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Freies Konzept - Quo vadis, Sternenfaust? (II)

SternengeflüsterFreies Konzept
Quo vadis, Sternenfaust? (II)

Der Roman „Invasionsstufe Zwei“ versieht den aktuellen Zyklus mit allem, was der vorherige Zyklus ebenfalls besaß: Einen übermächtigen Gegner, eine fatale Schlacht und vor allem eine unklare Zukunft für die Menschheit. Dass dennoch kein „nicht schon wieder“-Gefühl eintritt, ist auch der freien Erzählweise des Zyklus zu verdanken.

Es könnte sich beim „Große Leere“-Zyklus um einen Mord mit Ankündigung handeln. Nicht umsonst hieß Band 157 „Invasionsstufe Eins“, titelte Band 166 „Invasionsstufe Zwei“ und wird der vorletzte Roman des Zyklus den Titel „Invasionsstufe Drei“ tragen.

Mehr klare Linie geht eigentlich nicht.

Das Besondere ist jedoch, was dazwischen passiert. Denn statt einer Schilderung der Ereignisse rund um die Wanagi, die im Sonnensystem mit „Sol X“ aufgetaucht sind, folgt der Leser der Sternenfaust in die Weiten des Alls. Wie es sich für das Flaggschiff einer Flotte gehört, erlebt die Sternenfaust in bester „Enterprise“-Manier alle zwei Wochen ein fast schon unglaubliches Abenteuer. Aber auch das kann in diesem Zyklus kaum verwundern, ist mit der Vernichtung der Orpahnen im letzten Zyklus doch auch dafür gesorgt worden, dass niemand die Galaxis mehr vor hochentwickelten Rassen schützt. An jeder Ecke der Galaxis taucht also auf einmal jemand/etwas auf, der/das die Vorstellungskraft der Sternenfaust erst einmal übersteigt.

Invasionsstufe 1Der Leser weiß dabei die ganze Zeit, dass die Gefahren zwar schön und gut sind, aber währenddessen im Sol-System selbst die größte Gefahr für die Menschheit lauert. Während die menschlichen Protagonisten der Serie noch nichts von irgendwelchen Invasionsstufen wissen, hat der Leser das bereits in Band 157 erfahren. Ist es nun also schlecht, dass man die darauffolgenden acht Bände nichts mehr von den Wanagi hört?

Nein, denn die Bände boten der Serie viele Möglichkeiten. Die acht Romane wurden dafür genutzt,  dass die Sternenfaust vier mächtigen Phänomenen zu begegnet, um die Alpha-Genetics (auf zugegeben schwacher Basis) einzuführen, die Überbleibsel des Kridan-Krieges zu beseitigen und vor allem sich auch ein wenig um die Charaktere der Serie zu kümmern. Dabei ging nicht jeder Roman für jeden bekannten Charakter glimpflich aus. Zeitweise wurde tatsächlich etwas leichtfertig mit den Leben von Serienfiguren gespielt. Dennoch tat der Fokus auf die Sternenfaust und ihre Besatzung der Serie mal ganz gut. Zwar hatte das Schiff auch im vorherigen Zyklus wieder viele Auftritte, aber das meiste konzentrierte sich dann doch auf Admiral Taglieri. Nun gab es auch Romane, die sich mit dem Rest der Besatzung zumindest etwas mehr beschäftigten.

Außerdem ist es gut, Aufräumarbeiten möglichst rasch im Zyklus zu erledigen. Der „Basiru-Aluun“-Zyklus (Bände 100-125) hatte das verschlafen. Er konzentrierte sich lediglich auf die aktuelle Handlung. Diese führte einen Handlungsstrang aus den Romanen vor Band 100 fort. Die anderen Erzählebenen wurden ignoriert. Das führte dazu, dass der letzte Zyklus eine extrem lange Liste an möglichen Fortsetzungen hatte. Das könnte man als gut bezeichnen, schließlich steigen so die Erzählmöglichkeiten. Andererseits ist es für den Leser auch etwas frustrierend, ein Jahr lang zum Beispiel nichts mehr von den Genetics zu hören. Oder zu merken, dass Starr und Kridan eigentlich nur noch eine Statistenrolle einnehmen. Im dem „Große Leere“-Zyklus wurden die Kridan nun zumindest schon nach ungefähr einem halben Zyklus wieder besucht, auch wenn das Ergebnis nicht komplett begeistern konnte.

