herren aus Staffel zwei merklich einzuschränken, was das Ausmaß an persönlichen und interpersonellen Dramen angeht, und dafür durch rasante Actionsequenzen in Sachen Tempo und Dynamik aufzumotzen.

Die Goldene Mitte also als Weg, der alle zufrieden stellen wird? Bestimmt nicht. Aber es wäre interessant zu sehen, wie die PRA-Leser auf eine Mischung von Staffel eins und Staffel zwei reagieren würden.

2. Die Art der Action
Schusswechsel, Schlägereien, Schlachten – Action beinhaltet oft Gewalt, ganz ohne jeden Zweifel. Doch inwiefern ist Gewalt denn ein wichtiger Bestandteil von Action? Gibt es denn keine Actionszenen ohne hohen Gewaltanteil?

Doch, die gibt es. Man nehme nur mal Verfolgungsjagden oder Szenen aus Spiel und Sport. Fußballspiele etwa bieten reichlich Action (zumindest in der Theorie...), ohne dass Gewalt eine große Rolle spielt (zumindest in der Theorie...). Man muss aber auch sagen, dass Gewalt häufig ein integraler Bestandteil von Action ist, gerade auch in SF- und Fantasyromanen.

Was wären all die Fantasyepen ohne große Schlachtszenen? Oder die ganzen SF-Filme ohne ihre spektakulären Raumgefechte? Ein Actionfilm ohne handfeste Schlägerei? Kaum vorstellbar. Und selbst Verfolgungsjagden machen (mir zumindest) dann meist noch mehr Spaß, wenn auch geschossen, geflucht und ordentlich was zerdeppert wird. Es müssen ja nicht zwangsläufig Menschen oder Tiere dabei zu Schaden kommen.

Ich kann aber auch Leser verstehen, die gerne etwas weniger Action bzw. etwas weniger gewalthaltige Action hätten, und denen PRA aus diesem Grund nicht besonders zusagt. Denn, und das muss man einfach so sagen, in PRA gehen die allermeisten Actionszenen mit Gewalt einher. Schusswechsel und Zweikämpfe Mann-gegen-Mann sind die wohl häufigsten Actioneinlagen, die der PR-Ableger seinen Lesern bietet. Verfolgungsjagden gibt es zwar auch, doch diese sind zum einen seltener und zum anderen meist auch voll gepackt mit Schusswechseln und ähnlichen Zusätzen.

Tja, was nun? Was kann PRA tun, um auch solche Leser zufrieden zu stellen, die Actionszenen nicht in dem uneingeschränkten Ausmaß hinnehmen, wie ich dies in den allermeisten Fällen zu tun pflege?
Im Gegensatz zu dem Vorschlag der „Goldenen Mitte“ hinsichtlich des Ausmaßes der Action fällt mir hier eine Lösung deutlich schwieriger. Schließlich können wir Rhodan und Co ja nun schlecht eine Staffel lang auf den Sportplatz schicken. Obwohl ein intergalaktisches Fußballturnier à la »Kickers« oder »Captain Tsubasa« auch mal was hätte...

Nee, ernsthaft: Was man machen könnte, wäre allenfalls darauf zu achten, dass die Actionszenen in PRA – in Teilen zumindest – ein wenig gemäßigter herübergebracht werden. Sprich: Schießereien ja, aber es müssen nicht gleich bei jedem Treffer die Überreste eines Gehirns durch die Gegend spritzen (auch wenn sich die Serie im Vergleich zu so manch anderem Werk in dieser Hinsicht ohnehin schon arg zurückhält). Was man außerdem machen könnte, wäre verstärkt auf solche Actionszenen zu setzen, in denen keine Menschen und Aliens dauerhaft geschädigt werden, sprich Verfolgungsjagden oder Schlägereien, die eben relativ glimpflich ausgehen.

Inwiefern das allerdings a) machbar und b) gleichermaßen spannend und packend sein kann, dazu wage ich an dieser Stelle keine Äußerung zu machen.

