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Unterschwellige Gefühle? Von wegen... - PRA, Band 27 (Der Wega-Zyklus 3)

Perry Rhodann ... das Universum und ichUnterschwellige Gefühle?
Von wegen...

Menschen und ihre Furcht vor allem, was anders ist – auch im Perryversum
PRA, Band 27 (Der Wega-Zyklus 3)

Rassismus, Misstrauen gegenüber fremden Menschen, Angst vor Neuerungen – das Dasein als Mensch hat schon seine Schattenseiten. Täglich hört man aufs Neue von Zwischenfällen, die sich infolge der Angst vor dem Fremden, dem Unbekannten ergeben. Ob das nun tätliche Übergriffe auf Ausländer sind oder die Ablehnung von Ideen, die das eigene Leben mehr oder weniger stark verändern, ob sich die Abneigung gegen Menschen anderer Hautfarbe richtet oder gegen neue Vorstellungen, Menschen scheinen allem, was anders ist und sich nicht unmittelbar in ihr Leben einfügen lässt, oftmals sehr misstrauisch gegenüberzustehen.

 

Dass ich ausgerechnet in der PR-Kolumne des Zauberspiegels auf dieses Thema zu sprechen komme, hat einen guten Grund: PR und PRA sind SF-Serien, die reich sind an Elementen, die „gewöhnlichen“ Sterblichen bizarr oder gar abnorm vorkommen können. Man nehme nur mal die Fähigkeiten der Mutanten, oder aber die kleine aber feine Tatsache, dass das Oberhaupt des Solaren Imperiums unsterblich und somit quasi Regent bis in alle Ewigkeit ist.

Ich kenne die Romane aus der Anfangszeit von PR nicht, und ich weiß nicht, inwiefern die Probleme, die sich aus diesen Konzepten ergeben, dort abgehandelt wurden. Fest steht aber, dass mich seit meinem Einstieg in PR(A) eine Frage im Stillen immer wieder beschäftigt hat: Wie kommt es, dass die Menschen außerhalb des engsten Kreises um Rhodan und die Mutanten dies alles so einfach akzeptieren?

Mit »Mutantenschule Crest« habe ich nun endlich die Antwort auf diese Frage bekommen: Sie tun es ganz und gar nicht.

Der vor einigen Wochen erschienene PR-Roman »Finsternis über Terra« von Horst Hoffmann hat ja schon deutlich gemacht, dass die Erde des Perryversum alles andere ist als der große, glückliche Planet, als der er in »Star Trek« so gerne dargestellt wird. Mit »Mutantenschule Crest« wagen sich die Macher nun an weitere Probleme der irdischen Gesellschaft im Rhodanschen Kosmos heran – und zeichnen ein unschönes Bild.

Wie oft schon haben die Mutanten anderen Menschen geholfen und ihnen sprichwörtlich „den Arsch gerettet“, sie vor Schaden und den Plänen finsterer Schurken bewahrt? Doch kam geht mal eine Sache schief – eine Sache, wohlgemerkt, für die die Mutanten gar nichts können – schon werden sie zu Zielscheiben von Hass und Gewalt.

Ich bin mir sicher, dem ein oder anderen Leser werden die Anfeindungen, die die Mutanten im 27sten PRA erdulden müssen, nicht besonders schmecken. Diese Leser werden sich darüber beschweren, dass das doch vollkommen unrealistisch ist, und dass die Menschheit ihre Helden niemals so behandeln würde. Dieser Aussage möchte ich widersprechen.

Menschen haben, wie schon anfangs gesagt, Angst vor dem Unbekannten. Man muss nicht Psychologie oder sonst was studiert haben, um das erkennen; dazu muss bloß mal ein jeder seine eigene Reaktion beachten, wenn er mit etwas Fremden konfrontiert wird. Genauso wenig sind Menschen bereit, Dinge, die anders sind als gewohnt, einfach so hinzunehmen, selbst wenn diese Dinge seit vielen Jahren oder Jahrzehnten eigentlich Alltag sein müssten. Dass die Mutanten für die Bürger Terranias also in Sekundenschnelle von Beschützer in Feinde verwandeln, die es zu vertreiben gilt, wundert mich nicht. Im Gegenteil, ich finde diese Entwicklung, so erschreckend sie auch sein mag, äußerst glaubhaft.

Es hat mich eh schon gewundert, dass die Themen „Mutanten“ und „Unsterblichkeit“ im PR-Universum weitestgehend einfach so hingenommen werden. Gut, man kann schlecht in jedem Heft auf diese Thematik eingehen, das würde die eigentliche Story kaputt machen. Aber dass die Unsterblichkeit Rhodans und die besondere Stellung der Mutanten von allen Bewohnern Terras einfach so akzeptiert werden, das fand ich von Anfang an etwas seltsam. Ich meine, wie würden wir denn reagieren, wenn es hieße, unsere Bundeskanzlerin wäre jetzt mal als einige von wenigen Auserwählten unsterblich (und wir nicht), oder unser Nachbar hätte die Fähigkeit, Gedanken zu lesen? Besonders begeistert wären wir wohl nicht – und das ist vermutlich noch beschönigend ausgedrückt!

»Mutantenschule Crest« zeigt mir, dass ich nicht der einzige bin, der sich über dieses Problem Gedanken macht. Die Macher der Serie scheinen sich darüber im Klaren zu sein, dass es in ihrem Kosmos auch jenseits von Chaotarchen und Kosmokraten eine Menge Problemfelder gibt, die einer genaueren Betrachtung wert sind – Problemfelder, die den Lesern näher und verständlicher sind als Negasphären.

