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Ein Abend bei Gaisbauers (Teil 3)

Teestunde mit Rolf...Moin Rolf, weit geht’s mit dem Abend bei Gustav an dem das Tonband lief und ein Interview geführt wurde. Dann leg mal los. Der Tee ist serviert …

Ein Abend bei Gaisbauers (Teil 3)

Machen wir gleich weiter mit dem Interview, obwohl es Teestunden-Freunden, die von Anfang an dabei waren, nicht viel Neues bringt.

Nur es sind eben alles Worte, die damals tatsächlich von Werner, von mir und begleitend dazu auch von Hermann gesagt wurden.


Das ist schon deshalb interessant, weil ja einige von Werners Fans der Meinung sind, was ich in der Teestunde erzähle, wäre nicht so ganz wahr und alles in meinem Sinn geschönt - Irrtum, Werner hat dieses Interview ›geschönt‹, wie schon berichtet wurde. Aber wäre das, was damals alles gesagt wurde, veröffentlicht worden, hätte W. K. G. wahrscheinlich in Bergisch Gladbach auf einige unangenehme Fragen Erklärungen abgeben müssen.

Das ist damals wie heute. Nicht alles, was in diversen Kellerbars, in Verlagsgebäuden oder auf der Buchmesse (an den Händlertagen) geredet wird, ist für die Fans bestimmt - oder für die Konkurrenz. Wenn damals eine neue Serie geplant war - wie damals »Ritter Roland«, dann erfuhren selbst die Verlags-Autoren es erst, wenn der erste Band raus war. Alles ›Geheime Kommandosache‹ mit ›For your Eyes only‹ -Konzepten und einem ›Kobra, übernehmen Sie! ‹

Denn damals herrschte noch Konkurrenz auf dem Heft-Sektor und es gab unter den Autoren gewisse Schnellschreiber wie auch Jason Dark einer ist, die in einer Woche und auch noch schneller ein Romanheft schreiben können. Wenn ein Verlag flexibel genug war und der zuständige Redakteur pfiffig, dann hätte er es mit etwas Glück geschafft, mit einer ähnlichen Serie zwei Wochen vorher am Kiosk zu sein und der neuen Serie die Kunden wegzuschnappen.

Wäre beispielsweise Kelter an Werner heran getreten - wir hätten zusammen (da hätte ich Urlaub genommen) innerhalb von zwei Wochen die notwendigen 6 Bände Vorlauf für eine Ritter-Serie im Sigurd-Stil zu machen, die den »Ritter Roland« - vor allem diesen ersten Band - bei weitem übertroffen hätte.

Heute ist keine Konkurrenz auf dem Heftmarkt mehr zu fürchten, deshalb brauchte Kelter aus den Abenteuer-Serie und der Fantasy-Serie kein Geheimnis zu machen. Es war klar, das Bastei da keinen Schnellschuss machen würde.

Dieses Interview zur Festschrift des 500sten, das ich so weit nötig mit gut erkennbaren Kommentaren versehe, ist also ein echtes Zeitdokument, was der neuen Leser-Generation noch mal vorgelegt wird.

Allerdings sind wir jetzt bei der Phase angelangt, wo Werner mir ›den Ball rüber gekickt‹ hat. Und natürlich habe ich dann in der mir eigenen ›epischen Breite‹ geantwortet. Los gehts! Werner ist noch dran.

W. K. Giesa: Zurück zu meinen Anfängen. Ich wollte ja Profi-Autor werden und hatte es irgendwann auch einmal geschafft...

Allerdings behielt Werner den Status eines Studenten an der Uni Paderborn noch bis nach 1986 - bis man dort aufwachte und feststellte, das da ein Student inzwischen im Frankfurter Raum wohnte und längst gut verdienender Profi-Autor war. So wurde dann ein Studienplatz frei - und Werner vermisste schmerzlich die günstigen Krankenkassen-Tarife und andere Vergünstigungen als Student. Aber andere hätten das genau so gemacht, keine Frage...