Fazit
Was das Ausmaß der Action angeht, so könnte sich PRA in der dritten Staffel ruhig wieder etwas steigern, ohne dabei zwangsläufig das Level der ersten Staffel wieder erreichen zu müssen (auch wenn ich persönlich nicht wirklich was dagegen hätte) Ob damit dann am Ende Befürworter beider Lager (die einen, die mehr Action wollen, und die anderen, die es lieber ruhiger haben) zufrieden gestellt sein werden, oder ob letzten Endes niemand wirklich begeistert ist, lässt sich allerdings erst nach einer entsprechend gestalteten Staffel sagen.

Wesentlich komplizierter sieht die Sache hinsichtlich der Frage Action und Gewalt aus. Hier fällt mir echt nichts ein, was die Serie ändern sollte, da ich PRA bislang weder für übertrieben brutal noch für allzu verweichlicht halte.

Letztendlich werden die Macher wohl mit jedem Roman eine neue Gratwanderung einlegen und schlichtweg akzeptieren müssen, dass niemals alle Leser zufrieden sein werden. So sehr sich die Autoren auch bemühen, zu jedem Roman wird es Stimmen geben, die meinen, er war zu actionlastig, während andere behaupten, er wäre zu seicht.

Man darf gespannt sein, wie sich die Macher dieses Dilemmas in Staffel drei annehmen werden...


Oder aber im abschließenden Band des »Kristallmond«-Zyklus. Actionkracher oder Charakterdrama? Oder etwa beides? Was hat Christian Montillon aus dem Finale der zweiten Staffel PRA gemacht? Antwort auf diese Fragen erhalten wir in zwei Wochen, wenn Band 24,
Kristallschmerz - Perry Rhodan Action 24 - Kristallmond Zyklus 12
»Kristallschmerz«

erscheint und die Handlung der aktuellen Staffel zum Abschluss bringt.

Kommentare  

#1 Hermes 2009-02-06 00:36
Sauber sortiert!

Problematisch ist natürlich nicht Action an sich, sondern die Tatsache, dass allzu häufig Action einfach nur die schamhafte Umschreibung für Gewalt ist.

Und die Frage, warum soviele Leser Gefallen an exzessiven Gewaltdarstellungen finden, lässt sich hier vermutlich nicht beantworten.
#2 Christian Montillon 2009-02-06 09:01
hallo hermes -
"exzessive Gewaltdarstellungen" wirst du in PRA nicht finden, behaupte ich mal. das ist etwas VÖLLIG anderes.
jochens artikel (auch die probleme, die er anspricht) finde ich übrigens klasse ... aber "exzessive gewaltdarstellung" - nein, dagegen wehre ich mich. das wirst du generell im heftroman nicht finden.
guck dir mal artikel auf dem ZS zu diversen horrorfilmen an (etwa neulich den artikel zu "chaos" - ich hab daraufhin den schnittbericht gelesen, da wurde es mir schlecht - ganz ehrlich: das finde ich absolut widerwärtig. DAS ist exzessive gewaltdarstellung, und in diesem sinne - sorry für alle, die das anders sehen - bin ich absolut dafür, dass sowas zensiert wird).

herzliche grüße, christian
#3 Harantor 2009-02-06 09:43
Moin,
bitte hier nicht die gute alte "Zensurdebatte" über Schnitte in Filmen. Den Springteufel lassen wir ein ander mal aus der Box...

Aber: In PRA sind "explizite" Gewaltdarstellung wohl nicht zu finden. Aber: Wenn de Phantasie sich die Folgen eines Strahlschusses einmal auszumalen beginnt, kann die Beschreibung von den Bildern im Kopf überholt werden.

Phantasie kann einem Leser/Zuschauer Streiche spielen: Ich erinnere mich, dass in Bezug auf die Darstellung von Gewalt mal jemand zu mir sagt, der sich jede Menge richtig expliziter Filme abgesehen hatte, sagt, dass "Schweigen der Lämmer" das härteste war, was er sah. - Eben weil seine Phantasie Hannibal Lecter das machen sah, worüber nur gesprochen wurde.
#4 Stefan Holzhauer 2009-02-06 09:53
Bei PRA von "exzessiver Gewaltdarstellung" zu sprechen ist lächerlich und ich frage mich ernsthaft, wie man darauf kommen kann. Außerdem hätte dann auch schon lange unsere geliebte und übereifrige Bundesprüfstelle ihre Finger drauf.