Ich für meinen Teil bin gespannt, wie sich die Lage auf der Erde im kommenden Roman weiterentwickelt und welche Lösung die Macher für das Problem mit der Anti-Mutantenbewegung vorgesehen haben. Einfach so lässt sich die Sache nämlich nicht aus der Welt schaffen.

Und so traurig das Thema „Rassismus“ auch sein mag, ich finde es gut, dass die Macher es aufgegriffen und in die Handlug integriert haben. Es zeigt, dass sie sich auch über den kosmologischen Überbau hinaus Gedanken um um ihre Serien machen – und dass PR und PRA bei weitem nicht so abgehoben sind, wie man es auf den ersten Blick hin vermuten könnte.

Das Heft an sich
PRA Band 27, »Mutantenschule Crest – Der Wega-Zyklus 3«, von Achim MehnertPRA Band 27, »Mutantenschule Crest – Der Wega-Zyklus 3«, von Achim Mehnert
Terrania, einen Tag nach dem Angriff Saquolas auf das Mutantenkorps und den verheerenden Auswirkungen dieser Attacke. Teile der terranischen Hauptstadt liegen in Trümmern, und Gruppierungen, die Rhodans Mutanten schon seit geraumer Zeit misstrauisch gegenüberstehen, gewinnen mehr und mehr an Zulauf. Die Situation spitzt sich immer weiter zu. Die Probleme bekommt insbesondere Tako Kakuta zu spüren, der die Verantwortung für die Jagd nach Saquolas auf der Erde übernommen hat nun aber selbst zur Zielscheibe einer Jagd wird: der Jagd auf Mutanten...

Unterdessen befindet sich Perry Rhodan auf der Venus, wo er zu Gast in der Mutantenschule Crest ist. Deren Leiter, der Telepath John Marshall, hat dem Großadministrator eine beunruhigende Nachricht übermittelt. Einige Schüler sind seit kurzem spurlos verschwunden. Kann es sein, dass Saquola etwas damit zu tun hat? Rhodan geht der Sache auf den Grund und macht dabei die eine äußerst interessante Bekanntschaft: In der Mutantenschule trainiert auch das Brüderpaar Boram und Naalone. Beide sind Ferronen – und beide kommen vom selben Asteroiden wie Saquola...

»Mutantenschule Crest« ist ein rundweg gelungener, spannender PRA-Roman. Achim Mehnert gelingt es vorzüglich, die beiden reichlich verschiedenen Handlungsstränge überzeugend umzusetzen.
Storyline Nummer 1: Die Geschehnisse auf der Erde und die Folgen von Saquolas Angriff auf die Mutanten. Schon von der Grundidee her haben die Macher hier ein wirklich interessantes Konzept vorgelegt. Die Mitglieder des Mutantenkorps, sonst immer die strahlenden Helden, sehen sich urplötzlich mit den Anfeindungen der Bürger Terranias konfrontiert. Eine mehr als ungewöhnliche Situation, die Mehnert durchaus fesselnd und glaubhaft in Szene setzt.

Es hätte aber auch nichts geschadet, wenn diesem Handlungsbogen mehr Platz eingeräumt worden wäre. So traurig und dramatisch die Demonstrationen, die Übergriffe auf Mutanten und die übrigen Reaktionen der geschockten Erdbürger auch sein mögen, sie bleiben allesamt weitestgehend an der Oberfläche. Dabei hat man es hier mit einem Problem zu tun, das die irdische Gesellschaft in ihren Grundfesten erschüttern könnte, weshalb eine intensivere Auseinandersetzung mit dem Thema zweifelsohne gerechtfertigt gewesen wäre.

Aber gut, PRA ist eine SF-Action-Serie und kein (Rassen-)Drama, sodass man es den Machern mühelos verzeihen kann, dass sie auf eine tiefergehende Behandlung der Problematik verzichtet haben, gerade auch deshalb, weil Mehnert die Erlebnisse Takos auch so gelungen umgesetzt hat
Storyline Nummer 2: Perry Rhodan, der auf der Venus nach Saquola sucht. Die Macher von PRA erlauben den Lesern hier einen hochinteressanten Einblick in das Alltagsleben und die Ausbildungsstätte der Mutanten. Auch hier gilt das, was schon für den Storyarc um Tako gegolten hat: Mehr Zeit und Raum wäre nicht verkehrt gewesen.

Hatte ich zunächst noch befürchtet, einen »Harry Potter«-Verschnitt geboten zu bekommen oder mir die PR-Version der »X-Men«-Schule antun zu müssen, wurden meine Bedenken schnell in Luft aufgelöst. Mehnert gelingt es vorzüglich, eine ganz eigene Bildungs- und Trainingseinrichtung zu beschreiben, die sich angenehm von den eben genannten Vorbildern unterscheidet.

Storymäßig wird die Suche nach Saquola routiniert abgehandelt, zwar ohne größere Überraschungen, dafür aber durchweg spannend und lebendig in Worte gefasst. Das Ende dieser Storyline verspricht zudem einen actionreichen Folgeband und macht das Warten auf den kommenden Roman alles andere als leicht.

»Mutantenschule Crest« ist ein Romanheft, bei dem insbesondere Freunde des Mutantenkorps voll auf ihre Kosten kommen. Obwohl die Story gelegentlich etwas tiefgründiger sein könnte, macht die Lektüre von der ersten bis zur letzten Seite viel Spaß, weshalb die Zeit, die man mit dem Heft verbringt, vorbeigeht wie im Fluge.

In zwei Wochen geht es mit dem zweiten Teil von Mehnerts Doppelband weiter, der unter dem Titel
Perry Rhodan Action 28 - Das Venusgehirn (Wega-Zyklus 4)
»Das Venusgehirn«
erscheint.

 

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