... und während die Verbindung zwischen Rolf und mit immer intensiver wurde, meinte Rolf eines Tages, er könnte das, was ich machte, ebenso gut.
R. Michael: Das war, nachdem ich den ersten Roman von ihm gelesen hatte, denn ich überlege während des Lesens eines Buches immer, wie ich das selbst schreiben würde. Und so sagte ich mir: Das kannst du auch! Und Werner sagte zu mir: Dann mach mal!
Ich hatte ja schon früher Stories für das Fanzine ANTARES geschrieben und Artikel für TIME GLADIATOR. Ich nahm mir also den Anfang einer Fantasy-Story, die ich dreißig Jahre vorher begonnen hatte und flammte dreißig Seiten zusammen. Werner fand, das diese Geschichte recht interessant war und sich gut las. Und er sagte mir, ich solle das mal fertig schreiben...

Heute kann ich das ja sagen. Ich fand das, was ich da zusammen gezimmert hatte - jedenfalls die ersten 30 Seiten - überhaupt nicht so berühmt. Eigentlich hatte ich auch gar keinen Ehrgeiz, noch großartig als Autor zu glänzen. Ich hatte mit der Band "Les Copains" und später mit den "Mikados" genug zu tun und am Arbeitsplatz auch. Dazu noch den damals sehr großen Freundeskreis, zu dem sich auch immer mal eine Freundin gesellte, die Zeit in Anspruch nahm.

Nur, ich hatte den Schnabel aufgerissen - und musste nun zeigen, dass ich wenigstens ein paar Seiten formulieren konnte, die in etwa wie ein Heftroman aussahen. Ich hatte aber angenommen, das Werner das nach drei oder vier Seiten weglegen würde und in seiner unnachahmlichen Weise sagen, das es eben zwischen Amateur-Schreiber nach dem Feierabend eines Stress-Tages und einem Profi-Autor, der eben unbelastet von sonstiger Tätigkeit schreiben kann, ein himmelweiter Unterschied ist. Und wäre das passiert - dann wäre für mich die Angelegenheit erledigt gewesen und mein Leben hätte in weiten Sachen einen anderen Verlauf genommen.

Das war damals also eine der Sternstunden meines Lebens. Und nun ist es eben so gekommen ... weiter in der Rede ...

... noch hundert Seiten, dachte ich mir, das schaffst du nie. Und so lagen diese 30 Seiten weitere zwei Jahre - das war zwischen 1979 und 1980 - unter einem Wust von Papier und alten Zeitungen - denn einen Schreibtisch hatte ich damals noch nicht. Aber eines Abends rief mich Werner an und sagte dass der Verlag die Serie "Professor Zamorra" auf wöchentliches Erscheinen umstellen wollte. "Aber mein Zeug nimmt doch keiner!" sagte ich. "Nein," sagte Werner, "schreib es mal fertig und schick es an die Agentur Grasmück."
"Was bringt das?" Und dann nannte Werner mir einen Betrag. Rock-Zuck war das gute Stück fertig. Ich schickte ihn an die Agentur Grasmück. Von Jürgen Grasmück wusste ich, dass er Dan Shocker war und für alle Horror-Fans irgendwo zwischen dem Papst und dem Himmel angesiedelt wurde.
Nach vier Wochen wagte ich, dort anzurufen und erfuhr, dass das Manuskript Jürgen Grasmück gut gefallen hatte...  

Erst später erfuhr ich... er hatte es nur quer gelesen und weiter geschickt

...ebenso dem Redakteur...

Der es vermutlich genau so intensiv gelesen hat

...nur mit der freiwilligen Selbstkontrolle des Verlages hatte ich Probleme...

Die haben meinen ersten Roman vermutlich als erste komplett gelesen

Ich durfte die zehn Seiten, die sie mir herausgestrichen hatten, nachschreiben. Das gute Stück wurde angekauft und als Professor Zamorra 184 "Der Krakengötze" veröffentlicht.

