Straff oder lasch? - Quo vadis, Sternenfaust? (I)
Straff oder lasch?
Quo vadis, Sternenfaust? (I)
Straffe Zyklen sind vermutlich das, was man sich unter einem Zyklus vorstellt. Es gibt ein Problem oder eine Bedrohung, die immer präsent ist und die innerhalb von 25 oder 50 Bänden gelöst oder abgewehrt werden. Der Dronte-Zyklus ist das erste Beispiel dafür. Nach der Entdeckung der Dronte gab es eigentlich keine Möglichkeit mehr, große Nebenschauplätze zu erkunden, alles hatte irgendwie mit der Bedrohung aus Transalpha zu tun.
Auch der folgende Zyklus war sehr linear aufgebaut. Zunächst griffen die Morax J'ebeem-Welten an, wurden dann mithilfe der Solaren Welten zurückgeschlagen, woraufhin man sich in Morax-Gebiet aufmachte, um die Bedrohung besser einschätzen zu können. Das Ergebnis dieser Vielspezies-Operation war so verheerend, dass die gerade begonnene Zusammenarbeit zwischen den Völkern von Cisalpha erst einmal ruhte. Dieser Zyklus zeigte schon die ersten Probleme, die ein straffer Zyklus mit sich bringen kann. Der Anfang war spannend und bot viele gute Geschichten. Doch ab der Mission in das Morax-Gebiet zerfiel der Zyklus etwas. Die Vorgänge um Denuur wurden dann ausführlich und durchaus gut geschildert, aber die Aufarbeitung des Zyklus war recht mangelhaft. So wurde nie wirklich darauf eingegangen, dass die Zusammenarbeit der Völker von Cisalpha eigentlich seit dieser Mission auf Eis liegt.
Drei Zyklen später war auch der Erzengel-Zyklus straff erzählt. Der Entdeckung der Orphanen, von denen man noch nicht viel verstand, folgte der dritte Kridan-Krieg. In dem setzte man dann die Orphanen endgültig frei und beschäftigte sich den Großteil des Zyklus mit dieser Bedrohung. Dabei setzte man wie auch bei dem Dronte- und dem Beginn des Morax-Zyklus auf gute bis sehr gute Einzelromane.
Zwei weitere Zyklen waren eigentlich straff geplant, entwickelten sich jedoch anders. Der Transalpha-Zyklus war von der Reise der Sternenfaust nach Transalpha geprägt. Die Sternenfaust verfolgte dabei die Dronte, die sich aus nicht nachvollziehbaren Gründen aus Transalpha zurückzogen. Das Problem lag also auf der Hand: Was haben die Dronte vor? Das Konzept ging jedoch völlig nach hinten los, glücklicherweise ohne einen schlechten Zyklus zu produzieren. Denn zum ersten Mal war die Sternenfaust über weite Strecken einfach unbedeutend. Stattdessen wurden auf der Erde, den Genetiker-Welten und mit den Gründern des diplomatischen Corps gute Geschichten erzählt. Nur für die Sternenfaust schien den Autoren lange nichts einzufallen. Erst zum Schluss wurde der Sternenfaust wieder mehr Aufmerksamkeit geschenkt, aber die Begründung für den Ruf, dem die Dronte folgen, war nicht wirklich zufriedenstellend. Außerdem legte der Zyklus viele Andeutungen für die Zukunft (u.a. Erdanaar, zweite Erde), zu denen man sich auch einmal eine Antwort gewünscht hätte. Hervorragende Einzelromane retteten diesen Zyklus, dessen Konzeption nicht ausreichte, um 25 Hefte zu tragen.
Der darauffolgende Basiru-Aluun-Zyklus zeigte, was passiert, wenn man sich einem Thema verschreibt, dass einfach nicht zu überzeugen weiß: Gähnende Langeweile. Das Problem war, dass die Menschen so weit geforscht hatten, dass bestimmte Mächte sie jetzt dafür vernichten wollten, um sie zu schützen. Diese dämliche Logik, die Übermächtiger Wesen einfach nicht würdig ist, wurde mehrere Bände lang aufrechterhalten, ohne irgendeine Antwort zu liefern, dann widmete man sich lieber unbedeutenden Nebenschauplätzen und ließ den Leser in der Luft hängen. Zum Schluss fügte man das zu einem Finale zusammen, in dem die Menschheit überraschenderweise eine Taktik gegen die eigentlich übermächtigen Basiru-Aluun fand.
