Straff oder lasch? - Quo vadis, Sternenfaust? (I)

Quo vadis, Sternenfaust? (I)

Auch der folgende Zyklus war sehr linear aufgebaut. Zunächst griffen die Morax J'ebeem-Welten an, wurden dann mithilfe der Solaren Welten zurückgeschlagen, woraufhin man sich in Morax-Gebiet aufmachte, um die Bedrohung besser einschätzen zu können. Das Ergebnis dieser Vielspezies-Operation war so verheerend, dass die gerade begonnene Zusammenarbeit zwischen den Völkern von Cisalpha erst einmal ruhte. Dieser Zyklus zeigte schon die ersten Probleme, die ein straffer Zyklus mit sich bringen kann. Der Anfang war spannend und bot viele gute Geschichten. Doch ab der Mission in das Morax-Gebiet zerfiel der Zyklus etwas. Die Vorgänge um Denuur wurden dann ausführlich und durchaus gut geschildert, aber die Aufarbeitung des Zyklus war recht mangelhaft. So wurde nie wirklich darauf eingegangen, dass die Zusammenarbeit der Völker von Cisalpha eigentlich seit dieser Mission auf Eis liegt.
Drei Zyklen später war auch der Erzengel-Zyklus straff erzählt. Der Entdeckung der Orphanen, von denen man noch nicht viel verstand, folgte der dritte Kridan-Krieg. In dem setzte man dann die Orphanen endgültig frei und beschäftigte sich den Großteil des Zyklus mit dieser Bedrohung. Dabei setzte man wie auch bei dem Dronte- und dem Beginn des Morax-Zyklus auf gute bis sehr gute Einzelromane.

Der darauffolgende Basiru-Aluun-Zyklus zeigte, was passiert, wenn man sich einem Thema verschreibt, dass einfach nicht zu überzeugen weiß: Gähnende Langeweile. Das Problem war, dass die Menschen so weit geforscht hatten, dass bestimmte Mächte sie jetzt dafür vernichten wollten, um sie zu schützen. Diese dämliche Logik, die Übermächtiger Wesen einfach nicht würdig ist, wurde mehrere Bände lang aufrechterhalten, ohne irgendeine Antwort zu liefern, dann widmete man sich lieber unbedeutenden Nebenschauplätzen und ließ den Leser in der Luft hängen. Zum Schluss fügte man das zu einem Finale zusammen, in dem die Menschheit überraschenderweise eine Taktik gegen die eigentlich übermächtigen Basiru-Aluun fand.

Der aktuelle Zyklus erinnert mich ein wenig an den Anfang der Serie. Es gibt zwar ein Rätsel, zwar die Frage nach der Grafschaft, und es gibt auch eine Bedrohung von Sol X, aber ersteres ist nur den wenigsten Menschen bekannt und letzteres weiß sogar gar kein Mensch. Stattdessen wurde der Anfang genutzt, um Dana Frost endlich wieder auf der Sternenfaust einzusetzen und Admiral Taglieri zum Präsidenten zu machen. Seitdem reist die Sternenfaust von Mission zu Mission. Und wieder kann man nicht absehen, was eigentlich passieren wird. Durch die Vernichtung der Orphanen scheint eine beinahe endlose Reihe mächtiger Phänomene aufzutauchen und die Sternenfaust rasselt in fast jedes.

Schwierig wird es halt in dem Moment, in dem ein Roman mal etwas aus der Reihe fällt. Sie es, weil man eine bereits recht bekannte Geschichte ins Sternenfaust-Universum transportiert oder weil man versucht einen vierten Kridan-Krieg wahrscheinlich aussehen zu lassen und aus dem Problem nur schwer wieder herauskommt. Bei diesen Geschichten ist man wie im Forum erwähnt nicht mehr unbedingt gespannt auf den nächsten Roman, schließlich gibt es keine Fragen, bei denen man in näherer Zukunft eine Antwort erwartet.
Ein Zyklus ohne straffes Hauptthema ist also weitaus schwieriger spannend zu konzipieren, als ein Zyklus, der in jedem Roman mit einem kleinen oder großen Cliffhangar enden kann.
Die Serie Sternenfaust lebt in meinen Augen davon, dass sie beides kann. Sie ist nicht nur nicht so auf Zyklen fixiert wie der alte Opa des SF-Heftromans, sondern kann auch eine Weile ohne wirklich drängendes Problem oder Bedrohung auskommen. Dann stützt man sich einfach auf mehrheitlich gute Einzelromane. Das ist gut so, denn wenn man sich immer auf Zyklen festlegt, geht das irgendwann schief. Der Transalpha- und der Basiru Aluun-Zyklus haben gezeigt, dass auch Sternenfaust nicht vor uninteressanten Zyklenthemen sicher ist. Der Transalpha-Zyklus konnte von der erwähnten Fähigkeit zu guten Einzelromanen gerettet werden, der Basiru-Aluun-Zyklus nicht.
Daher ist es gut, dass die Autoren sich auch einmal wieder an einbändigen, relativ abgeschlossenen Sternenfaustabenteuern versuchen dürfen, in denen auch die Crew der Sternenfaust endlich mal ein wenig zum Zug kommt. Danach wird sicherlich wieder ein etwas stringenterer Zyklus folgen. Und irgendwann später werden die Autoren hoffentlich für eine Weile wieder auf eine etwas laschere Zyklusform umsteigen, bevor sie mit einem großen, aber langweiligen Oberthema 25 Bände zur Qual machen.
Anmerkungen: Die Zyklen-Namen habe ich von der Sternenfaust-Wikipedia. Der Untertitel zu dieser Kolumnenfolge wurde aus einem Forenbeitag verwendet.
Kommentare
Leider ist ein Typo im Link zur StF-Wiki
Harantor sagt: Jetzt nicht mehr. Der Link ist korrigiert und funktioniert. Also lach wieder, bitte
Mach ich doch gerne ;)