Der Roman kam genau an dem Tag heraus, als mein Vater 40jähriges Jubiläum bei der Stadtverwaltung Kassel hatte und ich ihm gleich ein Expemplar an seinem Ehrentag überreichen konnte. Das machte natürlich die Runde und so konnte ich zum ersten Mal mit Hans Eichel reden. Der spätere Hessische Ministerpräsident und Bundes-Finanzminister war damals Oberbürgermeister der Stadt Kassel und für die Laudatio meines Vaters höchstselbst gekommen. Wir sind uns dann öfter im Leben über den Weg gelaufen - zuletzt vor fünf Jahren bei einer Prominenten Weihnachts-Gala im Circus Universal-Renz, als ich mit Daniel Renz die Tiger vorführte und Hans Eichel mit Dany Renz mit den Bären auftrat. »Stars in der Manege« in der Provinz.. ahem...

Das Bild vom ›Krankengötzen‹ war vermutlich eins, was sie beim »Spuk-Roman« nicht unterbringen konnten - wegen dem Kraken unten im Bild. Der Original-Titel war »Herrscher des Krakenthrones« - da hatten sie was, um das Bild noch eingermaßen sinnvoll ›zu verbraten‹ ...

... Die gestrichenen Seiten hat übrigens Horst Hermann von Allwörden. Der ist meine Hyäne, die alles frisst, was ich wegwerfe.
H. H. v. Allwörden: Und das mache ich so lange, bis Rolf tot ist, um dann alles posthum zu veröffentlichen.
W. K. Giesa: Dann bringts Geld - vor allem musst du dem Autoren dann nichts mehr zahlen...

Mit nicht - aber Lisa, die zu mir ›Opa‹ sagt (da Rosi, ihre Oma, einige Jahre meine Lebenspartnerin war und wir zusammen gewohnt haben, muss ich ja zwangläufig der Opa sein) und die ich, falls ich nach meinem Bruder von der Bühne abtrete, zu meiner Erbin erklärt habe - auch mit allen Copyrights. Aber das weiß Hermann schon...

Und so viel ist da nicht mehr zu verdienen. Denn außer die Hefte hat Hermann ja inzwischen fast alles von mir im Zauberspiegel drin. Da wird es wenigstens gelesen... Und dazu eben »Visionia« als aktueller Fortsetzungs-Roman. Außer den ›Märchen‹ dem Erotik-Roman »Party-Girl« und zwei oder drei abgelehnten Liebesromanen gibt es nichts Unveröffentlichtes mehr von mir ... nur noch zwei dicke Ordner voll Konzepte aller Art...

R. Michael: Ich habe danach einige Romane geschrieben, die Werner gerne noch mal lesen würde, was aber nicht möglich ist, weil ich sie nicht mehr habe. Hermann hat sie. Diese Romane sind nie erschienen, weil sie zu langatmig waren.

Allerdings habe ich Fragmente dieser erste Rom-Trilogie aus der Zeit Kaiser Neros später vor allem in den Roman »Der Flammengürtel« mit eingebaut - wobei ich, faul wie ich von Natur bin - die passenden Textstellen ausgeschnitten und an die passenden Stellen im Text geklebt habe. Hermann hat damals sie Durchschriften der drei Romane bekommen. Das spielen die ›Helleber‹ mit, die Werner immer mal mit drin hatte und die er erstmalig in seiner ›Amulett-Trilogie‹ vorgestellt hatte. Das fand ich damals recht witzig, zumal ich von Anfang an beim Zamorra versucht habe, in der Schiene zu laufen, die Werner ab Band 111 gelegt hatte - als ich die Rom-Sache dann neu fasste, wusste ich schon, wie der Hase lief. Zumal da dann Michael Ullich und Carsten Möbius dabei waren - an die beim ›Original‹ noch kein Gedanke war.