Lediglich der Anfang der Serie war anders organisiert. Zwar wurden die ersten 25 Bände der Serie durch den zweiten Kridan-Krieg geprägt, aber in vielen Romanen konnte man den eigentlich ausblenden. Stattdessen flog die Sternenfaust munter durch die Galaxis, traf auf merkwürdige Sonnensysteme und noch merkwürdigere Völker, ohne dabei immer an die Kridan zu denken. Der Leser konnte sich nie sicher sein, was als nächstes passiert und wohin der Weg der Serie eigentlich führen soll. Da die Serie gerade erst begonnen hatte, war noch nicht jeder Roman ein Kracher, und nach Tiefschlägen kann man natürlich eine Serie nicht ewig in den Tag hineinleben.
Der aktuelle Zyklus erinnert mich ein wenig an den Anfang der Serie. Es gibt zwar ein Rätsel, zwar die Frage nach der Grafschaft, und es gibt auch eine Bedrohung von Sol X, aber ersteres ist nur den wenigsten Menschen bekannt und letzteres weiß sogar gar kein Mensch. Stattdessen wurde der Anfang genutzt, um Dana Frost endlich wieder auf der Sternenfaust einzusetzen und Admiral Taglieri zum Präsidenten zu machen. Seitdem reist die Sternenfaust von Mission zu Mission. Und wieder kann man nicht absehen, was eigentlich passieren wird. Durch die Vernichtung der Orphanen scheint eine beinahe endlose Reihe mächtiger Phänomene aufzutauchen und die Sternenfaust rasselt in fast jedes.
Die Formulierung man kann nicht absehen, was eigentlich passieren wird, führt vermutlich etwas in die Irre. Bei keinem guten Zyklus weiß man am Anfang, was am Ende geschieht. Ich meine aber vielmehr, dass man nicht weiß, um welches Problem sich der Zyklus jetzt genau dreht. Er trägt den Titel Die große Leere. Aber wie schon einmal beschrieben, zeichnet sich von Leere bisher nichts ab. Stattdessen ist es zum ersten Mal seit langer Zeit wieder so, dass die Sternenfaust wie in früheren Sondereinsatzkreuzer-Zeiten einfach auf verschiedene Notrufe und Befehle reagiert. Das ist abwechslungsreich und meist auch spannend geschrieben.
Schwierig wird es halt in dem Moment, in dem ein Roman mal etwas aus der Reihe fällt. Sie es, weil man eine bereits recht bekannte Geschichte ins Sternenfaust-Universum transportiert oder weil man versucht einen vierten Kridan-Krieg wahrscheinlich aussehen zu lassen und aus dem Problem nur schwer wieder herauskommt. Bei diesen Geschichten ist man wie im Forum erwähnt nicht mehr unbedingt gespannt auf den nächsten Roman, schließlich gibt es keine Fragen, bei denen man in näherer Zukunft eine Antwort erwartet.
Ein Zyklus ohne straffes Hauptthema ist also weitaus schwieriger spannend zu konzipieren, als ein Zyklus, der in jedem Roman mit einem kleinen oder großen Cliffhangar enden kann.
Die Serie Sternenfaust lebt in meinen Augen davon, dass sie beides kann. Sie ist nicht nur nicht so auf Zyklen fixiert wie der alte Opa des SF-Heftromans, sondern kann auch eine Weile ohne wirklich drängendes Problem oder Bedrohung auskommen. Dann stützt man sich einfach auf mehrheitlich gute Einzelromane. Das ist gut so, denn wenn man sich immer auf Zyklen festlegt, geht das irgendwann schief. Der Transalpha- und der Basiru Aluun-Zyklus haben gezeigt, dass auch Sternenfaust nicht vor uninteressanten Zyklenthemen sicher ist. Der Transalpha-Zyklus konnte von der erwähnten Fähigkeit zu guten Einzelromanen gerettet werden, der Basiru-Aluun-Zyklus nicht.
Daher ist es gut, dass die Autoren sich auch einmal wieder an einbändigen, relativ abgeschlossenen Sternenfaustabenteuern versuchen dürfen, in denen auch die Crew der Sternenfaust endlich mal ein wenig zum Zug kommt. Danach wird sicherlich wieder ein etwas stringenterer Zyklus folgen. Und irgendwann später werden die Autoren hoffentlich für eine Weile wieder auf eine etwas laschere Zyklusform umsteigen, bevor sie mit einem großen, aber langweiligen Oberthema 25 Bände zur Qual machen.