Invasionsstufe zweiDas Schönste ist aber, dass der aktuelle Zyklus Romane wie „Invasionsstufe Zwei“ liefern kann. Die Schriftgröße ist so klein wie lange nicht mehr und es gibt so viele Handlungsebenen wie schon lange nicht mehr. Während die Wanagi ihre „Invasionsstufe Zwei“ vorbereiten und Taglieri davon erfährt, greifen die Alpha-Genetics die Solaren Welten an, sodass als einzige Rettung eigentlich nur noch die Wanagi übrig bleiben und zusätzlich wird noch eine Verschwörung um den ehemaligen Ratspräsidenten Rudenko angekündigt, womit ein weiterer Handlungsstrang aus fast schon vergessenen Heften wieder aufgegriffen wird. Aus dem Roman hätte man locker drei machen können, man tut es aber nicht. Denn mittlerweile bestimmt bei Sternenfaust offensichtlich nicht mehr das Format den Inhalt, sondern es wird erzählt, was erzählt werden soll.

Das bedeutet, dass man den Zyklus eben auch etwas ruhiger, mit politischen Spielchen, beginnen kann und der standardmäßigen „Startknall“ mit Dana Frosts Unsterblichkeit zwar sensationell, aber nicht mit der Vernichtung eines ganzen Planeten endet. Das bedeutet, dass man sich auch in der Mitte des Zyklus die Zeit für die Einführung eines neuen ersten Offiziers, die Erkundung der Jugend des Captains und ein ganzes Leben für Dana Frost auf einem fremden Planeten gönnen kann. Ganz nebenbei werden immer mal wieder ein paar Informationsbrocken über die merkwürdige Grafschaft herausgegeben, aber vor allem in jedem Roman eine eigenständige Geschichte erzählt, die meist auch zu überzeugen weiß.

Diese ungezwungenen Strukturen erlauben auch zyklusübergreifende Nebenhandlungen. So wurde Harry Chang im vorherigen Zyklus von einem Genetiker dazu gezwungen, mit ihm zu kooperieren, um ein Mittel gegen die tödliche Krankheit zu finden, die hoch entwickelte Genetiker befallen hatte. Dieser Handlungsstrang wurde in einem Zweiteiler aufgelöst, für den am Anfang des Zyklus einfach der Platz da war und der in einer Nachbetrachtung vermutlich nicht viel zu der Gesamtzyklushandlung beigetragen haben wird.

Somit verfolgt „Sternenfaust“ den Weg, der ihr von Anfang an eigentlich zugedacht war: Zyklen mit roten Fäden zu erzählen, die sich aber nicht in ein allzu strenges Zykluskonzept einbetten lassen. Man kann also nicht sicher sein, welcher Handlungsstrang in diesem Zyklus beendet wird. Vermutlich wird ein Schlussstrich unter die Geschichte mit den Wanagi gezogen werden und vermutlich werden wir auch erfahren, wer hinter der Grafschaft steckt. Andere Fragen werden vielleicht nicht beantwortet werden. Wichtig sind für den derzeitigen Stil der Serie vor allem zwei Dinge. Erstens müssen überwiegend gute Einzelgeschichten erzählt werden. Das ist bisher  weitestgehend auch so gelungen, dass man darauf gespannt ist, was die Sternenfaust als nächstes entdecken wird. Zweitens muss das Vertrauen in die Autoren da sein, dass offene Fragen auch irgendwann beantwortet werden. Das ist vor einiger Zeit mal abhanden gekommen, als man damit begann, eine Handlung über einen ganzen Zyklus zu strecken. Seit dem „Erzengel“-Zyklus wurde dieses Vertrauen aber wieder aufgebaut. Jetzt kann man sich sicher sein, dass irgendwann ein Roman wie „Invasionsstufe Zwei“ folgt, der die Handlung nicht nur stark voranbringt und viele Antworten gibt, sondern der dabei auch noch richtig spannend zu lesen ist.

Im Vergleich zu den vorherigen beiden doch recht linearen Zyklen wirkt die derzeitige Erzählweise erfrischend anders. Da merkt man beim Lesen kaum, dass einem zum dritten Mal in Folge ein technisch noch überlegenerer Feind als der vorherige präsentiert wird.
 

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