Als ich dann "Jäger des verlorenenSchatzes" im Kino sah, wusste ich, was die Verlage im Heftroman wollten. Spannung, rasante Action - und natürlich auch einen gewissen Hintergrund. Wie es im ersten "Indiana-Jones"-Film einen achäologischen Background gibt, so habe ich bei meinen Romane, die ohne Reiseführer, ohne Sprachführer und ohne Kulturführer gearbeitet. Danach konnte ich alles verkaufen, was ich schrieb.

G. Gaisbauer: In der damaligen Zamorra-Serie stimmten die Hintergründe aber keinesfalls in jedem Roman.
W. K. Giesa: Es machte sich auch nicht jeder Autor die Mühe, die wir uns gaben.
R. Michael: Deshalb waren wir, zusammen mit Manfred Weinland, über Jahre hinweg zusammen die letzten verbliebenen Autoren der Serie. Und jetzt ist Werner aus geschäftlichen Gründen der einzige Überlebende.
W. K. Giesa: Als wir drei Autoren anfingen, einen roten Faden in die Serie zu bringen und ein Großkonzept festzulegen wurde das den anderen Autoren zu kompliziert. Unter uns dreien gab es ein mündliches Rahmen-Exposè, an das wir uns alle gehalten haben. Die anderen Autoren kannten wir nicht und hatten auch keine Verbindung zu ihnen. Nicht einmal über die Reaktion. Die lernten wir erst viel später kennen.
G. Gaisbauer: Dass heißt, die anderen Autoren - Koblinsky, Helgard, Tenkrat, Susanne Wiemer, Walter Appel, Hary, Wolfgang Hohlbein - schrieben alle nach eigenem Gutdünken. Aber dann wurde doch auch die Titelfigur auch völlig verschieden geschildert.
W. K. Giesa: Genau das war es. Das war auch das Manko dieser Serie. Das war der Grund, warum sie mir als Leser nicht gefiel.
G. Gaisbauer: Und im Verlag gab es keine Redaktion, die die Zamorra-Roman koordinierte.
W. K. Giesa: Nein, wir machten das nur untereinander und der Redakteur übernahm dankenswerter Weise die Romane so, wie er sie bekam. Vielleicht wusste er Qualität zu schätzen.

Ganz sicher wusste er es zu schätzen, dass er in Ruhe seinen »John Sinclair« schreiben konnte, ohne sich lange mit Koordinationen beim Zamorra und so was aufzuhalten. Er hatte ja Kontakte zum Fandom und wusste auch von daher, dass das Konzept, was Werner eingeführt hatte, ankam und die Verkaufszahlen erfolgreich waren. Also brauchte er sich weiter um nichts zu kümmern.

Werner und ich haben ihm damals immer wegen einer Leser-Kontaktseite in den Ohren gelegen, die wir beide auch völlig ohne Honorar gemacht hätten - bei der späteren LKS hat Werner, so viel ich weißt, dafür extra Honorar einfordern können. Aber damals hätten wir das umsonst gemacht, um den Leserkreis bei Zamorra noch weiträumiger anzusprechen. Doch es musste erst der Band 500 kommen, bis der Bastei-Verlag sich in der Richtung bewegt hat.

Womit wir wieder mal zu Ende wären - und ich auch schnell Schluss mache muss. Erstens haben wir schon halb drei Morgens - und zweitens, am Wichtigsten - muss ich nachher Lisa holen. Es sind Herbstferien in Hessen - und da verbringt sie wieder eine Woche beim ›Opa‹ wo man viel mehr darf, als zu Hause bei der Mama. Der ›Circus Charles Knie‹, der neue Asterix-Film, wieder ein Besuch im Wildpark Knüll - und natürlich ihr Freundinnen hier im Dorf - da wird es nicht langweilig. Und mir auch nicht... deswegen die Teestunde in der Nacht zum Montag und nicht, wie sonst üblich Mittwoch kurz vor Tores-Schluss ...

In einer Woche gehts weiter mit dem Interview ... das wird uns noch einige Teestunden kosten. Aber wie gesagt - es ist eben ein Zeit-Dokument ...

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