Anmerkungen: Die Zyklen-Namen habe ich von der Sternenfaust-Wikipedia. Der Untertitel zu dieser Kolumnenfolge wurde aus einem Forenbeitag verwendet.
Auch der folgende Zyklus war sehr linear aufgebaut. Zunächst griffen die Morax J'ebeem-Welten an, wurden dann mithilfe der Solaren Welten zurückgeschlagen, woraufhin man sich in Morax-Gebiet aufmachte, um die Bedrohung besser einschätzen zu können. Das Ergebnis dieser Vielspezies-Operation war so verheerend, dass die gerade begonnene Zusammenarbeit zwischen den Völkern von Cisalpha erst einmal ruhte. Dieser Zyklus zeigte schon die ersten Probleme, die ein straffer Zyklus mit sich bringen kann. Der Anfang war spannend und bot viele gute Geschichten. Doch ab der Mission in das Morax-Gebiet zerfiel der Zyklus etwas. Die Vorgänge um Denuur wurden dann ausführlich und durchaus gut geschildert, aber die Aufarbeitung des Zyklus war recht mangelhaft. So wurde nie wirklich darauf eingegangen, dass die Zusammenarbeit der Völker von Cisalpha eigentlich seit dieser Mission auf Eis liegt.
Drei Zyklen später war auch der Erzengel-Zyklus straff erzählt. Der Entdeckung der Orphanen, von denen man noch nicht viel verstand, folgte der dritte Kridan-Krieg. In dem setzte man dann die Orphanen endgültig frei und beschäftigte sich den Großteil des Zyklus mit dieser Bedrohung. Dabei setzte man wie auch bei dem Dronte- und dem Beginn des Morax-Zyklus auf gute bis sehr gute Einzelromane.
Zwei weitere Zyklen waren eigentlich straff geplant, entwickelten sich jedoch anders. Der Transalpha-Zyklus war von der Reise der Sternenfaust nach Transalpha geprägt. Die Sternenfaust verfolgte dabei die Dronte, die sich aus nicht nachvollziehbaren Gründen aus Transalpha zurückzogen. Das Problem lag also auf der Hand: Was haben die Dronte vor? Das Konzept ging jedoch völlig nach hinten los, glücklicherweise ohne einen schlechten Zyklus zu produzieren. Denn zum ersten Mal war die Sternenfaust über weite Strecken einfach unbedeutend. Stattdessen wurden auf der Erde, den Genetiker-Welten und mit den Gründern des diplomatischen Corps gute Geschichten erzählt. Nur für die Sternenfaust schien den Autoren lange nichts einzufallen. Erst zum Schluss wurde der Sternenfaust wieder mehr Aufmerksamkeit geschenkt, aber die Begründung für den Ruf, dem die Dronte folgen, war nicht wirklich zufriedenstellend. Außerdem legte der Zyklus viele Andeutungen für die Zukunft (u.a. Erdanaar, zweite Erde), zu denen man sich auch einmal eine Antwort gewünscht hätte. Hervorragende Einzelromane retteten diesen Zyklus, dessen Konzeption nicht ausreichte, um 25 Hefte zu tragen.
Der darauffolgende Basiru-Aluun-Zyklus zeigte, was passiert, wenn man sich einem Thema verschreibt, dass einfach nicht zu überzeugen weiß: Gähnende Langeweile. Das Problem war, dass die Menschen so weit geforscht hatten, dass bestimmte Mächte sie jetzt dafür vernichten wollten, um sie zu schützen. Diese dämliche Logik, die Übermächtiger Wesen einfach nicht würdig ist, wurde mehrere Bände lang aufrechterhalten, ohne irgendeine Antwort zu liefern, dann widmete man sich lieber unbedeutenden Nebenschauplätzen und ließ den Leser in der Luft hängen. Zum Schluss fügte man das zu einem Finale zusammen, in dem die Menschheit überraschenderweise eine Taktik gegen die eigentlich übermächtigen Basiru-Aluun fand.
Lediglich der Anfang der Serie war anders organisiert. Zwar wurden die ersten 25 Bände der Serie durch den zweiten Kridan-Krieg geprägt, aber in vielen Romanen konnte man den eigentlich ausblenden. Stattdessen flog die Sternenfaust munter durch die Galaxis, traf auf merkwürdige Sonnensysteme und noch merkwürdigere Völker, ohne dabei immer an die Kridan zu denken. Der Leser konnte sich nie sicher sein, was als nächstes passiert und wohin der Weg der Serie eigentlich führen soll. Da die Serie gerade erst begonnen hatte, war noch nicht jeder Roman ein Kracher, und nach Tiefschlägen kann man natürlich eine Serie nicht ewig in den Tag hineinleben.