Und was sich die Fantasie des Lesers ausmalt - dafür kann der Autor nichts.
#5 Harantor 2009-02-06 10:30
Prüfstelle? - Nicht notwendigerweise, weil die nur auf Antrag (z. B. von Jugendämtern und Landesjugendämtern aktiv wird), aber Hefte werden natürlich überprüft. Selbstkontrolle nennt man das.
#6 Gabriel Adams 2009-02-06 12:10
Hmm. "Exzessive Gewaltdarstellungen" gibt es in PRA nicht. Ich hoffe, das ist in diesem Beitrag nicht so rübergekommen. Was ich ausdrücken will ist lediglich, dass Action in PRA häufig in Form von Schießereien, bewaffneten Auseinandersetzungen u.ä. zum Einsatz kommt. Gewalt spielt da durchaus eine Rolle, sie wird aber niemals über die Maßen betont und ist nicht der elementare Bestandteil der Actionszenen.
Was ich sagen wollte ist lediglich, das ich durchaus verstehen kann, dass mancher Leser es eben nicht so mit der Vielzahl an Schießereien und Co hat, die ja gerade in Staffel 1 häufig anzutreffen waren (auch wenn ich persönlich nix dagegen hätte, wenn es in Staffel 3 wieder etwas heftiger zur Sache gehen würde...)
#7 Hermes 2009-02-06 12:38
Hallo Christian,

laut meinem Lexikon bedeutet exzessiv: ausschweifend, übertrieben. Wenn also ein Roman überwiegend aus Kämpfen besteht, kann man dann nicht auch von exzessiver Gewaltdarstellung sprechen? Und so etwas gab es zu Beginn von PRA.

Wenn man das aber so interpretiert wie Du, als besonders blutige und widerwärtige Darstellung von Gewalt, hast Du völlig recht, so etwas gibt es in PRA nicht.

Mein Absicht war aber nicht, PRA wegen übertriebener Gewaltdarstellung an den Pranger zu stellen, sondern die Frage in den Raum zu stellen, warum es soviele Leser gibt, für die Gewalt ein wesentlicher, unverzichtbarer Teil eines Romanes ist.

Was ich gut finde ist, dass Jochen darauf hingewiesen hat, dass Action durchaus auch aus (unblutigen) Verfolgungsjagden bestehen kann. Man könnte die Liste auch fortsetzen: Dramatische Rettungsaktionen aufgrund von Naturkatastrophen oder technischen Problemen, Grenzsituationen der menschlichen Leistungsfähigkeit, Erfüllung von Aufgaben bei einem vorgegebenen zeitlichen Limit etc. Meistens (auch bei PRA) wird Action jedoch auf Raumschlachten, Schiessereien und (Zwei)Kämpfe reduziert.

beste Grüße

Hermes
#8 Christian Montillon 2009-02-06 13:15
hallo hermes,
na da sind wir ja einig (wenngleich ich auch in deinem sinn nicht von "exzessiver gewalt" sprechen würde).

ich denke, unabhänging vom lexikon ist der "allgemeine sprachgebrauch" oder das "allgemeine verständnis" von "exzessiver gewaltdarstellung" das, wie ich es interpretiert habe ("Ekel" u.ä.).

Jochens Artikel find ich super.
Und natürlich gab es in der zweiten Staffel wesentlich mehr "unblutige", "andere" Action als in der ersten ... aber wie weit das aufgefallen / in Erinnerung gebliebne ist, ist die Frage (Absturz des Raumschiffs auf Planet, Verfolgung Draisine, einstürzender Kristallschacht etc.).
Womit ich nicht sage "der leser ist zu doof, das zu merken", sondern "haben wir das so dargestellt, dass das auffällt, oder geht es unter?".

und ja - es sind genug der duelle. das sehe ich auch so.
wait until staffel 3.

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