Der aktuelle Zyklus erinnert mich ein wenig an den Anfang der Serie. Es gibt zwar ein Rätsel, zwar die Frage nach der Grafschaft, und es gibt auch eine Bedrohung von Sol X, aber ersteres ist nur den wenigsten Menschen bekannt und letzteres weiß sogar gar kein Mensch. Stattdessen wurde der Anfang genutzt, um Dana Frost endlich wieder auf der Sternenfaust einzusetzen und Admiral Taglieri zum Präsidenten zu machen. Seitdem reist die Sternenfaust von Mission zu Mission. Und wieder kann man nicht absehen, was eigentlich passieren wird. Durch die Vernichtung der Orphanen scheint eine beinahe endlose Reihe mächtiger Phänomene aufzutauchen und die Sternenfaust rasselt in fast jedes.
Die Formulierung man kann nicht absehen, was eigentlich passieren wird, führt vermutlich etwas in die Irre. Bei keinem guten Zyklus weiß man am Anfang, was am Ende geschieht. Ich meine aber vielmehr, dass man nicht weiß, um welches Problem sich der Zyklus jetzt genau dreht. Er trägt den Titel Die große Leere. Aber wie schon einmal beschrieben, zeichnet sich von Leere bisher nichts ab. Stattdessen ist es zum ersten Mal seit langer Zeit wieder so, dass die Sternenfaust wie in früheren Sondereinsatzkreuzer-Zeiten einfach auf verschiedene Notrufe und Befehle reagiert. Das ist abwechslungsreich und meist auch spannend geschrieben.
Schwierig wird es halt in dem Moment, in dem ein Roman mal etwas aus der Reihe fällt. Sie es, weil man eine bereits recht bekannte Geschichte ins Sternenfaust-Universum transportiert oder weil man versucht einen vierten Kridan-Krieg wahrscheinlich aussehen zu lassen und aus dem Problem nur schwer wieder herauskommt. Bei diesen Geschichten ist man wie im Forum erwähnt nicht mehr unbedingt gespannt auf den nächsten Roman, schließlich gibt es keine Fragen, bei denen man in näherer Zukunft eine Antwort erwartet.
Ein Zyklus ohne straffes Hauptthema ist also weitaus schwieriger spannend zu konzipieren, als ein Zyklus, der in jedem Roman mit einem kleinen oder großen Cliffhangar enden kann.
Die Serie Sternenfaust lebt in meinen Augen davon, dass sie beides kann. Sie ist nicht nur nicht so auf Zyklen fixiert wie der alte Opa des SF-Heftromans, sondern kann auch eine Weile ohne wirklich drängendes Problem oder Bedrohung auskommen. Dann stützt man sich einfach auf mehrheitlich gute Einzelromane. Das ist gut so, denn wenn man sich immer auf Zyklen festlegt, geht das irgendwann schief. Der Transalpha- und der Basiru Aluun-Zyklus haben gezeigt, dass auch Sternenfaust nicht vor uninteressanten Zyklenthemen sicher ist. Der Transalpha-Zyklus konnte von der erwähnten Fähigkeit zu guten Einzelromanen gerettet werden, der Basiru-Aluun-Zyklus nicht.
Daher ist es gut, dass die Autoren sich auch einmal wieder an einbändigen, relativ abgeschlossenen Sternenfaustabenteuern versuchen dürfen, in denen auch die Crew der Sternenfaust endlich mal ein wenig zum Zug kommt. Danach wird sicherlich wieder ein etwas stringenterer Zyklus folgen. Und irgendwann später werden die Autoren hoffentlich für eine Weile wieder auf eine etwas laschere Zyklusform umsteigen, bevor sie mit einem großen, aber langweiligen Oberthema 25 Bände zur Qual machen.
Anmerkungen: Die Zyklen-Namen habe ich von der Sternenfaust-Wikipedia. Der Untertitel zu dieser Kolumnenfolge wurde aus einem Forenbeitag verwendet.
Kommentare
Leider ist ein Typo im Link zur StF-Wiki
Harantor sagt: Jetzt nicht mehr. Der Link ist korrigiert und funktioniert. Also lach wieder, bitte
Mach ich doch gerne ;)